Zusammenfassung
Die Radiuskopffraktur ist eine Fraktur des proximalen Unterarms und insgesamt eher selten. Verletzungsmechanismus ist meist ein Sturz auf die abstützende Hand bei ausgestrecktem Unterarm. Aufgrund des Unfallmechanismus und der anatomischen Nähe treten oftmals begleitende Bandverletzungen auf, weshalb die Radiuskopffraktur manchmal auch als „osteoligamentäre Verletzung“ bezeichnet wird. Auch knöcherne Begleitfrakturen müssen bei entsprechender Klinik mittels bildgebender Verfahren ausgeschlossen werden. Um langfristige Schäden zu vermeiden, ist das vorrangige Therapieziel eine anatomisch korrekte Wiederherstellung insb. der Gelenkfläche. Einfache, undislozierte Frakturen können mittels Oberarmgipsschiene konservativ behandelt werden. Bei höhergradigen Frakturen kommen operative Verfahren zur Anwendung, wie z.B. die Schraubenosteosynthese oder Plattenosteosynthese. Wichtig ist die frühfunktionelle physiotherapeutische Nachbehandlung, um Komplikationen wie einer Bewegungseinschränkung oder Ellenbogensteife vorzubeugen.
Epidemiologie
- Häufigkeitsverteilung [1]
- Häufigste knöcherne Verletzung des Ellenbogens
- Inzidenz prox. Radiusfraktur: 12,4/100.000 Einwohner [2]
- Altersdurchschnitt: 40. Lebensjahr
- Geschlechterverhältnis: ♀ ∼ ♂ [3][4]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Unfallmechanismus: Axiale Krafteinwirkung auf den ausgestreckten, typischerweise pronierten Unterarm
Klassifikation
Klassifikation der Radiuskopffraktur nach Mason (modifiziert nach Johnston sowie Broberg und Morrey) [1][5]
Die Klassifikation der Radiuskopffraktur nach Mason (1954) berücksichtigt die Anzahl der Fragmente sowie eine mögliche Dislokation dieser. Johnston fügte 1962 die Ellenbogengelenkluxation als Typ IV hinzu. Heutzutage wird meist die nach Broberg und Morrey modifizierte Version verwendet, die zusätzlich das Ausmaß der Dislokation sowie der beteiligten Gelenkfläche berücksichtigt.
Klassifikation der Radiuskopffraktur nach Mason | |
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Typ | Beschreibung |
I | Einfache Fraktur, Dislokation <2 mm |
II | Einfache Fraktur, Dislokation ≥2 mm, ≥30% der Gelenkfläche |
III | Dislozierte Mehrfragmentfraktur |
IV | Radiuskopffraktur mit Ellenbogengelenkluxation |
AO-Klassifikation der proximalen Radiusfraktur (Regio 2R1) – Stand 2018 [6]
Für die AO-Klassifikation wird nach der Körperregion (Unterarm = Regio 2) der entsprechende Knochen R für Radius bzw. U für Ulna angegeben. Anschließend wird erst die Lokalisation (1 für proximal), dann Frakturtyp und Komplexität angegeben. Eine einfache extraartikuläre Fraktur des proximalen Radius wäre demnach als „2R1A2“ kodiert.
AO-Klassifikation der proximalen Radiusfraktur | |
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Frakturtyp | Komplexität |
A - Extraartikuläre Fraktur |
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B - Partiell-artikuläre Fraktur |
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C - Artikuläre Fraktur |
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Pathophysiologie
Relevante Anatomie des Ellenbogengelenks [7]
- Ellenbogengelenk: 3 Teilgelenke
- Anatomische Nähe zu Nerven und Gefäßen
- Nerven: N. ulnaris , N. radialis , N. medianus und N. musculocutaneus
- Gefäße: A. brachialis mit A. radialis und A. ulnaris
- Siehe auch: Unterarm, Ellenbogengelenk, Oberarm und Ellenbogen
Funktion und Stabilität des Ellenbogengelenks [1][8][9]
Funktion und Stabilität des Ellenbogengelenks basieren auf seinen knöchernen Artikulationspartnern sowie den beteiligten Bandstrukturen, der Gelenkkapsel und der umgebenden Muskulatur.
