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Zytostatika

Letzte Aktualisierung: 29.8.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Unter den Oberbegriff Zytostatika fallen zunehmend mehr heterogene Pharmaka. Sie alle haben das Ziel gemein, direkt oder indirekt zur Reduktion von schnell proliferierenden Zellen (meist im Rahmen von Malignomen) beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden multiple Nebenwirkungen in Kauf genommen. Während sich im Rahmen der Zytostatika-Therapie häufig klassische Befunde wie z.B. Übelkeit, Erbrechen, Neutropenie mit erhöhter Infektanfälligkeit oder eine Beeinflussung von schnell-teilenden Zellen (Haarausfall, Mukositis) zeigen, sind nach Abschluss der Behandlung vorwiegend Zweitneoplasien (z.B. AML) gefürchtet. Etablierte Zytostatika, die häufig in den Replikationszyklus von Zellen eingreifen, werden durch die sog. zielgerichtete Tumortherapie ergänzt, bei der sich Wirkstoffe gegen spezielle molekulare Targets in den Tumorzellen richten.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer studentischen AMBOSS-Audio-Reihe im Podcastformat vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".

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Übersichttoggle arrow icon

Übersicht über klassische Zytostatika

Die klassischen Zytostatika bilden eine heterogene Arzneistoffgruppe, die die Hemmung des Zellwachstums gemein haben. Diese Wirkung ist häufig unselektiv, weshalb auch nicht-tumoröse Zellen mit einer hohen Teilungsrate angegriffen werden. Das erklärt auch die zahlreichen Nebenwirkungen an Gewebe mit hoher Zellteilungsrate (bspw. Schleimhaut, Knochenmark, Haarfollikel und Keimdrüsen).

Die einzelnen Bestandteile dieser Tabelle finden sich ebenfalls in den entsprechenden Abschnitten dieses Kapitels

Übersicht über die klassischen Zytostatika
Zytostatikagruppe Untergruppen Pharmaka Wirkmechanismus Wichtige Indikationen Nebenwirkungen

Alkylanzien

  • Hämorrhagische Zystitis: Prophylaktische Gabe von Mesna (2-Mercaptoethansulfonat-Natrium) und Flüssigkeit
  • Myelosuppression
  • Emetogen
  • Myelotoxisch
  • Emetogen
  • Nephrotoxisch
  • Ototoxisch
  • Neurotoxisch (zentrale und periphere Neuropathien)

Topoisomerase-Hemmstoffe

  • Kardiotoxizität
  • U.a. myelotoxisch (dosislimitierend bei Topotecan)
  • Myelotoxizität
  • Rote-Hand-Brief zu Etoposid: Erhöhtes Risiko für infusionsbedingte Überempfindlichkeitsreaktionen bei der Verwendung von Inline-Filtern [1]

Mitosehemmstoffe (Spindelgifte)

  • Neurotoxizität (vor allem Vincristin führt zur (peripheren) Neuropathie)

Antimetabolite

  • Hemmung der Dihydrofolatreduktase u.a. durch Verdrängung der Dihydrofolsäure → Bildung von Purinnukleotiden↓
  • Myelotoxizität
  • Hepatotoxizität
  • Mukositis (Stomatitis, Ösophagitis, Enteritis)
  • Gegenmaßnahme: Folsäure als Rescue-Therapie
  • Wirkungsverstärkung durch Folinsäure
  • Myelotoxizität
  • Wechselwirkung mit Allopurinol
  • Nutzung als Immunsuppressivum
  • Myelotoxizität

Andere

  • Interkalierung und Alkylierung der DNA → Behinderung des Ableseprozesses → RNA-Synthese↓

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Wirkungtoggle arrow icon

Wirkung von klassischen Zytostatika
Zytostatikagruppe Untergruppen Pharmaka Wirkmechanismus

Alkylanzien

  • Oxazaphosphorine
  • Cyclophosphamid
  • Ifosfamid
  • N-Lost-Derivate
  • Chlorambucil
  • Melphalan
  • Alkylsulfonate
  • Busulfan
  • Hydrazine
  • Temozolomid
  • Dacarbazin
  • Procarbazin
  • Platin-haltige Substanzen
  • Cisplatin
  • Carboplatin
  • Oxaliplatin

Topoisomerase-Hemmstoffe

  • Anthracycline
  • Doxorubicin
  • Daunorubicin
  • Idarubicin
  • Epirubicin
  • Topoisomerase-I-Hemmer
  • Irinotecan
  • Topotecan
  • Topoisomerase-II-Hemmer
  • Etoposid

Mitosehemmstoffe (Spindelgifte)

  • Vinca-Alkaloide
  • Vincristin
  • Vinblastin
  • Taxane
  • Docetaxel
  • Paclitaxel/nab-Paclitaxel

Antimetabolite

  • Folsäure-Antagonisten
  • Hemmung der Dihydrofolatreduktase u.a. durch Verdrängung der Dihydrofolsäure → Bildung von Purinnukleotiden↓
  • Pyrimidin-Antagonisten
  • Purin-Antagonisten
  • Ribonukleotidreduktase-Hemmer

