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Aortendissektion

Letzte Aktualisierung: 19.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Aortendissektion stellt als hochakutes und lebensbedrohliches Krankheitsbild die maximale Ausprägung des akuten Aortensyndroms (AAS) dar. Der Begriff des akuten Aortensyndroms umfasst neben der akuten Aortendissektion (AAD) das intramurale Aortenhämatom (IMH) sowie das penetrierende Aortenulkus (PAU). Bei allen Ausprägungsgraden des akuten Aortensyndroms handelt es sich um relativ seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Krankheitsbilder mit einer hohen Letalität. Die Aortendissektion beschreibt im engeren Sinne die Aufspaltung der aortalen Gefäßwand, die durch den Einriss der Intima mit nachfolgender Einblutung in die Media und durch die Ausbildung eines falschen Lumens entsteht. Das Aortenulkus ist eine meist auf dem Boden einer arteriosklerotischen Plaque entstehende Ruptur bzw. Ulzeration der Intima. Das Aortenhämatom wird auf die Ruptur innerhalb der Aortenwand befindlicher Gefäße zurückgeführt. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören die langjährige Hypertonie, Arteriosklerose sowie genetisch bedingte Veränderungen.

Klinisch typisch ist ein plötzlich einsetzender Vernichtungsschmerz, der in Thorax, Rücken oder Abdomen ausstrahlt. Darüber hinaus kann es zur Verlegung abgehender Gefäße und entsprechenden Ischämien (z.B. Hirninfarkt, Myokardischämie oder abdominelle Organischämien) kommen. Eine weitere gefürchtete und zumeist letale Komplikation ist die Ruptur der Aorta. Diagnostisch liefert die CT-Untersuchung mit Kontrastmittel im Verdachtsfall schnell wegweisende Ergebnisse. Während bei Beteiligung der Aorta ascendens bzw. des Aortenbogens eine unverzügliche Notfall-OP erfolgen muss, können bei Dissektion der deszendierenden Aorta je nach Ausprägung ein interventioneller Aortenersatz oder selten auch eine rein konservative Therapie erfolgen.

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Definitiontoggle arrow icon

Definition der „klassischen“ Aortendissektion

Bei der Aortendissektion kommt es aufgrund einer Einblutung in der Aortenwand zu einer Spaltung der Gefäßwand mit Bildung eines neuen Kanals zwischen den Gefäßwandschichten, der ggf. distal wieder in das Arterienlumen einmündet.

Akutes Aortensyndrom (AAS) [1]

  • Definition: Klinische Notfallsituationen mit ähnlicher Symptomatik, bei denen eine Störung der Wandintegrität der Aorta besteht
    • Intramurales Hämatom (IMH): Einblutung aus Vasa vasorum in die aortale Media mit Ausbildung eines Hämatoms in der Aortenwand, aber ohne Bildung eines zweiten Lumens oder Intimaeinriss
    • Penetrierendes Aortenulkus (PAU)
      • Entsteht durch Ruptur/Ulzeration einer arteriosklerotischen Plaque → Eindringen von Blut aus dem Aortenlumen in die Media möglich
    • Akute Aortendissektion (AAD): Auftrennung der Aortenwandschichten durch Einblutung in die Media und Ausbildung eines wahren und eines falschen Lumens
    • Akute Aortenverletzungen (AAV)

Übersicht weiterer Aortenerkrankungen

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Risikofaktoren

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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikation des akuten Aortensyndroms [1]

Klassifikation der Aortendissektion nach zeitlichem Aspekt

  • Akute Aortendissektion: ≤14 Tage
  • Subakute Aortendissektion: 15–90 Tage
  • Chronische Aortendissektion: >90 Tage [1]

Stanford-Klassifikation

DeBakey-Klassifikation (selten verwendet)

Stanford A = Affects ascending aorta, Stanford B = Begins beyond brachiocephalic vessels“

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Pathophysiologie
    • Einriss der aortalen Intima („Entry“) → Einblutung in die Media mit Bildung eines falschen Lumens„Wühlblutung“ führt zur Längsspaltung (also Dissektion) der Gefäßwand/Media
    • Durch eine zweite Intimaläsion kann es zum Wiederanschluss („Reentry“) an das echte aortale Lumen kommen
  • Mögliche Komplikationen

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Symptomatiktoggle arrow icon

Die Schmerzqualität wird mitunter als schneidend, reißend oder gar „wie ein Axthieb“ beschrieben. Manche Patienten berichten auch von brennenden, kolikartigen Schmerzen. Nur ein kleiner Teil der Betroffenen spricht von „wandernden Schmerzen“.

