ambossIconambossIcon

Cluster-Kopfschmerz

Letzte Aktualisierung: 18.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Der Clusterkopfschmerz gehört zur Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzerkrankungen. Bei dieser primären Kopfschmerzform treten – häufig nachts – stärkste und streng einseitige Kopfschmerzattacken im Bereich des Auges auf. Weiterhin gehören autonome Symptome wie konjunktivale Injektion, Tränenfluss und Miosis zum klinischen Bild. Namensgebend für die Erkrankung ist die episodische Häufung der Attacken über Wochen („Cluster“), an die sich ein beschwerdefreies Intervall anschließt. Es werden eine episodische und eine chronische Verlaufsform unterschieden. Die akute Kopfschmerzattacke wird mit Triptanen und der Maskeninhalation von Sauerstoff behandelt. Für die Prophylaxe stehen unter anderem Verapamil und Lithium zur Verfügung.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ätiologietoggle arrow icon

  • (Primärer) Clusterkopfschmerz
    • Ätiologie ungeklärt
    • Individuelle Triggerfaktoren für Attacken während Clusterepisode
  • Sekundärer Clusterkopfschmerz: Raumforderungen, Gefäßfehlbildungen [2]
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Symptomatiktoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Diagnostiktoggle arrow icon

Klinisch-neurologische Diagnostik

  • Klinische Diagnosestellung, gemäß Diagnosekriterien des Clusterkopfschmerzes gemäß International Classification of Headache Disorders (s.u.), unauffälliger neurologischer Status zwischen Attacken
  • Kopfschmerz- und Medikamentenanamnese
    • Hinweisend auf Clusterkopfschmerz:
      • Einseitige Symptomatik
      • Schmerzen im Bereich des Auges
      • Zeitliche Charakteristika (bspw. Erwachen aus dem Schlaf, Wiederholung zur selben Tageszeit)
      • (Motorische) Unruhe während Attacke
  • Veraltet: Nitroglyzerin-Provokationstest
    • Nitroglyzerin 1 mg sublingual provoziert Attacke bei bis zu 80% der Betroffenen während der Clusterepisode

Zusatzdiagnostik

  • CT oder MRT des Kopfes zur Ausschlussdiagnostik sekundärer Clusterkopfschmerzen [4]
    • Indikation:
      • Erstmanifestation, insb. bei Patientenalter >60 Jahre
      • Auffälliger neurologischer Status
      • Atypische Kopfschmerzanamnese
      • Symptomwandel oder verändertes Therapieansprechen bei vordiagnostiziertem Clusterkopfschmerz
    • Methoden:
      • CT mit Darstellung der Schädelbasis (Knochenfenster): Ausschluss knochendestruierender Prozesse
      • MRT des Kopfes: Ausschluss von (mittelliniennahen) Raumforderungen, Gefäßfehlbildungen
  • Liquordiagnostik: bei Verdacht auf entzündliche Genese
  • Blinkreflex bei V.a. Affektion des N. ophthalmicus (V1)

Diagnosekriterien des Clusterkopfschmerzes gemäß International Classification of Headache Disorders (ICHD-3)

Kriterien Beschreibung
A

Mind. 5 Attacken, die die Kriterien B–D erfüllen

B

Starker oder sehr starker einseitiger orbitaler, supraorbitaler und/oder temporaler Schmerz über 15–180 min (bei fehlender Behandlung)

C
  1. Mind. eines der folgenden Symptome oder klinischen Zeichen, ipsilateral zu den Kopfschmerzen
  2. Gefühl der Ruhelosigkeit oder Agitation
D Attacken mit einer Frequenz zwischen einer alle 2 Tage und acht pro Tag für mehr als die Hälfte der Clusterepisode
E Nicht besser durch eine andere Diagnose aus der Klassifikation begründbar.

Episodischer Clusterkopfschmerz

  • Attacken gemäß o.g. Kriterien und mit episodisch gehäuftem Auftreten (Cluster) sowie
  • Mind. 2 Episoden gehäuften Auftretens über 7 Tage bis zu einem Jahr (bei fehlender Behandlung), unterbrochen von schmerzfreien Phasen über mind. 3 Monate

Chronischer Clusterkopfschmerz

  • Attacken gemäß o.g. Kriterien und mit episodisch gehäuftem Auftreten (Cluster) sowie
  • Auftreten ohne Phasen der Remission oder mit Phasen der Remission unter 3 Monaten, für mind. 1 Jahr
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen des Clusterkopfschmerzes gehören insb. andere trigemino-autonome Kopfschmerzen, aber auch die Migräne.

