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Akute unkomplizierte Atemwegsinfektionen

Letzte Aktualisierung: 21.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Akute unkomplizierte Atemwegsinfektionen („grippale Infekte“, „Erkältungen“) zählen zu den typischen Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis. Sie treten gehäuft in der kälteren Jahreszeit auf und sind meist viral bedingt. Zur Diagnosestellung sind Anamnese und körperliche Untersuchung i.d.R. ausreichend. Lediglich bei Risikogruppen, Hinweisen auf einen schweren Verlauf oder V.a. eine spezifische infektiöse Ursache ist ggf. eine erweiterte Diagnostik nötig. Therapeutisch steht die Aufklärung über den zumeist selbstlimitierenden Verlauf im Vordergrund; zudem können Allgemeinmaßnahmen, Hausmittel oder frei verkäufliche Medikamente zur Symptomlinderung zum Einsatz kommen.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Phasenweises Auftreten, insb. während kalter Jahreszeit
  • Häufigkeit [1]
    • Kinder: Bis zu 8 Infekte pro Jahr bis zum Schulalter, danach abnehmend [2]
    • Erwachsene: Ca. 2–4 Infekte pro Jahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Inkubationszeit: Ca. 1–7 Tage
  • Dauer: Insgesamt ca. eine Woche
  • Symptomatik
    • Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, evtl. Heiserkeit
    • Rhinitis
    • Husten (trocken oder produktiv)
    • Ggf. Ohrenschmerzen
    • Allgemeinsymptome
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Diagnostiktoggle arrow icon

Basisdiagnostik

Die Basisdiagnostik bei akuter Atemwegsinfektion dient in erster Linie dazu, Hinweise auf einen komplizierten Verlauf oder behandlungsbedürftige Lokalinfektionen zu prüfen (bspw. hohes Fieber, starke Beeinträchtigung des Allgemeinzustands, Hinweise auf Pneumonie/Tonsillitis etc.). Liegen diese nicht vor, ist i.d.R. keine weitere Diagnostik erforderlich!

Erweiterte Diagnostik

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Wichtige Differenzialdiagnosen akuter unkomplizierter Atemwegsinfektionen

Erkrankung Besondere Charakteristika
Akute Angina tonsillaris durch Streptokokken
Akute Bronchitis
  • Erkältungssymptome mit initial trockenem, im Verlauf produktivem Husten
  • Auskultation: Verschärftes Atemgeräusch, grob- bis mittelblasige Rasselgeräusche, exspiratorisches Giemen/Pfeifen/Brummen bei Obstruktion
Allergie
  • Rhinitis, Konjunktivitis
  • Saisonal durch Pollen oder ganzjährig bspw. durch Hausstaubmilbenallergene, Tierhaare, Schimmel
COVID-19
  • Symptomatik ähnlich wie bei akutem unkomplizierten Atemwegsinfekt
  • Dyspnoe als Hinweis auf beginnenden schweren Verlauf
  • Zum Teil Anosmie und/oder Dysgeusie
  • Weitere Symptome anderer Organsysteme möglich
Exazerbierte COPD
Infektiöse Mononukleose
Influenza
  • Eher plötzlicher Beginn mit hohem Fieber und ausgeprägten Allgemeinsymptomen
  • Trockener Husten
Pertussis
  • Stakkatoartiger Husten, v.a. nachts
  • Typischerweise vorgestreckte Zunge beim Husten, anschließendes Auswürgen von Schleim oder Erbrechen
  • Langer Verlauf

Pneumonie

Sinusitis
  • Gesteigerte Nasensekretion und retronasale Sekretion
  • Gesichtsschmerzen
  • Klopfschmerzhaftigkeit der Sinus paranasales
  • Ggf. Fieber

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapieprinzipien

  • Aufklärung über zumeist selbstlimitierenden Verlauf unkomplizierter Atemwegsinfekte (insb. ohne Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie)
  • Allgemeinmaßnahmen und symptomatische Therapie stehen im Vordergrund
    • Für viele Hausmittel und frei verkäufliche Mittel keine/schwache Evidenz
  • Überversorgung vermeiden

Symptomatische Therapie (Übersicht)

