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Hodgkin-Lymphom

Letzte Aktualisierung: 24.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Das Hodgkin-Lymphom (früher: Morbus Hodgkin) ist ein B-Zell-Lymphom, das häufig junge Erwachsene betrifft. Typisch für die Erkrankung sind indolente Lymphknotenpakete, die meist zervikal auftreten. Das Vorhandensein einer B-Symptomatik kann auch bei der Therapiewahl eine wichtige Rolle spielen. Die Diagnose wird anhand einer positiven Histologie nach Entnahme eines kompletten Lymphknotens gesichert, wobei auch der histologische Subtyp bestimmt wird. Im Präparat sind meist mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen und einkernige Hodgkin-Zellen nachweisbar.

Für eine adäquate Therapie muss die Erkrankung anhand von Staginguntersuchungen (möglichst mittels PET-CT) in das korrekte Stadium nach der Ann-Arbor-Klassifikation eingeordnet werden. Der Therapieansatz ist i.d.R. kurativ. In frühen Stadien wird nach dem ABVD-Schema behandelt, gefolgt von einer Bestrahlung der ursprünglich befallenen Lokalisationen (Involved Site Radiatio). In intermediären Stadien wird i.d.R. mit dem „2+2”-Schema (2 Zyklen BEACOPP eskaliert, gefolgt von 2 Zyklen ABVD) therapiert, während in fortgeschrittenen Stadien PET-adaptiert mit 4 oder 6 Zyklen der kombinierten Immunchemotherapie BrECADD behandelt wird. Eine Nachbestrahlung wird in diesen Stadien – intermediär oder fortgeschritten – nur bei vitalem Restgewebe durchgeführt.

Für Informationen zu Kindern und Jugendlichen siehe: Maligne Lymphome im Kindes- und Jugendalter.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Geschlecht: > (3:2)
  • Alter: 2 Häufigkeitsgipfel [1][2]
    • 20.–30. Lebensjahr
    • >55. Lebensjahr
  • Häufigkeit: 0,5% aller Krebsneuerkrankungen
  • Inzidenz: 2–3/100.000/Jahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Assoziierte Faktoren [3][4]

Die genauen Ursachen sind unbekannt. Es werden jedoch einige Faktoren mit der Entstehung des Hodgkin-Lymphoms in Verbindung gebracht:

Pathophysiologie [5]

Ablauf

  1. Auslöser: Bspw. EBV-Infekt oder genetische Variation
  2. Aktivierung eines wachstumsfördernden Signalweges
  3. Proliferation eines B-Zell-Klons

Mechanismen der Tumorzelle zum Überleben und Wachstum

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Symptomatiktoggle arrow icon

B-Symptomatik

Bei Vorhandensein von ≥1 der Symptome spricht man bereits von B-Symptomatik . Die Symptomatik sollte nicht anderweitig erklärbar sein, als durch die Erkrankung selbst.

Symptomtrias

  • Fieber: Wird dann als B-Symptomatik gewertet, wenn es nicht anderweitig als durch die Erkrankung erklärbar ist
  • Nachtschweiß: Übermäßiges Schwitzen in der Nacht, wodurch ein Wechsel der Nachtwäsche (Bekleidung) notwendig wird
  • Gewichtsverlust: Ungewollter Gewichtsverlust >10% des Körpergewichts in den letzten 6 Monaten

Lymphknotenschwellung

  • Persistenz: >4 Wochen
  • Wachstum
    • Lymphknotenpakete: Lokale Vermehrung und Verschmelzung der Lymphknoten (Konglomeratbildung)
    • Systemische Ausbreitung (lymphogen oder hämatogen)
    • Infiltration per continuitatem
  • Palpationsbefund: Derb, gummiartig, indolent
  • Morphologie: Kugelig, ohne Fetthilus, mit zentraler Nekrose
  • Durchmesser: >1,0 cm bzw. inguinal >1,5 cm
  • Häufigste Manifestationsorte

Weitere Symptome

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Stadientoggle arrow icon

Ann-Arbor-Klassifikation modifiziert nach Cotswold (1989) und Lugano (2014) [6][7]

Stadium Befall

I

II

III

IV

Zusatzbezeichnungen

Die Milz ist ein lymphatisches Organ, weshalb ihr Befall nicht als extranodal, sondern als nodal gewertet wird!

Risikofaktoren des Hodgkin-Lymphoms nach der GHSG [8]

Vier prognostisch ungünstige Risikofaktoren werden in den Risiko-adaptierten Therapiestrategien der GHSG berücksichtigt:

Risiko-adaptierte Stadieneinteilung des Hodgkin-Lymphoms [8]

Frühes Stadium

Intermediäres Stadium

Fortgeschrittenes Stadium

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Diagnostiktoggle arrow icon

Vorgehen

  1. Histologische Diagnosesicherung
  2. Staginguntersuchung
  3. Prätherapeutische Diagnostik zur Toxizität

Histologische Diagnosesicherung

Die Diagnose muss vor Therapie in jedem Fall histologisch gesichert werden!

