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Strangulation und Ersticken

Letzte Aktualisierung: 21.11.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Bei Suizidgedanken oder Sorgen um Betroffene sei auf die von der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gelisteten Hilfsangebote verwiesen, siehe Tipps & Links.

Erhängen, Erwürgen und Erdrosseln sind aus rechtsmedizinischer Sicht Folgen einer Strangulation (gewaltsames Abschnüren des Halses). Beim Tod durch Erhängen wird zwischen Erhängen im klassischen Sinne (Gleitknoten dorsal am Nacken) und atypischem Erhängen, bei dem der Gleitknoten nicht am Nacken, sondern seitlich oder submental liegt, unterschieden. Weiterhin müssen nach einem Erhängungstod Vitalitätszeichen beurteilt werden, um ein nachträgliches Umsetzen einer Leiche in die Erhängungsposition auszuschließen. Beim gewaltsamen Ersticken kann zwischen Erdrosseln (mithilfe eines Werkzeuges) und Erwürgen (mit den Händen) unterschieden werden, wobei ein Tod durch Erwürgen nur durch Fremdbeibringung möglich ist. Ein Tod durch Erdrosseln kann im Gegensatz dazu auch durch Selbstbeibringung erfolgen.

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Typisches vs. atypisches Erhängentoggle arrow icon

Beim Tod durch Erhängen wird zwischen der typischen Form mit freiem Hängen (und Gleitknoten dorsal am Nacken) und der atypischen Form unterschieden, zu der alle anderen Varianten zählen (z.B. abgestütztes Hängen bei autoerotischen Unfällen).

Typisches Erhängen Atypisches Erhängen

Strangmarke

  • Gleitknoten dorsal
  • Strangwerkzeug zur Nackenmitte symmetrisch ansteigend, am Hals sehr tief in die Haut einschneidend (meist Halsvorderseite)
  • Gleitknoten seitlich oder vorne am Hals
  • Alle Lagen des Strangwerkzeugs möglich

Körper

  • Körper ggf. mit Bodenkontakt

Gefäßunterbindung

  • Venöser und arterieller Blutfluss unterbunden
  • Venöser Blutfluss unterbunden, bei erhaltenem arteriellen Zufluss

Befunde

Todesursache

Bei V.a. vorsätzliche Selbstschädigung siehe: Suizidalität

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Erstickentoggle arrow icon

Man unterscheidet zwischen innerer und äußerer Erstickung.

Weiterhin unterscheidet man zwischen asphyktischem, hypoxischem und histotoxischem Ersticken.

  • Asphyktisch: Kreislaufschwäche führt zu verminderter O2-Aufnahme und verminderter CO2-Abgabe
  • Hypoxisch: Verminderte Oxygenierung des Bluts unterschiedlicher Ursachen mit vermehrter CO2-Abgabe
  • Histotoxisch: Behinderung der Gewebeatmung oder des O2-Transports z.B. bei Zyanid- oder Kohlenstoffmonoxidvergiftung; dabei sind O2-Aufnahme und CO2-Abgabe normal

Stadien

  1. Dyspnoe (nach 60 s): CO2-Anstieg, Tachykardie
  2. Konvulsivisches Stadium (nach 90 s): O2-Abfall, Blutdruckanstieg, Bewusstseinsverlust, Bradykardie, Urinabgang
  3. Präterminale Atempause (nach 120 s): Apnoe, Vaguslähmung mit Tachykardie
  4. Terminale Schnappatmung (nach 150 s): Terminale Schnappatmung, Herzrhythmusstörungen

Sauerstoffmangel im Gehirn führt nach 2–3 Minuten zu irreversiblen Schäden und nach 8–10 Minuten zum Hirntod!

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Gewaltsames Erstickentoggle arrow icon

Definitionen

  • Erdrosseln: Werkzeugunterstützte Strangulation durch Zuziehen einer Schlinge
    • Horizontale Drosselmarke
    • Ggf. Kehlkopffraktur
  • Erwürgen: Strangulation durch Kompression des Halses mit den Händen
    • Ggf. Fingernagelspuren im Kehlkopfbereich
  • Oronasale Okklusion: Gewaltsames Ersticken durch Zuhalten von Nase und Mund

Eine Erdrosselung kann sowohl Fremd- als auch Selbsthandlung sein! Erwürgen ist immer eine Fremdhandlung, ein Suizid ist auf diese Weise unmöglich!

Befunde

  • Deutliche Stauungsblutungen
    • Diverse Einblutungen (Augenlider, Mundschleimhaut) und Petechien durch venöse Abflussbehinderung bei erhaltener arterieller Blutversorgung ; ein ausgeprägter Befund spricht für einen langen Zeitraum der Gewalteinwirkung
    • Dunsung des Gesichts
    • Ggf. weitere Verletzungen der Haut und der Weichteile: Braune Hautvertrocknungen
  • Tardieu-Flecken: Punktförmige Blutaustritte in Pleura und Herzbeutel, die wahrscheinlich aufgrund von Blutdrucksteigerungen im Rahmen des Erstickungsvorgangs entstehen (auch beim nicht-gewaltsamen Ersticken)
  • Perthes-Druckstauung: Deutliche Stauungsblutungen an der Brust, am Hals und im Gesicht, die durch ein Ersticken bei Behinderung der Thoraxexkursion bei freien Atemwegen entstehen

Klinischer Hinweis: Auch wenn ein versuchtes gewaltsames Ersticken überlebt wird, besteht weiterhin Erstickungsgefahr! Infolge der Gewalteinwirkung kann es nämlich zu einer progredienten Schwellung der Atemwege im Kehlkopfbereich kommen!

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Weitere Formentoggle arrow icon

Beim Bolustod handelt es sich nicht um einen Tod durch Ersticken!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • T71: Erstickung
  • X59.-!: Akzidentelle Exposition gegenüber sonstigen und nicht näher bezeichneten Faktoren
    • X59.9!: Sonstiger und nicht näher bezeichneter Unfall
      • Strangulierung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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