- Wichtige knöcherne Artikulationspartner
- Radiuskopf
- Beweglichster Teil des Ellenbogengelenks und dadurch besonders vulnerabel
- Sichert den Ellenbogen gemeinsam mit dem medialen Bandapparat gegen Valgusstress
- Überträgt ca. 60% der axialen Krafteinwirkungen auf den Humerus
- Proc. coronoideus: Wichtigste Struktur für dorsale Stabilität
- Radiuskopf
- Stabilisierender Bandapparat
- Medial: Medial Collateral Ligament (MCL, Lig. collaterale ulnare) als wichtigster Stabilisator gegen Valgusstress
- Lateral: Lateral Collateral Ligament (LCL, Lig. collaterale radiale) als wichtigster Stabilisator gegen Varusstress
- Weitere: Lig. anulare radii, Membrana interossea radii
- Gemeinsame Gelenkkapsel: Stabilisierung und Verankerung des Band- und Muskelapparates
- Wichtige muskuläre Strukturen
- M. triceps brachii
- Ansatzpunkt aller drei „Köpfe“ am Olecranon
- Wichtiger Extensor im Ellenbogengelenk
- M. biceps brachii
- Ansatzpunkt beider „Köpfe“ am proximalen Radius
- Wichtigster Flexor im Ellenbogengelenk
- M. triceps brachii
Modelle zur Stabilität des Ellenbogengelenks [8][9]
- 4-Säulen-Modell nach Ring und Jupiter
- Anteriore Säule: Proc. coronoideus, M. brachialis, vorderer Teil der Gelenkkapsel
- Dorsale Säule: Olecranon, M. triceps brachii, hinterer Teil der Gelenkkapsel
- Radiale (laterale) Säule: Radiuskopf, Capitulum humeri, LCL (lateraler Bandapparat)
- Ulnare (mediale) Säule: Proc. coronoideus, Trochlea humeri, MCL (medialer Bandapparat)
- Stabilisatoren des Ellenbogengelenks nach O´Driscoll et al.
- Primäre Stabilisatoren
- Statische Stabilisatoren
- Humeroulnargelenk (Ulnazange, Proc. coronoideus)
- MCL (insb. AMCL)
- LCL (insb. LUCL)
- Statische Stabilisatoren
- Sekundäre Stabilisatoren
- Statische Stabilisatoren
- Humeroradialgelenk (Radiuskopf)
- Vorderer Teil der Gelenkkapsel
- Dynamische Stabilisatoren: Muskulatur [8]
- Statische Stabilisatoren
- Primäre Stabilisatoren
Begleitverletzungen [3][10][11]
- Bandverletzungen („osteoligamentäre Verletzung“ )
- Häufigste Begleitverletzung: LUCL-Bandruptur (LCL)
- RCL-Bandruptur (LCL)
- Ruptur der Membrana interossea antebrachii
- Begleitfrakturen
- Humerusfraktur, insb. Impressionsfraktur des Capitulum humeri
- Olecranonfraktur
- Fraktur des Proc. coronoideus (Abrissfraktur)
- Frakturen des distalen Radioulnargelenks/Handwurzel
- Distale Radiusfraktur
- Verletzung des N. radialis oder N. ulnaris
- Luxationen des Ellenbogengelenks
Symptomatik
- Allgemeine Frakturzeichen
- Spezifische Zeichen
- Druckschmerz über dem Radiuskopf
- Schmerzhafte Funktionseinschränkung (eingeschränkte Pronation, Supination, Flexion und Extension)
- Blockade-Phänomen
Verlaufs- und Sonderformen
Essex-Lopresti-Verletzung [12]
- Definition: Radiuskopffraktur mit Ruptur der Membrana interossea und Luxation im distalen Radioulnargelenk
