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Onychomykose

Letzte Aktualisierung: 30.9.2024

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Die Onychomykose ist eine chronische Pilzinfektion der Finger- und/oder Zehennägel und betrifft v.a. Erwachsene in höherem Lebensalter. Die häufigsten Erreger sind Dermatophyten, insb. Trichophyton rubrum und interdigitale. In seltenen Fällen können auch Hefe- oder Schimmelpilze eine Onychomykose verursachen. Zu den prädisponierenden Faktoren zählen u.a. Durchblutungsstörungen der unteren Extremität, ein familiäres Auftreten, Immunschwäche (z.B. bei Diabetes mellitus) und Traumen.

Klinisch zeigen sich meist (gelblich) verfärbte Nägel mit subungualen Hyperkeratosen und als Endzustand ein bröckeliger Nagelzerfall. Diagnosesichernd sind der mykologische Erregernachweis in der Direktmikroskopie sowie die Erregerbestimmung mittels Pilzkultur oder molekularer Diagnostik (PCR). Je nach Ausprägung wird mit topischen und ggf. zusätzlich systemischen Antimykotika therapiert. Ergänzend sollten Hygienemaßnahmen vorgenommen und infiziertes Nagelmaterial mit hochprozentigem Harnstoff atraumatisch entfernt werden. Es können sekundär bakterielle Infektionen wie Erysipele und/oder weitere Hautmykosen begleitend auftreten.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: Ca. 4% [1][2]
  • Alter: Infektionsrate steigt mit höherem Lebensalter [3]
  • Geschlechterverteilung: > [2]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeines

Einteilung nach klinischem Befund

Distolaterale subunguale Onychomykose (DSO)

  • Auftreten: Häufigste Form
  • Eintrittspforte: Unterseite der Nagelplatte durch Erreger aus infizierter umgebender Haut
  • Ausbreitung: Von distal nach proximal zur Matrix
  • Klinisches Bild

Proximale subunguale Onychomykose (PSO)

  • Eintrittspforte: Cuticula und Eponychium durch Erreger aus infizierter Haut des proximalen Nagelwalls
  • Ausbreitung: Von proximal nach distal
  • Vorkommen: Insb. bei Immunsupprimierten

Weiße superfizielle Onychomykose (WSO, Leukonychia trichophytica)

  • Eintrittspforte: Oberfläche der Nagelplatte
  • Klinisches Bild: Weißliche Plaques oder Streifen nur an den Zehennägeln

Endonyx-Onychomykose

Totale dystrophische Onychomykose (TDO)

  • Klinisches Bild: Weitgehende Zerstörung der Nagelplatte
  • Vorkommen

Candida-Onychomykose

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen bei V.a. Onychomykose

  1. Anamnese
    • Grunderkrankungen (insb. Diabetes, Durchblutungsstörungen)
    • Verlauf
    • Prädisponierende Faktoren (z.B. Sport, enges Schuhwerk, familiäre Disposition)
    • Erkrankte Kontaktpersonen
  2. Klinische Untersuchung
  3. Mykologische Diagnostik: Bei allen Personen
  4. Interpretation der mykologischen Diagnostik
    • Bei Nachweis von Dermatophyten: Ursächlicher Erreger i.d.R. identifiziert → Therapie
    • Bei Nachweis von Nicht-Dermatophyten-Schimmelpilzen: Therapie erst bei positiven Diagnosekriterien
      • Typischer klinischer Befund plus Erregernachweis in Nativpräparat und Pilzkultur plus mind. 1 zusätzliches Kriterium

Bei der Hälfte aller klinischen Nagelpilzdiagnosen liegt keine Onychomykose vor. Die Diagnose kann nur mithilfe der mykologischen Diagnostik sicher gestellt werden!

