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Hyperthyreose

Letzte Aktualisierung: 19.3.2025

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Eine Hyperthyreose spiegelt meist eine pathologische Veränderung der Schilddrüse wider. Die häufigsten Ursachen sind der immunogene Morbus Basedow sowie die funktionelle Schilddrüsenautonomie. Klinisch zeigen sich multiple Befunde, unter denen ein Gewichtsverlust trotz ständigem Heißhunger, eine Struma sowie die Merseburger Trias bei Morbus Basedow besonders markant sind.

Zur Diagnostik einer Hyperthyreose müssen die Schilddrüsenparameter fT3, fT4, TSH sowie bei Verdacht auf eine immunogene Genese die relevanten Antikörper (Anti-TRAK, TPO-AK) bestimmt werden.

Vor anderen therapeutischen Maßnahmen muss mithilfe von Thyreostatika eine euthyreote Stoffwechsellage hergestellt werden. Während beim Morbus Basedow unter konservativer Therapie in ca. 50% der Fälle eine dauerhafte Remission erreicht werden kann, sind bei der funktionellen Schilddrüsenautonomie i.d.R. nur die operative Resektion oder die Radioiodtherapie dauerhaft zielführend.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion „Tipps & Links“.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Sonderform: Amiodaron-induzierte Hyperthyreosetoggle arrow icon

Allgemeines

  • Häufigkeit: 2–12% der mit Amiodaron Behandelten
  • Klinisches Bild: Einige Wochen bis Jahre nach Therapiebeginn auftretende Hyperthyreose

Klassifikation

  • Amiodaron-induzierte Hyperthyreose Typ 1 (seltener)
    • Ätiologie: Gesteigerte Hormonsynthese aufgrund der erhöhten Iodbelastung, i.d.R. bei vorbestehender Schilddrüsenpathologie
    • Auftreten: Eher frühzeitig (innerhalb von Wochen nach Therapiebeginn)
    • Verlauf: Häufig schwer
  • Amiodaron-induzierte Hyperthyreose Typ 2 (häufiger)
    • Ätiologie: Gesteigerte Hormonfreisetzung aufgrund einer destruierenden Thyreoiditis, typischerweise keine vorbestehende Schilddrüsenpathologie
    • Auftreten: Eher spät (Monate bis Jahre nach Therapiebeginn)
    • Verlauf: Meist selbstlimitierend, ggf. Übergang in eine Hypothyreose
  • Mischformen: Überlappung von Typ 1 und Typ 2

Diagnostik

  1. Diagnostik der Hyperthyreose: TSH↓, fT4↑, fT3↑ (selten fT3↔︎)
  2. Differenzierung der Unterformen
Diagnostische Differenzierung der Amiodaron-induzierten Hyperthyreose
Diagnostische Parameter Subtyp
Typ 1 Typ 2
Sonografie Morphologie
  • Überwiegend unauffällig
Durchblutung
Laboruntersuchungen Interleukin-6
  • ↔︎
  • Ggf. ↑
Schilddrüsenantikörper
  • Möglicherweise positiv
  • Überwiegend negativ
Szintigrafie
  • Radioiod-Uptake↓/↔︎/↑ bzw. Tc-Uptake↔︎/↑
  • Radioiod- bzw. Tc-Uptake↓

Eine Differenzierung der Unterformen sollte wegen der unterschiedlichen Therapieansätze immer angestrebt werden, sollte jedoch insb. bei schweren Verläufen nie den Therapiebeginn verzögern!

Therapie

Amiodaron kann sowohl eine Hyper- als auch eine Hypothyreose auslösen (siehe auch: Amiodaron-induzierte Hypothyreose). Unter Amiodarondauertherapie sollten daher alle 6 Monate TSH, fT4 und fT3 kontrolliert werden!

Insb. bei vorbestehenden schweren kardialen Erkrankungen und bei älteren Personen mit reduzierter LVEF kann eine Amiodaron-induzierte Hyperthyreose zur kardialen Dekompensation führen!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Morbus Basedow (Graves' disease)

Schilddrüsenautonomie

  • Physiologische, basale Autonomie: Jede Schilddrüse besitzt Areale, die sich der Regulation durch die hypothalamisch-hypophysäre Achse entziehen
  • Fakultative Hyperthyreose: Übermäßiger Anteil von autonomem Schilddrüsengewebe in Suppressionsszintigrafie (>1,5–3%) bei (noch) euthyreoter Stoffwechselsituation
  • Manifeste Hyperthyreose: Meist erst bei hoher exogener Iodzufuhr (in Iodmangelgebieten ist dies bei 80% der Fälle der Auslöser!)
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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeine Symptome

Spezielle Symptome bei Morbus Basedow

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Diagnostiktoggle arrow icon

Laboruntersuchung bei Hyperthyreose

Laboruntersuchungen bei manifester und latenter Hyperthyreose

Manifeste Hyperthyreose

Latente Hyperthyreose

TSH basal

Erniedrigt Erniedrigt

fT3

Erhöht Normal

fT4

In 90% erhöht Normal

Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine manifeste Hyper- oder Hypothyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus!

