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Sinus pilonidalis

Letzte Aktualisierung: 21.4.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Beim Sinus pilonidalis handelt es sich um eine Entzündungsreaktion im subkutanen Fettgewebe (meist der Sakralregion). Ursächlich ist i.d.R. ein von außen eingespießtes Haar, woraus ein Fremdkörpergranulom mit Fistelbildung entsteht. Man unterscheidet drei Formen: den asymptomatischen, den akut abszedierenden und den chronischen Sinus pilonidalis. Insb. unter jungen Männern ist die Erkrankung verbreitet. Klinisch kann sich der Sinus pilonidalis durch rezidivierendes Nässen und Hautirritationen (chronische Form) oder bei Abszedierung durch deutliche Schmerzen (akut abszedierende Form), ggf. begleitet von Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit oder Fieber, äußern.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Allgemeine Definition: Asymptomatische, akute oder chronische lokale Entzündungsreaktion des subkutanen Fettgewebes auf ein von außen eingedrungenes Haar, meist in der Sakralregion
  • Verlaufsformen
    • Asymptomatische Form: Blander Sinus pilonidalis
    • Symptomatische Form
      • Akut abszedierender Sinus pilonidalis
      • Chronischer Sinus pilonidalis

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 48/100.000 Einwohner pro Jahr (2012)
  • Geschlecht: > (2,2:1) [2]
  • Altersgipfel: 20–30 Jahre [2]
  • Allgemeine Risikofaktoren für die Entstehung
  • Risikofaktoren für die Konversion von der asymptomatischen in die symptomatische Form
    • Adipositas
    • Starke Behaarung
    • Kurzhaarfrisuren in Kombination mit häufigen Haarschnitten
    • Tiefe Rima ani

Duschen oder Baden nach Haarschnitten wirkt möglicherweise protektiv bzgl. der Entstehung eines symptomatischen Sinus pilonidalis! [1]

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Erworbener Sinus pilonidalis: Abgeschnittene (Kopf‑)Haare fallen herab (bspw. in die Rima ani) → Diese bohren sich mit dem wurzelnahen Ende in die Haut hinein → Durch Reibung (bspw. der zwei Gesäßhälften) gelangen die Haare immer tiefer in die Subkutis → Ausbildung von Pori (Vertiefungen der Haut) → Fremdkörpergranulom → Sinus pilonidalis
  • Angeborener Sinus pilonidalis (selten), Assoziation mit

Auslöser ist meist ein von außen eingedrungenes Haar, woraus sich ein Fremdkörpergranulom ohne Spontanheilung entwickelt!

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Symptome/Kliniktoggle arrow icon

  • Erscheinungsformen: Asymptomatisch, akut, chronisch
  • Lokalisation
    • Meist Sakralregion: Rima ani
    • Weitere
      • Körperstamm: Perimamillär, (peri‑)umbilikal
      • In der Genitalregion: Vulva, Mons pubis, Klitoris, Penis, Anus
      • Akren: (Inter‑)digital, an den Fingerspitzen, im Bereich der Nase, hinter den Ohren
Sinus pilonidalis
Verlaufsform Klinische Erscheinung
Asymptomatisch
  • Ein Porus oder mehrere Pori (engl. „pits“)
  • Keine aktuellen oder vorangegangenen klinischen Beschwerden
  • Keine Spontanheilung
Akut
  • Entzündung/Abszessbildung meist paramedian der Rima ani
Chronisch
  • Blutige oder nässende Sekretion aus Porus bzw. Pori (dauerhaft oder intermittierend auftretend, insb. bei Druck auf die Region)
  • Übergang in die akute Form jederzeit möglich
  • Hautirritation/-mazeration

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Diagnostiktoggle arrow icon

Die Diagnose eines Sinus pilonidalis wird klinisch gestellt.

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

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Therapietoggle arrow icon

Ein Sinus pilonidalis ist nicht zwingend symptomatisch, dementsprechend besteht in einem solchen Fall i.d.R. auch kein Handlungsbedarf. Eine Spontanheilung ist jedoch ausgeschlossen. Die asymptomatische Form kann in eine akute oder chronische Form übergehen. Die akute Abszedierung stellt eine dringliche Indikation dar, die chronische Form eine (relative) elektive Indikation zur operativen Versorgung. Beim akuten Verlauf finden überwiegend eine Abszessentdeckelung und definitive Versorgung im Intervall, in Ausnahmefällen die radikale Exzision Anwendung. Für den chronischen Verlauf stehen offene, minimal-invasive oder plastische Techniken zur Verfügung. Die Operationsarten sind vielfältig, sodass im Folgenden nur einige genannt werden.

