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Fußdeformitäten

Letzte Aktualisierung: 5.7.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Fußdeformitäten sind eine heterogene Gruppe von angeborenen oder erworbenen Erkrankungen, die nach ihrem klinischen Erscheinungsbild klassifiziert werden. Der angeborene Klumpfuß ist die bekannteste Deformität des Fußes und wird u.a. durch Dominanz des M. tibialis posterior gegenüber den anderen Muskelgruppen hervorgerufen. Klinisch zeigt sich der Klumpfuß durch eine kombinierte komplexe Fehlbildung mit Spitz-, Hohl- und Sichelfuß sowie Rückfuß-betonter Einwärtskippung des medialen Fußrandes. Die Redressionstherapie (durch serielle Gipsanlagen) sollte möglichst innerhalb der ersten Lebenstage begonnen werden.

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Grundlagen der Diagnostik und Therapie der Fußdeformitätentoggle arrow icon

  • Diagnostik: Klinische Untersuchung
    • Jede Fußdeformität kann sich auf das restliche muskuloskelettale System auswirken und zu Fehlhaltungen führen, womit Knie, Hüfte und Wirbelsäule bei jeder Untersuchung miteinbezogen werden müssen.
    • Flexible vs. rigide Fußfehlstellungen: Bei allen Fehlstellungen des Fußes muss erhoben werden, ob sich die Fehlstellung noch aktiv (durch Muskelkontraktion des Patienten) oder passiv (manuell durch den Untersucher) ausgleichen lässt.
      • Eine rigide Fehlstellung bedeutet, dass bereits ein strukturelles Problem besteht
      • Eine flexible Fehlstellung wird dagegen durch muskuläre Dysbalancen verursacht
  • Grundprinzipien der Therapie
    • Bei flexiblen Deformitäten: In der Regel können Einlagen, Orthesen und manuelle Redression bereits zu Besserung führen
    • Bei rigiden Deformitäten: Ein operativer Eingriff zum Lösen kontrakter Strukturen ist meist notwendig

Bei angeborenen Deformitäten ist eine frühe Behandlung essenziell, da sich so zum Teil operative Eingriffe vermeiden lassen. Eine verspätete Therapie kann zur Folge haben, dass eine initial muskuläre Dysbalance in ein strukturelles Problem übergehen kann!

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Klumpfuß (Pes equinovarus adductus supinatus et excavatus)toggle arrow icon

  • Definition: Der Klumpfuß setzt sich aus mehreren fixierten Fußfehlstellungen zusammen
  • Epidemiologie
    • Eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen
    • Etwa 50% bilaterales Auftreten
  • Ätiologie
    • Am häufigsten: Kongenital
    • Selten: Erworben (bspw. neurogen, traumatisch)
  • Pathogenese
    • Dominanz der medialseitigen Muskelgruppe mit M. tibialis posterior als „Klumpfußmuskel“ (→ Plantarflexion, Rückfuß betonte Supination)
    • Medialdeviation des Talushalses
    • Schwäche und Atrophie der Peroneusgruppe („Klumpfußwade“)
    • Achillessehnenverkürzung
  • Diagnostik
  • Differenzialdiagnose: Klumpfußhaltung
  • Komplikationen: Unphysiologische Belastung mit Ulzerationen und frühzeitiger Arthrose
  • Therapie [2][3]
    • Redressionsbehandlung nach Ponseti
      • Bedeutung: Methode der 1. Wahl
      • Ziel: Korrektur der subtalaren Gelenkstellung mit schmerzfreier voller Mobilität
      • Prinzip: Graduelle Reposition durch mehrfache Gipsanlagen
      • Zeitpunkt: Beginn in den ersten Lebenswochen (idealerweise in den ersten Lebenstagen)
      • Prognose: Therapieerfolg in 80–90% der Fälle
    • Abduktionsschiene
      • Ziel: Rezidivprophylaxe
      • Zeitpunkt: Im Anschluss an die Gipsbehandlung
      • Anwendung: 3 Monate ganztägig, anschließend partiell (in Ruhezeiten ) bis zum Alter von 3–4 Jahren
    • Ggf. operative Versorgung
      • Indikation: Unzureichender Erfolg konservativer Maßnahmen , ggf. bei Rezidiv
      • Vorgehen: Abhängig von Ausprägung der Fehlstellung [4]

Die Redressionsbehandlung nach Ponseti sollte frühzeitig (möglichst in den ersten Lebenstagen) beginnen!