Bei erniedrigtem TSH sollten sowohl fT4 als auch fT3 bestimmt werden, da es auch isolierte fT3-Hyperthyreosen gibt!

Sonografische Untersuchung der Schilddrüse [5]

  • Bildgebung mittels Dopplersonografie
  • Typische sonografische Befunde bei Morbus Basedow
    • Vergrößerte Schilddrüse ( >18 mL bzw. >25 mL)
    • Vermehrte Vaskularisation des Schilddrüsengewebes
      • Echoarme Areale (diffus oder lokalisiert) in Kombination mit vermehrter Perfusion bzw. erhöhter Gefäßanzahl
      • Bei Morbus Basedow typischerweise sog. „Vaskuläres Inferno.
    • Homogenes, echoarmes Muster

Szintigrafie

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnose bei Hyperhidrosis

Die Hyperhidrosis ist ein häufiger Konsultationsgrund in der Praxis, bei der als erstes die Hyperthyreose ausgeschlossen werden sollte. Weitere Differenzialdiagnosen mit dem Symptom Hyperhidrosis sind:

Bei Gewichtsabnahme trotz adäquatem Essverhalten muss auch immer an eine Tumorkachexie gedacht werden. Ebenso ist bei jedem unklaren Gewichtsverlust im Alter auch an eine Hyperthyreose zu denken!

Bei Abklärung eines Gewichtsverlustes (bspw. Tumorsuche) sollte die Schilddrüsenfunktion stets zu Beginn geklärt werden – insb. vor CT-Untersuchungen mit iodhaltigem Kontrastmittel!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapieprinzipien

Vor jeder anderen Therapie wird immer durch eine thyreostatische Therapie eine euthyreote Stoffwechsellage eingestellt!

Iod-Plummerung

  • Prinzip: Alternatives und eskalatives Konzept zur Blockierung der Schilddrüsenhormonproduktion, hierbei Gabe von hohen Dosierungen (>5 mg/Tag) Iod zur Unterbindung der Iodaufnahme und der Hormonproduktion der Schilddrüse(Wolff-Chaikoff-Effekt)
  • Indikation
    • Zusätzlich zur thyreostatischen Therapie zur präoperativen Erzielung einer Euthyreose, wenn Thyreostatika alleine nicht ausreichen
      • Anwendung nur bei nicht-iodinduzierten Formen einer Hyperthyreose
    • Als Schutzmaßnahme bei einem schweren nuklearen Zwischenfall
  • Iodgabe bei einem schweren nuklearen Zwischenfall
    • Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten nach altersadaptierten Richtwerten
    • Zeitpunkt der Einnahme: Nach Aufforderung durch die zuständigen Behörden, idealerweise vor (bis wenige Stunden nach) Resorption des radioaktiven Iods.
    • Einnahmehinweise: Einnahme mit einem Schluck Wasser, insb. für Kinder ist das Auflösen in einem Getränk (bspw. Tee, Saft, Wasser) möglich, die Flüssigkeit muss sofort getrunken werden
    • Altersgerechte Iod-Dosierung
      • Bis 1 Monat
      • 1 Monat bis 3 Jahre
      • 3–12 Jahre
      • 13–45 Jahre
      • >45 Jahre: Kontraindikation für eine Kaliumiodid-Einnahme
      • Schwangere und Stillende jeden Alters
      • Bei bekannter Hyperthyreose sollte die Einnahme erst nach ärztlicher Rücksprache bzw. mit engmaschigen Kontrollen nach Einnahme erfolgen
  • Wirkung: Rascher Wirkungseintritt (binnen 24 h), relativ kurze Wirkdauer (1–2 Wochen)

Bei einer Hyperthyreose darf Iod nicht ohne eine Abdeckung durch Thionamide gegeben werden → Gefahr der thyreotoxischen Krise!

Therapie bei Morbus Basedow

  1. Thyreostatische Therapie über 12–18 Monate, i.d.R. mit Thionamiden (= Hemmung der Thyreoperoxidase)
  2. Anschließend: Auslassversuch (CAVE: Gefahr einer Hyperthyreose!)
  3. Bei Rezidiv/persistierender Erkrankung: Definitive Behandlung mit:

Therapie bei Schilddrüsenautonomie

Therapie bei seltenen Ursachen einer Hyperthyreose

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AMBOSS-Pflegewissen: Hyperthyreosetoggle arrow icon

Für Grundlagen der Anatomie und Physiologie, siehe auch: Schilddrüse

Beobachten/Überwachen

Die klinischen Verläufe der Hyperthyreose reichen von symptomlosen Betroffenen bis hin zu Patient:innen mit stark ausgeprägter Symptomatik. Treten die Symptome erstmalig auf oder verschlechtern sich unter einer bestehenden medikamentösen Therapie, sollte dies mit dem ärztlichen Personal besprochen werden.