Andere

  • Bleomycin
  • Actinomycin D
  • Mitomycin
  • L-Asparaginase

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Nebenwirkungtoggle arrow icon

Allgemeine Nebenwirkungen von klassischen Zytostatika

Spezifische Nebenwirkungen und Charakteristika ausgewählter klassischer Zytostatika

Spezifische Nebenwirkungen von Zytostatika
Zytostatikagruppe Pharmaka Charakteristika und spezifische Nebenwirkungen

Alkylanzien

  • Hämorrhagische Zystitis und Urothelkarzinom
    • Prophylaktisch: Gabe von Mesna (2-Mercaptoethansulfonat-Natrium) und Flüssigkeit sowie intermittierende statt kontinuierliche Gabe des Cyclophosphamids [2]
  • Myelosuppression
  • Rote-Hand-Brief zu Cyclophosphamid beta: Kontraindiziert bei Kindern und Jugendlichen wegen Ethanolgehalt [3]
  • Emetogen
  • Myelotoxisch
  • Emetogen
  • Nephrotoxisch
  • Ototoxisch
  • Neurotoxisch (zentrale und periphere Neuropathien)

Anthracycline

  • Kardiotoxizität
Topoisomerase-I-Hemmer
  • U.a. myelotoxisch (dosislimitierend bei Topotecan)
  • Erhöhte Toxizität von Irinotecan bei verringerter Aktivität der UDP-Glucuronosyltransferase 1A1 (UGT1A1)
    • Rote-Hand-Brief zu irinotecanhaltigen Arzneimitteln: Risiko für schwere Neutropenien und Durchfälle bspw. bei Morbus Gilbert [4]
Topoisomerase-II-Hemmer
  • Myelotoxisch

Mitosehemmstoffe (Spindelgifte)

  • Neurotoxisch (v.a. Vincristin führt zur (peripheren) Neuropathie)

Antimetabolite

  • Myelotoxisch
  • Hepatotoxisch
  • Mukositis (Stomatitis, Ösophagitis, Enteritis)
  • Gegenmaßnahme: Folsäure als Rescue-Therapie
  • Wirkungsverstärkung durch Folinsäure, Myelosuppression
  • Erhöhte Toxizität bei DPD-Mangel
    • Rote-Hand-Brief zu 5-FU, Capecitabin und Tegafur: Vor Behandlung Test auf DPD-Mangel empfohlen [5]
  • Wechselwirkung mit Allopurinol
  • Nutzung als Immunsuppressivum

Andere

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Indikationtoggle arrow icon

Generelle Indikationen

  • Neoadjuvante Zytostatikatherapie: Präoperativ zur Reduktion der Tumormasse
  • Adjuvante Zytostatikatherapie: Postoperativ zur Senkung des Rezidivrisikos und/oder Verbesserung der Prognose
  • Palliative Zytostatikatherapie: Fehlende Kurabilität – Einsatz aus unterschiedlichen Gründen (Verlängerung der Lebenszeit, Minderung der tumorbedingten Symptomatik, usw.)
  • Konditionierung: High-Dose-Zytostatikatherapie (manchmal in Kombination mit Ganzkörperbestrahlung) zur Ausschaltung des eigenen Knochenmarks vor Knochenmark- oder Stammzelltransplantation

Spezifische Indikationen ausgewählter klassischer Zytostatika

Orale Anwendung möglich

Der oralen Anwendung von Zytostatika kommt vor allem in Palliativsituationen eine besondere Bedeutung zu: Durch die orale Einnahme kann langfristig ein ambulantes und kurzstationäres Behandlungskonzept umgesetzt werden.

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Therapieempfehlungentoggle arrow icon

Mögliche supportive Therapie unter Radiochemotherapie

Siehe auch: Supportive Therapie bei onkologischen Erkrankungen, Management bei Immunsuppression

Eine antiemetische Behandlung unter Einschluss von NK1-Rezeptor-Antagonisten, welche für hoch emetogene Chemotherapie einschließlich Carboplatin vorgesehen ist, soll unterlassen werden bei Patienten, welche eine Chemotherapie mit niedrigem oder moderatem Risiko für Übelkeit und Erbrechen erhalten (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).

Auf die Anwendung von G-CSF im Kontext einer Chemotherapie-induzierten Neutropenie soll in Situationen ohne belegten klinischen Nutzen verzichtet werden. Dies gilt insb. bei manifester Neutropenie (außer bei Infekt mit zusätzlichen Risikofaktoren) und prophylaktisch bei niedrigem Risiko einer febrilen Neutropenie (<20%) (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).

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In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

5-Fluoruracil

Cyclophosphamid

Cisplatin (Video frei verfügbar)

Doxorubicin

Etoposid

Taxane

Methotrexat

Azathioprin

L-Asparaginase

Vinca-Alkaloide

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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