- Unfallmechanismus: Axiale Krafteinwirkung auf gestreckten Arm
- Diagnostik: Analog zur Diagnostik der Schaftfrakturen des Unterarmes
- Bei diagnostizierter Radiuskopffraktur besonders achten auf:
- Schmerzen und Instabilität im DRUG (siehe auch: Radiologische Zeichen der Instabilität des DRUG)
- Dynamische Untersuchung im Röntgen: Bei axialem Druck erweitert sich der Gelenkspalt des DRUG
- Dorsale Luxation der Ulna in der seitlichen Röntgenaufnahme des Handgelenks
- Sonografie oder MRT: Darstellung der Ruptur der Membrana interossea [13]
- Bei diagnostizierter Radiuskopffraktur besonders achten auf:
- Therapie: Analog zum Vorgehen bei Radiuskopffraktur
- Komplikation: Ulnokarpales Impingement bzw. Entwicklung einer Ulna-Plus-Variante mit Radialdeviation der Hand
Vorgehen in der Notaufnahme
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Bei isolierter Radiuskopffraktur i.d.R. Selbstvorstellung ohne Rettungsdienst
-
Anamnese mit Fokus auf Unfallhergang (Sturz auf ausgestreckten Arm)
- Bei vermutetem Arbeitsunfall: Meldung an die gesetzliche Unfallversicherung bzw. Vorstellung bei einem Durchgangsarzt
- Typische Symptomatik mit Druckschmerz über dem Radiuskopf und schmerzhafter Bewegungseinschränkung
- Kontrolle von pDMS und Begleitverletzungen (insb. Bandverletzungen und Begleitfrakturen)
- Venöser Zugang und Blutentnahme
- Schmerzadaptierte Analgesie
- Bildgebung: Röntgen des Ellenbogens in 2 Ebenen: A.p. und seitlich; ggf. zusätzlich Radiuskopf-Zielaufnahme
- Weitere Maßnahmen
- Entfernung von Schmuck an der betroffenen Seite (z.B. Armbänder, Ringe)
- Kühlung und Hochlagerung
- Vorübergehende Ruhigstellung des Ellenbogens
- Planung der weiteren Therapie je nach Befund
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung
- Anamnese mit Fokus auf Unfallmechanismus, -hergang
- Allgemeine Frakturzeichen
- Überprüfung der pDMS
- Palpation
- Druckschmerz über dem Radiuskopf
- Druckschmerz über medialem/lateralem Gelenkspalt des Ellenbogengelenks als Hinweis auf Bandverletzungen
- Funktionsprüfung
- Bewegungsausmaß: Eingeschränkte Flexion/Extension, Pronation/Supination
- Stabilitätsprüfung: Zur Abklärung möglicher Bandverletzungen
- Lateraler Pivot-Shift-Test (Ellenbogen): Zur Abklärung einer posterolateralen Instabilität
- Valgusstresstest (Ellenbogen): Zur Abklärung einer Verletzung des Lig. collaterale ulnare (mediale)
- Varusstresstest (Ellenbogen): Zur Abklärung einer Verletzung des Lig. collaterale radiale (laterale)
- Untersuchung auf weitere Begleitverletzungen: Insb. Untersuchung des DRUG zur Abklärung einer Essex-Lopresti-Verletzung
Jegliche Manipulation der Fraktur ist für den Patienten sehr schmerzhaft, weshalb eine vollständige körperliche Untersuchung nur unter entsprechender Analgosedierung möglich ist.
Apparative Diagnostik
- Röntgen des Ellenbogengelenks in 2 Ebenen
- a.p.
