Zusammenfassung
Malaria ist eine global bedeutsame und meldepflichtige Tropenkrankheit. Sie wird von Plasmodien (P.) ausgelöst, die durch die Anophelesmücke übertragen werden. Je nach Plasmodienart werden verschiedene Erkrankungsverläufe unterschieden, die i.d.R. frühestens 6 Tage nach Insektenstich beginnen: Plasmodium malariae ist der Erreger der Malaria quartana, bei der es typischerweise alle 72 h zu Fieberschüben kommt. Plasmodium vivax und ovale sind die Erreger der Malaria tertiana, bei der das Fieber alle 48 h auftritt. Plasmodium falciparum löst die häufig auch schwer verlaufende Malaria tropica aus, die durch unregelmäßige Fieberschübe gekennzeichnet ist. Selten kommt es in Asien auch zu einer Malaria durch Plasmodium knowlesi.
Klinisch kann sich eine Malaria ganz unterschiedlich präsentieren, bspw. durch grippeähnliche Symptome inkl. Übelkeit, Erbrechen, Anämie, seltener auch durch eine Bewusstseinsstörung oder einen Ikterus. Sie wird deswegen bei Reiserückkehrer:innen häufig fehldiagnostiziert. Wichtigste diagnostische Maßnahme ist der direkte Erregernachweis im „dicken Tropfen“. Zur Therapie stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung (z.B. Artemether/Lumefantrin, Atovaquon/Proguanil, Artesunat). Wichtigste präventive Maßnahme ist der adäquate Schutz vor Stichen der Anophelesmücke, bspw. durch Kleidung, Moskitonetze und Repellents. Bei Reisen in bestimmte Endemiegebiete wird zusätzlich eine Chemoprophylaxe empfohlen.
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Epidemiologie
- Verbreitung: Endemisch in den Tropen und Subtropen (Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika) und in Ländern des östlichen Mittelmeers [1]
- Erkrankungsfälle
- Geschätzt 228 Millionen Fälle weltweit (2018), davon 93% in Afrika, 3,4% in Südostasien und 2,1% in Ländern des östlichen Mittelmeers
- Etwa 896 Fälle in Deutschland (2018), wahrscheinliche Infektionsländer zu 95% in Afrika [2]
- Plasmodium falciparum weltweit häufigster Erreger
- Todesfälle
- Geschätzt 405.000 Todesfälle weltweit (2018)
- Ca. 67% Kinder unter 5 Jahre
- Alter: In jedem Lebensalter, in Deutschland v.a. Fälle im 2. und 3. Lebensjahrzehnt diagnostiziert
- Risikogruppen: Migranten und Reiserückkehrer aus Ländern mit endemischer Malaria
- Entwicklung
- Weltweite Malaria-Inzidenz und -Sterblichkeit zwischen 2010 und 2018 rückläufig (von 71 auf 51 Fälle/1.000 Einwohner) infolge verbesserter Prävention, Diagnose und Behandlung sowie anderer Faktoren (Urbanisierung, veränderte Lebensgewohnheiten)
- Allerdings Stagnation der Malaria-Rückläufigkeit in den letzten Jahren
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger
- Plasmodien sind eukaryotische Parasiten, die zu der Gruppe der Sporozoen gehören
- Vektor: Weibliche Anopheles-Mücken
- Wirt
- Plasmodium falciparum, ovale, vivax und malariae befallen nur den Menschen (Anthroponose)
- Plasmodium knowlesi kommt bei verschiedenen Affenarten vor und kann auf den Menschen übertragen werden (Zoonose)
- Angeborene partielle Resistenz: Sichelzellanämie
- Träger der Sichelzellmutation oder anderer Hämoglobinopathien sind in gewissen Ausmaßen resistent gegenüber Malariainfektionen
Klassifikation
- Komplizierte Malaria: Mind. 1 Kriterium für eine komplizierte Malaria erfüllt
- Unkomplizierte Malaria: Kein Kriterium erfüllt
Eine komplizierte Malaria tritt fast ausschließlich bei Malaria tropica oder Knowlesi-Malaria auf!