Der asymptomatische Sinus pilonidalis bedarf keiner Therapie!

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Akuter Sinus pilonidalistoggle arrow icon

Methode der Wahl ist ein zweizeitiges Vorgehen, nur in Ausnahmefällen erfolgt eine offene Wundheilung! [1]

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Chronischer Sinus pilonidalistoggle arrow icon

  • Methoden: Verschiedene elektive OP-Verfahren verfügbar, bspw.
    • Plastische Verfahren
      • Prinzip: Defektdeckung mittels Lappenplastiken
      • Verfahren nach Limberg
        • Rautenförmige Exzision des Sinus pilonidalis und anschließende Deckung mittels rautenförmigem Subkutanlappen
        • Häufigstes plastisches Verfahren
      • Verfahren nach Karydakis: Elliptische Exzision der Haut und anschließende Mobilisation eines subkutanen Lappens auf der Gegenseite
    • Exzision
      • Prinzip: Exzision des gesamten Sinus pilonidalis, ggf. mit intraoperativer Darstellung der Fistelgänge
      • Varianten
    • Minimal-invasive Verfahren: Anwendbar bei begrenzten Befunden
      • Pit-Picking-Operation („Herauspicken“ von Fisteln) [1]
      • Sinusektomie: Knappe Exzision jedes Fistelgangs
      • Lay-open-Verfahren/Fistelspaltung: Eröffnung des Fistelgangs in der Länge mit sekundärer Wundheilung
    • Endoskopische Verfahren: Lokalexzision der Primärfisteln in Kombination mit endoskopischem Abtragen der Fistelgänge
    • Laser-basierte Operation: Exzision der Poren, Reinigung der Hohlräume und Koagulation der Fistelgänge mittels Laser
  • Drainageeinlage: Individuell entscheiden

Methode der Wahl ist die elektive Operation, die in verschiedenen Techniken durchgeführt werden kann! [1]

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Perioperatives Managementtoggle arrow icon

Für allgemeine Hinweise zum perioperativen Management siehe:

Präoperative Laboruntersuchungen und Diagnostik

Präoperative Anordnungen

Aufklärung

Insb. bei der radikalen En-bloc-Sanierung sollte auf einen langwierigen Heilungsprozess mit möglicherweise längerem Dienstausfall hingewiesen werden!

Unmittelbar perioperatives Management

Bei der operativen Therapie des Sinus pilonidalis soll nach aktueller S3-DGK-Leitlinie keine perioperative Antibiotikaprophylaxe erfolgen! [1]

Postoperatives Management

  • Wundbehandlung [1]
    • Spülen der Wundhöhle
      • Bei Sekundärheilung (nach radikaler En-bloc-Sanierung): Regelmäßiges Ausduschen der Wunde mit Leitungswasser (kräftiger Wasserstrahl) durch Patient:in
      • Bei Abszessentdeckelung: Nach strenger Indikationsstellung ggf. einmalige antiseptische Spülung mit Octenidin, Polihexanid, ggf. PVP-Iod
    • Austasten der Wunde: Insb. bei größeren Wunddefekten zur Vermeidung eines Sekretverhalts
    • Wundverband: Bspw. mittels eingelegter Kompresse und ausreichend großem Pflaster
  • Bedarfsorientierte Schmerzmedikation, siehe bspw. Postoperative Schmerztherapie auf Station
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Komplikationentoggle arrow icon

  • Postoperative Komplikationen
  • Komplikationen bei ausbleibender operativer Behandlung
    • Abszess (Übergang der chronischen in die akute Form)
    • Maligne Entartung zu einem Plattenepithelkarzinom (sehr selten) [3]
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • L05.-: Pilonidalzyste
    • Inklusive: Pilonidalfistel oder Pilonidalsinus, Sinus sacralis dermalis, Steißbeinfistel oder Steißbeinzyste)
    • L05.0: Pilonidalzyste mit Abszess
    • L05.9: Pilonidalzyste ohne Abszess (Pilonidalzyste o.n.A.)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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