Zusammenfassung
Präventionsmaßnahmen spielen in der hausärztlichen Versorgung eine besondere Rolle. Dieses Kapitel beinhaltet Voraussetzungen, Durchführung und Abrechnungsmodalitäten hausärztlich durchgeführter Früherkennungsmaßnahmen, die von der kassenärztlichen Bundesvereinigung empfohlen werden. Bei privat versicherten Personen muss individuell über die Durchführung entschieden werden; die kassenärztlichen Empfehlungen können dabei der Orientierung dienen. Für allgemeine Informationen siehe auch: Prävention.
Überblick
Überblick hausärztlicher Früherkennungsmaßnahmen | ||
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Maßnahme | Personengruppe | Frequenz |
Gesundheitsuntersuchung (Check-up 35) | Alle Personen ab 35 Jahren | Alle 3 Jahre |
Hautkrebs-Screening | Alle ab 35 Jahren | Alle 2 Jahre |
Beratung zur Früherkennung des kolorektalen Karzinoms | Alle ab 50 Jahren | Einmalig |
Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Mann | Männer ab 45 Jahren | Jedes Jahr |
Ultraschallscreening Bauchaortenaneurysmen | Männer ab 65 Jahren | Einmalig |
Gesundheitsuntersuchung (Check-up 35)
Grundlagen
- Personengruppen: Nur für gesetzlich Versicherte ab 18 Jahren
- Ab 35 Jahren: Alle 3 Jahre
- 18 bis <35 Jahre: Einmalig in diesem Zeitraum
Durchführung
Anamnese
- Impfstatus und Kontrolle des Impfpasses (siehe: Impfkalender)
- Eigen-, Familien- und Sozialanamnese, mit Schwerpunkt kardiovaskuläre Risikofaktoren
- Ggf. Berechnung von Risiko-Scores (siehe: Scores zur kardiovaskulären Risikoabschätzung)
Je nach Anamnese sollte zu gesundheitlichen Risiken (z.B. Nikotin-/Drogenkonsum), Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Stressreduktion oder Prävention onkologischer Erkrankungen unmittelbar beraten werden!
Körperliche Untersuchung
- Erhebung von Größe und Gewicht, Blutdruckmessung
- Ganzkörperstatus
- Untersuchung von Herz, Lunge und Abdomen
- Pulsstatus und Karotisauskultation
- Grobe Beurteilung von Haut und Bewegungsapparat
- Orientierender neurologischer Status und psychomotorischer Befund
Laboruntersuchungen
- 18 bis <35 Jahre: Nur bei Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen
- Lipidprofil: Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride
- Nüchternblutzucker
- Ab 35 Jahren
- Lipidprofil: Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride
- Nüchternblutzucker
- Urinteststreifen
-
Hepatitis-Screening (einmalig) [4]
- Bestimmung von HBs-Antigen
- Bestimmung von Anti-HCV-Antikörpern
- Siehe auch: Hepatitis-B-Screening und Hepatitis C - Diagnostik
Praxistipp: Im Rahmen eines Check-ups bietet sich auch die Beratung zur Organspende an (GOP 01480, alle 2 Jahre berechnungsfähig)! Für Informationen siehe: Tipps und Links!
Weitere Untersuchungen
Im Folgenden wird auf Screeninguntersuchungen eingegangen, die routinemäßig in der hausärztlichen Praxis eingeleitet oder durchgeführt werden. Für Informationen zu weiteren Screeninguntersuchungen siehe: Sekundäre Prävention, Screeningempfehlungen zur Mammakarzinom-Prävention im Überblick, Zervixkarzinom-Früherkennung.
Hautkrebs-Screening [2]
- Organisation: Durchführende Person muss vorher an einem zertifizierten Fortbildungsprogramm teilnehmen
- Anspruchsberechtigte Personengruppe: Personen ab 35 Jahren (alle 2 Jahre)
- Bei auffälligem Befund: Dokumentation und Überweisung zur fachärztlichen dermatologischen Abklärung
- Durchführung siehe: Hautkrebs-Screening
Screening auf kolorektales Karzinom [3]
- Organisation: Anspruchsberechtigte werden über zentrales System zur Vorsorge eingeladen
- Anspruchsberechtigte Personengruppe: Personen ab 50 Jahren
- 50 bis <55 Jahre
- Frauen: iFOBT einmal jährlich
- Männer: iFOBT einmal jährlich oder Koloskopie
- Ab 55 Jahren
- iFOBT alle 2 Jahre oder Koloskopie alle 10 Jahre (Frauen und Männer)
- 50 bis <55 Jahre
- Vorgehen
- Vor Durchführung
- Beratung und Aufklärung über Vor- und Nachteile der Screeningmaßnahme
- Nach Durchführung
- Auffälliger iFOBT → I.d.R. Koloskopie
- Unauffällige Koloskopie → 10 Jahre keine weiteren Screeningmaßnahmen
- Insg. max. 2 Koloskopien zur Früherkennung
- Für weitere Informationen siehe: Darmkrebsvorsorge
- Vor Durchführung
Sowohl die Beratung zum Screening als auch der iFOBT können in hausärztlichen Praxen durchgeführt und abgerechnet werden.
Krebsfrüherkennung beim Mann [2]
- Hintergrund: Nutzen aller Maßnahmen umstritten
- Anspruchsberechtigte Personengruppe: Männer ab 45 Jahren (1×/Jahr)
- Durchführung
- Anamnese und fokussierte klinische Untersuchung inkl. digital-rektaler Untersuchung (DRU)
- Kein Bestandteil der Kassenleistung: PSA-Bestimmung [5]
Die PSA-Bestimmung ist zwar die empfohlene Maßnahme zur Früherkennung, jedoch keine Kassenleistung! [5]
Screening auf Bauchaortenaneurysma
- Anspruchsberechtigte Personengruppe: Männer >65 Jahre (einmalig)
- Durchführung: Sonografisches Screening mittels LELE-Methode
- Bestimmung des größten Durchmessers der infrarenalen Bauchaorta
- Siehe auch: Screening auf Bauchaortenaneurysma
Übersicht Abrechnung und Vergütung
Abrechnung von hausärztlichen Vorsorgemaßnahmen nach einheitlichem Bewertungsmaßstab (EBM) [6] | |||
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GOP | Punkte | Vergütung gemäß Orientierungspunktwert (2023) | |
01732 | 326 | 37 € | |
Labortests im Rahmen eines Check-ups (Harnstreifentest, Plasmaglucose, Lipidprofil) | 32880 (Harnstreifentest), 32881 (Plasmaglucose), 32882 (Lipidprofil) | — | 0,5 €, 0,25 €, 1 € |
Beratung über Organ- und Gewebespenden | 01480 | 65 | 7,50 € |
Hautkrebsscreening | 01745 bzw. 01746 | 01745: 253, 01746: 209 | 253: 29 €, 209: 24 € |
Ultraschall-Screening Bauchaortenaneurysmen | 01748 | 124 | 14 € |
Hepatitis-Screening | 01734 | 41 | 5 € |
Beratung zur Früherkennung des kolorektalen Karzinoms | 01740 | 116 | 13 € |
iFOBT | 01738 | 75 | 9 € |
Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Mann | 01731 | 144 | 17 € |