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Intensivtransport

Letzte Aktualisierung: 16.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Der Transport von intensivüberwachungs- bzw. behandlungspflichtigen Personen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die einer sorgfältigen Vorbereitung bedarf. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Transport innerhalb eines Krankenhauses (Intrahospitaltransport). Zu den typischen Indikationen zählen in diesem Zusammenhang insb. diagnostische Maßnahmen, aber auch interventionelle bzw. operative Eingriffe. Abzugrenzen davon ist der Transport zwischen zwei Krankenhäusern (Interhospitaltransport). Dieser kann bspw. erforderlich sein, um eine spezielle Therapie durchzuführen, die nicht auf jeder Versorgungsstufe möglich ist. Da die Interventionsmöglichkeiten während des Transports i.d.R. beschränkt sind, sollten akute Probleme möglichst im Vorfeld behoben und potenzielle Komplikationen frühzeitig antizipiert werden.

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Übersichttoggle arrow icon

Intrahospitaltransport

  • Definition: Transport einer intensivüberwachungs- bzw. behandlungspflichtigen Person innerhalb eines Krankenhauses
  • Typische Indikationen
    • Diagnostische Maßnahmen (bspw. CT, MRT)
    • Interventionelle bzw. operative Eingriffe (bspw. PCI, Second-Look-OP)
    • Verlegung aus dem Schockraum oder aus dem OP auf die Intensivstation
  • Personelle Anforderung: Mind. 2 qualifizierte Fachkräfte (1× ärztlich, 1× nicht-ärztlich) [3]
  • Praktisches Vorgehen siehe: Checkliste Intensivtransport bzw. Intensivtransport - Ablauf/Durchführung

Intrahospitaltransporte sollten nur von Personen mit ausreichend Erfahrung in den Bereichen Intensiv- bzw. Notfallmedizin sowie in der Transportbegleitung und im Atemwegsmanagement durchgeführt werden!

Interhospitaltransport

  • Definition: Transport einer intensivüberwachungs- bzw. behandlungspflichtigen Person zwischen zwei Krankenhäusern
  • Typische Indikationen [4]
    • Verlegung in ein Krankenhaus mit höherer Versorgungsstufe bzw. in eine Spezialklinik
    • Rückverlegung in ein Krankenhaus mit niedrigerer Versorgungsstufe
    • Weiterverlegung zum Weaning bzw. zur Rehabilitation
    • Zivile bzw. militärische Auslandsrückholung
  • Transportmittel
    • Intensivtransportwagen (ITW): Einsatzradius bis 100 km
    • Intensivtransporthubschrauber (ITH): Einsatzradius 50–250 km
    • Ambulanzjet bzw. Flugzeug mit intensivmedizinischer Patiententransporteinheit: Einsatzradius ab 250 km
  • Personelle Anforderung: Mind. 3 qualifizierte Fachkräfte (1× ärztlich, 2× nicht-ärztlich)
  • Empfohlene Qualifikationen (gemäß DIVI) [4]
    • Allgemein: Teilnahme an einem zertifizierten Intensivtransportkurs
    • Ärztliches Personal
      • 3-jährige Ausbildung in einem Fachgebiet mit intensivmedizinischen Versorgungsaufgaben
      • Zusätzlich 6-monatige Vollzeittätigkeit auf einer Intensivstation
      • Notärztliche Berufserfahrung von mind. 1 Jahr
      • Notärztliche Qualifikation gemäß landesrechtlichen Vorschriften und regelmäßige notärztliche Tätigkeit
    • Rettungsfachpersonal
      • 2-jährige Vollzeittätigkeit als Notfallsanitäter:in
      • 2-wöchige Hospitation auf einer Intensivstation
    • Krankenpflegepersonal
      • 2-jährige Vollzeittätigkeit als Gesundheits- und Krankenpfleger:in auf einer Intensivstation
      • 2-wöchige Hospitation auf einem Intensivtransportmittel
  • Praktisches Vorgehen siehe: Checkliste Intensivtransport bzw. Intensivtransport - Ablauf/Durchführung

Bei jeder Art von Intensivtransport sollen die durchführenden Personen die hierfür notwendigen Qualifikationen und Geräteeinweisungen gemäß Medizinproduktegesetz besitzen!

