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Vorhofflimmern

Letzte Aktualisierung: 10.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen. Es entsteht durch vom Sinusknoten unabhängige Erregungszentren auf Vorhofebene, die zu unkoordinierten, schnellen Vorhofkontraktionen mit unregelmäßiger ventrikulärer Antwort führen. Neben dem Alter als wichtigstem Risikofaktor wird Vorhofflimmern insb. durch kardiale (bspw. arterielle Hypertonie) und extrakardiale Grunderkrankungen (bspw. Diabetes mellitus, COPD) sowie Lebensstilfaktoren begünstigt. Häufige Symptome sind Palpitationen, Dyspnoe und Erschöpfung, je nach Vorerkrankungen und Kammerfrequenz sind allerdings auch fulminante Verläufe mit Lungenödem, kardiogenem Schock und Tod möglich. Die ineffektive Vorhofkontraktion erhöht zudem das Risiko für Thromboembolien (insb. Schlaganfälle). Diagnostisch wird Vorhofflimmern mittels EKG gesichert – wegweisend sind fehlende P-Wellen, unregelmäßige RR-Abstände und schmale QRS-Komplexe.

Therapeutisch lassen sich drei wichtige Strategien abgrenzen: 1. die Behandlung auslösender Faktoren (Upstream-Therapie), 2. eine adäquate Thromboembolieprophylaxe und 3. die Kontrolle von Symptomen (mittels Frequenz- und/oder Rhythmuskontrolle). Während die Thromboembolieprophylaxe i.d.R. durch orale Antikoagulanzien gewährleistet wird, stehen für die Symptomkontrolle medikamentöse, elektrische und invasive Optionen zur Verfügung – als interventionelle Form der Rhythmuskontrolle gewinnt insb. die Katheterablation zunehmend an Bedeutung.

Aufgrund der altersabhängig zunehmenden Prävalenz stellt Vorhofflimmern auch perspektivisch eine erhebliche Last für das Gesundheitssystem dar. Von entscheidender Bedeutung ist daher die frühzeitige Diagnosestellung und eine konsequente, strukturierte Therapie, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität Betroffener nachhaltig zu verbessern.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Vorhofflimmern (auch AFib, von engl. „Atrial Fibrillation“): Supraventrikuläre Arrhythmie mit
    • Schneller, unkoordinierter Erregung des Vorhofs
    • Verlust der effektiven Vorhofkontraktion und i.d.R.
    • Unregelmäßiger Ventrikelfrequenz (bei intakter AV-Überleitung)
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung im Erwachsenenalter
  • Prävalenz: Ca. 60 Mio. Betroffene weltweit bzw. bis zu 1% der Gesamtbevölkerung[4]
    • Altersabhängiger Anstieg auf bis zu 10% bei Personen ≥65 Jahre [4]
    • Lebenszeitrisiko: Bis zu 33% bei älteren Personen [2]
    • Große geografische Unterschiede [1]
      • >900/100.000 Fälle in Nordamerika und in Teilen Europas
      • <600/100.000 Fälle in Afrika
  • Geschlechterverteilung: >

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Stets sekundäre Genese [1]
    • Chronische Risikofaktoren → Entwicklung, Persistenz und Progress von AFib
    • Akute Triggerfaktoren → Auslösen von AFib bei entsprechender Prädisposition

Bei jeder Person mit Vorhofflimmern ist mind. ein auslösender Faktor präsent!

Chronische Risikofaktoren

Vorhofflimmern – Chronische Risikofaktoren
Nicht-modifizierbar
  • Alter: Stärkster Risikofaktor
  • Ethnie: Personen mit hellem Hautton [3]
  • Genetik: Familiäre Häufung, insg. ca. 140 Genloci identifiziert [3]
Modifizierbar [3]
Kardiale Grunderkrankungen
Extrakardiale Grunderkrankungen
Lebensstilfaktoren

Triggerfaktoren [7][8]

Vorhofflimmern – Triggerfaktoren [7][8]
Kardial
Extrakardial

Ein hilfreiches Akronym zum Erinnern der wichtigsten akuten Triggerfaktoren von Vorhofflimmern ist PIRATES: PPulmonale Erkrankungen, IIschämie, RRheumatische Herzerkrankungen, AAnämie, TThyroidea (Schilddrüsenüberfunktion), EEthanol (Alkoholintoxikation), SSepsis.

