Zusammenfassung
Parasympatholytika (Anticholinergika) heben über eine kompetitive Hemmung die Effekte von Acetylcholin an muskarinergen Cholinozeptoren auf. Acetylcholin wird postganglionär verdrängt, wobei alle Parasympatholytika ähnliche Eigenschaften wie Atropin, dem Leitpharmakon der Medikamentengruppe, aufweisen. Unterschieden wird in lipophile (tertiäre, z.B. Atropin) und weniger lipophile Substanzen (quartäre, z.B. Butylscopolamin), die schwerer resorbierbar und nicht ZNS-gängig sind. Die störendste Nebenwirkung der Parasympatholytika ist die Mundtrockenheit, während andere Nebenwirkungen wie Erhöhung der Herzfrequenz oder eine periphere Vasokonstriktion, außer im Falle einer Intoxikation, häufig nicht bemerkt werden.
Übersicht
Parasympatholytika können anhand ihrer chemischen Eigenschaften oder ihrer Rezeptoraffinität eingeteilt werden.
Einteilung anhand chemischer Eigenschaften
Einteilung der Parasympatholytika nach chemischen Eigenschaften | ||
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Substanz | Chemische Eigenschaften | Weitere Hinweise zu Wirkstoff und Präparaten |
Atropin |
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Scopolamin | ||
Tropicamid | ||
Biperiden | ||
Oxybutynin, Darifenacin, Tolterodin | ||
Butylscopolamin |
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Ipratropiumbromid | ||
Tiotropiumbromid |
Einteilung anhand Rezeptoraffinität
Einteilung der Parasympatholytika nach Rezeptoraffinität | ||
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Wirkweise | Substanzen | |
MXR-Antagonisten |
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M3R-Antagonisten |
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Wirkung
Wirkung von Parasympatholytika | |
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Auge |
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Bronchialsystem |
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Herz |
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Gefäße |
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Magen-Darm-Trakt |
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Schweißdrüsen |
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Harnblase |
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ZNS |
Parasympatholytika (Anticholinergika) heben über eine kompetitive Hemmung die Wirkung von Parasympathomimetika an m-Cholinozeptoren (Acetylcholinrezeptoren) auf!
Indikation, Nebenwirkung und Kontraindikation
Parasympatholytika | ||||||
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ZNS-Gängigkeit | Wirkstoffe | Indikation | Spezielle Wirkung und Nebenwirkung | Allgemeine anticholinerge Nebenwirkungen | Allgemeine Kontraindikationen und Interaktionen | |
ZNS-gängig | Atropin |
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Scopolamin |
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Homatropin, Tropicamid |
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Biperiden |
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Oxybutynin, Darifenacin, Tolterodin |
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Nicht ZNS-gängig | Butylscopolamin |
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Ipratropiumbromid |
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Tiotropiumbromid |
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Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Interaktionen genannt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
- Für weitere Informationen zu den verschiedenen Parasympatholytika siehe auch:
Im Extremfall kann bei einer Überdosierung ein anticholinerges Syndrom ausgelöst werden („feuerrot, glühend heiß, strohtrocken, total verrückt“)!
Insbesondere ältere Patienten weisen oftmals bereits ein grundsätzliches cholinerges Defizit auf! Durch die Einnahme anticholinerg wirkender Substanzen steigt - gerade bei Polypharmazie oder zerebraler Vorschädigung - das Risiko für die Entwicklung eines anticholinergen Syndroms! [3][4]
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Atropin
Anticholinerges Syndrom
Ipra- und Tiotropiumbromid
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