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Liquorpunktion

Letzte Aktualisierung: 20.2.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Eine Liquorpunktion kann aus diagnostischen oder therapeutischen Gründen durchgeführt werden. Die Untersuchung des Liquors ist für die Diagnosestellung einer Vielzahl von neurologischen Erkrankungen von Bedeutung. Sie kann bspw. bei Verdacht auf Meningitis, Multiple Sklerose, Blutungen oder Meningeosis carcinomatosa wegweisende Befunde liefern und die Therapieentscheidung bestimmen. Meist erfolgt die Punktion zur Liquorgewinnung lumbal. Absolute Kontraindikation für eine Liquorentnahme ist ein erhöhter Hirndruck, da eine zerebrale Einklemmung provoziert werden kann. Eine häufige und unangenehme (aber ungefährliche) Komplikation ist der postpunktionelle Kopfschmerz.

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Indikationtoggle arrow icon

Diagnostische Punktion

Therapeutische Punktion

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Kontraindikationtoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Vorbereitungtoggle arrow icon

Aufklärung

Die Aufklärung sollte (außer in Notfällen) immer in einem zeitlichen Abstand zur Punktion erfolgen (i.d.R. >24 h) und die unten stehende Punkte umfassen.

  • Nutzen der Untersuchung, auch im Verhältnis zu anderen Untersuchungsverfahren (bspw. Bildgebung)
  • Folgen/Risiken bei Nicht-Durchführung der Untersuchung
  • Erklärung der technischen Durchführung (am besten mithilfe eines Schaubildes)
  • Nebenwirkungen und Risiken der Untersuchung (siehe auch: Komplikationen der Liquorpunktion)

Empfehlungen zur Lumbalpunktion bei medikamentös induzierter Gerinnungsstörung

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Material

  • Punktionsnadeln
    • Bevorzugt werden atraumatische Nadeln verwendet (i.d.R. Sprotte-Kanüle ): Reduzieren möglicherweise das Risiko für ein Liquorunterdrucksyndrom [3]
    • Hohlnadeln (i.d.R. Quincke-Kanüle ): Ermöglichen eine bessere Führung, provozieren jedoch auch eine stärkere Duraverletzung
  • Für steriles Arbeiten
  • Für die Druckmessung: Steriles Steigröhrchen
  • Für die Probenentnahme: Mind. drei sterile Röhrchen (am besten bereits mit 1–3 nummeriert für die Drei-Gläser-Probe)
  • Ggf. Material für eine Analgosedierung (i.d.R. nur bei Kindern)
  • Weiteres: Pflaster, Abwurf

Lagerung

  • Entscheidend ist, dass der/die Patient:in einen Rundrücken macht („Katzenbuckel“)!
    • Praxistipp: Patient:in bitten, das Kinn auf die Brust zu legen und sich dann „einzurollen“
  • Sitzende Position (bevorzugte Lagerung)
    • Vorteile: Wirbelsäule ist in der Vertikalachse gerade
    • Nachteile
      • Liquordruckmessung nicht durchführbar
      • Bei einigen Personen (bspw. stark geschwächten oder unruhigen Personen sowie Schwangeren) nicht möglich
    • Variante 1: Patient:in auf ein Bett oder eine Liege setzen und die Beine aufstellen lassen, die Knie zur Brust ziehen und mit den Armen umfassen lassen, Nacken gebeugt
    • Variante 2: Patient:in auf die Bettkante oder rittlings (mit dem Bauch zur Lehne) auf einen Stuhl setzen lassen, Nacken/Rücken maximal beugen lassen
    • Patient:in immer mit Hilfsperson unterstützen!
  • Seitenlagerung
    • Vorteile: Bei allen Patient:innen möglich, Liquordruckmessung durchführbar
    • Nachteile: Rundrückenposition unter Umständen schwieriger einzunehmen, Mittellinie schwerer aufzufinden und zu halten
    • Patient:in liegt in gebeugter Haltung auf harter Unterlage
    • Patient:innen immer mit Hilfsperson unterstützen!