Kriterien für eine komplizierte Malaria | |
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Klinische Kriterien |
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Laborkriterien |
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Parasitennachweis |
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Zusatzkriterium |
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Pathophysiologie
Entwicklungszyklus der Plasmodien
Übersicht des Malariazyklus
- Mückenstich: Sporozoiten (infektiöse Form des Erregers) gelangen von der Mücke in den Menschen
- Entwicklung im Menschen: Erst Infektion der Hepatozyten, dann Weiterentwicklung zu Gametozyten (unreifen Keimzellen) in Erythrozyten
- Mückenstich: Mücke nimmt Gametozyten aus dem menschlichen Blut auf
- Entwicklung in der Mücke: Weiterentwicklung der Gametozyten zu Gameten und schließlich zu Sporozoiten
- Erneutes Durchlaufen des Zyklus: Siehe 1.–4.
Zyklus im Menschen (sog. Schizogonie = asexuelle Vermehrung)
- Mückenstich: Aufnahme der Sporozoiten (infektiöse Form des Erregers) aus dem Mückenspeichel
- Leber (präerythrozytäre bzw. exoerythrozytäre Schizogonie)
- Sporozoiten infizieren die Hepatozyten und entwickeln sich zu (Leber‑)Schizonten (Vermehrungsstadien im Gewebe) mit tausenden Merozoiten (Tochterzelle, welche aus einer asexuellen Vermehrung hervorgeht)
- Merosomen werden von Schizonten abgeschnürt, gelangen ins Blut und setzen dort die enthaltenen Merozoiten frei
- P. vivax und ovale: Sporozoiten können auch als metabolisch inaktive Hypnozoiten in einem Ruhestadium überdauern → Erst später Schizogonie (klinisch: Malaria-Rezidive)
- Blut (erythrozytäre Schizogonie)
- Merozoiten befallen Erythrozyten und entwickeln sich erst zu unreifen, später zu reifen Trophozoiten (Zwischenstufen der Erregerentwicklung)
- Trophozoiten verbleiben entweder im Menschen und befallen erneut Erythrozyten oder entwickeln Gametozyten und werden von der Anopheles-Mücke aufgenommen
- Verbleib im Menschen: Entwicklung zu (Blut‑)Schizonten mit bis zu 20 Merozoiten, die periodisch freigesetzt werden und erneut Erythrozyten befallen können
- Aufnahme durch die Mücke: Entwicklung von Gametozyten (unreife Keimzellen), die von der Mücke aufgenommen werden und in ihr einen neuen Entwicklungszyklus beginnen
Zyklus in der weiblichen Anopheles-Mücke
- Gamogonie (sexuelle Vermehrung):
- Mit Mückenstich Aufnahme von unreifen Keimzellen (Gametozyten) aus dem menschlichen Blut
- Entwicklung zu reifen, jeweils haploiden Keimzellen (Gameten) im Mückendarm: Mikrogameten (♂) und Makrogameten (♀)
- Verschmelzung der Gameten zur diploiden Zygote
- Weiterentwicklung zum Ookinet und schließlich zur Oozyste in der Darmwand der Mücke
- Sporogonie (asexuelle Vermehrung):
- In Oozyste entstehen durch Meiose und Mitose zahlreiche haploide Sporozoiten
- Freisetzung der Sporozoiten, die in die Speicheldrüse der Mücke gelangen und beim Mückenstich auf den Menschen übertragen werden können
Entwicklungsstufen der Plasmodien in den Erythrozyten
- Unreifer Trophozoit: Dicke dunkelviolette ringförmige Einschlüsse (ähnlich einem Siegelring)
- Bei Plasmodium falciparum: Feine Ringe
- Reifer Trophozoit: Amöboide Ringe
- Bei Plasmodium falciparum: Im Vergleich feinere Ringe
- Unreifer Schizont: Unregelmäßig rund, amöboid, beinahe den gesamten Erythrozyten ausfüllend
