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Sportverletzungen

Letzte Aktualisierung: 24.5.2024

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Sportverletzungen entstehen zumeist durch eine akute, massiv erhöhte Belastung der Gelenke, Bänder und/oder Muskeln. Verletzungen der Muskulatur entstehen durch eine starke Überbeanspruchung. Ob sie aber durch Aufwärmen und Dehnen verhindert werden können, ist umstritten. Akute Gelenk- und Bandverletzungen wiederum entstehen in der Regel durch eine unphysiologische Bewegung im Gelenk (z.B. „Umknicken“ → Supinationstrauma).

Die Maßnahmen zur Akutbehandlung von Sportverletzungen folgen i.d.R. der PECH-Regel („PECH“ = Pause → Eis → Compression → Hochlagern), die kausale Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung (z.B. Knochenbeteiligung) und reicht von kühlenden Verbänden über eine Schienung (mit Stützverbänden, Gipsschienen etc.) bis hin zu einer operativen Versorgung.

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Verletzungen der Knochen und des Bandapparatestoggle arrow icon

Skidaumen

  • Ätiologie: Abscherung des Daumens nach radial → Riss des ulnaren Seitenbandes am Daumengrundgelenk
  • Klinik
    • Druckschmerz über dem ulnaren Seitenband
    • Instabilität
  • Diagnostik
  • Therapie [1]
    • Generell: Analgesie und abschwellende Maßnahmen wie leichte Hochlagerung und Kühlung
    • Konservativ: Ruhigstellung des Daumengrund- und Sattelgelenks
    • Operativ: Bandnaht bzw. Refixation des knöchernen Fragments bei

Quadrizepssehnenruptur

  • Ätiologie
    • Drohendes Sturzereignis beim Bergabgehen oder Treppensteigen mit Stabilisierungsversuch und Anspannung des M. quadriceps gegen Widerstand (häufig) oder Trauma kurz oberhalb der Patella (eher selten)
    • Häufig mit degenerativer Vorschädigung vergesellschaftet
  • Klinik
    • Schmerzen und Schwellung am Knie
    • Eventuell tastbare Lücke im Sehnenverlauf
    • Aktive Kniestreckung nicht möglich
  • Diagnostik: Sonografie, MRT
  • Therapie: Operative Sehnennaht

Patellarsehnenruptur

  • Ätiologie
    • Drohendes Sturzereignis beim Bergabgehen oder Treppensteigen mit Stabilisierungsversuch und Anspannung des M. quadriceps gegen Widerstand (eher selten) oder Trauma kurz unterhalb der Patella (häufiger)
  • Klinik
    • Schmerzen und Schwellung am Knie
    • Evtl. tastbare Lücke im Sehnenverlauf
    • Aktive Kniestreckung nicht möglich
    • Patellahochstand
  • Diagnostik: Röntgen, Sonografie, MRT
  • Therapie: Operative End-zu-End-Naht der Patellarsehne mit Drahtcerclage nach McLaughlin zwischen Tuberositas tibiae und Patella zur Zugentlastung

Bandverletzungen des oberen Sprunggelenkes

Klassifikation der Außenbandruptur [2] Grad I Grad II Grad III
Verletzung Zerrung Partialruptur Komplettruptur
Bewegungseinschränkung Keine 5–10° >10°
Instabilität Taluskippung - - +
Talusvorschub - + +
Schwellung Leicht Mäßig Stark
  • Klinik
    • Weichteilschwellung, Bewegungseinschränkung, Hämatom
    • Druckschmerz über dem Verlauf der Bänder
    • Seitliche Aufklappbarkeit, Talusvorschub im Seitenvergleich erhöht
    • Humpelndes Gangbild
  • Diagnostik
  • Therapie der OSG-Distorsion
    • Konservativ-funktionell
      • Indikation: Standard für alle Bandrupturen des OSG, prinzipiell ambulante Durchführung [4]
      • Sofort: Ruhe, Kühlung, Kompression, Hochlagerung (PECH-Regel)
      • Im Verlauf
    • Operativ
      • Indikation
        • Außenbandruptur: Nur in Ausnahmefällen
        • Innenbandruptur: Nur bei Repositionshindernis durch die Bandstümpfe [4]
      • Verfahren: Direkte Bandnaht, ossäre Reinsertion oder primärer Bandersatz
      • Nachbehandlung
        • Gespaltener Unterschenkelgips für 3–5 Tage, dann Sprunggelenkorthese für 5 Wochen
        • Physiotherapie (gleiches Schema wie bei konservativer Therapie)
        • Regelmäßige Wundkontrollen und Fadenentfernung nach ca. 10–12 Tagen
        • Uneingeschränkte Sportfähigkeit nach ca. 10–12 Wochen postoperativ
  • Differenzialdiagnosen
  • Komplikationen: Allgemeine Risiken bei Immobilisation des oberen Sprunggelenks
  • Prognose
    • I.d.R. folgenlose Abheilung
    • Bei häufigen Rezidiven evtl. bleibende Instabilität → Rekonstruktion per Bandplastik (z.B. Periostlappenplastik)
      • Wichtig: Rezidivprophylaxe mit adäquatem Training der Propriozeptoren


Bei Sprunggelenksdistorsionen sollten immer auch die angrenzenden Gelenke und insb. der Fuß klinisch untersucht werden. Bei Druckschmerz über dem Os metatarsale V muss eine zusätzliche Röntgendiagnostik des Fußes veranlasst werden!

