Zusammenfassung
Amiodaron wird als Klasse-III-Antiarrhythmikum im Rahmen von akuten ventrikulären Tachykardien sowie bei Kammerflimmern (kardiopulmonale Reanimation) nach frustraner Defibrillation eingesetzt. In der Dauertherapie ist es bei therapieresistenten ventrikulären und supraventrikulären Herzrhythmusstörungen indiziert und sowohl in der Dauer-, als auch in der Akuttherapie Mittel der ersten Wahl bei eingeschränkter kardialer Ejektionsfraktion. Die Wirkung von Amiodaron ist vorwiegend auf die Blockade spannungsabhängiger Kaliumkanäle zurückzuführen. Bei der Therapieplanung ist die hohe Lipophilität von Amiodaron zu beachten, die zu einem langsamen Eintritt des Wirkmaximums und einer langen Wirkdauer führt. Aufgrund des hohen Iodanteils von Amiodaron sind allergische Reaktionen wie auch Beeinflussungen des Schilddrüsenstoffwechsels möglich, bei bekannten Schilddrüsenerkrankungen ist eine Gabe somit kontraindiziert. Eine seltene, aber gefürchtete Nebenwirkung ist die Lungenfibrose.
Wirkung
- Hauptwirkung: Blockade von spannungsabhängigen K+-Kanälen
- Pleiotroper Ionenkanalblocker : Zusätzlich Inhibierung von β-Rezeptoren sowie Na+- und Ca2+-Kanälen
- Wirkt als einziges Antiarrhythmikum (fast) nicht negativ inotrop → Einsatz auch bei eingeschränkter kardialer Ejektionsfraktion möglich
Nebenwirkung
- Häufige und starke Nebenwirkungen bei langdauernder Anwendung
- Einlagerung in die Kornea → reversible Beeinträchtigung des Sehvermögens (in ca. 90% der Fälle)
- Photosensibilität der Haut
- Lungenfibrose : Schwerwiegendste, aber eher seltene Nebenwirkung
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Verlängerung der QT-Zeit
- Periphere Neuropathie
- Schilddrüsenfunktionsstörungen: Amiodaron-induzierte Hypothyreose oder Amiodaron-induzierte Hyperthyreose
- Vor der Therapie mit Amiodaron: Schilddrüsenfunktion testen
- Unter Amiodaron-Dauertherapie: Kontrolle TSH, fT4, fT3 alle 6 Monate
- Ggf. Einsatz alternativer Substanzen: Dronedaron
- Epididymitis
"Am-iod!-aron" ist mit ca. 37% stark iodhaltig!
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
- Akuttherapie i.v.
- Therapie der 1. Wahl bei akuten ventrikulären Tachykardien sowie bei Kammerflimmern nach erfolgloser Defibrillation
- Behandlungsbedürftige supraventrikuläre Tachykardien bei Patienten mit Herzinsuffizienz (stark eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion <30%)
- Dauertherapie oral
- Bei therapierefraktärem, stark beeinträchtigendem Vorhofflimmern zur Rhythmuskontrolle → Wiederherstellung bzw. Erhalt eines Sinusrhythmus (gelingt die Rhythmuskontrolle nicht, ist Amiodaron zur alleinigen Frequenzkontrolle nicht indiziert)
Amiodaron kann sowohl in der Akut- als auch in der Dauertherapie bei fortgeschrittener Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion eingesetzt werden!
Kontraindikation
- Hyper- und Hypothyreose, genauso wie Allergien gegen Iod
- Lungenerkrankungen
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Interaktion
- CYP3A4-abhängige Metabolisierung
- Hemmung mehrerer CYP-Enzyme (u.a. CYP3A4, CYP2D6, CYP2C9) → Amiodaron verstärkt die Wirkung u.a. von Vitamin-K-Antagonisten (Blutungsrisiko!), Simvastatin (erhöhtes Risiko für eine Rhabdomyolyse), Digoxin, Ciclosporin (→ siehe auch Pharmakologische Grundlagen)
Pharmakokinetik
- Amiodaron ist sehr lipophil
- Mit dem Blut zirkulierendes Amiodaron verteilt sich zunächst in Myokard und Muskulatur (innerhalb von Stunden bis Tagen)
- Nach wenigen Wochen bis Monaten kommt es zur Einlagerung in das Fettgewebe → Von dort sehr langsame Freisetzung
- Lange Wirkdauer
- Nachweis geringer Konzentrationen noch Monate bis Jahre nach Therapieende möglich
- Geringer Anteil wird hepatisch metabolisiert und biliär ausgeschieden
Orale Therapie | I.v. Bolusgabe | |
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Wirkungseintritt | nach 4-14 Tagen | wenige Minuten |
Maximale Wirkung | nach ca. 4 Wochen | nach 15 Minuten |
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Amiodaron
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