  • SUNCT-Syndrom
  • Hemicrania continua
  • Paroxysmale Hemikranie
    • Epidemiologie
      • Sehr selten
      • > (im Gegensatz zum Clusterkopfschmerz)
    • Klinik
      • Periorbitale bohrende Schmerzen hoher Intensität
      • Kürzere Attacken (5–30 min) und höhere Attackenfrequenz (bis zu 30/Tag) als beim Clusterkopfschmerz
      • Ähnliche vegetative Begleitsymptomatik
    • Therapie: Aufgrund der Kürze der Attacken nur prophylaktische Therapie
    • Prophylaxe: Indometacin
      • Bei langfristiger Einnahme sollten Patienten immer durch die Gabe eines PPI (etwa Pantoprazol) geschützt werden
      • Selten ist Dosissteigerung bis 300 mg/Tag nötig, aufgrund der kurzen HWZ (4 h) sollte die Gesamtdosis dann auf bpsw. 6 Einzeldosen verteilt werden

Für das Notfallmanagement bei Kopfschmerzen mit zunächst unklarer Ursache siehe: Kopfschmerzen - AMBOSS-SOP

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapiehinweise

  • Nikotinabstinenz, Meiden von Triggerfaktoren in Clusterepisoden (etwa Alkohol)
  • Akuttherapie
  • Prophylaxe
    • Mittel der 1. Wahl: Verapamil
    • Mittel der 2. Wahl: Lithiumcarbonat
    • Weitere Substanzen siehe Abschnitt Prophylaktische Therapie
  • Interventionelle Therapie
  • Nicht wirksam sind bspw. Entspannungstechniken, Physiotherapie, komplementärmedizinische Maßnahmen

Herkömmliche Schmerzmittel wie NSAR oder auch Opioidanalgetika sind bei Patienten mit Clusterkopfschmerz wirkungslos. Gängige Schmerzmittel werden vor Diagnosestellung häufig eingenommen, da das Ende der Clusterattacke auf die Selbstmedikation zurückgeführt wird!

Medikamentöse Therapie

Akuttherapie

  • Sumatriptan s.c. oder nasal
    • Indikation: Mittel der 1. Wahl (s.c.) bzw. 2. Wahl (nasal, Off-Label) in Akuttherapie
    • Therapiehinweise
      • Kardiovaskuläre Kontraindikation beachten (häufig bei älteren Patienten vorliegend)!
      • Beschwerdefreiheit bei bis zu 75% der Patienten (innerhalb von 5–20 min)
      • Wirksamkeit:
      • Bei häufigen Attacken: Sumatriptan sollte schweren Attacken vorbehalten bleiben (schnell erreichte Tageshöchstdosis), stattdessen Anwendung von Sauerstoff und Lidocain (Mono- oder Kombinationstherapie)
      • Nicht sinnvoll: Orale Therapie mit Sumatriptan (langer Wirkeintritt)
  • Zolmitriptan nasal
    • Indikation: Mittel der 1. Wahl in Akuttherapie
    • Therapiehinweise: siehe Sumatriptan
  • Sauerstoff
    • Indikation: Mittel der 1. Wahl in Akuttherapie
    • Therapiehinweise
      • Am wirksamsten zu Attackenbeginn
      • Ansprechen bei 60–80% der Patienten
      • Unbekannter Wirkmechanismus
      • Einzige Kontraindikation: Schwere COPD
      • Verordnung tragbarer Sauerstoffflaschen wird von Kassen bezahlt (ggf. Testung im Rahmen des Ansprechens vor Verordnung im Rahmen eines stationären Aufenthaltes)
  • Lidocain nasal
    • Indikation: Mittel 2. Wahl (Off-Label), bei Kontraindikationen gegen Triptane bzw. zum Einsparen von Triptanen (in Monotherapie oder in Kombination mit Sauerstoff-Inhalation)
    • Therapiehinweise
      • Instillation in Nasenloch auf symptomatischer Seite
      • Kopf in Nacken legen (45°), zur betroffenen Seite kippen (30°)
      • Wirksam bei bis zu 30% der Patienten
  • Octreotid (Somatostatin-Analogon, Off-Label)