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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikation nach Kammerfrequenz

Vorhofflimmern – Klassifikation nach Kammerfrequenz
Begriff Kammerfrequenz Definition
Tachyarrhythmia absoluta >100–110/min Tachykard übergeleitetes AFib
Normofrequente Arrhythmia absoluta 60–100(–110)/min Normofrequent übergeleitetes AFib
Bradyarrhythmia absoluta <60/min Bradykard übergeleitetes AFib

Klassifikation nach Häufigkeit/Dauer

Vorhofflimmern – Klassifikation nach Häufigkeit/Dauer [1]

Begriff

Definition
Erstdiagnostiziertes Vorhofflimmern Zuvor noch nicht diagnostiziertes AFib, unabhängig von Dauer und/oder möglicher Symptomatik
Paroxysmales Vorhofflimmern AFib, das innerhalb von 7 d in einen Sinusrhythmus konvertiert (spontan oder durch Intervention)
Persistierendes Vorhofflimmern AFib, das >7 d anhält (inkl. AFib, das erst nach >7 d kardiovertiert wird)
Langanhaltend persistierendes Vorhofflimmern AFib, das zum Zeitpunkt einer Entscheidung bzgl. Rhythmuskontrolle bereits >12 Monate besteht
Permanentes Vorhofflimmern Sowohl von Patient:innen als auch von ärztlicher Seite akzeptiertes AFib ohne Ziel der Rhythmuskontrolle
Von der ESC nicht mehr empfohlene Begriffe: „Lone atrial Fibrillation“, „valvuläres Vorhofflimmern“ bzw. „nicht-valvuläres Vorhofflimmern“, „chronisches Vorhofflimmern“

Klassifikation nach Dokumentation

Vorhofflimmern – Klassifikation nach Dokumentation
Begriff Definition
Klinisches Vorhofflimmern EKG-Dokumentation ± Symptomatik
Subklinisches Vorhofflimmern Keine EKG-Dokumentation und keine Symptomatik

Weitere Klassifikationen

Vorhofflimmern – Weitere Klassifikationen
Begriff Definition
Recent-Onset Vorhofflimmern Erst seit kurzer Zeit bestehendes AFib (bisher kein Cut-Off-Zeitintervall etabliert )
Trigger-induziertes Vorhofflimmern AFib, das in direktem zeitlichen Zusammenhang mit einem (potenziell reversiblen) Triggerfaktor auftritt
Frühes Vorhofflimmern Seit etwa 3–12 Monaten bestehendes AFib, unabhängig von bestehendem atrialen Remodeling
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Multifaktorielle Pathomechanismen ⇄ Atriales Remodeling ⇄ Vorhofflimmern

  • Multifaktorielle Pathomechanismen
  • Atriales Remodeling: Umbauprozesse auf Vorhofebene mit
    • Atrialer Fibrosierung und
    • Gestörter Erregungsweiterleitung bzw. regional oder global reduzierter Spannung [9]
    • Elektrophysiologische Folgen
      • Reentry-Mechanismen
      • Getriggerte Automatie
  • AFib: Hämodynamische Folgen
    • Hohe Ventrikelfrequenz (bei intakter AV-Überleitung)
    • Wegfall der effektiven Vorhofsystole als Beitrag zur Ventrikelfüllung
    • Atrial reduzierter Blutfluss (insb. im linken Vorhofohr) → Thromboembolierisiko↑

Vorhofflimmern – Elektrophysiologisches Korrelat nach Dauer/Häufigkeit

Dauer/Häufigkeit Elektrophysiologisches Korrelat
Paroxysmales Vorhofflimmern
  • Häufig kleiner Reentry-Kreislauf oder ektope atriale Triggerfoci im Bereich der Pulmonalvenen
Persistierendes Vorhofflimmern

