Zusammenfassung
Das Arteria-spinalis-anterior-Syndrom beschreibt ein inkomplettes ventrales Querschnittsyndrom mit Ischämie des vorderen und seitlichen Rückenmarks durch verminderten Blutfluss in der A. spinalis anterior oder deren Verschluss. Als Ursache kommen unter anderem Arteriosklerose, Mikroangiopathie oder eine Gefäßkompression aufgrund eines Tumors in Frage. Leitsymptom ist eine plötzliche, innerhalb einer Stunde entstehende Paraparese beider Beine. Pyramidenbahnzeichen (Babinski-Reflex) entwickeln sich aber erst nach Tagen, sodass die Gefahr besteht, das Krankheitsbild als psychogene Lähmung fehlzudeuten. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei Verdacht auf Arteriosklerose werden Thrombozytenaggregationshemmer (Acetylsalicylsäure) verabreicht.
Für das klinische Management des akuten Querschnittsyndroms (inkl. Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) siehe: Akutes Querschnittsyndrom - AMBOSS-SOP
Ätiologie
- Arteriosklerose
- Verschluss durch Mikroangiopathie bei Diabetes mellitus
- Aortendissektion
- Vaskulitis
- Mechanische Kompression bei Tumoren
Symptomatik
Meist akuter oder subakuter Verlauf ohne Prodromi
- Initial radikuläre Parästhesien, dann akut (etwa innerhalb einer Stunde) einsetzende, schlaffe Paraparese der Beine (später spastische Paraparese)
- Beidseits dissoziierte Sensibilitätsstörung unterhalb der Läsion (Störung des Schmerz- und Temperaturempfindens, erhaltene Tiefensensibilität)
- Blasenlähmung mit Harnverhalt, evtl. Stuhlverhalt
Verlaufs- und Sonderformen
A.-radicularis-magna-Syndrom
- Definition: „Maximalvariante“ eines Arteria-spinalis-anterior-Syndroms mit Verschluss der kaliberstarken A. radicularis magna (auch Adamkiewicz-Arterie), die der Aorta in Höhe Th 9–12 entspringt und das lumbale Rückenmark versorgt (führt Blut der A. spinalis anterior in dieser Region zu)
- Ätiologie/Pathogenese: Verschluss der A. radicularis magna (meist bei Aortendissektion oder Operation an der Aorta descendens bei Aortenaneurysma) → Ischämie des vorderen sowie möglicherweise auch des hinteren Rückenmarks
- Klinik
- Motorische Lähmung der Beine
- Störung der protopathischen Sensibilität sowie (bei hinterer Beteiligung) der epikritischen Sensibilität → Inkomplettes bis komplettes Querschnittssyndrom
Diagnostik
Für das klinische Management des akuten Querschnittsyndroms (inkl. Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) siehe: Akutes Querschnittsyndrom - AMBOSS-SOP
- Beidseits positiver Babinski-Reflex (entwickelt sich erst nach Tagen)
- Bildgebende Diagnostik
- Ausschluss einer Aortendissektion mittels CT
- MRT zum Ausschluss von Raumforderungen, gelegentlich ist die Infarzierung des Rückenmarks sichtbar
Differenzialdiagnosen
- Andere inkomplette Querschnittsyndrome
- Zentromedulläres Querschnittsyndrom (z.B. Syringomyelie)
- Halbseitiges Querschnittsyndrom (Brown-Séquard-Syndrom)
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Für das klinische Management des akuten Querschnittsyndroms (inkl. Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) siehe: Akutes Querschnittsyndrom - AMBOSS-SOP
- Bei Verdacht auf thrombotischen Verschluss Medikation mit einem Thrombozytenaggregationshemmer (z.B. Acetylsalicylsäure)
- Bei Aortendissektion: Unmittelbare gefäßchirurgische Intervention
- Ggf. Tumorresektion
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- G95.-: Sonstige Krankheiten des Rückenmarkes
- G95.1-: Vaskuläre Myelopathien
- G95.18: Sonstige vaskuläre Myelopathien
- Akuter Rückenmarkinfarkt (embolisch) (nichtembolisch)
- Arterielle Thrombose des Rückenmarkes
- Hämatomyelie
- Nichteitrige intraspinale Phlebitis und Thrombophlebitis
- Rückenmarködem
- Subakute nekrotisierende Myelopathie
- Exklusive: Intraspinale Phlebitis und Thrombophlebitis, ausgenommen nichteitrig (G08)
- G95.18: Sonstige vaskuläre Myelopathien
- G95.1-: Vaskuläre Myelopathien
- G99.-*: Sonstige Krankheiten des Nervensystems bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- G99.2*: Myelopathie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- Arteria-spinalis-anterior- und Arteria-vertebralis-Kompressionssyndrom (M47.0-†)
- Myelopathie bei Bandscheibenschäden (M50.0†, M51.0†), Neubildungen (C00-D48†), Spondylose (M47.-†)
- G99.2*: Myelopathie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
- M47.-: Spondylose
- M47.0-†: Arteria-spinalis-anterior-Kompressionssyndrom und Arteria-vertebralis-Kompressionssyndrom (G99.2*)
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.