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Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung

Laboruntersuchungen [1]

EKG

Bildgebung [1]

Wahl der Methode

  • CT-Angiografie: In den meisten Fällen Mittel der Wahl in der Akutsituation
  • Echokardiografie: Transthorakale Echokardiografie (TTE) zur orientierenden Untersuchung proximaler Aortenabschnitte, transösophageale Echokardiografie (TEE) zur weiterführenden Diagnostik
    • Transösophageale Echokardiografie (TEE): Bei Verfügbarkeit versierter Untersucher insb. beim instabilen Patienten als initiales bildgebendes Verfahren möglich
    • Im TTE gute Darstellung insb. proximaler Abschnitte wie Aortenklappe und Aortenwurzel möglich
    • Die Beurteilung des Aortenbogens ist in beiden Modi eingeschränkt
    • Vorteile der TEE/TTE gegenüber CT/MRT
      • Dopplergestützte Darstellung des Blutflusses zwischen den Lumina sowie Darstellung von Membraneinrissen möglich
      • Verlaufsbeobachtung bspw. auf der Intensivstation, Einsatz bei kritisch instabilen Patienten oder auch im OP möglich
      • Als gezielte Kontrolluntersuchung im stationären Setting gut geeignet
  • Röntgen-Thorax: Bei niedrigem klinischen V.a. ein akutes Aortensyndrom
  • MRT: In der Akutsituation aufgrund längerer Untersuchungszeit ungeeignet, ggf. bei stabilen Patienten und für Kontrolluntersuchungen
  • Sonografie des Abdomens: Darstellung der abdominellen Aorta

Essenzielle Informationen aus der Bildgebung

  • Einschätzung der Dissektion
    • Darstellung der Dissektionsmembran und der betroffenen Aortenabschnitte
    • Antero- und retrograde Ausdehnung
    • Ggf. Zuordnung von wahrem und falschem Lumen
    • Ggf. Identifikation von Entry und Re-Entry
  • Erkennen möglicher Komplikationen der Dissektion
  • Ggf. Einschätzung eines intramuralen Hämatoms
    • Aortenwandverdickung: Lokalisation und Ausdehnung
  • Ggf. Einschätzung eines Aortenulkus
    • Lokalisation, Länge und Tiefe
    • Wanddicke der erhaltenen Aortenabschnitte
  • Ggf. gleichzeitiges Vorliegen anderer aortaler Läsionen: Bspw. Aneurysmen, Plaques, entzündliche Veränderungen
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Risiko-Score zur Detektion der Aortendissektiontoggle arrow icon

Risikoscore zur klinischen Ersteinschätzung [1][3]

Aortendissektion-Risikoscore (ADD-RS)
Durchführung
  • Vergabe von maximal 1 Punkt pro Kategorie
  • Gesamtpunktzahl von 0–3 Punkten
Anamnestische Hochrisiko-Faktoren
Hochrisiko-Symptome
  • Schmerzen im Bereich der Brust, des Rückens und/oder des Abdomens mit einem oder mehreren der folgenden Charakteristika
    • Abrupter Beginn der Schmerzen
    • Hohe Schmerzintensität
    • Als „zerreißend“ empfundene Schmerzen
Hochrisiko-Befunde
Schnellauswertung & Handlungskonsequenz
  • ADD-RS ≤1: Niedriges/mittleres Risiko, Bestimmung der D-Dimere empfohlen
    • Bei negativen D-Dimeren: Sehr niedrige Wahrscheinlichkeit einer Aortendissektion
  • ADD-RS >1: Hohes Risiko, umgehende Bildgebung per CT-Angiografie bzw. TEE
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Klinisches Management der Aortendissektiontoggle arrow icon