Durchführung der mykologischen Diagnostik

  • Zeitpunkt: Vor Therapiestart
  • Materialgewinnung
    • Ggf. Desinfektion mit 70%igem Ethylalkohol
    • Zurückschneiden des Nagels und möglichst proximale Materialentnahme
  • Mikroskopie des Direkt-/Nativpräparats: Dient dem Erregernachweis
    • Sensitivität 60–90%
    • Durchführung
      • Untersuchungsmaterial auf Objektträger mit 1–2 Tropfen 10–20%iger Kaliumhydroxid-Lösung (KOH) versetzen
      • Inkubation in feuchter Kammer über 1–2 Stunden bzw. über Nacht und anschließende Mikroskopie des Nativpräparats
  • Pilzkultur: Dient der Erregerbestimmung
    • Durchführung
      • Nagelspäne werden auf Selektivnährboden (mit Cycloheximid) und einem nicht-selektiven Nährboden (bspw. Sabouraud-Glucose-Agar) bei 26–32 °C über 4 Wochen bebrütet
      • Beurteilung u.a. anhand speziestypischer mikroskopischer und makroskopischer Merkmale
  • Histologische Untersuchung mit PAS-Färbung: Dient dem Erregernachweis
    • Materialgewinnung: Abknipsen des Nagels ausreichend
  • PCR: Schneller direkter Erregernachweis und -bestimmung aus Nagelspänen mit hoher Sensitivität

Auch bei korrekter Materialgewinnung und Untersuchung muss mit falsch-negativen Ergebnissen gerechnet werden. Bei weiterhin bestehendem V.a. eine Onychomykose sollte daher mind. eine weitere Untersuchung erfolgen!

Der diagnostische Nachweis mehrerer Pilze ist häufig. Meist handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine Mehrfachinfektion, sondern um eine sekundäre Besiedelung.

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Therapietoggle arrow icon

Behandlungsziel

  • Vollständige Beseitigung des Erregers
  • Klinisch überwiegend gesund erscheinende Nägel
  • Unterbrechung von Infektionsketten

Eine Onychomykose ist immer behandlungsbedürftig!

Adjuvante Maßnahmen

  • Desinfektion von Schuhen und Strümpfen während und nach antimykotischer Therapie zur Vermeidung einer Reinfektion
  • Atraumatische Entfernung des infizierten Nagelmaterials
    • Keratolyse mit 40%igem Harnstoff unter Okklusion
    • Ggf. mechanische Entfernung befallener Nagelanteile und subungualer Hyperkeratosen mittels Fräse
    • Chirurgische Nagelextraktion obsolet

Vor jeder topischen und/oder systemischen antimykotischen Therapie sollte das pilzbefallene Nagelmaterial durch hochprozentigen Harnstoff reduziert werden!

Lokaltherapie

  • Indikation: Immer, alleinige Lokaltherapie bei
    • Fehlende Matrixbeteiligung
    • Distolaterale subunguale Onychomykose und weiße superfizielle Onychomykose mit <50% Befall der Nagelplatte
    • ≤3 befallene Nägel
  • Wirkstoffe
    • Wasserlöslicher Ciclopirox-Nagellack [8]
    • Amorolfin-Nagellack

Eine Lokaltherapie ist immer indiziert!

Systemtherapie [5][9]

  • Indikation
    • Bei Nagelmatrixbeteiligung
    • Distolaterale subunguale Onychomykose mit >50% Befall der Nagelplatte
    • >3 befallene Nägel
    • Bei proximaler subungualer Onychomykose und total dystrophischer Onychomykose
  • Kontraindikation: Insb. Leber- und Nierenfunktionsstörungen
  • Voraussetzung: Vorhandenes Nagelwachstum >0,5 mm/Woche
  • Durchführung: Immer in Kombination mit einer topischen antimykotischen Therapie
  • Laborkontrollen unter Therapie
    • Keine Risikofaktoren: Individuell angepasst
    • Hepatotoxische Komedikation: Leberwerte vor Therapiebeginn, nach 2–4 Wochen, danach angepasst an Auffälligkeiten in den Voruntersuchungen
  • Therapie bei Dermatophyteninfektion
  • Therapie bei Candidainfektion
  • Therapie bei Schimmelpilzinfektion (NDM)

Insb. Terbinafin und Itraconazol haben diverse Arzneimittelwechselwirkungen – unbedingt Fachinformation beachten!

Therapie der Onychomykose im Kindes- und Jugendalter

Alternative Therapiemaßnahmen

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Komplikationentoggle arrow icon

Die Onychomykose kann Fokus invasiver Pilzinfektionen und Ursache sekundärer bakterieller Haut- und Weichteilinfektionen sein!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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