  • Allgemeinmaßnahmen
    • Körperliche Schonung, ggf. Ausstellung einer AU
    • Befeuchtung der Atemwege
    • Rauchverzicht
  • Ggf. Einsatz von „Hausmitteln“
  • Medikamentöse Maßnahmen mit erwiesener Wirkung
  • Weitere frei verkäufliche Medikamente, inkl. phytotherapeutische und komplementärmedizinische Optionen
    • Keine bis geringe Evidenz, evtl. hoher Kostenfaktor
    • Mögliche Nebenwirkungen beachten, insb. bei Kindern schwere Unverträglichkeitsreaktionen möglich [1]

Für Details siehe: Therapieoptionen bei Atemwegsinfektionen

Umgang mit Antibiotika

Patient:innen mit unkomplizierten akuten oberen Atemwegsinfektionen inkl. Bronchitis sollen nicht mit Antibiotika behandelt werden! [8]

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Therapieoptionen im Detailtoggle arrow icon

Für die meisten Maßnahmen ist eine Wirksamkeit nicht sicher erwiesen!

Insb. bei Kindern können Präparate mit ätherischen Ölen schwere Nebenwirkungen hervorrufen (allergische Reaktionen, Laryngo-/Bronchospasmus)![5]

„Hausmittel“

Weitere Therapieoptionen

Symptomatische Therapie akuter unkomplizierter Atemwegsinfektionen
Therapiegruppe Maßnahme/Substanz Erwünschter Effekt Anmerkungen
Nicht-Opioid-Analgetika
Dekongestiva („Nasenspray“)
  • Abschwellen der (Nasen‑)Schleimhaut
  • Schleimlösend
  • Befeuchtend
  • Ohne Gewöhnungseffekt
  • Auch für Kinder geeignet
Präparate gegen Husten Für Details siehe: (Sub)akuter Husten: Symptomatische medikamentöse Therapie
  • Je nach Wirkstoff
  • Wirksamkeit nicht sicher belegt
  • Einsatz umstritten
  • Keine Kombination mit Antitussiva
  • Antitussiv bei trockenem Husten/Reizhusten
  • Einsetzbar bei unproduktivem Husten und gestörtem Nachtschlaf
  • Einsatz umstritten [11]

Kombinationspräparate

  • Zurückhaltender Einsatz
  • Zum Teil mit Alkohol und Koffein
Phytotherapeutika
  • Ätherische Öle
    • Brusteinreibungen, Inhalationen
    • Als ergänzende Wirkstoffe in abschwellendem Nasenspray
  • Je nach Präparat
    • Mukolyse/Sekretolyse
    • Krampflösend
    • Durchblutungsfördernd
    • Antiseptisch
    • Atemwegsberuhigung
  • CAVE bei ätherischen Substanzen: Möglicher Bronchospasmus bei hyperreagiblen Atemwegen, insb. bei Kindern (s.o.)!
  • Bei Einreibungen kutane Unverträglichkeit möglich
  • Symptomverkürzung
  • Vorbeugend
  • Widersprüchliche Datenlage [1][12]
  • CAVE: Unverträglichkeitsreaktionen, Allergien und Intoxikationen möglich [4]
  • Symptomlinderung und -verkürzung
  • Sekretolytisch
  • Antitussiv
  • Bronchodilatativ
  • Bei Kindern ≥1 Jahr einsetzbar
  • Ginseng
  • Symptomlinderung und -verkürzung
  • Widersprüchliche Datenlage
Weitere
  • Zink [1][13]
  • Symptomlinderung und -verkürzung um 1–2 Tage
  • NW: Übelkeit, Geschmacksstörungen
  • CAVE: Überdosierung möglich
  • Nicht bei Personen <18 Jahren
  • Widersprüchliche Datenlage [12]
  • Traditionelle chinesische Medizin (TCM)
  • Vorbeugend, symptomlindernd
  • Widersprüchliche Datenlage
  • Je nach Präparat
  • Nach Datenlage nicht wirksamer als Placebo
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Präventiontoggle arrow icon

  • Nachweislich wirksame Maßnahmen [10]
  • Fragliche Wirksamkeit
    • Sport
    • Schlafdauer
    • Gurgeln
    • Vitamine
    • Probiotika [1][14]
    • Zink
    • Knoblauch [15]
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Patienteninformationentoggle arrow icon

  • „Erkältung“ von gesundheitsinformation.de
  • „Schnupfen, Husten und Halsschmerzen lindern“ von gesundheitsinformation.de
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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