Allgemeine Maßnahmen und Medikamente bei Husten
Allgemeine Maßnahmen
- Kinder mit feuchten Schleimhäuten haben weniger Hustenreiz. Durch Dragees und vermehrtes Trinken werden u.a. die Speichelproduktion angeregt und die Schleimhäute befeuchtet.
- Ausreichende Trinkmengen
- (Lindenblüten‑)Tee oder Milch mit Honig
- Lutschen von zuckerfreien Dragees
Antitussiva
- Bei trockenem Reizhusten, insb. zur Nacht, können hustenstillende Medikamente angewandt werden, bspw. Noscapin (z.B. Capval®)
- Für Dosierungsanweisungen siehe: Antitussiva im Kindes- und Jugendalter
Bei produktivem Husten ist die Unterdrückung des Hustenreizes nicht sinnvoll!
Wenn eine bronchoobstruktive Komponente (Asthma, obstruktive Bronchitis) vorliegt, sind Hustenstiller nur in Kombination mit Salbutamol bzw. vergleichbaren bronchienerweiternden Medikamenten zu verwenden!
Expektorantien
- Bei schleimigem, festsitzendem Husten kommen husten- und schleimlösende Medikamente zum Einsatz. Deren Aufteilung erfolgt entsprechend ihres Wirkmechanismus:
- Sekretolytika: Förderung der Bildung von dünnflüssigem Bronchialschleim, Förderung der Zilienmotilität
- Ambroxol (z.B. Pädiamuc® Saft, Mucosolvan® Tropfen)
- Efeublätter-Trockenextrakt (z.B. Prospan® Hustensaft)
- Mukolytika: Verflüssigung des Bronchialschleims
- N-Acetylcystein (z.B. NAC, ACC®, Fluimucil®)
- Sekretomotorika: Verstärkung des Abtransports des Bronchialschleims und Bronchospasmolyse
- Clenbuterol und Ambroxol (z.B. Spasmo-Mucosolvan® Saft)
- Für Dosierungsanweisungen siehe: Expektoranzien - Dosierungen
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist bei Verwendung von Expektorantien unverzichtbar!
Die gleichzeitige Anwendung von Expektorantien und Antitussiva ist kontraproduktiv! Ein ungedämpfter Hustenreflex ist die Grundvoraussetzung für das Abhusten des Schleims!
Bronchospasmolytika
- Bei Husten mit verlängertem Exspirium oder (Distanz‑)Giemen sollte eine bronchospasmolytische Therapie im Vordergrund stehen
- Bei Kindern mit rezidivierenden obstruktiven Bronchitiden in der Anamnese sollte auch ohne den direkten Nachweis von verlängertem Exspirium oder Giemen eine solche Therapie erwogen werden
Wie erkennt man eine bronchiale Obstruktion?
Symptome einer bronchialen Obstruktion
- Luftnot
- Exspiratorisches (Distanz‑)Giemen oder verlängertes Exspirium
- Juguläre und/oder sub- bzw. interkostale Einziehungen
- Husten bis zum Erbrechen
- Räusperzwang und/oder rezidivierender Reizhusten
Weitere Indizien
- Positive Eigen- und/oder Familienanamnese
- für Asthma bronchiale oder rezidivierende obstruktive Bronchitis
- für Allergien und/oder atopisches Ekzem
Akute obstruktive Bronchitis bzw. exazerbiertes Asthma bronchiale
Bronchospasmolytische Medikamente kommen sowohl bei exazerbiertem Asthma bronchiale als auch bei einer obstruktiven Bronchitis zur Anwendung. Klinisch zeigt sich hier kein Unterschied; daher kann die Anamnese Aufschluss geben. Am wichtigsten ist, dass man eine bronchiale Obstruktion als solche erkennt und sie behandelt. Ansonsten kann der Schleim nicht abgehustet werden und ist ein optimales Nährmedium für bakterielle Superinfektionen. Reicht die Gabe von β2-Sympathomimetika in der Akutsituation nicht aus, kommen systemische Glucocorticoide zum Einsatz. Inhalative Glucocorticoide helfen nicht akut gegen Luftnot und sind in der Therapie eines Asthmaanfalls oder sonstiger akuter Dyspnoe nicht indiziert! Sie finden als Dauertherapie zur Vermeidung einer akuten bronchialen Obstruktion Verwendung.
Das untenstehende Vorgehen bezieht sich auf die Akuttherapie bei einer obstruktiven Bronchitis bzw. einer leicht- bis mittelgradigen Exazerbation eines Asthma bronchiale. Zum Vorgehen bei schwerer Symptomatik siehe: Akuttherapie bei Asthmaanfall bzw. Exazerbation!