- Seitlich
- Ggf. Radiuskopf-Zielaufnahme
- Fakultativ
- Röntgen distaler Unterarm mit angrenzenden Gelenken: Bei Verdacht auf Mitbeteiligung des DRUG
- CT: Zur Therapieplanung, bei komplexen Frakturen und bei V.a. Begleitfrakturen
- MRT: Bei V.a. Knorpel- oder Bandverletzungen, bei V.a. freie Gelenkkörper und bei persistierenden Beschwerden unter konservativer Therapie
- Befunde (siehe auch: Radiologische Frakturzeichen)
- Nachweis einer Frakturlinie und Beurteilung des Frakturverlaufs
- Ggf. anteriores und posteriores Fettpolsterzeichen [14]
- Ggf. Fragmentdislokationen
- Ggf. knöcherne Begleitverletzungen (bspw. Olecranonfraktur, Distale Humerusfraktur, Fraktur des Proc. coronoideus)
Differenzialdiagnosen
- Prellung oder Distorsion des Ellbogengelenks
- Radiuskopf-Subluxation
- Olecranonfraktur
- Schaftfrakturen des Unterarmes
- Essex-Lopresti-Verletzung
- Monteggia-Fraktur
- Terrible-Triad-Läsion des Ellenbogens
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Ziele der Therapie [15]
- Schmerzfreiheit
- Wiederherstellung von Form, Funktion und Bewegungsausmaß (Stabilität, Flexion/Extension, Pronation/Supination)
- Soziale Wiedereingliederung
Besonders wichtig ist die korrekte anatomische Wiederherstellung der Gelenkfläche und der Form (Länge, Achse und Rotation) des Radius als wichtiger Stabilisator des Ellenbogengelenks!
Konservative Therapie der Radiuskopffraktur [1]
Indikationen
-
Einfache Frakturen
- Mason Typ I [16]
- Evtl. Mason Typ II [1]
Durchführung [17]
- Setting: Ambulant
- Ruhigstellung des Ellenbogens: In 90° Flexion und mit supiniertem Unterarm in fixierender Oberarmgipsschiene (sog. Spucknapfstellung)
- Dauer der Ruhigstellung: Max. 2 Wochen [1][16][17]
- Regelmäßige Gipskontrollen
- Regelmäßige Röntgenkontrollen
- Abschwellende Maßnahmen: Kühlen, Schonen und Hochlagern (ggf. langer Kompressionsstrumpf für den Arm)
- Schmerzadaptierte Analgesie
- Physiotherapie/frühfunktionelle Mobilisation: Ggf. stationäre oder ambulante Rehabilitation
- Unfalltag bis ca. 2. Woche: Lagerungsstabilität
- Nach Gipsabnahme: Bewegungsstabilität
- Beginn mit aktiver und assistiver Beübung des Ellenbogengelenks zur Prävention von Bewegungseinschränkungen
- Passive Beübung bspw. mit Motorschiene (CPM-Schiene)
- Ab 6. Woche: Belastungsstabilität
- Beginn Muskelaufbautraining mit Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung unter Alltagsbedingungen
- Wiederaufnahme der Arbeit bei wenig belastenden Tätigkeiten
- Ab 8. Woche: Trainingsstabilität
- Unlimitierte Bewegung und Belastung
- Arbeitsfähigkeit auch für mittelmäßig bis schwer belastende Tätigkeiten
- Ab 3. Monat: Freigabe für Low-Impact-Sportarten
- Ab 6. Monat: Freigabe für High-Impact-Sportarten
Die zeitlichen Angaben sind individuell verschieden und jeweils abhängig von klinischen und röntgenologischen Befunden!