Langanhaltend persistierendes Vorhofflimmern / Permanentes Vorhofflimmern

  • Häufig bereits diffuse atriale Fibrose
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Symptomatiktoggle arrow icon

Hämodynamisch instabiles Vorhofflimmern

Hämodynamisch stabiles Vorhofflimmern

Das Vorhandensein (oder Nicht-Vorhandensein) von Symptomen ist kein Gradmesser für das bestehende Risiko für Thromboembolien!

Auch bei Erstdiagnose eines Vorhofflimmerns sind fulminante Verläufe mit kardiogenem Schock und Lungenödem möglich!

Modifizierter EHRA-Score

  • Symptomscore zur besseren Charakterisierung des jeweiligen Vorhofflimmertyps
  • Erhebung bei Erstdiagnose sowie vor und nach jeder Therapieanpassung
  • Mögliche Entscheidungshilfe bzgl. angestrebtem Therapieziel
mEHRA-Score – Graduierung von Symptomen bei Vorhofflimmern
Grad Symptomatik Beschreibung
I Keine Asymptomatisches AFib
II a Leicht Alltagskompetenz erhalten
b Moderat Alltagskompetenz erhalten, Patient:in jedoch subjektiv beeinträchtigt
III Schwer Alltagskompetenz eingeschränkt
IV Behindernd Keine Alltagskompetenz mehr
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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Brady-Tachy-Syndrom [13]

Vorhofflimmern mit Präexzitation [12][14]

Bei Vorhofflimmern mit Präexzitation dürfen keine negativ dromotropen Substanzen wie Betablocker oder Adenosin eingesetzt werden, da ansonsten die Degeneration in lebensgefährliche ventrikuläre Arrhythmien droht!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Diagnostische Hinweise auf Vorhofflimmern

Diagnosesicherung Vorhofflimmern

Die Diagnose Vorhofflimmern kann nur ärztlich mittels EKG gestellt werden!

Weiterführende Diagnostik bei gesichertem Vorhofflimmern

Bei allen Patient:innen

Bei ausgewählten Patient:innen

Bei jeder Person mit Vorhofflimmern sollte eine strukturierte diagnostische Aufarbeitung erfolgen!

Vorhofflimmern kann unabhängig von anderen Grunderkrankungen für eine Erhöhung von Troponin, NT-proBNP oder D-Dimeren sorgen. Diese Laborparameter sollten immer in Zusammenschau aller klinischen Befunde interpretiert werden!

Screening auf Vorhofflimmern [1]

  • Opportunistisches Screening: Empfohlen bei Personen ab 65 Jahren
  • Systemisches Screening: Bisher aufgrund uneindeutiger Studiendaten keine klare Empfehlung
    • Kann bei Personen ab 75 Jahren bzw. bei hohem Schlaganfallrisiko erwogen werden

Mögliche Screeningtools

Patient:innen sollten vor einem Screening über die möglichen Konsequenzen einer Vorhofflimmerdiagnose aufgeklärt werden und eine Weiterbehandlung sollte gebahnt sein!

Ein mittels Screeningtools detektiertes „Vorhofflimmern“ muss immer durch ein EKG ärztlich bestätigt werden!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Vorhofflattern [2][12][15]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Managementtoggle arrow icon

Initiale Beurteilung

Vorgehen nach Ventrikelfrequenz

Tachykard übergeleitetes AFib >100–110/min

Ein instabiles, tachykard übergeleitetes Vorhofflimmern sollte unmittelbar elektrisch kardiovertiert werden!