Staginguntersuchungen

Bei einem initialen PET-CT mit negativem Knochenmarkbefund kann auf eine für die Patient:innen meist sehr unangenehme Knochenmarkpunktion verzichtet werden!

Prätherapeutische Diagnostik zur Toxizität [8]

Vor Therapiebeginn sollten Risikopatient:innen für Akut- und Spättoxizitäten identifiziert werden

Die Durchführung prätherapeutischer Diagnostik zur Identifikation möglicher Risikopatient:innen für Akut- und Spättoxizitäten ist obligat!
Nach histologischer Sicherung sollten die Staging- und prätherapeutischen Untersuchungen innerhalb von 2 Wochen möglichst abgeschlossen sein!

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Pathologietoggle arrow icon

Histologie des Tumorinfiltrats [10]

Histologische Besonderheiten der Tumortypen [10]

Klassisches Hodgkin-Lymphom [8][10][11]

  • Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen: Nachweis von CD30+- und CD15+-Tumorzellen
    • Einkernige Hodgkin-Zellen: Maligne monoklonale B-Lymphozyten
    • Mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen: Entstehung durch Fusion mehrerer Hodgkin-Zellen
  • Subtypen
    • Noduläre Sklerose (65%, häufigste Form)
    • Mischtyp
    • Lymphozytenreiche Form
    • Lymphozytenarme Form

Noduläre Sklerose

Mischtyp

Lymphozytenreiche Form

  • Häufigkeit: Ca. 4% der Fälle
  • Charakteristika

Lymphozytenarme Form

  • Häufigkeit: <1% der Fälle
  • Charakteristika: In Relation zu geringerer Lymphozytenzahl, relativ höherer Anteil an Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen

Nodulär Lymphozyten-prädominantes Hodgkin-Lymphom [8][10]

Die histologische Unterscheidung zum NLPHL ist von Bedeutung, da es im Stadium IA ohne Risikofaktoren eine äußerst gute Prognose hat und ausschließlich mit 30 Gy Involved Site bestrahlt wird.

  • Häufigkeit: Sehr selten
  • Charakteristika
    • Noduläres lymphozytenreiches Infiltrat
    • Nachweis von sog. LP-Zellen: CD20+- und CD79a+-Tumorzellen
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnose Lymphknotenschwellung

In vielen Fällen findet sich kein eindeutiger, pathologischer Auslöser für eine Lymphknotenschwellung. Mögliche Ursachen sind:

Infektiös

Nicht infektiös

Eine Lymphknotenschwellung mit >4 Wochen Persistenz oder eindeutiger Progredienz sollte histologisch abgeklärt werden!

Differenzialdiagnose B-Symptomatik

B-Symptomatik stellt eine unspezifische Begleitsymptomatik bei „konsumierenden“ Erkrankungen dar.

Differenzialdiagnose Mediastinaltumor

Maligner Tumor

Nicht-maligner Tumor

Die „4 T“ beschreiben die häufigsten Ursachen einer Raumforderung des vorderen Mediastinums: Teratom, Thyreoidtumor, Thymom und „Terrible“ Lymphom! [13]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie richtet sich nach der Risiko-adaptierten Stadieneinteilung des Hodgkin-Lymphoms und berücksichtigt sowohl die Ann-Arbor-Klassifikation als auch die Risikofaktoren des Hodgkin-Lymphoms.

Prätherapeutische Maßnahmen [14]

Standardtherapie des Hodgkin-Lymphoms [14]

Die Therapie basiert meist auf einer Kombination aus:

Wenn möglich, sollten die Patient:innen an laufenden Studien teilnehmen!

Therapieregime bei Hodgkin-Lymphom

Therapieregime

Dosis

Zur Berechnung der KOF siehe auch Körperoberfläche (Rechner)

ABVD
  • Adriamycin® = Doxorubicin 25 mg/m2 KOF/d i.v. an Tag 1 + 15
  • Bleomycin 10 mg/m2 KOF/d i.v. an Tag 1 + 15
  • Vinblastin 6 mg/m2 KOF/d i.v. an Tag 1 + 15
  • Dacarbazin 375 mg/m2 KOF/d i.v. an Tag 1 + 15

BEACOPP

basis
eskaliert
BrECADD [15]
  • Brentuximab
  • Etoposid
  • Cyclophosphamid
  • Adriamycin® = Doxorubicin
  • Dacarbazin
  • Dexamethason