Operative Therapie der Radiuskopffraktur [1][16][18]
Indikationen
- Evtl. Mason Typ I mit Blockadephänomen [16]
- Evtl. Mason Typ II [1]
- Dislozierte Mehrfragmentfrakturen (Mason Typ III)
- Radiuskopffrakturen mit Ellenbogengelenkluxation (Mason Typ IV)
OP-Vorbereitung [1][18]
- Setting: Meist stationär für ca. 2–7 Tage
- Präoperative Diagnostik und Laboruntersuchungen: Labor, EKG und Röntgen-Thorax (je nach Alter und Anamnese)
- Aufklärung: Allgemeine und spezifische OP-Risiken, siehe auch: Chirurgische Aufklärung und Anästhesiologische Aufklärung
- Lagerung
- Rückenlage mit röntgendurchlässigem Armtisch
- Falls Operation in Blutleere geplant: Anlegen einer Blutsperremanschette
- Intraoperative Durchleuchtungsmöglichkeit: C-Bogen, röntgendurchlässiger Tisch und Röntgenschutz für Personal und Patient
- Antibiotikaprophylaxe: Bei geschlossenen Frakturen (entspricht aseptischem Knocheneingriff) und offenen Frakturen (Einteilung nach Gustilo/Anderson)[19]
- Aseptischer Knocheneingriff und offene Frakturen 1. oder 2. Grades: Cefuroxim
- Offene Fraktur 3. Grades: Ampicillin/Sulbactam
- Zugang: Lateraler Zugang, meist nach Kocher oder Kaplan
Mögliche Osteosyntheseverfahren bei Radiuskopffraktur
Die verschiedenen Osteosyntheseverfahren kommen abhängig von Frakturtyp und Begleitverletzungen zum Einsatz. Es existiert kein einheitliches Vorgehen, jedoch sollte grundsätzlich eine Rekonstruktion des Radiuskopfes angestrebt werden. Wichtig ist hierbei die Berücksichtigung der „Safe Zone“, dem Teil des Radiuskopfes, der nicht am proximalen Radioulnargelenk (PRUG) beteiligt ist. Außerhalb der „Safe Zone“ sollten alle Osteosynthesematerialien unterhalb des Knorpelniveaus liegen, um eine freie Pro- und Supination zu ermöglichen. [1]
- Mason Typ II
- Schraubenosteosynthese
- Bei isolierter Radiushalsfraktur: Plattenosteosynthese oder intramedulläre Schienung mit Elastiknagel (TEN-Nagel)
- Noch kein Standardverfahren, da sehr anspruchsvoll: Arthroskopische Versorgung
- Mason Typ III und IV
- 1. Wahl: Anatomische Rekonstruktion des Radiuskopfes mittels Schrauben- oder winkelstabiler Plattenosteosynthese [1]
- Alternativ : Radiuskopfresektion mit anschließender Implantation einer Radiuskopfprothese
- In selten Fällen und nur bei gesicherter Bandführung: Alleinige Radiuskopfresektion
- Bei Mason Typ IV: Ggf. Mitversorgung einer Olecranonfraktur erforderlich (siehe: Olecranonfraktur - Therapie)
Nachsorge [16][17][18]
Hier das Wichtigste in Kürze, für detailliertere Informationen siehe auch: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie und Nachbehandlungsschema bei operativ versorgter Radiuskopffraktur
- Ggf. Ruhigstellung (siehe auch: Ruhigstellung des Ellenbogens)
- Initial: In Oberarmgipsschiene mit regelmäßigen Gipskontrollen zur besseren Heilung von Weichteilen und Wunde
- Nach Bandnaht der Seitenbänder: In Orthese für ca. 6 Wochen
- Regelmäßige Röntgenkontrollen
- Thromboseprophylaxe: Basismaßnahmen wie Frühmobilisation und Bewegungsübungen [20]
- Schmerzadaptierte Analgesie
- Abschwellende Maßnahmen: Kühlung, Schonung und Hochlagerung der betroffenen Extremität
- Materialentfernung: Im Verlauf je nach Verfahren
- Physiotherapie: Abhängig von der Therapie und der postoperativ erreichten Stabilität (i.d.R. Bewegungsstabilität) [17]
- Eigenständiges Beüben der angrenzenden Gelenke (Schulter, Hand)
- Ab 2. Woche: Schmerzadaptierte passive und aktiv-assistierte Beübung des Ellenbogengelenks
- Ab 6. Woche: Beginn Muskelaufbautraining und Wiederaufnahme der Arbeit bei leichten Tätigkeiten (Belastungsstabilität)
- Ab 9. Woche: Bewegung und Belastung ohne Limit (= Trainingsstabilität)