Bradykard übergeleitetes AFib <60/min

Normofrequent übergeleitetes AFib 60–100(–110)/min

Vorgehen nach Häufigkeit/Dauer

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Therapietoggle arrow icon

Therapiegrundsätze

  • Vorgeschlagene Herangehensweisen
  • Zusätzliche Maßnahmen
    • Psychosoziale Unterstützung der Betroffenen
    • Aufklärung von Betroffenen, Angehörigen, Pflegenden, ärztlichem Personal
    • Niederschwellige Kommunikation zwischen Erstversorger und auf AFib spezialisiertem Zentrum
  • Gemeinsames Ziel: Interdisziplinäres, patientenzentriertes Behandlungskonzept

Jede von Vorhofflimmern betroffene Person sollte unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sozioökonomischem Status Zugang zu einer optimalen, patientenzentrierten Versorgung erhalten!

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Upstream-Therapietoggle arrow icon

  • Definition: Identifikation und Behandlung von zugrundeliegenden Lebensstilfaktoren und Komorbiditäten
  • Methode
    • Fokus auf die individuell größten Risikofaktoren
    • Realistische Zielsetzung
    • Gemeinsame Entscheidungsfindung
  • Ziel: Wirksamkeit↑ der übrigen Therapiesäulen

Lebensstil optimieren

Komorbiditäten einstellen

Die Identifikation und Behandlung von Risikofaktoren und Komorbiditäten ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Vorhofflimmertherapie!

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Thromboembolieprophylaxetoggle arrow icon

Thromboembolierisiko einschätzen

CHA2DS2VA-Score: Einschätzung des Thromboembolierisikos bei Vorhofflimmern (nach ESC 2024)
Akronym Risikofaktor Definition Punkte
C 1
H
  • >140/90 mmHg in mind. 2 Messungen in Ruhe oder
  • Behandlung mit Antihypertensiva
1
A
  • Alter ≥75 Jahre
2
D 1
S
  • Z.n. thromboembolischem Ereignis
2
V
  • Vaskuläre Erkrankung
1
A
  • Alter 65–74 Jahre
1
Maximalpunktzahl 8

Interpretation: 0–1 Punkte: niedriges Thromboembolierisiko; ≥2 Punkte: erhöhtes Thromboembolierisiko

Das Thromboembolierisiko sollte bei Erstdiagnose Vorhofflimmern und bei jeder Folgevorstellung mittels CHA2DS2VA-Score (re)evaluiert werden!

Blutungsrisiko einschätzen

Risikofaktoren für Blutungsereignisse unter OAK oder Thrombozytenaggregationshemmung
Nicht-modifizierbar
Potenziell modifizierbar

Das Blutungsrisiko sollte bei Erstdiagnose Vorhofflimmern und bei jeder Folgevorstellung (re)evaluiert und modifizierbare Risikofaktoren eingestellt werden!

Orale Antikoagulation

Bei fehlenden Kontraindikationen sollte die orale Antikoagulation beim Vorhofflimmern mittels DOAK durchgeführt werden!

Ein erhöhtes Blutungsrisiko ist per se keine Kontraindikation für eine orale Antikoagulation!

Antikoagulation vor und nach Kardioversion [1][16]

  • Antikoagulation vor Kardioversion
    • Instabile Hämodynamik: Notfallmäßige Kardioversion, Antikoagulation so schnell wie möglich beginnen
    • Stabile Hämodynamik
      • Dauer <24 h: Nach CHA2DS2VA-Score
        • Wenn indiziert: Antikoagulation so früh wie möglich vor Kardioversion beginnen
      • Dauer ≥24 h oder unklar : Kardioversion erst durchführen, wenn
  • Antikoagulation nach Kardioversion

Eine elektive Kardioversion bei Vorhofflimmern >24 h darf erst nach ≥3 Wochen etablierter therapeutischer Antikoagulation oder Thrombenausschluss mittels TEE erfolgen!

