Abstract
Die Medimeisterschaften sind eine jährlich wiederkehrende Massen-Euphorisierung mit dem Charakter einer Epidemie. Das massenhafte Auftreten eines klinischen Syndroms mit insbesondere psychiatrischem Schwerpunkt wird v.a. bei Studenten medizinischer Fakultäten beobachtet. Das Vollbild des Exzitationsstadiums tritt regelmäßig in den Sommermonaten in bestimmten Regionen Deutschlands auf. Aufgrund des gutartigen Verlaufs und meist folgenloser Abheilung werden weder präventive Maßnahmen noch eine Impfung empfohlen. Es scheint jedoch eine Persistenz der Infektion/Erreger im Temporallappen und im limbischen System möglich zu sein, so dass rezidivierende Infektionen/Episoden in den darauf folgenden Jahren wahrscheinlich sind. Bedenklich sind lediglich Begleiterscheinungen oder auch drohende Sekundärfolgen der manischen Affektverschiebungen wie ethanolgestützer Rausch, Dehydratation, die Gefahr des finanziellen Exzesses oder gar die Ansteckung mit STD.
Die Betroffenen finden sich im Exzitationsstadium an einem Ort in Deutschland zusammen und verfallen „schwarmartig“ in einen geteilten euphorischen Zustand. In dieser Zeit beteiligen sich die Betroffenen zwanghaft an Fußball-, Volleyball- und Tischtenniswettbewerben sowie weiteren ritualisierten Verhaltensweisen mit kompetitivem Charakter. Weiterhin beobachtet man in den Abendstunden auch nicht-kompetitives Gruppenverhalten mit gemeinsamer körperlicher Aktivität, ausgelöst durch auditive und visuelle Reize (im Rahmen diverser „Partys“). Gekennzeichnet ist dieses Phänomen durch rhythmisch-bizarre, teils choreatisch anmutende Körperbewegungen der Beteiligten, die währenddessen in einen tranceartigen Geisteszustand verfallen. Die infizierten Studenten zeigen in diesem Stadium eine neo-nomadische, vorgesellschaftliche Lebensweise, hausen in zeltartigen Unterkünften, lösen sich von gewohnten Kleidungsstandards und verlassen des Öfteren ihre Kleingruppen auf der Suche nach intimen Kontakten.
Definition
Die Medimeisterschaften sind eine jährlich wiederkehrende Massen-Euphorisierung mit Teambildung und wechselndem Motto
- Team: Betroffene und durch universitären Locus gekennzeichnete Gruppe
- Motto: Phänotypische Ausprägung eines Teams
Epidemiologie
- Prävalenz
- ∼ 25.000 Betroffene/ Jahr
- Saisonalität: Jährlich von Oktober - Juni
- Vorkommen
- Insbesondere im deutschsprachigen Raum
- Hauptsächlich betroffen sind Medizinstudentinnen und Medizinstudenten
- ♀=♂
- Infektionsweg
- Übertragung und Aufnahme euphorisierender Ideen
- Mögliche Persistenz der Ideen im Temporallappen sowie limbischen System
- Epidemisches Risiko
- Hohe Kontagiosität
Sehr hohe Rezidivwahrscheinlichkeit nach Ersterkrankung!
Symptome/ Klinik
Inkubationszeit
- Wochen bis Monate (bis zu 12 Monate!)
Symptome
Prodromalstadium
- Über Wochen bis Monate vor dem Exzitationsstadium
- Passageres Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom
- Zunächst erhaltene Intelligenz und Orientierung
-
Formale Denkstörungen
- Perseveration und eingeengtes Denken rund um die Medimeisterschaften und Teammotto
- Gedankendrängen mit immer neuen Ideen für Outfits, Spiele etc.
- Denkhemmung und Zerfahrenheit abseits der Medimeisterschaftidee
-
Inhaltliche Denkstörungen:
- Zwanghafte Beschäftigung mit Training, Vorbereitung, Mottoerarbeitung etc.
- Die Meisterschaft kann zur überwertigen Idee bis hin zum Wahn geraten
Manifeste Erkrankung / Exzitationsstadium
- Psychiatrische Auffälligkeiten
- Tageszeitunabhängig
- Manieriertes oder bizarres Verhalten
- Kognition und zeitliche wie örtliche Orientierung zwischenzeitlich eingeschränkt
- Trunksucht: mitunter bereits morgendlicher Konsum
- Veränderter Antrieb: Gesteigerte Aktivität, psychomotorische Agitation bis hin zur Manie
- Affektstörungen: Euphorie und Selbstüberschätzung
- Persönlichkeitsveränderungen und Störungen des Sozialverhaltens → Verlust von Manieren
- Tageszeitunabhängig
- Insbesondere tagsüber
- Kompetitive Gruppenvergleiche
- Zwanghaftes Ballspielen
- Insbesondere nachts
- Vitalfunktionen
- Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
- Bluthochdruckepisoden bei Beobachten der ballsportbezogenen Gruppenaktivitäten
- Gesteigerte Libido
- Hyperthermie bis hin zu fieberhaften Erregungszuständen
- Hauterscheinungen
- Diffuses Glitzerexanthem
- Verlauf
- Asymptomatische oder leichtere Verläufe sind möglich, aber selten
Re-Normalisierung
- Abklingen der Symptome i.d.R. innerhalb von 72–96 Std. nach dem Exzitationsstadium
- Persistenz der Euphorie über mehrere Tage möglich
Die Kriterien dürfen nicht isoliert, sondern müssen in mehr als einer Situation vorliegen: z.B. Universität und häusliche Umgebung
Assoziierte Syndrome / Erkrankungen
- Muskelfaserriss, Bänderriss u.a. Sportverletzungen
- Dermatitis Solaris
- Hyperthermie
- Insomnie
- Gefahr der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Erkrankungen
- Ggf. temporäre Immunschwäche mit sekundären Virusinfektionen (post-meisterschaftliche Rhinitis und/oder Bronchitis)
- Insbesondere bei jüngeren Individuen ggf. EBV-assoziierte Tonsillitis
Therapie
- Aufgrund des gutartigen Verlaufs und der meist folgenlosen Ausheilung ist keine medikamentöse Standardtherapie nötig
- Re-Hydratation über orale Flüssigkeitsgabe (ggf. Elektrolytlösung)
- Kopfschmerzen können neben Flüssigkeitsgabe auch mit NSAR behandelt werden
- Ausreichend Ruhepausen, insbesondere auch nach Ende des Exzitationsstadiums zur Regeneration
Prävention
- Aufgrund des gutartigen Charakters des Syndroms werden keine präventiven Maßnahmen zur Verhinderung der Meisterschaften empfohlen
- Das Risiko von Sekundärerkrankungen wie STD's, Dermatitis, Dehydratation kann durch adäquates Verhalten gemindert werden
Die Verwendung von Sonnencremes, ausreichend Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr sowie ggf. die sachgemäße Anwendung von Kondomen werden dringlich empfohlen
Meldepflicht
Schon Anzeichen des Syndroms im Prodromalstadium sind dem nächstbesten Medizinstudenten zu melden.