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Verletzungen der Muskulaturtoggle arrow icon

Muskelkater

  • Definition: Schmerzhaftes Spannungsgefühl der Muskulatur 1–2 Tage nach (zu) hoher sportlicher Belastung
  • Auftreten: Vor allem bei Bewegungen mit hohen Bremskräften: Bergabgehen, exzentrisches Krafttraining, Sprungkrafttraining, Sportarten mit vielen Richtungswechseln
  • Pathophysiologie
    • Laktatansammlung spielt nach heutigem Kenntnisstand keine Rolle(!)
    • Mikroverletzungen (kleinste Risse) v.a. im Bereich der Z-Scheiben
    • Krafttraining → Reizung im Bereich der Z-Scheiben = Hypertrophiereiz
      • Wenn Belastung (und damit die Entzündungsreaktion im Bereich der Z-Scheiben) zu hoch → Weniger Muskelwachstum, da zu viele Reparaturvorgänge
    • Ödem in der Muskulatur bedingt Schmerz und Steifigkeit
  • Klinik
    • Bewegungsschmerz, Druckschmerz, Dehnungsschmerz; Schmerzmaximum nach 1–3 Tagen
    • Muskelsteifigkeit, Spannungsgefühl
    • Besserung durch Anregung der Durchblutung (z.B. durch "Aufwärmen")
  • Diagnostik: Palpation, Dehnung
  • Therapie: Der Muskelkater ist die einzige "Sportverletzung", bei der Wärme und Durchblutungsförderung prinzipiell von Vorteil sind
    • Keine Ruhigstellung(!)
    • Radfahren, Joggen, Aquajogging bei leichter Intensität
    • Wärme (Sauna)
    • Vorsichtiges passives Dehnen
  • Prognose: Spontane Abheilung i.d.R. nach max. 1 Woche

Muskelzerrung

  • Definition: Eine Muskelzerrung entsteht, wenn ein Muskel übermäßig gedehnt wurde, i.d.R. durch eine Fehl- oder Überbelastung
  • Klinik
    • Akut während oder kurz nach einer Belastung auftretender Schmerz des betroffenen Muskels (Ruhe- und insb. Bewegungsschmerz)
    • Leichte Schwellung
    • Kein Funktionsverlust des betroffenen Muskels
  • Therapie
    • Konservativ: Schonung über einige Tage, lokale Kühlung
  • Prognose: Spontane Erholung des Muskels i.d.R. innerhalb von 4–6 Tagen

Muskelfaserriss

  • Definition: Muskelverletzung mit Kontinuitätsunterbrechung einzelner Muskelfaseranteile (anatomisch: Ruptur von Sekundärbündeln = "Fleischfasern" ). Meist im Bereich des muskulotendinösen Überganges.
  • Ätiologie: Längsdehnung der Muskulatur während einer aktiven Kontraktion über die Elastizitätsgrenze hinaus
  • Klassifikation
Grad Ausprägung
I Einzelne Muskelfasern gerissen, Faszie intakt
II >5% der Muskelfasern gerissen, lokales Hämatom
III Zahlreiche Muskelfasern gerissen, Teilruptur der Faszie, diffuse Einblutung
IV Kompletter Riss von Muskel und Faszie
  • Klinik : Akutes Auftreten oft am Ende einer Belastung
    • Tastbare Delle
    • Evtl. Hämatom
    • Druckschmerz, Dehnungsschmerz
    • Spannungsgefühl
    • Schmerzbedingte Unfähigkeit der Muskelbelastung
  • Diagnostik: Palpation(!), Sonografie, MRT
  • Therapie
    • Sofort: Kompression und Kühlung
    • In der Folge: Ruhigstellung im kühlenden Salbenverband für 24–48 h, evtl. Punktion des Hämatoms nach 12–24 h
    • Sportfähigkeit beschwerdeabhängig; langsame Belastungssteigerung

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Akutmaßnahmen bei Sportverletzungentoggle arrow icon

  • PECH-Regel: „PECH“ = Pause → Eis → Compression → Hochlagern. Maßnahmen zur Akutbehandlung leichter Sportverletzungen, die ohne Verzögerung nacheinander durchgeführt werden sollten.
    • Vorgehen
      • Pause
        • Jegliche Belastung sofort unterbrechen, sonst evtl. Verschlechterung und Heilungsverzögerung
      • Eis
        • Kühlung für 20–30 min, dann Unterbrechung für max. 90 min
        • Eis nicht direkt auf die Haut! → Gefahr der lokalen Erfrierung!
      • Compression
        • Ruhigstellung in schmerzarmer Position
        • Elastischer Bindenverband herzwärts gewickelt
        • Ändert sich der Schmerzcharakter (klopfend, pulsierend) → Verband evtl. zu eng wegen zunehmender Schwellung → Entfernen und nach 5–10 min neu anlegen
        • Keine Tape-Verbände in den ersten 12–24 h!
      • Hochlagerung
        • Extremität über Herzhöhe lagern
  • Außerdem: Für mind. 24 h nach Verletzung kein Alkohol; keine durchblutungsfördernden Maßnahmen wie Sauna, warme Bäder, hyperämisierende Salben
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AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

Einblicke in die Sportmedizin: Wander- und Surfverletzungen (August 2020)

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M62.-: Sonstige Muskelkrankheiten
  • T14.6: Verletzung von Muskeln und Sehnen an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
    • Abriss
    • Riss
    • Schnittverletzung
    • Traumatische Ruptur
    • Verletzung
    • Verstauchung
    • Zerrung

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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