Kurative Therapiekonzepte [14]

Kurative Therapiekonzepte
Risiko-adaptierte Stadieneinteilung des HL Chemotherapie Anschließend: Lokale Bestrahlung
Frühes Stadium
Intermediäres Stadium
  • 18–60 Jahre: „2+2“-Schema
  • >60 Jahre
    • 2 Zyklen ABVD gefolgt von 2 Zyklen AVD
Fortgeschrittenes Stadium
  • 18–60 Jahre
    • PET-adaptierte Therapie mit 4 oder 6 Zyklen BrECADD [15]
  • >60 Jahre
    • 2 Zyklen ABVD, gefolgt von 4(–6) Zyklen AVD

Der Therapieansatz ist unabhängig vom Stadium kurativ!

Nach kombinierter Radio-Chemotherapie steigt das Risiko für Zweitneoplasien (z.B. AML/MDS, NHL, Mamma- oder Schilddrüsenkarzinom)!

Palliative Therapiekonzepte [14]

Supportivtherapie [14]

Verhaltensempfehlung für Patient:innen [14]

  • Sportliche Aktivität
  • Nikotinkarenz
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Therapie bei NLPHL, HIV-HL und in der Schwangerschafttoggle arrow icon

Therapie des Nodulär Lymphozyten-prädominantes Hodgkin-Lymphom [14]

HIV-assoziiertes Hodgkin-Lymphom (HIV-HL) [14]

HIV-Patient:innen erhalten eine Chemotherapie mit ABVD oder max. BEACOPP basis

Hodgkin-Lymphom in der Schwangerschaft [14]

Eine interdisziplinäre Betreuung während der gesamten Schwangerschaft ist erforderlich!

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Rezidivtherapie des Hodgkin-Lymphomstoggle arrow icon

  • Definition des Rezidivs
    • Progress: Progredienz der Tumormasse bzw. der Symptomatik bei laufender Therapie oder <3 Monate nach Therapieende
    • Frührezidiv: 3–12 Monate nach kompletter Remission bzw. erfolgreicher Primärtherapie
    • Spätrezidiv: >12 Monate nach kompletter Remission bzw. erfolgreicher Primärtherapie

Zur Bestätigung eines Rezidivs ist der histologische Nachweis obligat!

Insb. das NLPHL zeigt ein erhöhtes Risiko für eine Transformation in ein aggressives NHL!

Autologe Stammzelltransplantation [8]

Hochrisiko-Patient:innen

  • Risikofaktoren im Rezidiv
  • Zusätzliche Therapieoptionen bei Hochrisiko-Patient:innen
    • Doppeltransplantation und/oder
    • Brentuximab-Vedotin-Erhaltungstherapie und/oder
    • Bestrahlung von Restgewebe

Sonderformen

Brentuximab Vedotin [8]

Immuncheckpoint-Inhibitoren [8]

Allogene Stammzelltransplantation [8]

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Nachsorgetoggle arrow icon

Anschlussbehandlung

  • Fortführung der Verhaltensempfehlungen anraten
  • Anschlussrehabilitation anbieten
  • Ambulante ärztliche Anbindung zur regelmäßigen Nachsorge sicherstellen

Nachsorgezeitpunkte [8]

Insb. in den ersten Jahren nach Therapieende sollte die Nachsorge in kürzeren Zeitabständen erfolgen, da 2 von 3 aller Rezidive innerhalb der ersten 2,5 Jahre auftreten.

  • Im 1. Jahr alle 3 Monate
  • Im 2.–4. Jahr alle 6 Monate
  • Ab dem 5. Jahr jährlich

Nachsorgeuntersuchungen [8]

Untersuchungen zur Entdeckung eines Rezidivs, eines Sekundärmalignoms oder von Spättoxizitäten:

Empfehlung zur Krebsvorsorge bei Frauen [8]

  • Selbstständige Tastuntersuchung der Brust
  • ≥25 Jahre: Alle 6 Monate ärztliche Tastuntersuchung und Ultraschall + jährliche Mammografie

Sondersituationen [8]

Computertomografische (CT‑)Untersuchungen und/oder Positronenemissionstomografien (PET) bei Patienten mit aggressivem Lymphom und Hodgkin-Lymphom ohne Symptome sollen in der Nachsorge nach Therapieende nicht routinemäßig durchgeführt werden. Routine-CT sind verzichtbar bei asymptomatischen Patienten mit CLL (DGIM - Klug entscheiden in der Hämatologie und medizinischen Onkologie).

Nur bei V.a. Progress ist eine Bildgebung indiziert!

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Prognosetoggle arrow icon

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Hodgkin-Lymphom

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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