Zusammenfassung![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Schaftfrakturen können sowohl kombiniert als auch als isolierte Radius- oder Ulnaschaftfraktur auftreten. Während sie beim erwachsenen Patienten selten sind, machen sie bei Kindern ca. 10% aller Frakturen aus. Bei beiden Patientengruppen sollten in der Röntgendiagnostik die angrenzenden Gelenke abgebildet werden, um Luxationsfrakturen nicht zu übersehen. Entscheidend für die Therapie ist die anatomische Wiederherstellung der funktionellen Einheit von Radius, Ulna und deren ligamentären Verbindungen, da sonst Einschränkungen bei der Pro- und Supination auftreten. Beim Erwachsenen ist die Versorgung mittels Plattenosteosynthese Standard. Kinder hingegen können meist konservativ therapiert werden.
Definition![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Unterarmschaftfraktur: Gleichzeitige diaphysäre Fraktur von Radius und Ulna
- Ulnaschaftfraktur (Parierfraktur): Isolierte diaphysäre Fraktur der Ulna
- Radiusschaftfraktur: Isolierte diaphysäre Fraktur des Radius
Epidemiologie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Häufig offene Frakturen: In bis zu ⅓ der Fälle! [1]
- Häufig kindliche Frakturen [1][2]
- Ca. 10% aller kindlichen Frakturen
- ♂ > ♀
- Lokalisation: Überwiegend distales Drittel
- Inzidenzgipfel im 8. und 12. Lebensjahr
- Ca. 40% davon Grünholzfrakturen
- Seltener bei Erwachsenen
- Ca. 1,5–2% aller Frakturen [3]
- Lokalisation: Meist mittleres Drittel [1]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Unfallmechanismus [1][4][5]
- Direktes Trauma durch Abwehren eines Schlages → Eher isolierte Ulnaschaftfrakturen
- Indirektes Trauma durch Sturz auf die ausgestreckte Hand → Eher isolierte Radiusschaftfrakturen
- Hochrasanztrauma oder Sturz aus großer Höhe → Häufig komplette Unterarmschaftfrakturen
Klassifikation![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
AO-Klassifikation der Ulna- und Radiusschaftfrakturen (Regio 2U2 und 2R2) – Stand 2018 [6]
Die aktuelle Version der AO-Klassifikation kodiert gegenüber der Vorgängerversion Radius (R) und Ulna (U) separat . Dadurch ist die Kodierung von Frakturtyp und Klassifikation nun einheitlich für beide Knochen.
AO-Klassifikation der Ulna- und Radiusschaftfrakturen (Regio 2U2 und 2R2) | |
---|---|
Frakturtyp | Komplexität |
A - Einfache Fraktur* |
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B - Keilfraktur* |
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C - Mehrfragmentfraktur** |
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Legende |
Symptomatik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Allgemeine Frakturzeichen wie Schwellung und Hämatom bis hin zur Deformierung
Präklinisches Management![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Bspw. nach SAMPLE-Schema mit Fokus auf Unfallhergang
- Typische Symptome mit auffälligen Frakturzeichen
- Monitoring (Pulsoxymetrie, Blutdruck, EKG)
- Venöser Zugang und schmerzadaptierte Analgesie
- Bei leichten Schmerzen: Bspw. Paracetamol
- Bei starken Schmerzen : Bspw. mit Piritramid
