Zusammenfassung
Die Windeldermatitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglingsalter. Auch bei älteren Kindern, die aus anderen Gründen Windeln tragen müssen, kommt es trotz guter Pflege gelegentlich zu Hautreizungen. Sehr wahrscheinlich führen ein pH-Wert-Anstieg (Alkalisierung) der Haut sowie Lipase und Trypsin des Stuhls zu flächigen Rötungen, Papeln und nässenden Flächen bis hin zu Ulzera in stark ausgeprägten Fällen. Durch ein zu seltenes Wechseln der Windel wird eine Windeldermatitis zwar begünstigt, i.d.R. liegt jedoch eine multifaktorielle Genese vor. Eine Sekundärinfektion mit Candida oder Bakterien ist häufig, da das feuchtwarme Milieu ein optimales Nährmedium bietet. Therapeutisch erfolgen Allgemeinmaßnahmen wie Windelpause und häufiges Windelwechseln sowie eine Lokaltherapie mit Zinkpaste. Bei Candida-Befall kommen topische oder orale Antimykotika (z.B. Nystatin) zum Einsatz. Bei einer perianalen Streptokokkendermatitis ist eine systemische antibiotische Therapie (z.B. mit Cefuroxim) indiziert.
Epidemiologie
- Häufigkeit: Bis zu 35% aller Säuglinge erkranken mind. ein- oder mehrmals
- Altersgipfel: 8 Monate – <1 Jahr
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Multifaktorielle Genese
- Pathogenese: Irritative Kontaktdermatitis [1][2]
- Folge: Barrierestörung mit erhöhtem Risiko für Sekundärinfektionen (durch Candida oder Bakterien)
- Risikofaktoren
- Diarrhö
- Seltenes Wechseln der Windel (verlängerter Kontakt der Haut mit Stuhl und Urin)
- Empfindliche Haut (insb. atopisches Ekzem)
- (Beginnender) Infekt
- Dentition
- Systemische Antibiotikatherapie
- Protektiv: Stillen [3]
Symptomatik
- Effloreszenz
- Unscharf begrenzte flächige Rötung mit erythematösen Papeln, Erosionen, Schuppung sowie nässenden Flächen
- Bei ausgeprägtem Befund: Flächige Ulzera
- Lokalisation: Windelbereich, evtl. Ausbreitung auf die Innenseite der Oberschenkel, Rücken, Unterbauch
Diagnostik
- Klinische Diagnosestellung: Anamnese, Morphologie und Lokalisation
- Vor Therapieeinleitung: Hautabstrich mit mikrobiologischer Untersuchung
- Insb. auf Hefepilze wie Candida albicans
Differenzialdiagnosen
- Windelsoor
- Perianale Streptokokkendermatitis
- Infantiles seborrhoisches Ekzem
- Allergische Kontaktdermatitis
- Nahrungsmittelallergie
- Lichen sclerosus
- Langerhans-Zell-Histiozytose
- Bei Effloreszenzen über den Windelbereich hinaus
- Infantile Psoriasis
- Scabies
- Mangelerscheinungen
- Acrodermatitis enteropathica
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Kurzfristige Windelpause und häufiges Windelwechseln
- Beruhigende und juckreizhemmende Umschläge und Sitzbäder mit schwarzem Tee oder synthetischen Gerbstoffen
-
Zinkpaste
- Pasta zinci mollis (Zinkoxid) (z.B. Zinkpaste, weich BW®)
- Bei Candida-Befall: Topische oder orale antimykotische Therapie (z.B. Nystatin, Miconazol)
Für weitere Handlungsempfehlungen siehe: Vorgehen bei Windeldermatitis und Windelsoor
Komplikationen
- Windelsoor (mykotische Sekundärinfektion)
- Klinisches Bild
- Häufig einzeln stehende makulo-papulöse Effloreszenzen insb. im Randbereich der Dermatitisherde
- Scharf begrenzte rundliche Herde
- In Einzelfällen nur wunde, gerötete Haut, ggf. mit kleinen Ulzera
- Für Diagnostik und Therapie siehe auch: Vorgehen bei Windelsoor
- Klinisches Bild
- Perianale Streptokokkendermatitis [4]
- Ätiologie: Lokale Infektion mit β-hämolysierenden bzw. Gruppe-A-Streptokokken
- Altersgipfel: 6 Monate – 10 Jahre (♂>♀)
- Klinisches Bild
- Diagnostik: Erregernachweis im Hautabstrich
- Therapie
- Penicillin V [5][6]
- Säuglinge und Kinder ≥1 Monat bis <12 Jahre
- Jugendliche ≥12 Jahre
- Oder Cefadroxil [5][7]
- Säuglinge und Kinder ≥1 Monat bis <12 Jahre
- Jugendliche ≥12 Jahre
- Penicillin V [5][6]
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- L22: Windeldermatitis
- Inklusive: Psoriasiforme Windeldermatitis
- Windel-:
- Ausschlag
- Erythem
- Windel-:
- Inklusive: Psoriasiforme Windeldermatitis
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.