Ablauf der Lumbalpunktion

  1. Aufsuchen der Punktionsstelle
  2. Markierung der Punktionsstelle
  3. Chirurgische Hautdesinfektion: Mehrmaliges Aufbringen von Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, schneckenförmige Applikation von der Einstichstelle ausgehend, Einwirkzeiten beachten!
  4. Steriles Arbeiten: Mundschutz anlegen, hygienische Händedesinfektion , sterile Handschuhe anziehen
  5. Lokalanästhesie mit 2 mL Lidocain (fakultativ ), 2–3 min einwirken lassen
  6. Hautpunktion: Einstich in kranialer Ausrichtung (ca. 10–30°)
    • Bei Verwendung einer traumatischen Nadel (Quincke-Nadel) sollte die Nadelöffnung zur Seite zeigen
    • Bei Verwendung einer atraumatischen Nadel (bspw. Sprotte-Kanüle) wird zunächst der Introducer (Vorstichnadel) eingebracht, durch den anschließend die eigentliche Nadel (Sprotte-Kanüle) eingeführt wird
  7. Durchstechen des Lig. flavum/der Dura: Nach einer Eindringtiefe von ca. 4 cm ist meist ein federnder Widerstand, dann der sog. „Loss of Resistance“ spürbar (Nadelspitze im Periduralraum), weiterer Vorschub um wenige Millimeter → Nadelspitze ist im Duralsack
  8. Mandrin entfernen
  9. Liquorentnahme: Bei korrekter Lage der Punktionsnadel im Subarachnoidalraum tropft nach Herausziehen des Mandrins Liquor aus der Nadel
    • Liquordruckmessung : Steigröhrchen anbringen
    • Diagnostische Lumbalpunktion: Entnahme von mind. 10–15 mL Liquor verteilt auf mind. 3 Reagenzgläser mit jeweils ca. 5 mL (ermöglicht Drei-Gläser-Probe )
    • Bei speziellen Untersuchungen : Zusätzliches Reagenzglas abnehmen
    • Bei Medikamentenapplikation: Injektion des Medikaments (bspw. Lokalanästhetikum wie Bupivacain; siehe: Spinalanästhesie)
  10. Zurückziehen der Nadel: Mandrin wieder in die Punktionsnadel einführen , die Nadel inklusive Mandrin und ggf. Introducer zurückziehen
  11. Verband: Sterilen Tupfer aufbringen und Punktionsstelle komprimieren, einfacher Pflasterverband
  12. Venöse Blutentnahme
  13. Bettruhe und viel trinken (optional) [3]
  14. Dokumentation der Punktion in der Patientenakte und Prüfung der Röhrchenbeschriftung
  15. Transport/Lagerung: Nach Möglichkeit unmittelbarer Transport der Proben ins Labor, ansonsten gekühlte Lagerung (Kühlschrank, 4°C)

Alternativ wird in seltenen Fällen eine subokzipitale Punktion unter radiologischer Kontrolle durchgeführt, bspw. wenn bei dringend erforderlicher Diagnostik die lumbale Punktion nicht gelingt. Eine Punktion der Hirnventrikel ist ein neurochirurgischer Eingriff und wird meist mit therapeutischer Absicht, etwa zur Druckentlastung bei Abflussbehinderungen des Liquors, durchgeführt.

Zur Durchführung einer Lumbalpunktion sollte man sich immer mind. eine helfende Person zur Seite stellen (Anreichen von Material, Unterstützung bei der Lagerung etc.)!

Probleme bei der Probenentnahme

  • Artifiziell blutige Punktion: Meist auf eine Verletzung von Hautgefäßen zurückzuführen
  • Patient:in verspürt einschießenden Schmerz mit Ausstrahlung ins Bein: Auf Kontakt der Nadel mit Nervenwurzel zurückzuführen (häufig!) → Nadel zurückziehen und nach medial korrigieren
  • Bei erfolgloser Punktion: Wechsel des durchführenden ärztlichen Personals oder (außer in Notfallsituationen) Wiederholung am nächsten Tag
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Interpretation/Befundtoggle arrow icon

Makroskopische Untersuchung: Beurteilung von Farbe und Transparenz

Mikroskopische Untersuchung

Laborchemische Untersuchung

Bestimmung von Glucose und Laktat

Die Glucosekonzentration im Liquor ist von jener im Serum abhängig und daher nur eingeschränkt aussagekräftig. Laktat wird hingegen im Gehirn selber produziert, weshalb seine Messung diagnostisch wertvoller ist!

Bestimmung des Eiweißgehaltes

Spezielle Untersuchungen

Übersicht typischer Liquorbefundkonstellationen

Übersicht typischer Liquorbefundkonstellationen
Erscheinung Zellart Zellzahl/μL (L‑)Laktat Eiweiß (Gesamtprotein) Glucose
Referenzwerte
[1]
Klare Flüssigkeit Normales Zellbild: Wenige Lymphozyten und Monozyten <5 0,9–2,7 mmol/L [4][5]

<500 mg/L

Liquor/Serum-Quotient >0,5

Bakterielle Meningitis Trübe, eitrige Flüssigkeit Massive Granulozytose 1.000–6.000 Deutlich erhöht (>3,5 mmol/L) Erhöht Vermindert
Virale Meningitis Klare Flüssigkeit Lymphozytose 10–500 Normal Normal bis leicht erhöht Normal
Tuberkulöse Meningitis Klare Flüssigkeit mit Spinngewebsgerinnseln „Buntes Bild“ (v.a. Lymphozytose, aber auch Granulozytose, Monozytose) 30–500 Erhöht (>2,5 mmol/L) Erhöht Vermindert
Neuroborreliose Klare Flüssigkeit Lymphozytose 50–500 Normal Erhöht Normal
Multiple Sklerose Klare Flüssigkeit Lymphozytose <50 Normal Normal bis leicht erhöht Normal
Guillain-Barré-Syndrom Klare Flüssigkeit Lymphozytose ≤10 Normal Stark erhöht Normal
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Komplikationentoggle arrow icon

Postpunktionelles Syndrom (postpunktioneller Kopfschmerz) [3][6][7][8]

Ein postpunktionelles Syndrom geht typischerweise mit lagerungsabhängigem Kopfschmerz einher und bildet sich meist spontan innerhalb von 7–10 Tagen zurück!

Infektion

Weitere (relevante) Komplikationen [1]

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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