- Weitere medikamentöse Maßnahmen zur Prophylaxe und Behandlung einer opioidinduzierten Übelkeit: Bspw. mit Dimenhydrinat
- Weitere Maßnahmen
- Steriles Verbinden offener Wunden
- Hochlagerung und Kühlung der betroffenen Extremität
- Transport: Ruhigstellung mittels Oberarmschiene, z.B. gepolsterte, röntgendurchlässige Alu-Schiene (Sam Splint®) oder Vakuumschiene
Vorgehen in der Notaufnahme![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- Ersteinschätzung der Situation: Übergabe durch das Rettungspersonal
- Anamnese und körperliche Untersuchung
-
Notfallanamnese (z.B. nach dem SAMPLE-Schema) mit Fokus auf den Unfallhergang
- Bei vermutetem Arbeitsunfall: Meldung an die gesetzliche Unfallversicherung bzw. Vorstellung bei einem Durchgangsarzt
- Kontrolle von pDMS, Pulsstatus und Frühzeichen des Kompartmentsyndroms (siehe auch: Diagnostik)
- Kurzer Bodycheck zur Untersuchung auf Begleitverletzungen
-
Notfallanamnese (z.B. nach dem SAMPLE-Schema) mit Fokus auf den Unfallhergang
- Venöser Zugang und Blutentnahme
- Monitoring nach Opioidgabe (Pulsoxymetrie, Blutdruck und EKG)
- Schmerzadaptierte Analgesie: Unter Berücksichtigung bereits erhaltener Analgesie und Analgosedierung
- Bei vorheriger Opioidgabe: Z.B. Paracetamol
- Bildgebung: Röntgen Unterarm mit angrenzenden Gelenken in 2 Ebenen
- Weitere therapeutische Maßnahmen
- Bei Notfalloperation oder geplanter primärer Versorgung: Frühzeitige Verständigung des OP-Teams und OP-Vorbereitung (siehe: Schaftfrakturen des Unterarmes - Therapie)
- Bei offener Fraktur
- Antibiotikaprophylaxe [7]
- Bei offener Fraktur 1. oder 2. Grades: Z.B. Cefuroxim
- Bei offener Fraktur 3. Grades: Z.B. Ampicillin/Sulbactam
- Tetanusschutz: Je nach Impfstatus auffrischen, siehe: Impfschema bei Verletzungen
- Antibiotikaprophylaxe [7]
Bei Verletzungen der oberen Extremität ist ein Anschwellen der Hand und Finger zu erwarten. Daher sollten Ringe an der betroffenen Seite abgelegt werden bzw. müssen im Notfall aufgesägt werden!
Verlaufs- und Sonderformen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Luxationsfrakturen des Unterarmes
Monteggia-Fraktur [1][4][5][8]
- Definition: Mittlere bis proximale Ulnaschaftfraktur mit Luxation des Radiuskopfes
- Epidemiologie: Selten bei Erwachsenen, Vorkommen eher bei Kindern
- Klassifikation nach Bado
- Typ I: Mittlere bis proximale Ulnaschaftfraktur mit palmarer Radiuskopfluxation
- Typ II: Mittlere bis proximale Ulnaschaftfraktur mit dorsaler Radiuskopfluxation
- Typ III: Metaphysäre Ulnafraktur mit radialer Radiuskopfluxation
- Typ IV: Mittlere bis proximale Unterarmschaftfraktur mit palmarer Radiuskopfluxation
- Unfallmechanismus [4]
- Sturz auf hyperpronierte und hyperextendierte Hand: Eher Typ I und IV nach Bado
- Direkte Krafteinwirkung mit Rotationskomponente/Supination: Eher Typ II nach Bado
- Direkte medialseitige Krafteinwirkung: Eher Typ III nach Bado
- Symptome: Frakturzeichen im Bereich des Unterarmschafts; Schmerzen, Schwellung und Instabilität im Ellenbogengelenk
- Diagnostik
- Analog zur Diagnostik der Schaftfrakturen des Unterarmes
- Radiologische Beurteilung des PRUG mit Hilfe der Stoeren-Linie