- Bei Plasmodium falciparum kaum im Blut nachweisbar
- Reifer Schizont: Verbund aus 6–24 Merozoiten (rund mit zentraler Verdunkelung), der aus dem unreifen Schizonten entsteht
- Bei Plasmodium falciparum kaum im peripheren Blut nachweisbar
- Gametozyten
- Makrogametozyt: Reife weibliche Geschlechtsform, die als runde, den gesamten Erythrozyten ausfüllende Struktur imponiert
- Mikrogametozyt: Reife männliche Geschlechtsform, die sich als runde Struktur im Erythrozyten zeigt. Im Vergleich zum Makrogametozyten ist die Struktur kleiner und hat einen helleren Zellkern
Symptomatik
Inkubationszeit
- 6–42 Tage [4]
- Besonderheiten
- Rezidiv bei P.-ovale- oder P.-vivax-Infektion: Nach erfolgreicher Therapie einer Malaria tertiana können Plasmodium-Dauerformen (Hypnozoiten) in der Leber verbleiben und nach Monaten bis Jahren durch unbekannte Trigger eine erneute Malaria auslösen
- Rekrudeszenz bei P.-malariae-Infektion: Bei Therapie einer Malaria quartana kann die Parasitämie trotz Sinken unter die Nachweisgrenze nach Tagen bis Wochen wieder aufflammen, was als Rekrudeszenz bezeichnet wird. Es wird vermutet, dass Schizonten in extrem geringer Konzentration im Blutkreislauf persistieren und für den Rückfall verantwortlich sind
- Asymptomatische Parasitämie: Insb. in Endemiegebieten werden auch asymptomatische Plasmodien-Träger identifiziert
Tritt Fieber vor dem 6. Aufenthaltstag in einem Malaria-Endemiegebiet auf, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um Malaria!
Allgemeine Symptome
- Grippeähnliche Symptome
- Starkes subjektives Krankheitsgefühl
- Kopf- und Gliederschmerzen
-
Hohes Fieber
- Malaria quartana (P. malariae): Periodisches 4-Tage-Fieber alle 72 h
- Malaria tertiana (P. ovale, P. vivax): Periodisches 3-Tage-Fieber alle 48 h
- Malaria tropica (P. falciparum): Unregelmäßige Fieberschübe ohne erkennbaren Rhythmus, ggf. durchgängiges Fieber
- Knowlesi-Malaria (P. knowlesi): Unregelmäßige Fieberschübe ohne erkennbaren Rhythmus, ggf. durchgängiges Fieber
Die Malaria tropica und die Knowlesi-Malaria gehen mit stärkeren Symptomen und einem erhöhten Risiko für komplizierte Verläufe einher!
Eine Malaria kann sich sehr unterschiedlich präsentieren und wird deswegen häufig fehldiagnostiziert. Bei Fieber in Kombination mit einer Reiseanamnese ist deshalb die wichtigste diagnostische Maßnahme: Stets auch an Malaria denken!
Organspezifische Symptome und Komplikationen
Befallene Erythrozyten verformen und heften sich postkapillär an das Gefäßendothel. Dadurch entgehen sie der Elimination durch die Milz und verursachen Mikroinfarkte in Organen, die zu Endorganschäden und Komplikationen führen.
- Hämatologisch
- Hämolytische Anämie durch Zerstörung der Erythrozyten
- Thrombozytopenie mit Blutungsneigung, selten DIC
- Gastrointestinal: Diarrhö, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
- Hepatobiliär: Hepatosplenomegalie, diskreter Ikterus
- Renal: Akute Nierenschädigung durch massive Hämoglobinurie und Mikroinfarkte
- Zerebral: Halluzinationen, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma
- Kardiopulmonal: Herzinsuffizienz, Lungenödem, Schock
Verlauf
Eine Malaria-Infektion hat eine Plasmodien-spezifische Antikörperbildung zur Folge, die für einen begrenzten Zeitraum (weniger als ein Jahr) eine Teil-Immunität bietet .
