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Juveniles Angiofibrom

Letzte Aktualisierung: 5.12.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das juvenile Angiofibrom (früher: juveniles Nasenrachenfibrom) ist ein benigner gefäßreicher Tumor, der sich durch aggressives Wachstum auszeichnet. Betroffen ist nahezu ausschließlich das männliche Geschlecht. Leitsymptome sind wiederholtes spontanes Nasenbluten, (einseitig) behinderte Nasenatmung und eitrige Nasensekretion. Diagnostisch ist ein palpatorisch harter, knolliger Tumor charakteristisch, der seinen Ausgang vom Foramen sphenopalatinum nimmt und verdrängend wächst. Der Tumor bildet sich gelegentlich nach der Pubertät zurück; wegen der hohen Blutungsneigung kann eine operative Tumorresektion jedoch oft nicht vermieden werden.

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Definitiontoggle arrow icon

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigkeit: 0,05% aller HNO-Tumoren [1][2][3]
  • Geschlecht: Nahezu ausschließlich beim männlichen Geschlecht
  • Altersverteilung: Am häufigsten zwischen dem 10. und 25. Lebensjahr [4][5]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologie und Pathogenesetoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

Die klinische Symptomatik kann der einer Rachenmandelhyperplasie ähneln! Daher muss vor einer Adenotomie immer der Nasenrachenraum palpiert werden!

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Stadientoggle arrow icon

Die Stadieneinteilung des juvenilen Angiofibroms ist uneinheitlich, am gebräuchlichsten sind die Radkowski- und die Andrews-Fisch-Klassifikation. Bedeutsam sind die Einteilungen für die Entscheidung über das chirurgische Vorgehen und für die Prognoseabschätzung, moderne Operationsmethoden (insb. die endoskopische Resektion) sind gegenwärtig allerdings nicht ausreichend berücksichtigt. [9]

Stadieneinteilung des juvenilen Angiofibroms nach Radkowski [10]
Stadium Eigenschaften
I Ia Begrenzung auf Nasenhaupthöhle/Nasenrachen
Ib Ausdehnung in ≥1 Nasennebenhöhle
II IIa Minimale Ausdehnung durch das Foramen sphenopalatinum in die Fossa pterygopalatina
IIb

Ausfüllung der Fossa pterygopalatina (mit oder ohne Erosion der Orbita)

IIc Ausdehnung in Fossa infratemporalis (mit oder ohne Wangenbeteiligung) oder posterior der Procc. pterygoidei
III IIIa Erosion der Schädelbasis mit minimaler intrakranieller Ausdehnung
IIIb

Erosion der Schädelbasis mit extensiver intrakranieller Ausdehnung (mit oder ohne Beteiligung des Sinus cavernosus)

Stadieneinteilung des juvenilen Angiofibroms nach Andrews und Fisch [11]
Stadium Eigenschaften
I Begrenzung auf Nasenhaupthöhle/Nasenrachen
II Infiltration von Fossa pterygopalatina oder Nasennebenhöhlen mit Knochendestruktion
III IIIa

Infiltration der Fossa infratemporalis oder Orbita ohne intrakranielle Ausbreitung

IIIb Infiltration der Fossa infratemporalis oder Orbita mit intrakranieller, extraduraler Ausbreitung
IV IVa Intrakranielle, intradurale Ausdehnung ohne Beteiligung des Sinus cavernosus, Chiasma opticum oder der Hypophyse
IVb

Intrakranielle, intradurale Ausdehnung mit Infiltration des Sinus cavernosus, Chiasma opticum oder der Hypophyse

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Diagnostiktoggle arrow icon

  • Nasenendoskopie und posteriore Rhinoskopie: Knolliger rötlicher Tumor mit glatter Schleimhautoberfläche [1][2]
    • Lokalisation: Posterolaterale Wand der Nasenhaupthöhle mit sekundärer Tumorausdehnung in den Nasopharynx
    • Endoskopischer Palpationsbefund: Harter Tumor
  • Bildgebung: Zur Diagnosestellung, Beurteilung der Tumorausdehnung und Therapieplanung [2][6]
    • (Angio‑)MRT: Zur Beurteilung der Ausdehnung und zuführenden Gefäße
    • CT: Zur Beurteilung der Ausdehnung und möglicher Knochendestruktionen

Das juvenile Angiofibrom wird klinisch und radiologisch diagnostiziert! Eine Biopsie, insb. in Lokalanästhesie, sollte wegen der massiven Blutungsgefahr unterbleiben!

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Therapietoggle arrow icon

  • Primär operative Therapie: Möglichst vollständige Tumorexstirpation [1][2][6]
    • Zugangsweg: Abhängig von Tumorgröße und -lokalisation
      • Transnasal (mikroskopisch/endoskopisch) [12]
      • Offener Zugang [6]
        • Laterale Rhinotomie
        • Transmaxillär/transpalatinal
        • Midfacial Degloving [13]
      • Ggf. Kombination beider Zugangswege (endoskopischer + umschriebenen offener Zugang) [14]
    • Aufgrund hoher Blutungsgefahr [2][6][14]
      • Präoperative Eigenblutspende empfehlenswert
      • Präoperative neuroradiologische Embolisation der zuführenden Gefäße
      • Frühzeitig Autotransfusionssystem (Cell Saver) erwägen
  • In Einzelfällen: Spontanremissionen beschrieben [1][2][15]
  • Bei inoperablen Tumoren: Strahlentherapie möglich
    • Risiken: Malignomrisiko, Schädigung naher Risikoorgane wie Auge, Gehirn und Ohr
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Prognosetoggle arrow icon

  • Komplikationen [1]
  • Rezidive: In ca. 20–45% der Fälle [6]
    • Auftreten überwiegend 6–36 Monate nach Primärerkrankung
    • Erhöhtes Risiko bei unvollständiger Resektion
    • Nachsorge mit engmaschiger klinischer Diagnostik und MRT-Bildgebung [14]
  • Prognose nach Abschluss der Pubertät [14]
    • Bei residuellem Tumor: Häufig stabiler, seltener spontan regredienter Befund
    • Bei vollständig reseziertem Tumor: Sehr geringes Rezidivrisiko
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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