Thyreotoxische Krise

Eine thyreotoxische Krise tritt selten auf, hat aber mit >20% eine hohe Letalität. Für eine thyreotoxische Krise besonders gefährdet sind Patient:innen mit einer nicht oder nur unzureichend behandelter Hyperthyreose. Die thyreotoxische Krise kann spontan auftreten oder durch Trigger ausgelöst werden. Insb. die Iodexposition durch iodhaltige Kontrastmittel steht hier im Vordergrund. Pflegefachpersonen müssen die Ätiologie und Klinik einer thyreotoxischen Krise kennen, um gefährdete Patient:innen besonders sorgfältig zu überwachen.

Für jede Bildgebung, bei der iodhaltiges Kontrastmittel verabreicht wird, muss ein aktueller TSH-Wert vorliegen, um eine Hyperthyreose auszuschließen!

Treten Symptome einer thyreotoxischen Krise auf, muss unverzüglich das ärztliche Personal verständigt und Reanimationsbereitschaft hergestellt werden!

Medikamentöse Therapie

Zur Einstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage ist die Therapie der 1. Wahl die Gabe von Thionamiden , die zur Medikamentengruppe der Thyreostatika gehören. Ggf. erfolgt zusätzlich eine symptomatische Therapie . Darüber hinaus kann eine Radioiodtherapie oder eine (Teil‑)Resektion der Schilddrüse notwendig sein. Siehe auch:

Beratungsschwerpunkte bei medikamentöser Therapie mit Thyreostatika

Gelenkschmerzen bzw. Halsschmerzen und Fieber sind die wichtigsten Warnsignale, auf die Patienten unter Thionamid-Therapie hingewiesen werden müssen!

Weitere pflegerische Maßnahmen

Beratung

  • Aufklärung der Patient:innen über die (möglichen) Symptome der Hyperthyreose, bei Veränderung der Symptomatik soll der Arzt/die Ärztin aufgesucht werden
  • Patient:innen sollten die Hyperthyreose (und ggf. die medikamentöse Therapie) erwähnen, wenn radiologische Untersuchungen geplant werden
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Komplikationentoggle arrow icon

Thyreotoxische Krise

Allgemeines

MR-Untersuchungen sind bei Hyperthyreose-Patienten unproblematisch, da als Kontrastmittel nicht Iod, sondern Gadolinium eingesetzt wird!

Klinik

Ein Patient mit thyreotoxischer Krise gehört auf die Intensivstation!

Kausale Therapie bei thyreotoxischer Krise

Bei der Gabe von Thionamiden ist die Agranulozytose als Nebenwirkung zu bedenken. Generell ist die thyreostatische Therapie in der thyreotoxischen Krise jedoch trotz der möglichen Nebenwirkungen alternativlos!

Symptomatische Therapie

Insb. hinsichtlich hämodynamischer Aspekte kann die Behandlung einer thyreotoxischen Krise herausfordernd sein: Negativ inotrope Effekte von Betablockern bewirken ein reduziertes Herzzeitvolumen, bei einem Verzicht auf Betablocker können wiederum tachykarde Rhythmusstörungen zu einem niedrigeren Herzzeitvolumen führen!

Die Letalität der thyreotoxischen Krise liegt bei >20%!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Schwangerschaft [7][12][13]

Sonderform: β-HCG-induzierte Hyperthyreose

  • Ursache: β-HCG-induzierte Stimulation von TSH-Rezeptoren
  • Symptome: Meist keine typischen Symptome einer Hyperthyreose, häufig Hyperemesis gravidarum (bis zu 73% der Fälle) [13]
  • Verlauf: Meist selbstlimitierend
  • Therapie: Abhängig vom Ausmaß der Beschwerden
    • I.d.R. keine spezifische Therapie notwendig, symptomatische Therapie kann erwogen werden

Insulinpflichtiger Diabetes mellitus

  • Erhöhter Insulinbedarf [14] : Ggf. passagere Anpassung der Insulintherapie an den erhöhten Bedarf, engmaschigere Blutzuckerkontrollen bis zur Erreichung einer Euthyreose
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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Morbus Basedow

Hyperthyreose (Video frei verfügbar)

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • E05.-: Hyperthyreose [Thyreotoxikose]
    • Exklusive: Chronische Thyreoiditis mit transitorischer Hyperthyreose (E06.2), Hyperthyreose beim Neugeborenen (P72.1)
    • E05.0: Hyperthyreose mit diffuser Struma
    • E05.1: Hyperthyreose mit toxischem solitärem Schilddrüsenknoten
      • Hyperthyreose mit toxischer einknotiger Struma
    • E05.2: Hyperthyreose mit toxischer mehrknotiger Struma
    • E05.3: Hyperthyreose durch ektopisches Schilddrüsengewebe
    • E05.4: Hyperthyreosis factitia
    • E05.5: Thyreotoxische Krise
    • E05.8: Sonstige Hyperthyreose
    • E05.9: Hyperthyreose, nicht näher bezeichnet
      • Hyperthyreose o.n.A.
      • Thyreotoxische Herzkrankheit† (I43.8*)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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