Diagnostik
Blutuntersuchung
- Blutbild
- Hämolytische Anämie: Haptoglobin ↓, LDH ↑, indirektes Bilirubin ↑, Retikulozyten ↑
- Thrombozytopenie
- Evtl. Leukozytopenie
- Mikroskopie
- „Dicker Tropfen“
- Suchtest mit höherer Sensitivität
- Blutausstrich mit Giemsa-Färbung
- Bestätigungstest: Geringere Sensitivität als der „dicke Tropfen“, dafür aber eine höhere Spezifität
- Beurteilung der Parasitendichte
- Befall von unter 5% der Erythrozyten → Hinweis auf unkomplizierten Malariaverlauf (meist bei Malaria quartana und tertiana)
- Befall von über 5% der Erythrozyten → Komplizierte Malaria (meist bei Malaria tropica)
- Beurteilung der Parasiten- und Erythrozytenmorphologie
- Schüffner-Tüpfelung bei P. vivax und P. ovale
- Maurer'sche Fleckung bei P. falciparum
- Beurteilung der Parasitendichte
- Bestätigungstest: Geringere Sensitivität als der „dicke Tropfen“, dafür aber eine höhere Spezifität
- „Dicker Tropfen“
- Malaria-Schnelltest: Nachweis von Antigenbestandteilen
- Empfehlung des RKI: Einsatz als Notfalldiagnostik in Endemiegebieten nur von geschultem Personal, falls andere Methoden nicht verfügbar sind oder supportiv zum „dicken Tropfen“
- Nukleinsäureamplifikationstechniken (z.B. PCR, LAMP): Nachweis von Plasmodien-DNA [3]
- Serologie: Nicht geeignet zur Akutdiagnostik, da die Antikörper in den ersten 1–2 Wochen i.d.R. negativ sind
Bei negativen Befunden der Mikroskopie und des Schnelltests – aber anhaltender Symptomatik – sollte die Diagnostik wiederholt werden, um falsch-negative Befunde zu vermeiden!
Die Serologie hat keinen Stellenwert in der Akutdiagnostik, kann aber für die Klärung epidemiologischer Fragestellungen hilfreich sein!
Therapie
Vorgehen bei unkomplizierter Malaria
- Behandlungsort
- Stationär
- Malaria tropica, Knowlesi-Malaria
- Malaria tertiana/quartana mit Komorbiditäten/Risikokonstellation
- Ambulant: Malaria tertiana/Malaria quartana ohne Komorbiditäten/Risikokonstellationen
- Stationär
- Antiparasitäre Therapie (Off-label außer bei Malaria tropica)
- 1. Wahl: Artemether/Lumefantrin oder Dihydroartemisinin/Piperaquin
- Alternativ: Atovaquon/Proguanil
- In Einzelfällen : Ggf. Chloroquin, Hydroxychloroquin
- Supportive Therapie: Fieber senken (kein ASS!)
- Rezidivprophylaxe (bei Malaria tertiana)
- Primaquin (Off-label)
- Tafenoquin (Off-label) [5]
Bei Verschlechterung sollte das Vorgehen bei komplizierter Malaria beachtet werden!
Die Medikamente zur Rezidivprophylaxe (z.B. Primaquin) können bei G6PD-Mangel zu hämolytischen Krisen führen – ein Ausschluss sollte daher vor Therapie erfolgen!
Vorgehen bei komplizierter Malaria
- Stationäre Aufnahme inkl. intensivmedizinischer Überwachung
- Antiparasitäre Therapie
- 1. Wahl: Artesunat (Off-label) , anschließend orale Therapie analog dem Vorgehen bei unkomplizierter Malaria
- Alternativ: Chinin i.v.
- Supportive Therapie
- Fieber senken (kein ASS! )
- Hypoglykämien vermeiden
- Monitoring
- EKG-Kontrollen tgl.
