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Anfallssuppressiva

Letzte Aktualisierung: 20.8.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Zu den Anfallssuppressiva wird eine heterogene Gruppe von Arzneistoffen gezählt, die sowohl zur Dauerbehandlung einer Epilepsie mit dem Ziel einer Verhinderung oder Reduktion epileptischer Anfälle als auch teilweise im Rahmen der Akutbehandlung eines Status epilepticus eingesetzt werden. Die anfallssuppressive Wirkung erfolgt je nach Substanz über unterschiedliche Rezeptoren und Ionenkanäle, grundsätzlich bestehen die Wirkmechanismen jedoch in einer Verstärkung der neuronalen Hemmung und einer Hemmung der neuronalen Erregung.

Generell kann zwischen klassischen und neueren Anfallssuppressiva unterschieden werden, wobei klassische Anfallssuppressiva meist eine engere therapeutische Breite und geringere Verträglichkeit besitzen als neuere Anfallssuppressiva. Die Auswahl der geeigneten Substanz richtet sich nach dem vorliegenden Anfallstyp, da nicht alle Anfallssuppressiva gegen alle Formen der Epilepsie gleich gut wirksam sind. Mittel der Wahl sind bspw. bei fokaler Epilepsie Lamotrigin, bei genetischen generalisierten Epilepsien Valproat und bei unklassifizierter Epilepsie Lamotrigin, Levetiracetam oder Valproat. Als unerwünschte Wirkung können bei allen Anfallssuppressiva dosisabhängige zentralnervöse Störungen auftreten (bspw. Somnolenz, Schwindel), einzelne Substanzen besitzen zudem spezielle Nebenwirkungen, die bei der Indikationsstellung individuell berücksichtigt werden müssen.

Neben dem Einsatz in der Epilepsietherapie kann das Wirkspektrum einiger Anfallssuppressiva auf weitere Indikationen ausgeweitet werden: So werden bspw. Carbamazepin oder Gabapentin als Koanalgetika in der Schmerztherapie eingesetzt, Valproat erfährt Anwendung in der Phasenprophylaxe bipolarer Störungen.

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Übersichttoggle arrow icon

Klassische Anfallssuppressiva

Substanz

Kürzel

Indikationen Hinweise
Carbamazepin CBZ
Ethosuximid ESM
Phenytoin PHT

Valproat (Valproinsäure)

VPA
  • Rote-Hand-Brief zu Valproat: Teratogenität und Intelligenzminderung des Kindes bei mütterlicher Einnahme während der Schwangerschaft sowie mögliches erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern von Vätern, die in den drei Monaten vor der Zeugung mit Valproat behandelt wurden [1][2]
  • Hepatotoxizität
    • Regelmäßige Kontrollen der Transaminasen empfohlen
    • Bei vermuteter Hepatopathie zusätzlich Überprüfung der Synthesefunktion der Leber

Klassische Anfallssuppressiva zeigen meistens eine enge therapeutische Breite, stärkere Nebenwirkungen und vermehrte Arzneimittelinteraktionen!

Neuere Anfallssuppressiva

Substanz

Kürzel

Indikationen Hinweise
Gabapentin GBP
  • Teils schwere Entzugssymptomatik nach Absetzen der Therapie → Ausschleichen! [3]
  • Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial [3]
  • Erhöhte Sterblichkeit bei Kombination mit Opioiden und anderen zentral wirksamen Medikamenten [4]
  • Suizidgedanken unter Medikation und bei Entzug [4]
Lacosamid LCM
  • Auch i.v. Applikation möglich
Lamotrigin LTG
Levetiracetam LEV
  • Auch i.v. Applikation möglich
Pregabalin

PGB

  • Teils schwere Entzugssymptomatik nach Absetzen der Therapie → Ausschleichen! [3]
  • Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial [3]
  • Erhöhte Sterblichkeit bei Kombination mit Opioiden und anderen zentral wirksamen Medikamenten [4]
  • Risiko für Suizidgedanken und suizidale Handlungen [4]
  • Gewichtszunahme
Topiramat TPM
Vigabatrin VGB
  • Irreversible Gesichtsfeldstörungen bei bis zu 40% der Patient:innen → Starke Indikationseinschränkung!

Zonisamid

ZNS
  • Lange HWZ (60 h)

Neuere Anfallssuppressiva zeigen meistens eine größere therapeutische Breite, weniger Nebenwirkungen und Interaktionen!

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Wirkungtoggle arrow icon

Wirkmechanismus

Anfallssuppressiva wirken je nach Substanz an unterschiedlichen Rezeptoren und Ionenkanälen, um eine Senkung der neuronalen Aktivität (neuronale Erregung↓, neuronale Hemmung↑) und somit eine Erhöhung der epileptischen Anfallsschwelle zu erreichen.

Substanz Wirkmechanismus
  • Glutamatfreisetzungsinhibitoren: Blockade exzitatorischer Glutamatrezeptoren

Die meisten Anfallssuppressiva (vor allem die klassischen) wirken über eine Blockade von spannungsabhängigen Natriumkanälen!

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Nebenwirkungtoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapieempfehlungentoggle arrow icon

Valproat ist teratogen!

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Schwangerschaft [6]

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Klassische Anfallssuppressiva

Neuere Anfallssuppressiva

Neuere Anfallssuppressiva – Teil 1

Neuere Anfallssuppressiva – Teil 2

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