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Hirnstimulationsverfahren

Letzte Aktualisierung: 18.11.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Hirnstimulationsverfahren wirken über eine elektrische oder magnetische Stimulation des Gehirns (oder dessen Afferenzen) und werden insb. zur Behandlung psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen eingesetzt. Unterschieden werden dabei die nicht-invasiven (u.a. EKT, rTMS) von den invasiven Verfahren (THS, iVNS), wobei alle den gemeinsamen Ansatz verfolgen, krankheitsbedingte neuronale Veränderungen in spezifischen Gehirnregionen bzw. neuronalen Netzwerken zu modulieren und somit Symptome zu lindern.

Bei der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) wird ein epileptischer Anfall durch elektrische Stimulation ausgelöst. Das therapeutische Agens ist der epileptische Anfall selbst, wobei der genaue Wirkmechanismus bislang ungeklärt ist. Die häufigste Behandlungsindikation ist die therapieresistente Depression. Weitere Indikationen sind andere schwerwiegende psychiatrische Störungen (bspw. perniziöse Katatonie). Einige Konstellationen (bspw. hohes Narkoserisiko, erhöhter Hirndruck, frischer Myokardinfarkt) bedürfen einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung. Absolute Kontraindikationen gibt es nicht. Die Wirksamkeit ist mit einer Remissionsrate von 50–90% bei depressiven Störungen hoch.

Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) werden über ein Spule am Kopf wiederholte Magnetimpulse abgegeben. Die Behandlung erfolgt in wachem Zustand. Hauptindikationen sind therapieresistente Depressionen und Schizophrenie.

Als invasives Verfahren gilt die tiefe Hirnstimulation (THS), die insb. beim Morbus Parkinson zum Einsatz kommt. Hierbei werden in einem operativen Eingriff stimulierende Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert.

Bei der invasiven Vagusnervstimulation (iVNS) wird der linke Vagusnerv über eine Elektrode und einen subkutanen Impulsgeber (ähnlich einem Herzschrittmacher) stimuliert. Das Verfahren kommt insb. bei der pharmakoresistenten Epilepsie zum Einsatz.

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Elektrokonvulsionstherapie (EKT)toggle arrow icon

Die Elektrokonvulsionstherapie ist ein modernes Behandlungsverfahren, das bei einigen schweren psychiatrischen Erkrankungen indiziert und wirksam ist.

Entwicklung [1]

  • 1934: Erster pharmakologisch ausgelöster, epileptischer Anfall
  • Ab 1938: Methodenverbesserung durch den Einsatz elektrischen Stroms zur Anfallsauslösung [2]
  • Seit 1960er: Behandlung unter Muskelrelaxation und in Allgemeinanästhesie
  • In deutschsprachigen Ländern: Vergleichsweise seltener Einsatz

Wirkmechanismus [1]

Wirksamkeit [1]

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Indikationtoggle arrow icon

EKT bei Depression [4][5]

EKT bei anderen psychiatrischen Erkrankungen [6]

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Kontraindikationtoggle arrow icon

Grundsätzlich gibt es für eine EKT keine absoluten Kontraindikationen. Eine intensive Aufklärung, Risiko-Nutzen-Abwägung und Absprache mit anderen Fachrichtungen ist jedoch u.a. in folgenden Fällen notwendig: [1][3][5]

Für eine EKT bestehen keine absoluten Kontraindikationen!

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Vorbereitungtoggle arrow icon

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Durchführung [1][5]

  • Auslösung eines epileptischen Anfalls
    • Durch Applikation von Stromimpulsen über Oberflächenelektroden an der Kopfhaut [3]
    • I.d.R. selbstlimitierend (30–90 s) [2]
  • In Zusammenarbeit mit Anästhesieteam

Platzierung der Stimulationselektroden [1]

Eine unilaterale Stimulation der nicht-dominanten Hemisphäre wird i.d.R. als 1. Wahl eingesetzt. Bei unzureichendem Erfolg kann auf eine bilaterale Stimulation gewechselt werden.

  • Rechts unilateral (RUL)
    • 1. Elektrode: Rechts temporal
    • 2. Elektrode: Rechts hochparietal
  • Bitemporal (BT)
    • 1. Elektrode: Rechts temporal
    • 2. Elektrode: Links temporal
  • Links anterior - rechts temporal (LART)
    • 1. Elektrode: Links frontal
    • 2. Elektrode: Rechts temporal
  • Bifrontal (BF)
    • 1. Elektrode: Rechts frontal
    • 2. Elektrode: Links frontal

Behandlungssteuerung [1][9]

  • Allgemein
    • Größte Relevanz: Klinische Wirksamkeit
    • Hilfreich: Beurteilung der Qualitätsmerkmale eines Anfalls
      • Verbesserung der Anfallsqualität durch diverse Steuerungsmaßnahmen möglich
      • Bei insuffizientem Anfall (0–2 Qualitätsmerkmale erfüllt): Restimulation mit erhöhter Intensität im Rahmen der bereits bestehenden Narkose erwägen
  • Qualitätsmerkmale eines Anfalls
    • Dauer >25 s
    • EEG-Amplitude während des Anfalls >180 μV
    • EEG-Synchronität der Hemisphären während des Anfalls: Mind. 90%
    • Postiktale Suppression
    • Herzfrequenz >120/min
  • Mögliche Steuerungsmaßnahmen

Behandlungsdauer [1][5]

Therapieserie

  • 8–12 Behandlungen
  • Frequenz: Meist 2–3 Behandlungen pro Woche
  • Ende: Durch klinischen Verlauf bestimmt

Erhaltungsbehandlungen

  • Ziel: Rezidivprophylaxe
  • Indikation: Nach erfolgreicher EKT-Behandlungsserie und
    • Anamnestischem Rückfall unter anderer Rezidivprophylaxe
    • Unverträglichkeit für andere Rezidivprophylaxe
    • Präferenz der Betroffenen
  • Intervalle
    • Zunächst meist 1 Woche
    • Schrittweise Verlängerung der Intervalle
    • Bis zu 4–6 Wochen
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Nebenwirkungen und Komplikationentoggle arrow icon

Die EKT gilt als sicheres Behandlungsverfahren, das keine strukturellen Hirnschäden zur Folge hat. Das Mortalitätsrisiko von ca. 1:50.000 Behandlungen entspricht dem allgemeinen Narkoserisiko kleinerer Eingriffe. [3]

Nebenwirkungen [1][5]

Mögliche Komplikationen [1]

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EKT bei Schwangerentoggle arrow icon

Eine EKT ist in der Schwangerschaft nicht kontraindiziert, unerwünschte Ereignisse kommen jedoch in ca. 30% der Fälle vor. Der Einsatz sollte daher nur bei schwerer Symptomausprägung und als Ultima Ratio erwogen werden. [12]

Mögliche unerwünschte Ereignisse der EKT bei Schwangerschaft

Zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen bei EKT in der Schwangerschaft

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Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)toggle arrow icon

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Tiefe Hirnstimulation (THS)toggle arrow icon

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Vagusnervstimulation (VNS)toggle arrow icon

Invasive Vagusnervstimulation (iVNS) [18][19]

Nicht-invasive transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) [19]

Diese Verfahren werden in Deutschland derzeit nur im Rahmen von Studien eingesetzt bzw. sind kommerziell erwerblich.

Transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS)

Transkutane zervikale Vagusnervstimulation (tcVNS)

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