Zusammenfassung
Das Zika-Virus gehört zu den Flaviviren und ist folglich mit dem Gelbfieber- und dem Dengue-Virus verwandt. Es tritt weltweit in den Tropen und Subtropen auf und wird hauptsächlich durch Mücken der Gattung Aedes, aber auch sexuell übertragen. Die ausgelöste Krankheit ist mit dem Dengue-Fieber vergleichbar, verläuft i.d.R. allerdings deutlich milder. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte das Zika-Virus durch eine Epidemie 2015/2016 in Lateinamerika, in deren Rahmen ein Zusammenhang mit einer Mikrozephalie bei Neugeborenen durch eine Infektion während der Schwangerschaft festgestellt werden konnte. Eine kausale Therapie oder eine Impfung existieren nicht, sodass der Prävention eine übergeordnete Bedeutung zukommt.
Epidemiologie
- Zika-Virus weltweit
- Seit langem endemisch in Afrika und Südostasien sowie auf verschiedenen pazifischen Inseln
- Ausbrüche bspw. 2015–2017 in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in der Karibik, dort zuletzt deutlich weniger Fälle
- Zika-Virus in Europa
- 2019 Übertragung über asiatische Tigermücken (Aedes albopictus) in Südfrankreich [2][3]
- In Deutschland bislang nur Fälle durch Reiserückkehrer:innen bekannt
- Seit 2018 jährlich weniger als 20 Infektionen in Deutschland (vermutlich jedoch hohe Dunkelziffer)
Das Zika-Virus zirkuliert in den (sub‑)tropischen Regionen aller Kontinente – in Europa sind bisher nur einzelne Übertragungen in Südfrankreich beschrieben!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Zika-Virus (RNA-Virus aus dem Genus der Flaviviren), gehört zu den Arboviren
- Infektionsweg
- Über Mücken der Gattung Aedes (Synonym: Stegomyia)
- Aedes aegypti (hauptsächlich)
- Aedes albopictus (seltener)
- Diaplazentar
- Sexuell
- Fraglich auch über Speichel und Urin
- Über Bluttransfusionen (nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich)
- Über Mücken der Gattung Aedes (Synonym: Stegomyia)
Das Zika-Virus ist das einzige Arbovirus, für das auch eine sexuelle Übertragung nachgewiesen ist!
Symptomatik
- Inkubationszeit: Wenige Tage bis drei Wochen
- Dauer: 3–7 Tage
- Symptome: Unspezifisch; dem Dengue-Fieber ähnlich, aber milder; zu ca. 80% asymptomatisch
- Akut einsetzendes Fieber
- Makulopapulöses Exanthem
- Muskel- und Gelenkschmerzen, Abgeschlagenheit
- Konjunktivitis
- Kopfschmerzen
Eine Zika-Virus-Infektion verläuft i.d.R. asymptomatisch oder mit leichten, unspezifischen Symptomen (u.a. Fieber, Abgeschlagenheit, Exanthem)!
In seltenen Fällen kann die Infektion schwere Folgen haben, bspw. ein Guillain-Barré-Syndrom oder eine Mikrozephalie bei konnatalem Zika-Virus-Syndrom!
Diagnostik
Bei symptomatischen Personen
Die akute Symptomatik ist anderen Infektionen durch Arboviren (z.B. Dengue-Fieber, Chikungunya) so ähnlich, dass eine Unterscheidung anhand der Symptome allein nicht möglich ist. Das Vorgehen richtet sich nach dem vermuteten Zeitpunkt der Infektion.
- Indikation: Aufenthalt in Endemiegebiet (siehe: Epidemiologie)
- Erregerdiagnostik
- Unspezifische Laborbefunde: Leukopenie, Thrombopenie, γGT↑, LDH↑, Entzündungsmarker↑ (CRP, Ferritin)
Die akute Diagnostik erfolgt insb. mittels PCR, in späteren Stadien kann eine Serologie durchgeführt werden!
Screening bei asymptomatischen Schwangeren
- Indikationen
- Aufenthalt in Endemiegebiet
- Sexualkontakt mit (potenziell) infektiöser Person
- Durchführung
- Serologie ab 28 Tagen nach Rückkehr bzw. Kontakt zu infektiöser Person
Bei Unklarheiten kann Rücksprache mit einem tropenmedizinischen Institut oder dem Bernhard-Nocht-Institut gehalten werden (siehe: Tipps und Links)!
Therapie
Eine spezifische Therapie existiert nicht, eine Zika-Virus-Infektion kann nur symptomatisch behandelt werden.
- Symptomatische Therapie
- Fiebersenkung, z.B. mit Paracetamol
- Für pädiatrische Dosierungen siehe: Paracetamol (pädiatrisch)
- Bei unklaren Fällen ASS und andere NSAID meiden wegen Dengue als möglicher Differenzialdiagnose
- Flüssigkeitssubstitution: Oral, nur in schweren Fällen i.v. Gabe isotoner Elektrolytlösungen
- Fiebersenkung, z.B. mit Paracetamol
- Weitere Maßnahmen
- Normalerweise ambulante Behandlung, nur in Ausnahmefällen stationäre Aufnahme
- Aufnahmeindikation: Neurologische Symptomatik → Guillain-Barré-Syndrom möglich
- Schwangere: Überwachung, sonografische Kontrollen
- Normalerweise ambulante Behandlung, nur in Ausnahmefällen stationäre Aufnahme
Komplikationen
- Guillain-Barré-Syndrom
- Bei Zika-Virus-Infektion in der Schwangerschaft: Konnatales Zika-Virus-Syndrom
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prognose
- Letalität: Sehr gering, Todesfälle praktisch nur sekundär über Guillain-Barré-Syndrom
Prävention
Da keine Impfung existiert, kommt anderen präventiven Maßnahmen und der Aufklärung insb. in der Reisemedizin eine übergeordnete Bedeutung zu:
- Vektorkontrolle (z.B. Reduzierung von Brutmöglichkeiten der Aedes-Mücke)
- Schutz vor Mückenstichen (z.B. durch Repellenzien, Mückennetze, lange Kleidung)
- Bei geplanter Schwangerschaft
- Reisende: Vermeidung von ungeschütztem Geschlechtsverkehr in Verbreitungsgebieten und mit Reiserückkehrer:innen für 2 (♀) bzw. 3 (♂) Monate
- Dauerhafte Exposition: Besonders strenge Maßnahmen zum Schutz vor Mückenstichen
- Bei Schwangerschaft
- Von Reisen in Verbreitungsgebiete ist abzuraten
- Bei sexuellen Kontakten mit Reiserückkehrer:innen sollte ein Kondom/Lecktuch benutzt werden
Reisende sollten darüber informiert werden, dass das Virus nach (mutmaßlicher) Infektion noch 3 (Männer) bzw. 2 (Frauen) Monate sexuell übertragen werden kann!
Schwangeren wird von Reisen in Endemie- und Verbreitungsgebiete abgeraten!
Meldepflicht
-
Labormeldepflicht nach § 7 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei direktem/indirektem Erregernachweis und Hinweis auf eine Infektion
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- A92.5: Zika-Viruskrankheit
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.