LAA-Verschluss [18]

  • Indikation
    • Bei absoluten Kontraindikationen für OAK oder
    • Zusätzlich zu OAK bei vorgeschalteter Indikation für Kardiochirurgie oder (Hybrid‑)Ablation
  • Methoden
    • Interventionell: Kathetergestütztes Einbringen eines LAA-Okkluders von
      • Endokardial (bspw. Amplatzer Amulet®, Watchman® ) oder von
      • Endo- und epikardial (bspw. LARIAT® )
    • Chirurgisch
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Symptomkontrolletoggle arrow icon

  • 2 Hauptprinzipien: Jeweils individuelle Entscheidung, welches Prinzip primär verfolgt wird

Gemeinsames Ziel von Frequenz- und Rhythmuskontrolle ist eine Verbesserung der Lebensqualität durch bessere Symptomkontrolle!

Frequenzkontrolle

Medikamentöse Frequenzkontrolle

Medikamentöse Frequenzkontrolle - Übersicht
Substanzgruppe Anwendungshinweise Dosierung
Akute Frequenzkontrolle (i.v./p.o. ) Langfristige Therapie (p.o.)
Betablocker
NDCA
Digitalisglykoside
  • In der Akutsituation nur Reservemedikamente
  • Bevorzugen bei HFrEF (häufig in Kombination mit Betablockern)
  • Cave: Plasmaspiegel engmaschig kontrollieren [1]
Amiodaron
  • Reservemedikament!
  • Erwägen bei schwerkranken Personen und/oder hochgradig eingeschränkter LV-Funktion
  • Kontraindiziert bei manifester Hyperthyreose
  • Zahlreiche Nebenwirkungen und Interaktionen
  • Cave: Thromboembolierisiko↑ durch rhythmisierende Wirkung

Amiodaron darf bei bekanntem LA/LAA-Thrombus nicht zur Symptomkontrolle eingesetzt werden, da ansonsten eine systemische Embolisierung droht!

Bei (beginnender) hämodynamischer Instabilität sollte direkt elektrisch kardiovertiert werden!

Bei Vorhofflimmern mit Präexzitation dürfen keine negativ dromotropen Substanzen wie Betablocker oder Adenosin eingesetzt werden, da ansonsten die Degeneration in lebensgefährliche ventrikuläre Arrhythmien droht!

Invasive Frequenzkontrolle

  • Indikation: Ultima Ratio bei
  • Methode: CRT-/Schrittmacherimplantation + AV-Knotenablation („Pace and ablate“)
  • Zielfrequenz: Initiale Einstellung i.d.R. 70–90/min
  • Vorteile: Keine Medikamentennebenwirkungen, in Einzelfällen ggf. Verbesserung der LVEF
  • Nachteile
    • Lebenslang komplette Schrittmacherabhängigkeit!
    • Kein Einfluss auf strukturelle Langzeitveränderungen
    • OP-/Interventionsrisiken und Risiko für langfristige Schrittmacherkomplikationen

Die AV-Knotenablation mit vorheriger Schrittmacherimplantation ist die Ultima Ratio der Frequenzkontrolle, da hierdurch eine komplette Schrittmacherabhängigkeit entsteht!

Frequenzkontrolle bei bradykard übergeleitetem Vorhofflimmern

Rhythmuskontrolle

  • Allgemeine Indikationen für eine Rhythmuskontrolle
    • Zusätzliche Therapieoption bei unzureichender Symptomkontrolle unter Frequenzkontrolle
    • Primäre oder zusätzliche Therapieoption bei V.a. Tachykardiomyopathie
    • Primäre Therapieoption bei bestimmten weiteren Patientengruppen
  • Faktoren für eine erfolgreiche Rhythmuskontrolle
  • Vorteile
    • Reduktion von Morbidität und Mortalität in bestimmten Patientengruppen
    • Möglicherweise positiver Einfluss auf strukturelle Langzeitveränderungen [10]
  • Nachteile
    • Erhöhtes Thromboembolierisiko
    • Geringe Erfolgsaussichten bei fortgeschrittenem atrialen Remodeling oder inadäquater Upstream-Therapie
    • Einmalige Kardioversion ohne Zusatztherapie häufig ohne langfristige Wirkung

Strategien zur Rhythmuskontrolle sind insb. bei erst seit kurzer Zeit bestehendem Vorhofflimmern erfolgversprechend!