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Materialtoggle arrow icon

  • Basisausstattung
    • Transportmonitor mit Akkulaufzeit von mind. 2 h
    • Transportbeatmungsgerät inkl. Sauerstoffflasche(n) und Handbeatmungsbeutel für den Notfall [7]
    • Notfallrucksack bzw. Notfalltasche/-koffer (Material und Medikamente, insb. für Kreislauf- und Atemwegsnotfälle)
  • Zusatzmaterial

Nutzbarer Sauerstoffvorrat = Volumen der Sauerstoffflasche × (Flaschendruck - 30 bar)! Beispiel: 2 L × (180 - 30 bar) = 300 L Sauerstoff!

Betriebsdauer des Transportbeatmungsgeräts = Nutzbarer Sauerstoffvorrat ÷ (Atemminutenvolumen + 1 L/min)! Beispiel: 300 L ÷ (5 L/min + 1 L/min) = 50 min für eine Beatmung mit einer FiO2 von 1,0!

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Vorbereitungtoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

Geplante Intensivtransporte sollten idealerweise nur bei stabiler Gesamtsituation durchgeführt werden!

Zur Vermeidung von Verwechslungen ist auf eine eindeutige Beschriftung der mitgeführten Medikamente, Infusionslösungen und Blutprodukte zu achten!

Ärztliches Übergabegespräch [1]

  • Identität der zu transportierenden Person sichern
  • Anamnese und aktuelle Befunde mitteilen
    • Grund bzw. Dringlichkeit des Intensivtransports
    • Individuelle Besonderheiten
  • Erforderliche Maßnahmen für den Transport absprechen

Zur Verbesserung der Übergabequalität können Schemata wie bspw. iSOBAR oder (AT)MIST verwendet werden! [4]

Orientierende körperliche Untersuchung [1]

  • Kardiale und pulmonale Funktion sowie Vigilanz beurteilen
  • Gefäßzugänge und Atemwegssicherung kontrollieren
  • Zusätzlich bildgebende und laborchemische Befunde inkl. BGA sichten

Ausschluss von Kontraindikationen [3]

  • Medizinische Kontraindikationen
    • Keine adäquate Oxygenierung während des Transports möglich
    • Keine ausreichende hämodynamische Stabilität während des Transports möglich
  • Technische bzw. organisatorische Kontraindikationen
    • Unvollständiges Monitoring
    • Personelle Unterbesetzung

Die genannten Kontraindikationen gelten für den elektiven Intensivtransport – insb. im Notfall ist jede Person grundsätzlich transportfähig!

Spezielle Maßnahmen

Ein Spannungspneumothorax kann sich während des Intensivtransports auch bei initial unauffälliger Durchgängigkeit bzw. Funktion der Thoraxdrainage ausbilden! [7]

Checkliste Intensivtransport [1][3][8][9]

  • Ärztliches Übergabegespräch und orientierende körperliche Untersuchung erfolgt
  • Kontraindikationen für einen Transport ausgeschlossen
  • Patientenetiketten bzw. Unterlagen vorhanden
  • Erforderliche Hygienemaßnahmen eingehalten
  • Erforderliche Geräte vorhanden und einsatzbereit
  • Stabile Vitalparameter
    • Optimierungspotenzial vor Transport ausgeschöpft
    • Notfallplan für Verschlechterung während des Transports vorhanden
  • Adäquates Monitoring
  • Alarmgrenzen eingestellt
  • Suffiziente Analgosedierung
  • Einliegende Katheter und Drainagen kontrolliert und gesichert
  • Benötigte Medikamente in ausreichender Menge vorhanden
  • Beatmung mit Transportbeatmungsgerät möglich
  • Lagerung und ggf. Fixierung auf Transporteinheit überprüft
  • Aufnehmende Abteilung bzw. Klinik informiert
  • Patientenübernahme gewährleistet
  • Transportweg frei
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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Allgemeine Prinzipien [1]

  • Kontinuierliche Medikamentenzufuhr auf das Wesentliche beschränken
  • Potenzielle Probleme während des Transports antizipieren
    • Bekannter oder vermuteter schwieriger Atemweg?
    • Kardiale bzw. pulmonale Situation in den letzten 1–2 Tagen?
    • Komplikationen bei vorangegangenem Transport?
  • Wärmeverlust während des Transports möglichst vermeiden
  • Bei längeren Transporten ggf. intermittierende BGA-Kontrollen einplanen
  • Auf adäquaten Lärmschutz achten (auch bei analgosedierten Personen)