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Spreizfuß (Pes transversoplanus)toggle arrow icon

  • Definition: Auseinanderweichen der Metatarsalia mit anschließendem Absenken der Metatarsale-Köpfchen
  • Epidemiologie: Häufigste Fußdeformität
  • Ätiologie: Bedingt durch muskuläre oder bindegewebige Schwäche (begünstigt durch schlechtes Schuhwerk)
  • Klinik
    • Absenkung der Metatarsalia II–IV → Unphysiologische Belastung der Metatarsalköpfchen II–IVSchmerzhafte Schwielen (Metatarsalgie)
    • Fehlstellung des 1. und 5. Strahls: Hallux valgus und Digitus quintus varus
  • Komplikation: Morton-Metatarsalgie (Morton-Neuralgie)
    • Plötzliche, stechende Schmerzen auf der Plantarseite des Fußes im Versorgungsbereich der Nervi digitales plantares communes (Äste der Nn. plantaris medialis et lateralis aus dem Nervus tibialis)
  • Diagnostik
  • Therapie:
    • Einlagen (mit Pelotte zur retrokapitalen Abstützung im Bereich der Metatarsalköpfchen)
      • Immer in Kombination mit Eigenübungsprogrammen zur Förderung der Fußmuskulatur

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Angeborener Plattfuß (Talus verticalis, Pes planus congenitus)toggle arrow icon

  • Definition: Seltene komplexe Fehlbildung des Fußes mit rigider Steilstellung des Talus und Luxation des Talokalkaneonavikulargelenks
  • Ätiologie
    • Angeboren
    • Isoliert oder in Zusammenhang mit neurologischen Störungen (insb. Meningomyelozele) sowie Systemerkrankungen
  • Pathogenese
  • Klinik
  • Diagnostik
    • Klinische Untersuchung: Palpation des Talusköpfchens
    • Röntgen: Parallele Achse von Tibia und Talus in der seitlichen Ansicht
  • Therapie
    • Korrigierende Gipsbehandlung ab den ersten Lebenswochen (umgekehrtes Ponseti-Prinzip ) [3]
    • Rein konservative Therapie führt selten zum Erfolg→ Operative Korrektur innerhalb der ersten 3 Lebensjahre
      • Hintere Kapsulotomie des oberen und unteren Sprunggelenks + Achillessehnenverlängerung + offene Reposition des Talokalkaneonavikulargelenks
    • Langandauernde Nachbehandlung mit Unterschenkelgipsen (etwa 2 Jahre), da der Talus sonst oftmals in seine alte Fehlstellung zurückgleitet
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Erworbener Plattfuß (Pes planus)toggle arrow icon

  • Definition: Erworbene flexible Fehlstellung des Fußes mit vollständig verflachter Längswölbung bis hin zur Konvexität (Insuffizienz des M. tibialis posterior)
  • Ätiologie
    • Endzustand des Knickplattfußes (Pes planovalgus): Der Ausfall des M. tibialis posterior (Funktion: Plantarflexion und Supination) führt zunächst zu einem Knickplattfuß, im weiteren Verlauf zu einem Plattfuß (Pes planus)
    • Posttraumatisch
  • Therapie

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Fersensporntoggle arrow icon

  • Definition: Verknöcherung von Sehnenansätzen am Fersenbein
  • Ätiologie: Fehlbelastung, Übergewicht, Fußdeformitäten
  • Pathogenese: Unbekannt, diskutiert werden u.a. repetitive Mikrotraumata der Sehnenansätze
  • Klinik: Lokale Schmerzen
  • Einteilung
  • Therapie
    • 1. Wahl: Konservativ
    • Alternativ
      • Bestrahlung: Kein einheitliches Therapieschema vorhanden. Kleine Einzeldosen von 0,5 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 3–12 Gy werden vorgeschlagen.
      • Operative Abtragung der knöchernen Ausziehung

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Spitzfuß (Pes equinus)toggle arrow icon

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Hohlfuß (Pes cavus, Pes cavovarus)toggle arrow icon

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Sichelfuß (Pes adductus, Pes metatarsus varus)toggle arrow icon