Elektrokardioversion

Eine Kardioversion bei Vorhofflimmern kann der Demaskierung subtiler Symptome dienen!

Medikamentöse Rhythmuskontrolle

Auch bei der medikamentösen Rhythmuskontrolle muss auf eine adäquate Antikoagulation vor und nach Kardioversion geachtet werden!

Medikamentöse Rhythmuskontrolle - Übersicht
Substanz(gruppe) Anwendungshinweise Dosierung
Kardioversion (i.v./p.o.) Längerfristige Therapie (p.o.)
Flecainid, Propafenon
Vernakalant
  • Vernakalant
  • Keine Empfehlung
Amiodaron
Dronedaron
  • Keine Empfehlung
Sotalol
  • Reservemedikament aufgrund von Hinweisen für erhöhte Mortalität
  • Dosisabhängig proarrhythmische Wirkung
  • Zahlreiche Kontraindikationen (u.a. HFrEF, Asthma, GFR <30 mL/min)
  • Keine Empfehlung

Antiarrhythmika sind nebenwirkungsreiche Substanzen, deren (insb. längerfristiger) Einsatz wohlüberlegt sein sollte!

Bei (beginnender) hämodynamischer Instabilität sollte direkt elektrisch kardiovertiert werden!

Katheterablation

Chirurgische Ablation

Minimalinvasive Pulmonalvenenisolation [20]

OP am offenen Herzen: Cox-MAZE-Operation [21]

  • Indikation: Zusätzliche Therapieoption bei AFib und chirurgischem Mitralklappeneingriff
    • Erwägen bei AFib und kardiochirurgischem Eingriff, der nicht die Mitralklappe betrifft
  • Methode: Transmurale Hochfrequenzstrom- oder kryobasierte Ablation mit LAA-Resektion
  • Zu beachten
    • Intraoperative TEE zum Guiding und Thrombenausschluss empfohlen
    • Ausgiebige biatriale Ablation ggf. mit höheren Raten postoperativer Schrittmacherabhängigkeit assoziiert

Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle

Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle - Vor- und Nachteile
Frequenzkontrolle Rhythmuskontrolle
Vorteile
  • Medikamentös
  • Invasiv: In bestimmten Patientengruppen Verbesserung der LVEF
  • Ggf. positiver Einfluss auf strukturelle Langzeitveränderungen
  • Elektrisch: Schnellste Form der Kardioversion
  • Medikamentös: Keine Analgosedierung
  • Invasiv
Nachteile
  • Kein Einfluss auf strukturelle Langzeitveränderungen
  • Medikamentös: Bradykardierisiko↑
  • Invasiv: Komplette Schrittmacherabhängigkeit
  • Thromboembolierisiko↑
  • Geringe Erfolgsaussichten bei fortgeschrittenem atrialen Remodeling oder inadäquater Upstream-Therapie
  • Einmalige Kardioversion häufig ohne langfristige Wirkung
  • Elektrisch/invasiv: Tiefe Analgosedierung, eingriffsspezifische Risiken
  • Medikamentös: Zahlreiche Medikamentennebenwirkungen
Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle - Indikationen
Frequenzkontrolle Medikamentös
Invasiv
Rhythmuskontrolle Elektrisch
Medikamentös
  • Periinterventionell bei elektiver Elektrokardioversion
  • Symptomatisches Frührezidiv nach Ablation
  • Bei kontraindizierter oder Z.n. (mehrfach) frustraner Ablation
  • Primäre oder zusätzliche Therapieoption in bestimmten weiteren Patientengruppen
Invasiv
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Komplikationentoggle arrow icon

Akute Komplikationen

Die drei wichtigsten Embolieorgane sind Gehirn, Niere und Milz!