- Nervenfunktionsprüfung: Insb. Ramus profundus des N. radialis
- Therapie
- Konservativ: Nur bei Kindern (siehe auch: Kindliche Schaftfrakturen des Unterarmes)
- Operativ: Notfallindikation
- Offene Rekonstruktion und Fixierung der Ulnafraktur mittels Plattenosteosynthese
Galeazzi-Fraktur[5]
- Definition: Radiusschaftfraktur mit distaler Luxation der Ulna und Riss der Membrana interossea
- Unfallmechanismus: Meist als Sturz auf die gestreckte und pronierte Hand beschrieben [9][10]
- Symptome und Klinik: Frakturzeichen und prominenter Ulnakopf
- Diagnostik: Analog zur Diagnostik der Schaftfrakturen des Unterarmes (siehe auch: Radiologische Zeichen der Instabilität des DRUG)
- Therapie
- Konservativ: Nur bei Kindern
- Operativ: Notfallindikation
- Offene Rekonstruktion und Fixierung der Radiusfraktur mittels Plattenosteosynthese
- Ruhigstellung mit Oberarmschiene: Nur bei temporärer Arthrodese des DRUG
Diagnostik![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Anatomische Grundlagen
Am Unterarm bilden Radius und Ulna eine Funktionseinheit, die über die Membrana interossea und das distale (DRUG) und proximale Radioulnargelenk (PRUG) miteinander in Verbindung stehen. Aufgrund dieser Funktionseinheit gilt jede Schaftfraktur im Bereich des Unterarmes als Äquivalent einer Gelenkfraktur. [11]
Klinische Untersuchung [4][12]
- Frakturzeichen
- pDMS
- Motorische Testung bei ruhiggestellter oberer Extremität [9]
- N. radialis: Strecken der Fingergrundgelenke
- N. medianus: Opposition von Daumen und Kleinfinger
- N. ulnaris: Überkreuzen des dritten über den zweiten Finger
- Motorische Testung bei ruhiggestellter oberer Extremität [9]
- Pulsstatus von A. radialis und A. ulnaris
- Frühzeichen für ein Kompartmentsyndrom des Unterarmes
- Verhärtung der Muskellogen
- Schmerzen bei passivem Strecken der Finger → Hinweis auf Kompartmentsyndrom der tiefen Beugerloge
Apparative Diagnostik
- Konventionelles Röntgen: Unterarm mit angrenzenden Gelenken in 2 Ebenen (a.p. und seitlich)
- Nachweis einer Frakturlinie und Beurteilung des Frakturverlaufs
- Beurteilung der angrenzenden Gelenke
- Projektion der Radiusachse auf das Zentrum des Capitulum humeri (= Stoeren-Linie) [5]
- Radiologische Zeichen der Instabilität des DRUG [4][13]
- Fraktur des Proc. styloideus ulnae
- Erweiterung des radioulnaren Gelenkspaltes in der a.p.-Projektion
- Dorsale oder palmare Dislokation des Radius in Relation zur Ulna in seitlicher Projektion
- Verkürzung des Radius ≥5 mm
- Fakultative Diagnostik
- Bei V.a. Gefäßläsionen: Angiografie [4]
- Bei V.a. Kompartmentsyndrom: Kompartmentdruckmessung
Therapie![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Ziele der Therapie [1][5]
- Schmerzarmut
- Wiederherstellung der Funktion
- Rekonstruktion der anatomischen Verhältnisse mit kongruenten Gelenkflächen
- Möglichst kurze Dauer der Immobilisation
- Nach operativer Versorgung: Bewegungsstabilität zur Ermöglichung einer frühfunktionellen Behandlung
Konservativ
- Indikationen [5][12]
- Kindliche Frakturen (siehe auch: Kindliche Schaftfrakturen des Unterarmes)
- Bei Erwachsenen eher die Ausnahme!
