Zusammenfassung
Schleifendiuretika sind aufgrund ihrer schnellen und starken Wirkung ein potentes Mittel in der Akuttherapie jeglicher Art von Ödemen. Sie finden sich in jedem Notarztkoffer, da sie bei einer kardialen Dekompensation mit Lungenödem rasch eine Linderung bewirken. Weitere Indikationen sind die Niereninsuffizienz und die Induktion einer forcierten Diurese. Bereits in der Monotherapie, aber insbesondere bei der Kombination von Schleifendiuretika mit anderen Diuretika droht eine Hypokaliämie. Um lebensgefährliche Arrhythmien zu verhindern, ist ein strenges Monitoring der Elektrolyte erforderlich.
Übersicht
Wirkstoffe
- Hauptvertreter: Furosemid, Torasemid (für weitere Hinweise zu Wirkstoff und Präparaten, siehe: Furosemid)
- Weitere: Bumetanid, Piretanid, Etacrynsäure, Etozolin
Äquivalenzdosierungen von Schleifendiuretika [1][2][3]
Wirkung
- Inhibition des Na+/K+/2Cl--Cotransporters
- Siehe: Wirkprofil der Diuretika
-
Furosemid intravenös bewirkt eine Venodilatation (schnelles venöses Pooling) → Vorlastsenkung
- Beruht auf einer verstärkten Prostaglandinsynthese, die auch zu einer Steigerung der renalen Perfusion führt
Nebenwirkung
- Elektrolytverlust
- Hypokaliämie
- Verlust von Calcium , Magnesium und Chlorid
- Hyperglykämieneigung
- Hyperurikämie
- Ototoxizität mit möglichen Hörschäden
- Insbesondere bei Niereninsuffizienz führen hohe Furosemiddosierungen zu einer Akkumulation und damit zu einer erhöhten Ototoxizität
- Hypovolämie → Thromboseprophylaxe bei intravenöser Therapie durchführen!
- Exsikkose
Durch die Elektrolytverschiebungen (vorwiegend Hypokaliämie) kann es zu lebensbedrohlichen Arrhythmien kommen!
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
- Behandlung von Ödemen
- Kardial → Akute und chronische Herzinsuffizienz, sowohl periphere Ödeme als auch Lungenödeme
- Renal → Nephrotisches Syndrom
- Hepatisch → Leberzirrhose
- Niereninsuffizienz: Bei akuter Nierenschädigung nur zum Volumenmanagement bei drohender Überladung
- Forcierte Diurese
- Kurzerklärung: Massive Diurese zur renalen Elimination von zu hohen Stoffkonzentrationen bzw. toxischen Substanzen
- Durchführung: Intravenöse Gabe von großen Flüssigkeitsmengen (6 Liter und mehr) in Kombination mit Schleifendiuretika
- Indikation: Hyperkalzämische Krise, schwere Hyperkaliämie, Rhabdomyolyse, Intoxikation (z.B. Barbiturate)
- Nicht bei akuter Nierenschädigung!
- Sequentielle Nephronblockade
- Hintergrund: Bei der Behandlung von Ödemen kann es zur Diuretika-Resistenz kommen: Trotz hoher Dosierung von Schleifendiuretika kann keine ausreichende Diurese erzielt werden.
- Methode: Kombination aus Schleifendiuretikum und Thiazid (dann trotz eingeschränkter GFR wirksam) → Erneuter diuretischer Behandlungseffekt (möglich)
Erhöhte Gefahr der Hypokaliämie und -volämie! Strenge Überwachung!
Eine zeitgleiche Gabe von Schleifendiuretika und Flüssigkeit zur „Nierenspülung“ soll im akuten Nierenversagen nicht erfolgen! (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)
Die Gabe von Schleifendiuretika bei Oligurie bzw. Anurie bei Patienten mit akutem Nierenversagen soll nicht erfolgen! (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)
Kontraindikation
- Anurie
- Elektrolytstörungen
- Hypovolämie
- Allergie gegen Sulfonamide
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Pharmakokinetik
- Furosemid intravenös wirkt für etwa 6 h → Gabe sollte morgens und mittags erfolgen
Studientelegramme zum Thema
- HOMe Studientelegramme Innere Medizin
- Studientelegramm 285-2024-3/3: DEA-HF: Diuretika bei chronischer Herzinsuffizienz
- Studientelegramm 249-2023-2/3: TRANSFORM-HF: Welches Diuretikum bei Herzinsuffizienz?
- Studientelegramm 221-2022-2/3: CLOROTIC: Thiazide bei kardialer Dekompensation
- Studientelegramm 74-2019-2/3: Schleifendiuretika verbessern die Prognose auch nach Dialysebeginn
- DGIM-Sonderausgaben zu Überversorgung in der Inneren Medizin
- DGIM-Studientelegramm 2-2020-3/4: Schleifendiuretika zur Behandlung Calciumkanalblocker-induzierter Unterschenkelödeme: Eine häufige und vermeidbare Verschreibungskaskade
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Schleifendiuretika
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