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Spannungskopfschmerz

Letzte Aktualisierung: 13.5.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Beim Spannungskopfschmerz bzw. Kopfschmerz vom Spannungstyp handelt es sich um den häufigsten Kopfschmerztyp. Diese Form des primären Kopfschmerzes ist in ihren Ursachen noch unzureichend verstanden. Depressionen, Angststörungen und Stress gehören zu den ätiologischen Faktoren. Unterschieden werden der episodisch und der chronisch auftretende Spannungskopfschmerz. Die episodische Form wird akut mit gängigen Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol behandelt. Bei der chronischen Form sollte eine medikamentöse Prophylaxe mit Amitriptylin erfolgen. Bei beiden Formen des Spannungskopfschmerzes sind nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Entspannungstechniken oder Massagen wesentliche Bestandteile der Therapie. Eine häufige Komplikation der Selbstmedikation ist die Entwicklung eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Multifaktorielle Genese
  • Ätiologische Faktoren
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Klassifikationtoggle arrow icon

Kopfschmerz vom Spannungstyp - Einteilung in episodische und chronische Form

Die Unterschiede zwischen beiden Formen sind beträchtlich: Während ein vom episodischen Kopfschmerz Betroffener seinem Alltag häufig weitgehend uneingeschränkt nachgehen und etwa arbeiten kann, kann die chronische Form mit gravierenden sozioökonomischen Konsequenzen einhergehen.

  • Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Insg. mind. 10 Episoden an durchschnittlich <15 Tagen pro Monat über mind. 3 Monate
  • Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Kopfschmerzen an durchschnittlich ≥15 Tagen/Monat, über mindestens 3 Monate
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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Kopfschmerzen
    • Typischerweise bifrontal, okzipital oder holozephal
    • Dumpf drückend, Engegefühl („Schraubstockgefühl“)
    • Meist leichte bis mäßige Intensität
  • Weitere Charakteristika
    • Keine Verstärkung, sondern häufig sogar Linderung durch körperliche Tätigkeit
    • Keine vegetativen Begleitsymptome, allenfalls Phono- oder Photophobie bzw. Übelkeit (letztere nur bei der chronischen Form)

Erbrechen ist mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp nicht vereinbar!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Klinisch-neurologische Diagnostik

Diagnosekriterien des Spannungskopfschmerzes gemäß International Classification of Headache Disorders (ICHD-3)

  • Differenzierung zwischen episodischer und chronischer Form: Wichtig für unterschiedliche Pharmakotherapie

Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Sporadisch auftretend

Kriterien Beschreibung
A

Mindestens 10 Episoden, die

  • die Kriterien B–D erfüllen und
  • durchschnittlich an <1 Tag pro Monat (<12 Tage pro Jahr) auftreten
B

Kopfschmerzdauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen

C Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden vier Charakteristika auf:
  • Beidseitig
  • Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend
  • Leichte bis mittlere Schmerzintensität
  • Keine Verstärkung durch körperliche Alltagsaktivitäten (etwa Gehen oder Treppensteigen)
D Beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
E Nicht besser durch eine andere Diagnose aus der Klassifikation begründbar

Es werden zudem folgende Formen unterschieden

  • Mit Schmerzempfindlichkeit der perikranialen Muskulatur bei manueller Palpation
    • Manuelle Palpation an acht Muskelpaaren
    • Diagnosestellung: Mehr als Hälfte der palpierten Stellen schmerzhaft
    • Verwendung eines Druckalgometers möglich
      • Schmerzreize werden standardisiert appliziert
      • Kontinuierliche Drucksteigerung bis zum Erreichen der individuellen Schmerzschwelle
  • Ohne Schmerzempfindlichkeit der perikranialen Muskulatur bei manueller Palpation

Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: Häufig auftretend

Kriterien Beschreibung
A

Mindestens 10 Episoden, die

  • die Kriterien B–D erfüllen und
  • durchschnittlich an ≥1 Tag pro Monat, aber an <15 Tagen pro Monat über mindestens 3 Monate auftreten (≥12 und <180 Tage pro Jahr)
B

Kopfschmerzdauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen

C Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Charakteristika auf:
  • Beidseitig
  • Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend
  • Leichte bis mittlere Schmerzintensität
  • Keine Verstärkung durch körperliche Alltagsaktivitäten (etwa Gehen oder Treppensteigen)
D Beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
E Nicht besser durch eine andere Diagnose aus der Klassifikation begründbar

Es werden zudem folgende Formen unterschieden

Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp

Kriterien Beschreibung
A

Kopfschmerz, der

  • die Kriterien B–D erfüllen und
  • durchschnittlich an ≥15 Tagen pro Monat über mindestens 3 Monate (mindestens 180 Tage pro Jahr) auftritt
B

Kopfschmerz über Stunden bis Tage oder kontinuierlich vorhanden

C Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Charakteristika auf:
  • Beidseitig
  • Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend
  • Leichte bis mittlere Schmerzintensität
  • Keine Verstärkung durch körperliche Alltagsaktivitäten (etwa Gehen oder Treppensteigen)
D

Beide folgenden Punkte sind erfüllt:

  • Maximal ein Merkmal zutreffend: milde Übelkeit oder Photophobie oder Phonophobie
  • Weder Erbrechen noch mittlere bis starke Übelkeit
E Nicht besser durch eine andere Diagnose aus der Klassifikation begründbar

Wahrscheinlicher Kopfschmerz vom Spannungstyp

  • Kopfschmerzen, die ein diagnostisches Kriterium o.g. Verlaufsformen des Kopfschmerzes vom Spannungstyp verfehlen und keine diagnostischen Kriterien einer anderen Kopfschmerzerkrankung erfüllen.
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Für das Notfallmanagement von Kopfschmerzen mit zunächst unklarer Ursache siehe: Kopfschmerzen - AMBOSS-SOP

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapiehinweise

  • Häufig Selbstmedikation
  • Kausale Therapie von Begleiterkrankungen (etwa Angststörungen, Depressionen)
  • Kopfschmerztagebuch führen über:
    • Kopfschmerzsymptomatik
    • Begleitsymptomatik
    • Therapeutische Maßnahmen und deren Wirkung
  • Aufklärung über Kopfschmerzen
  • Chronische Form: Behandlung in spezialisierten Kliniken/Praxen sinnvoll

Nicht-medikamentöse Prophylaxe

Medikamentöse Therapie

Akuttherapie

Akuttherapie des episodischen Kopfschmerz vom Spannungstyp

Akuttherapie des chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp

Die zu häufige Einnahme von Analgetika sollte vermieden werden – durch medikamenteninduzierten Kopfschmerz droht ein Teufelskreis!

Prophylaxe des chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp

  • Nur bei chronischer Form
  • Ziel: Reduktion der Kopfschmerzsymptomatik
  • 1. Wahl
    • Amitriptylin
      • Mittel der 1. Wahl
      • Wirkbeginn nach 2–3 Wochen
      • Langsame Aufdosierung reduziert Risiko für Nebenwirkungen (insbesondere Mundtrockenheit, Müdigkeit)
      • Keine Monotherapie, sondern eingebettet in Behandlungskonzept mit nicht-medikamentösen Maßnahmen
      • Dosisreduktion im Verlauf anstreben
  • 2. Wahl (Off-label-Therapie)
    • Mirtazapin
      • Wirkbeginn nach 1–2 Wochen
    • Venlafaxin
      • Regelmäßige Blutdruckkontrollen zu Behandlungsbeginn
      • Bei unretardierter Form Verteilung auf mehrere Tagesdosen
    • Tizanidin
  • Unwirksam: Botulinumtoxin
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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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