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Olecranonfraktur

Letzte Aktualisierung: 17.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Olecranonfraktur gehört zu den Frakturen des proximalen Unterarms. Insgesamt tritt sie eher selten auf, ursächlich ist meist eine direkte Krafteinwirkung auf den Ellenbogen (bspw. Sturz). Oftmals treten Begleitfrakturen im Ellenbogengelenk (bspw. Frakturen des Processus coronoideus) oder der oberen Extremität auf, welche mittels bildgebender Verfahren ausgeschlossen werden müssen. Um langfristige Schäden zu vermeiden, ist in den meisten Fällen eine operative Therapie indiziert (Zuggurtungs- oder Plattenosteosynthese, ggf. kombiniert mit Schraubenosteosynthese). Wichtig ist die frühfunktionelle physiotherapeutische Nachbehandlung, um Komplikationen wie einer Ellenbogensteife oder einer Bewegungseinschränkung vorzubeugen.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigkeit: Ellenbogengelenksfrakturen machen ca. 1% aller Frakturen des Erwachsenen aus [1]
    • Davon sind ca. 10% Olecranonfrakturen [2]
    • Inzidenz: ca. 12 / 100.000 Olecranonfrakturen pro Jahr [3]
  • Häufigkeitsgipfel: 20. und 65. Lebensjahr [4]
  • Geschlecht: > [4]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Unfallmechanismus [5]
    • Direktes Trauma (häufig): Direkte Gewalteinwirkung auf das Olecranon
    • Indirektes Trauma (selten): Schermechanismus, Belastungsfraktur bei Wurfsportarten, Sturz auf den ausgestreckten Arm [6][7]
    • Begleitfraktur bei Luxationen des Ellenbogengelenks [8]
  • Unfallursache [4][7]
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Klassifikationtoggle arrow icon

Es gibt verschiedene Systeme zur Klassifikation der Olecranonfrakturen, von denen sich jedoch bisher keines in der Klinik vollständig durchgesetzt hat.

Mayo-Klassifikation der Olecranonfraktur [9][10]

Die Mayo-Klassifikation berücksichtigt Dislokation, Stabilität und Anzahl der Frakturfragmente. Außerdem bestimmt sie das therapeutische Vorgehen.

Mayo-Klassifikation der Olecranonfraktur
Frakturtyp Komplexität
Mayo Typ I*
Mayo Typ II*
Mayo Typ III*
*Weitere Spezifizierung: A = einfache Fraktur, B = mehrfragmentäre Fraktur

Klassifikation der Olecranonfrakturen nach Schatzker [6][10]

Die Klassifikation nach Schatzker berücksichtigt den Verlauf der Fraktur sowie die Anzahl der Fragmente und bestimmt dadurch das jeweilige osteosynthetische Verfahren.

AO-Klassifikation der proximalen Ulnafraktur (Regio 2) – Stand 2018 [11]

Für die AO-Klassifikation wird nach der Körperregion (Unterarm = 2) der betroffene Knochen angegeben, wobei U für Ulna steht (und R für Radius). Anschließend folgt die Lokalisation (hier immer 1 = proximale Ulna). Dann werden der jeweilige Frakturtyp (A–C) und die Komplexität (1–3) angegeben. Anschließend kann ggf. noch ein Zusatz folgen (klein geschriebene Buchstaben). Eine einfache extraartikuläre Fraktur der proximalen Ulna wird demnach bspw. als „2U1A2“ bezeichnet.

AO-Klassifikation der proximalen Ulnafraktur
Frakturtyp Komplexität
A - Extraartikuläre Fraktur
  • A1: Avulsion der Trizepsinsertion
  • A2: Einfache Ulnafraktur
  • A3: Mehrfragmentäre Ulnafraktur

B - Partiell-artikuläre Fraktur

C - Artikuläre Fraktur

* d = einfach, e = mehrfragmentär

** n = Anteromediale Facette, o = Spitze, p = < 50%, q = ≥ 50%

*** d = einfach, r = Olecranon mehrfragmentär, s = Mitbeteiligung des Proc. coronoideus

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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Allgemeine Frakturzeichen
  • Spezifische Zeichen [6][9]
    • Druckschmerz über dem Olecranon
    • Schmerzhafte Funktionseinschränkung
      • Extensions- und Flexionshemmung
      • Starke Gelenkschwellung
    • Ggf. sensibles Defizit
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Vorgehen in der Notaufnahmetoggle arrow icon

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Frakturen des Processus coronoideus [9][14][15]

Frakturen des Processus coronoideus treten meist als Begleitfrakturen bei komplexen Verletzungen des Ellenbogengelenks auf (bspw. kombiniert mit Olecranonfraktur, Radiuskopf-Fraktur, Terrible-Triad-Läsion des Ellenbogens, Rupturen des Bandapparates u.a. Verletzungen von Unterarm und Hand).