- Sportfähigkeit für Low-Impact-Sportarten ab dem 3. Monat und für High-Impact-Sportarten ab dem 6. Monat postoperativ
Komplikationen
- Allgemeine Komplikationen: Siehe auch: Komplikationen nach Knochenbruch, Komplikationen nach Osteosynthese
- Ellenbogensteife [1][21][22]
- Ätiologie
- Traumatisch vs. degenerativ : Häufigste Komplikation der operativ versorgten Radiuskopffraktur (bzw. Frakturen des Ellenbogens)
- Extrinsische vs. intrinsische Faktoren
- Symptome: Funktionseinschränkung
- Therapie: Behandlung je nach Ursache
- Prophylaxe
- Bewegungsstabile osteosynthetische Versorgung
- Frühfunktionelle postoperative aktive und passive Mobilisation
- Physiotherapie
- Regelmäßige Beweglichkeitskontrollen
- Ätiologie
- Weitere spezielle Komplikationen [1][3][11][21]
- Posttraumatische Arthrose
- Iatrogene Läsion des N. radialis
- Partielle Radiuskopfnekrose
- Cubitus valgus
- Rezidivierende Subluxationen / Luxationen im Ellenbogengelenk
- Funktionseinschränkung (insb. Pronation/Supination)
- Ellenbogeninstabilität
- Posttraumatische heterotope Ossifikationen
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Nachsorge
Folgende Nachbehandlungsvorschläge basieren auf den Empfehlungen der DGOU (Stand 2019) [17]. Diese Schemata sind jedoch an den individuellen Heilungsverlauf anzupassen und sollten grundsätzlich auch unter Berücksichtigung von Maßgaben des Operateurs und/oder klinikinternen Standards erfolgen.
Für das allgemeine postoperative stationäre Management inkl. durchzuführender ärztlicher Verlaufskontrollen sowie für Empfehlungen zur Schmerztherapie und Thromboseprophylaxe siehe: Nachsorge in der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Nachbehandlungsschema bei operativ versorgter Radiuskopffraktur
Phase 1 – Ziel: Wundheilung und Abschwellung
- Tag 1–Woche 2 postoperativ: Bewegungsstabilität
- Ggf. Ruhigstellung des Ellenbogens in dorsaler Oberarmgipsschiene zur Unterstützung der Wundheilung
- Bei Bedarf langer Kompressionsstrumpf für den Arm
- Freie, aktive Bewegung der angrenzenden Gelenke (Hand und Schulter)
- Keine Belastung von Hand und Unterarm, insb. keine Stützbelastung!
- Physiotherapeutische Anleitung zum Eigen- und Verhaltenstraining (siehe auch: Allgemeine Verhaltensempfehlungen bei orthopädisch-unfallchirurgischen Erkrankungen)
- Röntgenkontrolle des Ellenbogens in 2 Ebenen : Vor Entlassung zur Kontrolle des OP-Ergebnisses
Die Kraftweiterleitung von der Hand auf den Oberarm findet hauptsächlich über den Radius statt. Deswegen sollte jegliche Belastung der betroffenen Seite vermieden werden!
Phase 2 – Ziel: Aktive und passive Beweglichkeit
- Woche 2–6 postoperativ
- Assistive und aktive Bewegung des Ellenbogens bis zur Schmerzgrenze
- Passive Bewegung des Ellenbogens mit Motorschiene (z.B. mit CPM-Schiene)
- Statische Muskelarbeit mit Scapulamobilisation und -stabilisierung
- Koordinationstraining
Phase 3 – Ziel: Reintegration in den Alltag
- Woche 7–8 postoperativ: Belastungsstabilität
- Muskelaufbautrainings mit individueller Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung
- Röntgenkontrolle des Ellenbogens in 2 Ebenen: Kontrolle der knöchernen Durchbauung vor Übergang zur Trainingsstabilität
Phase 4 – Ziel: Volle Belastbarkeit
- Ab 9. Woche postoperativ: Übergang zur Trainingsstabilität
- Bewegung und Belastung ohne Limit
- Funktionstraining, ggf. Rehasport und -nachsorge
- Ab 3. Monat postoperativ
- Freigabe für Low-Impact-Sportarten
- Wiederaufnahme des sportartspezifischen Trainings
- Ab 6. Monat postoperativ
- Freigabe für High-Impact-Sportarten
- Fortführung des sportartspezifischen Trainings
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- S52.-: Fraktur des Unterarmes
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.