Insulin- oder kaliumhaltige Infusionen sollten aufgrund der Gefahr einer unbemerkten Hypoglykämie bzw. Hyperkaliämie nur im Ausnahmefall während eines Intensivtransports fortgeführt werden! [7]

Umlagerung [4]

  1. Bedingungen optimieren
    • Vertiefung der Analgosedierung erwägen
    • Ausreichend Personal bereitstellen
    • Kabel und Schläuche vorsortieren
    • Kurze Vorbesprechung zur geplanten Reihenfolge der Maßnahmen
  2. Auf Transportmonitoring wechseln
  3. Spritzenpumpen umlagern bzw. neu anschließen
  4. Auf Transportbeatmung wechseln
  5. Patient:in auf Transporttrage umlagern
    • Abgestimmtes Vorgehen im Team wichtig
    • Koordination typischerweise durch Transportarzt/-ärztin
  6. Kontrolle nach Abschluss der Umlagerung
    • Atemweg weiterhin gesichert?
    • Beatmung mit Transportgerät möglich?
    • Kreislaufsituation stabil?
    • Alle Leitungen gegen Diskonnektion bzw. Abknicken geschützt?

Wird eine Spritzenpumpe oder ein Drainagesystem während des Umlagerns über das Patientenniveau angehoben, kann es zu einer unbeabsichtigten Bolusgabe bzw. einem Flüssigkeitsrücklauf kommen! [7][10]

Maschinelle Beatmung [7]

Sonderfälle

Intrakranielle Druckerhöhung [7]

Ein kontinuierliches invasives ICP-Monitoring ist während eines Intensivtransports technisch nicht immer möglich!

Mechanische Kreislaufunterstützungssysteme (bspw. IABP, ECMO) [7][11]

  • Transport in Beisein einer Person aus der Kardiotechnik durchführen
  • Einstellungen und Funktion des jeweiligen Systems vor Transportbeginn überprüfen
  • Kabel und Schläuche sorgfältig gegen Dislokation sichern
  • Bei längeren Transporten ggf. intermittierende ACT-Kontrollen einplanen

Bei Personen mit einer mechanischen Kreislaufunterstützung sollte während des Intensivtransports zusätzlich eine Person aus der Kardiotechnik anwesend sein!

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Komplikationentoggle arrow icon

Transporttrauma

  • Definition: Oberbegriff für alle (potenziell) schädlichen Einflüsse während des Intensivtransports
  • Auslöser
    • Inadäquate Transportbedingungen
      • Ungeeignetes Transportmittel
      • Unzureichend qualifiziertes Personal
    • Zwischenfälle durch menschliches Versagen
      • Risiko nimmt mit der Komplexität des Systems zu
      • Prävention durch geeignete Maßnahmen möglich
    • Transportstress
      • Lärm, Vibration, Erschütterung
      • Beschleunigungskräfte
      • Temperaturveränderung
      • Luftdruckveränderung
    • Grunderkrankung
  • Relevanz: Schwerwiegende Folgeschäden möglich (insb. bei kritisch kranken Personen)

Eine sorgfältige Vorbereitung, die Verwendung von Checklisten und regelmäßige Teamtrainings können dazu beitragen, das Risiko für Zwischenfälle durch menschliches Versagen während des Intensivtransports zu minimieren!

Allgemeine Zwischenfälle

  • Typische Ursachen
    • Unzureichende bzw. fehlerhafte Kommunikation im Team
    • Unzureichendes Monitoring bzw. falsch eingestellte Alarmgrenzen
    • Dislokation, Diskonnektion oder Abknicken von Leitungen
    • Inadäquate Fixierung der transportierten Person
    • Fehlerhafte Bedienung des medizinischen Geräts
    • Fehlendes Material bzw. fehlende Medikamente
  • Notfallmanangement

Da die Interventionsmöglichkeiten während des Transports i.d.R. beschränkt sind, kommt der Prävention von Zwischenfällen eine entscheidende Bedeutung zu!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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