Zusammenfassung
Die Legionellose ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Der Erreger Legionella pneumophila ist ein Nasskeim, der sich vor allem in Warm- und Kondenswasser vermehrt (z.B. in Warmwasseranlagen, Klimaanlagen) und über kontaminierte Aerosole übertragen wird. Klinisch unterscheidet man einen leichten Verlauf ohne Pneumonie (Pontiac-Fieber) von einem schweren Verlauf mit Pneumonie (Legionärskrankheit). Bei entsprechendem Verdacht sollte zum Erregernachweis ein Antigennachweis im Urin erfolgen. Therapie der Wahl ist die Gabe von Fluorchinolonen (Levofloxacin). Der Erregernachweis ist namentlich meldepflichtig.
Der Name der Erkrankung geht auf eine Epidemie bei einem Treffen amerikanischer Kriegsveteranen („The American Legion“) zurück.
Epidemiologie
- Häufigkeitsgipfel: In jedem Alter möglich, meist Erwachsene betroffen
- Risikopatienten
- Ältere Menschen
- Patienten mit chronischen Erkrankungen
- Immunsupprimierte
- Raucher
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Erreger
-
Legionella pneumophila („Legionellen“, gramnegative Stäbchen, obligat aerob, fakultativ intrazellulär, Nasskeim)
- Optimaler Wassertemperaturbereich für Legionellen 20–50°C
- Legionellen werden bei Wassertemperaturen zwischen 60 und 70°C abgetötet
Infektionsweg
-
Inhalation kontaminierter Aerosole
- Kalt-und Warmwassersysteme: Z.B. Hotels, Kliniken, Altersheime
- Schwimmbecken, Duschanlagen, Whirlpools
- Raumlufttechnische Anlagen, bei denen es zu Kontamination von Kondenswasser kommen kann: Klimaanlagen, Kühlwerke
Symptomatik
Nur ca. 1% der gegenüber Legionellen exponierten Personen entwickelt eine Infektion, die bei Gesunden meistens asymptomatisch verläuft. Vorwiegend bei Risikopatienten kann es zu einer symptomatischen Erkrankung kommen, die sich entweder als Pontiac-Fieber (90%) oder Legionärskrankheit (10%) manifestiert:
Pontiac-Fieber
- Inkubationszeit: 1–3 Tage
- Leichter Verlauf einer Legionellose ohne Pneumonie
- Symptome sind nur schwer von einem grippalen Infekt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen zu unterscheiden
Legionärskrankheit (Legionellen-Pneumonie)
- Inkubationszeit: 2–10 Tage
- Symptome einer atypischen Pneumonie, bspw.
- Grippeähnliche Beschwerden
- Trockener Husten
- Mögliche Begleitsymptomatik: SIADH mit
Diagnostik
Siehe auch Diagnostik der Pneumonie
Nachweismethoden des Erregers
Eine spezifische mikrobiologische Untersuchung zum Erregernachweis und zur Sicherung der Diagnose sollte bei entsprechendem Verdacht unbedingt erfolgen
- Legionellen-Antigentest im Urin
- Legionellen-PCR aus Sputum
- Erregernachweis aus Sputum- und Bakterienkultur: Ergebnis erst nach 4–7 Tagen
- Serologie: Ein 4-facher Antikörper-Titeranstieg innerhalb von 2 Wochen spricht für eine Infektion
- Typisierung: Vergleich der Legionellen-Isolate von Infizierten mit denen aus der Umwelt hilft bei der Identifikation der Infektionsquelle
Therapie
Jede Legionellen-Pneumonie sollte aufgrund der hohen Letalität frühzeitig antibiotisch behandelt werden.
- Antibiotische Therapie: Bei Legionellen-Nachweis erfolgt eine wirksame antibiotische Therapie über 5–10 Tage, bei Immunsuppression über 21 Tage
- 1. Wahl: Levofloxacin
- Alternative: Makrolide (z.B. Clarithromycin )
- Veraltet: Zusätzliche Gabe von Rifampicin bei schwerem Verlauf – laut RKI nicht mehr empfohlen (Stand: 2013)
- Siehe auch: Therapie der Pneumonie
Bei jedem atypischen Pneumonieverdacht müssen Legionellen als Erreger antibiotisch mit abgedeckt werden!
Prävention
Maßnahmen bei Nachweis einer kontaminierten Wasserstelle in einer medizinischen Einrichtung
- Meldepflicht an das Gesundheitsamt: Für die Legionellose gilt nach dem Infektionsschutzgesetz die namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
- Die kontaminierte Wasserstelle darf nicht mehr genutzt werden
- Auf Station darf zum Verbrauch (z.B. Körper- und Mundpflege, Trinken, Kochen, Reinigen der Station) nur noch Wasser ohne erhöhte Legionellenkonzentration (Nachweis erforderlich) verwendet werden
- Chemische oder thermische Desinfektion
- Einsatz endständiger Filter
Es ist keine Isolierung erforderlich, da eine Übertragung von Mensch zu Mensch für die Legionellose untypisch ist!
Thermische Desinfektion
Bei der thermischen Desinfektion wird das gesamte Wasserleitungsnetz inklusive der Entnahmearmaturen für mindestens drei Minuten auf mehr als 71°C erwärmt.
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen )
- Namentliche Meldepflicht bei Erkrankungs- und Todesfällen
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen )
- Labormeldepflicht nach § 7 IfSG
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
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Legionellose
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- A48.-: Sonstige bakterielle Krankheiten, anderenorts nicht klassifiziert
- Exklusive: Aktinomyzetom (B47.1)
- A48.1: Legionellose mit Pneumonie
- A48.2: Legionellose ohne Pneumonie [Pontiac-Fieber]
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.