Langfristige Komplikationen

Vorhofflimmern – langfristige Komplikationen
Komplikation Häufigkeit bei AFib Pathomechanismus
Tachykardiomyopathie bzw. Herzinsuffizienz ± LV-Dysfunktion
  • 20–30%
  • Chronisch erhöhte Kammerfrequenz
  • Arrhythmische Kontraktionen
  • Herzinsuffizienz als chronischer Risikofaktor für AFib
Kognitiver Abbau, Demenz
  • Mikroembolien
  • Zerebrale Minderperfusion
  • White Matter Lesions bzw. Inflammation
Depression, Suizidalität
  • 16–20%
  • Bei deutlich eingeschränkter Lebensqualität
  • Medikamentennebenwirkungen
Krankenhausaufenthalte
  • Jährliche Rate: 10–40%
  • Behandlung von AFib selbst oder von Komorbiditäten/Komplikationen
  • Therapieassoziierte Komplikationen
Eingeschränkte Lebensqualität
  • >60%
  • Beeinflusst u.a. durch
    • Gesamtlast AFib
    • Komplikationen von AFib
    • Medikamentennebenwirkungen
    • Persönlichkeitstyp

Tachykardiomyopathie [22]

Die Tachykardiomyopathie-Komponente durch Vorhofflimmern wird bei vorbestehender Herzinsuffizienz häufig unterschätzt!

Die Tachykardiomyopathie ist eine Ausschlussdiagnose, die häufig erst retrospektiv gestellt werden kann!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Fahreignung bei Vorhofflimmern und Vorhofflatterntoggle arrow icon

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Postoperatives Vorhofflimmern [1][2][23]

  • Definition: Postoperativ erstdiagnostiziertes AFib
  • Epidemiologie: In der unmittelbar postoperativen Periode bei
    • 30–50%(!) der Personen nach herzchirurgischen Eingriffen
    • 5–30% der Personen nach chirurgischen, nicht-kardialen Eingriffen
  • Vermutete Pathophysiologie: Vorbestehendes atriales Remodeling + Intra- und/oder postoperative Triggerfaktoren → Risiko↑ für postoperatives AFib
  • Symptome/Klinik: Häufig asymptomatisch
  • Diagnostik: 12-Kanal-EKG (siehe auch: Vorhofflimmern - Diagnostik)
  • Therapie
    1. Allgemeines Vorgehen, siehe: Vorhofflimmern - Management
    2. Hämodynamik stabilisieren, Oxygenierung und Analgesie optimieren, Elektrolytstörungen und Volumenhaushalt ausgleichen
    3. Beginn einer OAK + Frequenz- oder Rhythmuskontrolle
      • Langfristige Thromboembolieprophylaxe: Individuelle Entscheidung
    4. Bei Entlassung zeitnahe Wiedereinbestellung mit Reevaluation von Rhythmusprofil und Medikation planen!
  • Komplikationen
  • Prognose: Häufig selbstterminierend, aber
    • 4–5-fach erhöhtes Risiko für AFib-Rezidiv innerhalb von 5 Jahren
    • Ggf. Indikator für spätere Herzinsuffizienz
  • Prävention: Bei herzchirurgischen Eingriffen ggf.
    • Perioperative Prophylaxe mit Amiodaron beginnen bzw. fortführen
    • Intraoperativ posteriore Perikardiotomie durchführen

Vorhofflimmern und KHK [1][2]

Vorhofflimmern und chronisches Koronarsyndrom

Allgemeine Hinweise

  • Symptomkontrolle und Upstream-Therapie optimieren
  • Stabile Patient:innen : Monotherapie mit OAK statt TAH fortführen

Periinterventionelle Antikoagulation/TAH

Vorhofflimmern und akutes Koronarsyndrom

  • Epidemiologie
    • ACS in 2–23% mit AFib assoziiert
    • Myokardinfarkt: Risiko für erstmaliges AFib um 60–77% gesteigert

Periinterventionelle Antikoagulation/TAH

Das individuell festgelegte antithrombotische Therapieschema nach PCI sollte der betroffenen Person verständlich vermittelt und im Entlassbericht klar dokumentiert werden!

Vorhofflimmern und Schwangerschaft [1][2][24]

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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