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese und klinische Untersuchung [7][18]

Bei der körperlichen Untersuchung sollte sehr vorsichtig vorgegangen werden, da jegliche Manipulation der Fraktur für den Patienten sehr schmerzhaft ist!

Apparative Diagnostik [6][7]

Die genaue Therapieplanung richtet sich nach dem Grad der Fraktur!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Ziele der Therapie [19]

  • Schmerzfreiheit
  • Wiederherstellung von Form, Funktion und Bewegungsausmaß (Stabilität und v.a. Flexion/Extension)

Besonders wichtig ist die Wiederherstellung der Gelenkfläche und der anatomisch korrekten Form der Ulna (Länge, Achse und Rotation)!

Konservative Therapie der Olecranonfraktur [7][9]

Indikation

  • Stabile, undislozierte Frakturen (z.B. Mayo Typ I) mit einer Dislokation <2 mm in 90 °-Stellung und ohne Extensionseinschränkung
  • Eher bei älteren Patienten mit hohem Operationsrisiko zu erwägen

Durchführung/Prozedere

Die Mehrzahl der Olecranonfrakturen muss operativ versorgt werden!

Operative Therapie der Olecranonfraktur [7][18][20]

Indikationen

Mögliche Osteosynthese-Verfahren bei Olecranonfrakturen

Prozedere

Nachsorge [6][9][19]

Hier das Wichtigste in Kürze. Für detailliertere Informationen siehe auch: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie und Nachbehandlungsschema bei operativ versorgter Olecranonfraktur

  • Ggf. Ruhigstellung des Ellenbogens in dorsaler Oberarmgipsschiene
    • Dauer der Ruhigstellung: Max. 10 Tage
    • Regelmäßige Gipskontrollen: Überprüfung von pDMS und Untersuchung auf Druckstellen/Beschwerden am ersten Tag sowie im Verlauf
  • Regelmäßige Röntgenkontrollen
  • Thromboseprophylaxe: Basismaßnahmen wie Frühmobilisation und Bewegungsübungen [21]
  • Schmerzadaptierte Analgesie
  • Kühlung, Schonung und Hochlagerung der betroffenen Extremität
  • Materialentfernung im Verlauf je nach Verfahren
  • Physiotherapie: Abhängig von der Therapie und der postoperativ erreichten Stabilität!

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Nachsorgetoggle arrow icon

Folgende Nachbehandlungsvorschläge basieren auf den Empfehlungen der DGOU [19]. Diese Schemata sind jedoch an den individuellen Heilungsverlauf anzupassen und sollten grundsätzlich auch unter Berücksichtigung von Maßgaben des Operateurs und/oder klinikinternen Standards erfolgen.

Für das allgemeine postoperative stationäre Management inkl. durchzuführender ärztlicher Verlaufskontrollen sowie für Empfehlungen zur Schmerztherapie und Thromboseprophylaxe siehe: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Nachbehandlungsschema bei operativ versorgter Olecranonfraktur

Phase 1 – Ziel: Wundheilung und Abschwellung

Phase 2 – Ziel: Aktive und passive Beweglichkeit

Phase 3 – Ziel: Reintegration in den Alltag

  • Woche 7–8 postoperativ
    • Fortführung des Muskelaufbautrainings mit individueller Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung unter Alltagsbedingungen
    • Röntgenkontrolle des Ellenbogens in 2 Ebenen vor Übergang zur Trainingsstabilität

Phase 4 – Ziel: Volle Belastbarkeit

  • Ab 9. Woche postoperativ: Übergang zur Trainingsstabilität
    • Funktionstraining, ggf. Rehasport und -nachsorge
  • Ab 3. Monat postoperativ
    • Wiederaufnahme des sportartspezifischen Trainings
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Prognosetoggle arrow icon

  • Operative Therapie
    • Gute bis sehr gute Ergebnisse bezügl. Abheilung und Bewegungsausmaß in >90% der Fälle [22]
    • Ggf. Extensionseinschränkung (meist gering: 10–15°)
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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