- Durchführung [1][5]
Operativ
- Indikation [5][14]
- Alle dislozierten und offenen Frakturen
- Unterarmschaftfrakturen (Fraktur beider Knochen)
- Frakturen mit begleitenden Gefäß- und Nervenverletzungen oder Kompartmentsyndrom
- Setting [5][14][15]
- Stationär
- Operationszeitpunkt
- Möglichst innerhalb von 6–8 h nach Trauma
- Notfallmäßig: Offene Frakturen, bei Kompartmentsyndrom oder bei Gefäß- oder Nervenverletzungen
OP-Vorbereitungen
- In der Notaufnahme bzw. auf Station
- Anlegen einer dorsalen OA-Schiene zur Schmerzreduktion
- Stationäre Aufnahme und Markieren der OP-Seite
- Präoperative Diagnostik
- Individuelle Entscheidung zur Anpassung der Medikation, insb. bei Gerinnungshemmern (siehe auch: Präoperatives Absetzen bzw. Pausieren von Medikamenten)
- Chirurgische und anästhesiologische Aufklärung
- Im Operationssaal [4][5]
- Lagerung: Je nach geplanter Operation
- Rückenlage mit röntgendurchlässigem Armtisch
- Bauchlage mit Armtisch
- Weitere Vorbereitungen
- Vorbereiten eines C-Bogens
- Falls Operation in Blutsperre oder -leere geplant: Anlegen einer Blutsperremanschette
- Antibiotikaprophylaxe bei geschlossenen Frakturen (entspricht aseptischem Knocheneingriff) und offener Fraktur (Einteilung nach Gustilo/Anderson) [7]
- Aseptischer Knocheneingriff und offene Frakturen 1. oder 2. Grades: Cefuroxim
- Offene Fraktur 3. Grades: Ampicillin/Sulbactam
- Zugang: Separat bei gleichzeitiger Radius- und Ulnafraktur (Hautbrücke dazwischen mind. 5 cm)
- Ulna: Dorsal
- Radius
- Dorsoradialer Zugang nach Thompson: Frakturen des mittleren und distalen Drittels
- Inzisionsverlauf: Vom Epicondylus radialis zum Proc. styloideus radii bei Neutralstellung des Unterarmes
- Ventraler Zugang nach Henry: Insb. Frakturen im proximalen Drittel
- Inzisionsverlauf: Bei gestrecktem supiniertem Unterarm vom Radiuskopf zum Proc. styloideus radii
- Dorsoradialer Zugang nach Thompson: Frakturen des mittleren und distalen Drittels
- Lagerung: Je nach geplanter Operation
Verfahren [4][5]
- Plattenosteosynthese: Standard bei Erwachsenen
- Taktisches Vorgehen bei Unterarmschaftfraktur
- Art der Versorgung
- Kompression durch exzentrisches Vorbohren: Bei Querfrakturen
- Zugschraube und Platte ohne Kompression: Bei Schräg- oder Keilfrakturen
- Winkelstabile Platte: Bei Trümmerfrakturen oder schlechter Knochenqualität
- Spongiosa-Anlagerung: Bei größeren Defekten oder deperiostierten Fragmenten
- Wundverschluss nicht erzwingen!
- Metallentfernung: Nur bei Beschwerden oder Bewegungseinschränkung (frühestens nach 18–24 Monaten) [5]
- Fixateur externe: Temporär bei mangelhafter Weichteildeckung oder Polytraumapatienten
- Gründe für limitierten Einsatz des Fixateur externe
- Unzureichende Reposition und Retention
- Erhöhte Rate an Pin-Infektionen durch Reizung der Muskulatur
- Gründe für limitierten Einsatz des Fixateur externe
- Intramedulläre Schienung (ESIN): Bei kindlichen Frakturen (siehe Sektion: Kindliche Schaftfrakturen des Unterarmes)
Komplikationen![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Häufigste Komplikationen [4][5]
Brückenkallus [5][12][16]
- Definition: Verknöcherung zwischen Radius und Ulna
- Inzidenz: 3–9,5%
- Symptome: Bewegungseinschränkung (Pro- und Supination weder passiv noch aktiv möglich)
- Risikofaktoren
- Iatrogen: Versorgung beider Frakturen über einen OP-Zugang, überstehende Schrauben, fehlplatzierte Spongiosa, verspätete Versorgung (>2 Wochen) oder verlängerte Immobilisationszeit
- Nach Verletzungsart: Monteggia-Fraktur, Radius- und Ulnaschaftfraktur auf gleicher Höhe, gemeinsames Frakturhämatom, offene Fraktur, Verletzung der Membrana interossea, Polytrauma oder Hochrasanztrauma
- Therapie: Operativ [5][16][17]
- Zeitpunkt des Eingriffes: Empfehlungen meist innerhalb von 6–24 Monaten nach Ersteingriff
- Indikation: Starke funktionelle Beeinträchtigung des Patienten
- Verfahren: Chirurgische Exzision des Brückenkallus mit anschließender Physiotherapie
- Zusätzlich diskutierte therapeutische Ansätze
- Indometacin [18][19]
- Radiotherapie
- Transplantateinbringung zwischen Radius und Ulna (z.B. Fascia-lata-Transplantat, vaskularisierter Fettlappen oder Silikonblock)
- Zusätzlich diskutierte therapeutische Ansätze
Weitere
- Schädigung des tiefen Radialisastes
- Kompartmentsyndrom des Unterarmes
- CRPS
- Verzögerte Knochenheilung bis hin zur Pseudarthrose
- Refraktur
- Heilung in Fehlstellung
- Muskelatrophie und Versteifung der Gelenke
Für allgemeine Komplikationen siehe: Komplikationen nach Knochenbruch und Komplikationen nach Osteosynthese/Endoprothese
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Nachsorge![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Folgende Nachbehandlungsvorschläge basieren auf den Empfehlungen der DGOU [20]. Diese Schemata sind jedoch an den individuellen Heilungsverlauf anzupassen und sollten grundsätzlich auch unter Berücksichtigung von Maßgaben des Operateurs und/oder klinikinternen Standards erfolgen.