Prophylaktische Therapie

Hinweise zur Clusterkopfschmerz-Prophylaxe

  • Prophylaxe praktisch immer indiziert
  • In Eindosierungsphase häufig Kombination schnell und verzögert wirkender Substanzen (s.u.)
  • Absetzversuche nach individuellem Krankheitsverlauf, i.d.R. ausschleichend
  • Kurzzeitprophylaktika
    • Schnellwirksame Wirkstoffe
    • Additiv als schnellwirksame Therapie zur Eindosierung einer Langzeitprophylaxe
    • Monotherapie bei kurzen Clusterepisoden (max. 1 Monat)
  • Langzeitprophylaktika
    • Wirkstoffe mit verzögertem Wirkeintritt:
    • Bei Clusterepisode mit Dauer länger als 1 Monat
    • In Eindosierungsphase Ergänzung um schnellwirksamen Wirkstoff (s.o.)

Langzeitprophylaktika

  • Verapamil
    • Indikation: Mittel der 1. Wahl für Prophylaxe des episodischen und chronischen Clusterkopfschmerzes
    • Therapiehinweise
      • Wirkbeginn nach 1–2 Wochen
      • Kardiale Kontraindikation beachten!
      • Aufdosierung unter EKG-Kontrolle
      • Retardpräparat sichert ausreichende Wirkspiegel über Nacht
      • In Einzelfällen auch Dosierungen bis 960 mg/Tag notwendig (chronischer Clusterkopfschmerz)
      • In Eindosierung: Kombination mit Prednisolon, Triptan oder Ergotamintartrat
  • Lithiumcarbonat
    • Indikation: Mittel der 2. Wahl für Prophylaxe des episodischen und chronischen Clusterkopfschmerzes
    • Therapiehinweise
      • Vor Therapiebeginn Kontrolle von: EKG, Elektrolyte, Nierenretentionswerte, Schilddrüsenwerte
      • Geringe therapeutische Breite → Regelmäßige Spiegelkontrollen 12 h nach letzter Einnahme (Talspiegel vor nächster Dosis; wöchentlich im ersten Monat, dann monatlich für ein halbes Jahr, dann vierteljährlich)
      • Wirkbeginn nach etwa 1 Woche
      • Häufiger Nebenwirkungen als bei Verapamil (insb. medikamenteninduzierter Tremor, Müdigkeit)
      • Kombination mit Verapamil möglich
  • Topiramat
    • Indikation: Prophylaxe des episodischen und chronischen Clusterkopfschmerzes (Off-Label)
    • Therapiehinweise
  • Methysergid

Kurzzeitprophylaktika

  • Prednisolon
    • Indikation: Kurzzeitprophylaxe 1. Wahl (meist überlappend bei Verapamil-Eindosierung), selten als Monotherapie
    • Therapiehinweise
      • Schneller Wirkeintritt
      • Häufige Nebenwirkungen limitieren Anwendungsdauer
      • Magenschutz mit Protonen-Pumpen-Hemmer und BZ-Kontrollen sinnvoll
  • Naratriptan
  • Ergotamintartrat
    • Indikation: Kurzzeitprophylaxe des episodischen Clusterkopfschmerzes
    • Therapiehinweise:
      • Keine Kombination mit anderen vasokonstriktiven Substanzen wie Triptanen
      • Therapiedauer max. 4 Wochen

Interventionelle Therapie

Interventionelle Verfahren sind erst nach Versagen aller medikamentösen Maßnahmen und sicherem Ausschluss eines sekundären Clusterkopfschmerzes (z.B. durch eine intrakranielle Raumforderung) in Betracht zu ziehen, da ein therapeutischer Nutzen nicht gegeben sein muss und zudem die Gefahr einer iatrogenen Trigeminus-Neuralgie besteht!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Prognosetoggle arrow icon

  • Spontanremission möglich, bei episodischer Verlaufsform (bis 40%) deutlich häufiger als bei chronischer Verlaufsform (bis 17%) [5]
  • Übergang von episodischer in chronische Verlaufsform in 10–15% der Fälle
Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Patienteninformationentoggle arrow icon

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.