Bei allen Patienten [1]

Weiteres klinisches Vorgehen

Die Auswahl der geeigneten Untersuchungsmethode ist insb. vom Untersucher, der Ausstattung des Krankenhauses sowie von patientenseitigen Faktoren abhängig!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapiemaßnahmen bei Aortendissektion

Chirurgische Therapie

Bei Nachweis einer Dissektion im Bereich der aszendierenden Aorta sollte die zeitnahe operative Versorgung nicht durch weitere Diagnostik verzögert werden!

Thorakale endovaskuläre Aortenreparatur (TEVAR) [1]

  • Indikationsstellung
    • Aortendissektion Typ B nach Stanford: Bei komplizierter und unkomplizierter Typ-B-Dissektion, insb. auch Patienten mit erhöhtem OP-Risiko (interdisziplinäre Einzelfallentscheidung!)
    • Chronische Aortendissektion bei Hochrisiko-Patienten [6]
    • Aortales Hämatom sowie penetrierendes Aortenulkus: Bei komplizierten Typ-B-Läsionen kann die (T)EVAR erwogen werden
  • Vorgehen: Endovaskuläre Aortenreparatur
  • Voraussetzungen
    • Grundlegend immer Einzelfallentscheidung je nach individueller Pathologie, Anatomie, Grunderkrankungen, Alter etc.
    • Ausreichend lange „Landezone“ im proximalen und distalen Bereich des Grafts von ca. 2 cm
    • Bei Therapie von Aneurysmata: Graftdurchmesser sollte den Aortendurchmesser in der Landezone überschreiten
  • Komplikationen
    • Verschluss von arteriellen Abgängen
    • Neurologische Ausfälle bis hin zum Querschnittsyndrom durch Ischämie des Rückenmarks [7]
    • Endoleak
      • Endoleak-Klassifikation
        • Typ Ia: Leck im Bereich der proximalen Anheftungsstelle; Typ Ib: Im Bereich der distalen Anheftungsstelle
        • Typ II: Retrograde Blutzufuhr in den Aneurysmasack über ein (IIa) oder mehrere (IIb) Seitengefäße
        • Typ III: Leck durch mechanisches Versagen des Stent-Grafts (aufgrund von Separation der modularen Komponenten) (IIIa) sowie Frakturen oder Löcher im Endograft (IIIb)
        • Typ IV: Leck durch die Graftabdeckung i.S. einer Graftporosität
        • Typ V: Aneurysmaexpansion ohne sichtbares Leck in der Bildgebung (ggf. durch Endotension)

Konservative Therapie

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Komplikationentoggle arrow icon

Perforation bzw. Ruptur

  • Akute Rücken- und Flankenschmerzen („Vernichtungsschmerz“), Schock-SymptomatikIndikation zur Notfalloperation
  • Radiologische Zeichen der drohenden Ruptur: Rasch zunehmender Durchmesser der Aorta, Vorkommen von periaortaler Flüssigkeit

Spezifische Komplikationen der Stanford-Typ-A-Dissektion

Insb. bei jüngeren Patienten mit Schlaganfall und ausgedehntem Infarktareal in der zerebralen Bildgebung muss auch an eine Aortendissektion gedacht werden!

Gemeinsame Komplikationen Stanford-Typ-A- und B-Dissektion

Da sich die Stanford-Typ-A-Dissektion bis in die abdominelle Aorta fortsetzen kann, ergeben sich gemeinsame Komplikationen beider Dissektionstypen.

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Nachsorgetoggle arrow icon

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Prognosetoggle arrow icon

Eine Typ-A-Dissektion sollte unverzüglich chirurgisch behandelt werden, eine Typ-B-Dissektion hingegen kann auch bei Komplikationen endovaskulär behandelt werden!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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