  • Definition: Adduktion des Vorfußes
  • Ätiologie: Unklar, besteht von Geburt an
  • Pathogenese: Unklar, vermutet wird ein muskuläres Ungleichgewicht zwischen adduzierender Muskulatur und Fibularis-Gruppe
  • Klinik
    • Einwärts gedrehte Zehen
    • In der Regel schmerzlos
    • Ausgeprägtere Fälle können eine mediale Hautfalte im Vorfußbereich aufweisen
  • Diagnostik
  • Therapie
    • Bei flexiblem Sichelfuß ist meist keine Therapie notwendig
    • Rigider Sichelfuß oder keine selbständige Normalisierung der Fußhaltung: Konservative Therapie
    • Mangelnder Erfolg der konservativen Therapie: Operative Therapie
      • Zuklappende Osteotomie des Os cuboideum (lateraler Strahl wird gekürzt) oder aufklappende Osteotomie des Os cuneiforme (medialer Strahl wird verlängert)

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Spaltfußtoggle arrow icon

  • Definition: In­komplet­te oder feh­lende An­lage v.a. der zentralen Strahlen der Füße
  • Epidemiologie: Seltene Fußdeformität (Inzidenz: ca. 1/100.000)
  • Ätiologie
  • Klinik
  • Therapie
    • Konservative Versorgung mittels Einlagen, Orthesen oder ggf. Prothesen
    • Selten Indikation zur operativen Therapie (ggf. Osteotomie zur Verschmälerung des Fußes)

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3D-Anatomietoggle arrow icon

In Kooperation mit Effigos bieten wir dir die Möglichkeit, Anatomie auch in 3D zu erfahren. Die Inhalte sind vielfach auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend. Neben Komplettmodellen bieten wir dir auch sprach- oder textgeführte Exkurse zu einzelnen Themen. In allen Versionen hast du die Möglichkeit, mit den Modellen individuell zu interagieren, z.B. durch Schneiden, Zoomen oder Aus- bzw. Einblenden bestimmter Strukturen. Eine Übersicht über alle Inhalte findest du in dem Kapitel Anatomische 3D-Modelle. Die unterschiedlichen Pakete zu den 3D-Modellen findest du im Shop.

3D-Modell

Exkurs

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M21.-: Sonstige erworbene Deformitäten der Extremitäten
    • Exklusive
      • Angeboren: Deformitäten und Fehlbildungen der Extremitäten (Q65-Q66, Q68-Q74), Fehlen von Extremitäten (Q71-Q73), Coxa plana (M91.2), Erworbene Deformitäten der Finger und Zehen (M20.‑)
      • Verlust von Extremitäten (Z89.‑)
    • M21.0-: Valgusdeformität, anderenorts nicht klassifiziert [0-9]
      • Exklusive: Metatarsus valgus (Q66.6), Pes calcaneovalgus congenitus (Q66.4)
    • M21.1-: Varusdeformität, anderenorts nicht klassifiziert [0-9]
    • M21.2-: Flexionsdeformität [0-9]
    • M21.3-: Fallhand oder Hängefuß (erworben) [0,3,7]
    • M21.4: Plattfuß [Pes planus] (erworben)
    • M21.5-: Erworbene Klauenhand, Klumphand, erworbener Klauenfuß und Klumpfuß [0,4,7]
      • Exklusive: Klumpfuß, nicht als erworben bezeichnet (Q66.0)
    • M21.6-: Sonstige erworbene Deformitäten des Knöchels und des Fußes
    • M21.60: Erworbener Hohlfuß [Pes cavus]
    • M21.61: Erworbener Knick-Plattfuß [Pes planovalgus]
    • M21.62: Erworbener Spitzfuß [Pes equinus]
      • Exklusive: Hängefuß (erworben) (M21.37)
    • M21.63: Erworbener Spreizfuß
    • M21.68: Sonstige erworbene Deformitäten des Knöchels und des Fußes
    • M21.7-: Unterschiedliche Extremitätenlänge (erworben) [0-7,9]
    • M21.8-: Sonstige näher bezeichnete erworbene Deformitäten der Extremitäten [0-6,9]
    • M21.9-: Erworbene Deformität einer Extremität, nicht näher bezeichnet [0-7,9]

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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