Kurzwirksame β2-Sympathomimetika bzw. Anticholinergika
- Indikation: Mittel der Wahl zur Akuttherapie
- Inhalative Applikation von Salbutamol: Ob man kurzwirksame β2-Sympathomimetika mittels Dosieraerosol und Inhalierhilfe oder Inhalationslösung und Feuchtvernebler inhalieren lässt, kann man vom Alter, der Compliance und dem Patientenwunsch abhängig machen
- Zulassung: Sultanol® Dosieraerosol ist ab dem Säuglingsalter zugelassen, für Pädiamol® Inhalationslösung ist keine Zulassungsbeschränkung angegeben, Pädiamol® Fertiginhalat ist zugelassen ab dem Schulkindalter
- Dosierungsempfehlung
- Dosieraerosol
- Feuchtinhalation von Fertiginhalat
- Feuchtinhalation von Inhalationslösung
- Systemische Applikation von Salbutamol: Nur in Ausnahmefällen (wenn nicht inhaliert werden kann)
- Zulassung: Ab 2 Monaten
- Dosierungsbeispiele (altersabhängig)
- Kinder 2–23 Monate
- Kinder 2–6 Jahre
- Zu beachten: Häufige Nebenwirkungen sind Zittern und Agitation. Dann sollte die Dosierung pro Einzelgabe reduziert werden. Hierüber sind die Eltern aufzuklären.
- Für weitere Dosierungen siehe auch: Kurzwirksame β2-Sympathomimetika und Anticholinergika im Kindes- und Jugendalter
- Für Handlungsanweisungen siehe auch: Anwendung eines Dosieraerosols
Kochsalzlösung inhalativ
- Indikation: Bei (zähem) Schleim
- Isotonische Kochsalzlösung (NaCl 0,9%)
- Hochprozentige Kochsalzlösung (NaCl 3%)
- Siehe auch: Kochsalzlösung inhalativ
Systemische Glucocorticoide
- Indikation: Bei starken Symptomen kann eine akute systemische Glucocorticoidtherapie erforderlich sein
- Prednison rektal oder Prednisolon rektal
- Dexamethason oral
- Betamethason oral
- Prednisolon oral
- Siehe auch: Systemische Glucocorticoide bei Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter
Systemische Antibiotika [1]
- Indikationen
- Komplizierte Bronchitis
- Schwere Grunderkrankung
- Fieber >3 Tage und laborchemische Hinweise auf eine bakterielle Infektion
- 1. Wahl : Amoxicillin (pädiatrisch)
- Säuglinge und Kinder ≥1 Monat bis <12 Jahre
- Jugendliche ≥12 Jahre
- Alternativen siehe: Empirische antibiotische Therapie bei pCAP
Obstruktive Bronchitiden sind i.d.R. viral bedingt!
Für weitere Informationen siehe: Akute obstruktive Bronchitis im Kindesalter
Akute Bronchiolitis im Säuglingsalter
Allgemeines
- Definition: Virale Infektion der unteren Atemwege (Bronchiolen und kleine Bronchien) im Säuglingsalter, häufig durch RS- und Rhinoviren
- Klinik: Erkältungssymptome, Trinkschwäche bis hin zu Dehydratation, auskultatorisch typischerweise endinspiratorisches Knisterrasseln und kein Giemen
- Verlauf: Ggf. fulminant mit starker Dyspnoe, sodass intensivmedizinische Behandlung mit Atemunterstützung erforderlich wird
- Prophylaxe: Für Hochrisikokinder (bspw. ehemalige Frühgeborene mit bronchopulmonaler Dysplasie) steht ein kurzwirksamer, monoklonaler Antikörper als passiver Impfstoff gegen RSV zur Verfügung
Im Säuglingsalter gibt es häufig Überschneidungen zwischen einer obstruktiven Bronchitis und einer Bronchiolitis, sodass eine klare Abgrenzung schwierig ist!
Therapie
Nach aktueller Studienlage gibt es abgesehen von ausreichender Flüssigkeitsgabe und ggf. Sauerstoffvorlage keine wirksamen Maßnahmen.
- Ambulantes Vorgehen [2][3]
- Auf ausreichende Trinkmengen achten
- Bei Symptomen der Bronchialobstruktion: Inhalation mit Salbutamol und ggf. Kochsalzlösung
- Hospitalisierungskriterien : ≥1 der folgenden
- Apnoe (anamnestisch oder nachgewiesen)
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr (≤50–75% der normalen Menge)
- Persistierend schwere Dyspnoe (mit Einziehungen bzw. Atemfrequenzen >70/min)
- Persistierende Sauerstoffsättigung ≤92% bei Raumluft
- Stationäres Vorgehen
- Minimal Handling
- Ausreichende Hydratation
- Motivieren zu trinken
- Sicherstellen der Oxygenierung
- Nur in Ausnahmefällen: Medikamentöse Therapie
-
Salbutamol: Nur bei zusätzlicher Bronchialobstruktion [4]
- Dosieraerosol über Inhalierhilfe
- Feuchtinhalation von Inhalationslösung [5]
-
Salbutamol: Nur bei zusätzlicher Bronchialobstruktion [4]
- Antibiotika: Nur bei dringendem V.a. oder Nachweis einer bakteriellen Infektion [4]
- Umstritten: Hypertone Kochsalzlösung 3% (z.B. MucoClear®) inhalativ
Der RSV-Schnelltest ist nur bei einer stationären Aufnahme entscheidend, um die entsprechende Isolierung und ggf. Kohortierung vornehmen zu können. Ambulant hat ein positiver Test jedoch keine therapeutische Konsequenz.