Zusammenfassung
Melioidose ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Burkholderia pseudomallei verursacht wird. Sie tritt v.a. in tropischen Klimazonen in Südostasien und Nordaustralien auf, wo sie durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder Boden übertragen wird. Der klinische Verlauf der Melioidose kann sehr unterschiedlich sein und reicht von einer mit Abstand am häufigsten asymptomatischen Infektion bis hin zu einer akuten oder chronischen Erkrankung nach einer Latenzzeit von bis zu 3 Wochen. Die Erkrankung äußert sich durch eine Pneumonie und lokale Abszesse der Haut oder innerer Organe. Häufig zeigt sich eine disseminierte Erkrankung mit septischem Verlauf. Behandelt wird mittels antiinfektiver Therapie. Präventiv sollten potenziell kontaminierte Areale gemieden werden. Fall dies nicht möglich, aber das Risiko einer Ansteckung erhöht ist, sollte Schutzkleidung getragen werden (z.B. Handschuhe, Kittel). Außerdem sollten beim Umgang mit infizierten Personen allgemeine Kontaktmaßnahmen eingehalten werden. Es gibt keine Impfung gegen B. pseudomallei.
Epidemiologie
- Verbreitung: Tropen, insb. in Südostasien (z.B. Thailand, Malaysia) und Nordaustralien
- Häufigkeit: Ca. 150.000 Fälle/Jahr weltweit, wobei die meisten Fälle in den feuchten Jahreszeiten auftreten [1]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Burkholderia pseudomallei
- Übertragung: I.d.R. durch Kontakt über kontaminiertes Wasser oder Erde
- Kutan über Mikrotraumen (am häufigsten)
- Inhalation, Aspiration oder Verschlucken von Wasser oder Erde
- Selten: Übertragung von Mensch zu Mensch
- Risikofaktoren : Insb. Immunsuppression
- Diabetes mellitus
- Chronische Nieren-, Leber- oder Lungenerkrankung (z.B. zystische Fibrose)
- Maligne Erkrankung
- Langfristige Glucocorticoideinnahme
- Berufliche Exposition: Landwirtschaft, insb. in Arealen mit feuchten Feldern (z.B. Reisanbau)
Symptomatik
- Inkubationszeit: 1–21 Tage (Mittelwert ca. 9 Tage)
- Häufigster Verlauf der Infektion: Asymptomatisch bis subklinisch
- Auftreten der Erkrankung
- Akut (ca. 85%)
- Chronisch (>2 Monate, ca. 10%)
- Reaktivierungen einer latenten Infektion (<5%)
- Allgemeinsymptome: Fieber, Myalgien, Kopfschmerzen
- Klinisches Bild: Abhängig von infiziertem Organ
- Akute pulmonale Infektion (am häufigsten): Breites Spektrum an Erscheinungsbildern (leicht bis schwer) inkl. Dyspnoe, Husten
- Lokalisierte Haut- und Weichteilinfektion : Hautulzerationen, -knoten oder -abszesse
- Viszerale Abszesse: Insb. in Prostata, Milz, Niere oder Leber
- Disseminierte Erkrankung (ca. 55%): Fieber, Sepsis
- Seltener: Septische Arthritis, Osteomyelitis, ZNS-Infektion
Die Symptome der chronischen Melioidose ähneln den Symptomen der sehr viel häufigeren Tuberkulose (Dyspnoe, B-Symptomatik)!
Diagnostik
- Labordiagnostik
- Bildgebung
- Röntgen-Thorax: Pneumonie, möglicherweise ähnlich einer Tuberkulose
- CT oder MRT: Abszessbildung in einzelnen oder mehreren Organen
Differenzialdiagnosen
- Tuberkulose (wichtigste Differenzialdiagnose!): Pulmonale Tuberkulose oder disseminierte Tuberkulose
- Ambulant erworbene Pneumonie
- Nokardiose
- Milzbrand
- Typhus
- Malaria
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Antiinfektive Therapie [2][3]
- Initial: Ceftazidim i.v. für 2–8 Wochen je nach Erkrankungsschwere und Organmanifestationen
- Alternativ bei kritischer Erkrankung: Meropenem
- Anschließend: Cotrimoxazol p.o. für 3–6 Monate
- Alternativ: Amoxicillin/Clavulansäure, Doxycyclin
- Initial: Ceftazidim i.v. für 2–8 Wochen je nach Erkrankungsschwere und Organmanifestationen
- Ggf. zusätzlich Abszessdrainage
- Rekombinanter humaner Granulozyten-koloniestimulierender Faktor (G-CSF)
Prognose
Prävention
- Impfung: Nicht verfügbar
- Verhalten in endemischen Gebieten
- Kontakt mit Erde und stehendem Wasser vermeiden (z.B. Stiefel tragen bei Arbeiten in stehendem Wasser)
- Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in Labors: Maske, Handschuhe und Kittel tragen
- Postexpositionsprophylaxe [2]: Cotrimoxazol (bei Allergie: Doxycyclin) für 21 Tage
- Nach Kontakt in der Labormedizin oder
- Bei Risikofaktoren für eine Erkrankung und niedrigem Risiko der Übertragung
- Klimaschutz siehe auch: Planetary Health - Infektionskrankheiten