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Hypothermie und Erfrierungen

Letzte Aktualisierung: 18.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Für einen optimalen Stoffwechsel sollte die Körperkerntemperatur zwischen 36 und 37 °C liegen. Kommt es zu einer starken Kälteeinwirkung (bspw. durch kühle Außentemperaturen, Nässe), versucht der Körper zunächst durch Regulationsmechanismen wie Kreislaufzentralisierung und Kältezittern die Temperatur aufrecht zu halten. Sind diese Regulationsmechanismen jedoch nicht mehr ausreichend und kann der Kälte nicht ausgewichen werden, kann es zu einer Unterkühlung (Hypothermie) und Erfrierungen kommen. Eine schwere Hypothermie ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, da sie mit Herzrhythmusstörungen einhergehen kann. Therapeutisch steht eine Wiedererwärmung (von zentral nach peripher) im Vordergrund. Leichte Erfrierungen sind reversibel, in schweren Fällen ist jedoch eine Amputation erforderlich.

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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Hypothermietoggle arrow icon

Definition [1][2][3]

Ätiologie [5]

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Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Klinik und Klassifikation der Hypothermie [1][2][3][5][7]
Körperkerntemperatur Stadium Symptomatik
32–35 °C
  • Stadium I (milde Hypothermie)
28–32 °C
  • Stadium II (moderate Hypothermie)
24–28 °C
  • Stadium III (schwere Hypothermie)

<24 °C

  • Stadium IV
  • Stadium V

Ab einer moderaten Hypothermie können lebensbedrohliche Arrhythmien auftreten!

Bei einer Körperkerntemperatur <32 °C ist zudem das Auftreten eines paradoxen Wärmegefühls möglich, bei dem Betroffene sich bspw. entkleiden (sog. „Kälteidiotie“)!

Die Reihenfolge der klinischen Symptome kann variieren, daher sind die Vitalparameter immer in Zusammenschau mit der Körperkerntemperatur zu beurteilen! [5]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Präklinische Diagnostik [5][8]

Bei Hypothermie können Lebenszeichen leicht übersehen werden!

Klinische Diagnostik [5][10]

Eine Hypothermie tritt oft infolge eines anderen Problems auf, bspw. durch eine Bewusstseinsstörung bei Alkoholintoxikation. Die strukturierte notfallmäßige Ursachenabklärung ist darum essenziell!

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Therapietoggle arrow icon

Ein zügiger Transport sollte durch Maßnahmen zur Wiedererwärmung nicht verzögert werden!

Die Auswahl des Krankenhauses muss sich nach dem Schweregrad der Hypothermie und den dafür benötigten Therapieoptionen richten! [10]

Wiedererwärmung [5]

Passive Wiedererwärmung (passive externe Wiedererwärmung)

  • Indikation: Akzidentelle Hypothermie Stadium I bei vormals gesunden Personen (primäre Hypothermie)
  • Durchführung
    • Zudecken, bspw. mit Wolldecken oder Rettungsdecke
    • Ganzkörperisolation
    • Warme Umgebung, Schutz vor Zugluft
    • Kopf bedecken (Mützen)

Präklinisch sollten insb. passive Maßnahmen zur Wiedererwärmung ergriffen werden (weniger Zeitverlust und verminderte Gefahr von Komplikationen, bspw. „Afterdrop“). [11]

Aktive Wiedererwärmung

Ab Stadium II sollte die Wiedererwärmung von außen niemals in der Peripherie begonnen werden, außerdem sollten stärkere Bewegungen vermieden werden!

Weitere Maßnahmen [5]

Hypothermie reduziert das Ansprechen des Herz-Kreislauf-Systems und der Organe auf Wirkstoffe! Bei einer Körperkerntemperatur <30 °C steht die Wiedererwärmung im Vordergrund, Medikamente sollten zurückhaltend verabreicht werden (Dosis↓, Dosisintervall↑)!

Reanimation bei Hypothermie [1]

Nobody is dead until they are warm and dead!

Hypothermie gehört zu den reversiblen Ursachen eines Kreislaufstillstandes (4Hs)!

Komplikation: „Afterdrop

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Kälteinduzierte Verletzungentoggle arrow icon

Erfrierungen [5][13]

  • Definition: Gewebeschäden, die bei einer Gewebetemperatur <0 °C auftreten [5]
  • Ätiologie
    • Längerer Aufenthalt in kalter Umgebung oder direkter Kontakt mit kalten Flüssigkeiten, Metallen
    • Risikofaktoren: Enge Kleidung/Schuhe, Immobilisierung, vasokonstriktorische Medikamente
  • Pathophysiologie: Bildung von Eiskristallen → Zellschäden, u.a. des vaskulären EndothelsHämostase, mikrovaskuläre Thromben → Ischämie (auch bei Auftauen des Gewebes fortschreitend!) → Ödembildung, oberflächliche Nekrosen
  • Klinik
  • Diagnostik: Klassifikation der Erfrierungen
    • Grad I: Blasse Haut, Schwellung und Schmerzen
    • Grad II: Blau-rote Haut, Blasenbildung
    • Grad III: Einzelne, kaum schmerzhafte Gewebsnekrosen
    • Grad IV: Vollständige Gewebsnekrose
  • Differenzialdiagnostik
  • Therapie: Möglichst in Verbrennungszentren

Da Erfrierungen erst verspätet ihren vollen Umfang zeigen, darf eine Amputation erst bei Erreichen eines endgültigen Zustands durchgeführt werden!

Häufig liegen gleichzeitig eine Hypothermie und Erfrierungen vor. In diesen Situationen steht grundsätzlich die Therapie der Hypothermie im Vordergrund, da diese im Gegensatz zu lokalen Erfrierungen akut lebensbedrohlich sein kann!

Kälteschäden („Non-freezing cold injury“) [13]

Bei der „Non-freezing cold injury“ ist die schnelle Wiedererwärmung der betroffenen Körperteile kontraindiziert, um einen Reperfusionsschaden zu vermeiden!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Hypothermie

Erfrierung

T33.-: Oberflächliche Erfrierung

T34.-: Erfrierung mit Gewebsnekrose

T35.-: Erfrierung mit Beteiligung mehrerer Körperregionen und nicht näher bezeichnete Erfrierung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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