Für das allgemeine postoperative stationäre Management inkl. durchzuführender ärztlicher Verlaufskontrollen sowie für Empfehlungen zur Schmerztherapie und Thromboseprophylaxe siehe: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie
Nachbehandlungsschema bei operativ versorgter Unterarmschaftfraktur
Phase 1 – Ziel: Wundheilung und Abschwellung
- Tag 1–3 postoperativ: Bewegungsstabilität
- Ruhigstellung (z.B. Oberarmschiene) für 1–2 Tage zur Unterstützung der Abheilung bei Weichteilverletzungen oder starken Schmerzen
- Kompartmentüberwachung (siehe auch: Kompartmentsyndrom)
-
Passive Bewegung von Schulter, Ellenbogen und Hand
- Keine Limitation des Bewegungsausmaßes (bis zur Schmerzgrenze)
- Bewusste Vermeidung von Stützbelastung
- Physiotherapeutische Anleitung zum Eigen- und Verhaltenstraining
- Röntgenkontrolle des Unterarms in 2 Ebenen vor Entlassung
Phase 2 – Ziel: Passive und aktive Beweglichkeit
- Tag 4–Woche 2 postoperativ: Fortführung der passiven Bewegungsübungen
- Woche 3–6 postoperativ
- Aktiv assistierte (später auch aktive) Bewegung des Ellenbogens und des Handgelenks unter physiotherapeutischer Anleitung
- Schmerzadaptiert in alle Richtungen
- Aktive Bewegungsübungen im Schultergelenk
- Statisches Muskelaufbautraining
- Aktiv assistierte (später auch aktive) Bewegung des Ellenbogens und des Handgelenks unter physiotherapeutischer Anleitung
Phase 3 – Ziel: Reintegration in den Alltag
- Woche 7–12 postoperativ: Belastungsstabilität
- Individuelle Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung
- Muskelaufbautraining
- Ca. 12. Woche postoperativ
- Röntgenkontrolle in 2 Ebenen (a.p. und seitlich)
Phase 4 – Ziel: Volle Belastbarkeit
- Ab 12. Woche postoperativ: Übergang zur Trainingsstabilität
- Bewegungen und Belastungen ohne Limitation
- Funktionstraining, ggf. Rehasport und -nachsorge
- Ab 6. Monat postoperativ
- Wiederaufnahme des sportartspezifischen Trainings
Kindliche Schaftfrakturen des Unterarmes![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
Ätiologie
- Meist indirektes Trauma mit Sturz auf die ausgestreckte Hand [1]
Diagnostik [2]
- Symptome und klinische Untersuchung: Analog zum Erwachsenen (siehe oben)
- Häufig reduzierte Compliance
- Beruhigende Atmosphäre schaffen, Vertrauensverhältnis zu Eltern und Kind aufbauen
- Bei starken Schmerzen trotz Immobilisation: Medikamentöse Schmerztherapie mit bspw. Ibuprofen (pädiatrisch) oder Paracetamol (pädiatrisch)
- Bei kompletter Non-Compliance des Kindes zum Erreichen des diagnostischen und therapeutischen Ziels: Analgosedierung erwägen
- Häufig reduzierte Compliance
- Röntgenaufnahme des Unterarmes mit angrenzenden Gelenken in 2 Ebenen (a.p. und seitlich) analog zum Erwachsenen
- Kein(!) Röntgen der Gegenseite
Therapie [2]
- Keine einheitliche Empfehlung altersabhängiger Toleranzgrenzen
Konservativ
Indikation
- Unvollständige, stabile und/oder undislozierte Frakturen mit korrekter Achse
