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Breitkomplextachykardie - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 6.2.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Breitkomplextachykardie ist ein notfallmedizinischer Sammelbegriff für eine primäre Tachykardie mit verbreiterten QRS-Komplexen, deren Genese nicht bekannt ist. Da es sich dabei häufig (>80%) um potenziell lebensbedrohliche ventrikuläre Herzrhythmusstörungen handelt, sind Kenntnisse über das akute Management wichtig. Die kardiologische Differenzialdiagnostik ist schwierig und im Notfall nachrangig. Therapeutisch kommen je nach Zustand des Patienten eine elektrische Therapie (Kardioversion, Defibrillation oder antitachykardes Pacing) oder Antiarrhythmika infrage.

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Begriffsdefinitionen zur Breitkomplextachykardietoggle arrow icon

Wann spricht man von einer Breitkomplextachykardie?

Die Arbeitsdiagnose „Breitkomplextachykardie“ wird angewandt, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  1. Herzfrequenz >100/min
  2. Kein Sinusrhythmus
  3. QRS-Dauer >120 ms
  4. Unbekannte Genese

Weitere Definitionen

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Initiales Vorgehentoggle arrow icon

Die initiale Einteilung richtet sich nach der Stabilität des Patienten. Instabile Patienten benötigen eine sofortige Rhythmustherapie (im Allgemeinen elektrisch), bei stabilen Patienten sollte zuerst eine fokussierte Diagnostik erfolgen.

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Akutdiagnostiktoggle arrow icon

Wenn es der Zustand des Patienten zulässt und die Genese der Rhythmusstörung nicht sicher bekannt ist, sollten vor Therapiebeginn diagnostische Maßnahmen erfolgen.

  • 12-Kanal-EKG
    • Fragestellung: Genese der Tachykardie für weiteres Prozedere, Rezidivprophylaxe
    • Vor-EKGs: Zum Vergleich, wenn praktikabel
  • Laboruntersuchung
  • Ggf. Echokardiografie: Nur bei erfahrenem Untersucher und schneller Verfügbarkeit sinnvoll
    • Fragestellung: Lokalisierte Wandbewegungsstörungen, Herzinsuffizienz, Stauungszeichen, atrioventrikuläre Dissoziation
    • Problem: Schwierige Untersuchung!
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Einteilung und Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnostisch kommen verschiedene ventrikuläre Tachykardien (über 80% der Breitkomplextachykardien!) und aberrant übergeleitete supraventrikuläre Tachykardien infrage. Die Unterscheidung ist schwierig und im Akutfall nachrangig . Die EKG-Kriterien der ventrikulären Tachykardie sind daher hier nicht aufgeführt.

Eine supraventrikuläre Tachykardie mit aberranter Überleitung muss bewiesen werden, bis dahin ist von einer ventrikulären Tachykardie auszugehen!

Einteilung im Akutfall

Stabile Breitkomplextachykardien sollten über ein 12-Kanal-EKG weiter eingeteilt werden.

  • QRS-Variabilität: Monomorph oder polymorph?
    • Monomorph: Alle QRS-Komplexe sehen annähernd gleich aus
      • Regelmäßig oder (stark) unregelmäßig?
    • Polymorph: Viele unterschiedliche Morphologien (Capture Beats und Fusion Beats dürfen hier nicht als Polymorphie gewertet werden)
      • Immer unregelmäßig

Differenzialdiagnosen nach Einteilung

Zwei Sonderformen der stabilen Breitkomplextachykardien müssen erkannt und anders therapiert werden: das mögliche präexzitierte Vorhofflimmern („FBI - Fast, Broad, Irregular“) und die Torsade de Pointes!

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Elektrische Therapie (Defibrillation, Kardioversion und antitachykarde Stimulation)toggle arrow icon

Bei instabilen oder therapierefraktären Breitkomplextachykardien wird elektrisch behandelt. Wenn möglich sollte die Schockabgabe synchronisiert erfolgen (= elektrische Kardioversion), insb. bei polymorphen Breitkomplextachykardien ist das aber nicht immer möglich – dann muss ausnahmsweise defibrilliert werden. Bei vorhandenem Schrittmacher und klinischer Erfahrung kann auch eine antitachykarde Stimulation durchgeführt werden.

Elektrische Kardioversion und Defibrillation

Bei Breitkomplextachykardien sollte primär kardiovertiert, d.h. R-Zacken-synchronisiert geschockt werden!

Antitachykardes Pacing (ATP) [1][2]

  • Definition: Beendigung einer Tachykardie durch schnelle Schrittmacherimpulse („Überstimulation“)
  • Voraussetzung: Erfahrung in der Behandlung von Tachykardien mit ATP!
  • Vorteile
  • Indikationen
  • Ablauf
    • Stimulationsmethode
    • Ziel: „Einfangen“ des Rhythmus, bei Erfolg verändert sich die QRS-Morphologie und die QRS-Komplexe folgen den Stimulationen
    • 1. Versuch: Einzelne Stimulationen über einen Zeitraum von <10 s
    • 2. Versuch: Stimulationsfrequenz ca. 15 Schläge pro Minute über der Tachykardiefrequenz
    • 3. Versuch: Ggf. Frequenz langsam steigern
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Medikamentöse Therapietoggle arrow icon

Eine primär medikamentöse Therapie wird bei stabilen Breitkomplextachykardien durchgeführt. Wenn Kontraindikationen gegen die Medikamente bestehen, kann bei stabilen Patienten aber auch eine elektrische Kardioversion durchgeführt werden. Größter Nachteil ist die dann erforderliche Kurznarkose. Die Torsade de Pointes und das (mögliche) präexzitierte Vorhofflimmern erfordern ein spezielles medikamentöses Vorgehen, ansonsten kann mit Amiodaron, Ajmalin und ggf. Adenosin behandelt werden.

Allgemeine medikamentöse Therapie bei unklarer stabiler Breitkomplextachykardie

Spezielle Therapieoptionen

Monomorphe regelmäßige Breitkomplextachykardie

Hier kommt differenzialdiagnostisch eine supraventrikuläre Tachykardie mit aberranter Überleitung infrage.

  • Optional: Zuerst Versuch mit Adenosin [7]
    • Voraussetzung: Stabiler Patient, keine unregelmäßige Tachykardie, keine Hinweise auf eine akzessorische Leitungsbahn
    • Vorteile
    • Probleme
    • Anwendung: Guter intravenöser Zugang erforderlich
      • 1. Versuch
      • 2. Versuch
      • Praxistipp: EKG während und nach der Gabe kontinuierlich aufzeichnen/drucken

Torsade de Pointes (medikamentöse Therapie)

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