- Grünholzfrakturen nach (bevorzugt intraoperativer) Reposition und stabiler Retention
Durchführung
- Ruhigstellung
- Oberarmgips (zirkulär gespalten oder ⅔ umgreifend) oder Oberarmgipsschiene mit Gegenlonguette (Sandwich)
- Position: 90° Flexion im Ellenbogengelenk und Neutralstellung des Unterarmes
- Dauer: Ca. 4 Wochen
- Röntgenkontrollen
- Direkt nach Reposition
- Nach einer Woche zur Stellungskontrolle (Ausschluss sekundärer Dislokation)
- Therapiewechsel empfohlen bei: Sekundärer Dislokation mit Achsfehler >10°
- Konsolidierungskontrolle nach Gipsabnahme
- Gipskeilung nach 7 Tagen: Mögliche Indikationen
- Verbleibender Achsfehler in einer Ebene
- Bei Grünholzfraktur zur besseren Kompression
Wichtig ist die Retention in anatomisch korrekter Position!
Nachsorge
- Spontane Mobilisation nach Gipsabnahme
- Uneingeschränkte Sportfähigkeit nach abschließender Funktionskontrolle ca. 2–4 Wochen nach Gipsabnahme
- Bei persistierenden Bewegungseinschränkungen
- Weitere klinische Kontrollen
- Ggf. Physiotherapie nach Ausschluss einer knöchern bedingten Blockade
Operativ
Bei adäquater Ruhigstellung kann i.d.R. elektiv die operative Versorgung geplant werden.
Indikation
- Instabile Unterarmschaftfraktur
- Kombination von kompletter Schaftfraktur mit Grünholzfraktur
- Grünholzfraktur beider Knochen bei insuffizienter Reposition und Retention
- Monteggia-Fraktur bei unsicherer Reposition und Retention
Operationsverfahren
- ESIN (= elastisch-stabile intramedulläre Nagelung): Methode der Wahl
- Plattenosteosynthese: In Ausnahmefällen (z.B. bei distaler Schaftfraktur eines Jugendlichen)
- Fixateur externe: Bei komplexen Frakturen, schweren Weichteilschäden, Kompartmentsyndrom
Nachsorge
- Keine Ruhigstellung: I.d.R. bewegungsstabil
- Spontanmobilisation
- Röntgenkontrollen
- Intraoperativ: Dokumentation des Operationsergebnisses
- Nach 28 Tagen postoperativ: Kontrolle der knöchernen Konsolidierung
- Nach ca. 3 Monaten postoperativ: Kontrolle der knöchernen Durchbauung vor Metallentfernung
- Sportfähigkeit: Nach Dokumentation der knöchernen Konsolidierung
- Metallentfernung: Frühestens nach 3 Monaten postoperativ
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025![toggle arrow icon](https://manus-media.amboss.com/icons/chevron_up.svg)
- S52.-: Fraktur des Unterarmes
- S52.2-: Fraktur des Ulnaschaftes
- S52.20: Teil nicht näher bezeichnet
- Ulna o.n.A.
- S52.21: Fraktur des proximalen Ulnaschaftes mit Luxation des Radiuskopfes
- S52.20: Teil nicht näher bezeichnet
- S52.3-: Fraktur des Radiusschaftes
- S52.30: Teil nicht näher bezeichnet
- Radius o.n.A.
- S52.31: Fraktur des distalen Radiusschaftes mit Luxation des Ulnakopfes
- S52.30: Teil nicht näher bezeichnet
- S52.4: Fraktur des Ulna- und Radiusschaftes, kombiniert
- S52.2-: Fraktur des Ulnaschaftes
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.