- Erweiterte Gerinnungsdiagnostik (bei verlängerter aPTT oder pathologischer INR)
- Komplikationsprophylaxe und -management
- Erythrozytenkonzentrate bei Hb ≤7 g/dL (<4,4 mmol/L) verabreichen
- Lungenödem vermeiden (durch adäquates, restriktives Volumenmanagement)
- Metabolische Azidose bei pH-Wert <7,2 ausgleichen
- Zerebrale Malaria bedenken (insb. bei Kindern)
- Bei epileptischen Anfällen Benzodiazepine verwenden
- Bei Bewusstseinsminderung oder fokal neurologischem Defizit rasche Bildgebung des Kopfes durchführen
- Ggf. Rezidivprophylaxe
Bei einer komplizierten Malaria sollte infektiologische/tropenmedizinische Expertise eingeholt und eine intensivmedizinische Überwachung durchgeführt werden!
Verlaufskontrollen
- Hinweise für Ansprechen prüfen
- Klinische Besserung mit Entfieberung innerhalb von 48–72 h
- Normalisierung von Thrombozytenanzahl und LDH
- Reduzierte Parasitämie im Blutausstrich nach 24–48 h
- Verlaufskomplikationen bedenken
- Hämoglobinabfall nach Malaria
- Post-Artemisinin-Hämolyse
- Betroffene aufklären
Bleibt ein klinisches oder laborchemisches Ansprechen aus, sollte Kontakt mit einer Tropenmedizin aufgenommen werden, um eine Resistenz auszuschließen!
Prävention
Expositionsprophylaxe
Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung einer Malaria ist die Expositionsprophylaxe durch Moskitonetze, Bedeckung der Haut mit Kleidung, Verwendung von mückenabweisenden Mitteln, das Besprühen der Räumlichkeiten mit Insektiziden und die Vermeidung von Aufenthalten in der Natur während der Dämmerung .
Medikamentöse Chemoprophylaxe
Eine Chemoprophylaxe sollte vor Beginn der Reise in ein Endemiegebiet mit hohem Malariarisiko (z.B. tropisches Afrika, Amazonas, Teile Südostasiens) begonnen werden.
- Atovaquon/Proguanil
- Alternativen
- Doxycyclin (Off-Label)
- Mefloquin
Stand-by-Medikation
Die Stand-by-Medikation ist eine Notfallmedikation, die bei Auftreten von Malaria-ähnlichen Symptomen in hoher Dosis eingenommen wird.
- Indikation
- Reisen in Malaria-Endemiegebiete mit mittlerem und geringem Risiko
- Abhängig vom Risiko kann eine Stand-by-Medikation oder eine Chemoprophylaxe empfohlen werden (im Zweifel eher Chemoprophylaxe)
- Medikamente
Die medikamentöse Prophylaxe verhindert nicht die Infektion, sondern schwächt den klinischen Verlauf ab!
Malaria-tropica-Impfung
- Anwendung: Ausschließlich in Malaria-Endemiegebieten, insb. bei mittlerem bis hohem Transmissionsrisiko (keine Zulassung in Deutschland/EU)
- Impfstoffe
- RTS,S/AS01 (Mosquirix®), seit 2021 von der WHO empfohlen [6]
- R21/Matrix-M, seit 2023 von der WHO empfohlen [7]
Malaria-Impfstoff R21/Matrix-M [8][9][10]
- Impfstoffart: Rekombinanter Subunit-Impfstoff mit Virus-like Particles
- Antigen: Oberflächenprotein (Circumsporozoitprotein) von P. falciparum
- Trägerprotein: HBs-Antigen
- Adjuvans: Matrix-M1
- Indikation: Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 5–36 Monaten in Malaria-Endemiegebieten
- Impfschema: 3 Impfdosen im Abstand von je 4 Wochen, 4. Impfdosis im Abstand von 12 Monaten
- Applikation: i.m.
- Wirksamkeit: Reduktion symptomatischer Erkrankungen um ca. 72% innerhalb eines Jahres nach 3 Impfdosen
- Besonderheiten: Deutlich geringere Immunogenität gegen HBsAg als RTS,S/AS01
Malaria-Impfstoff RTS,S/AS01 (Mosquirix®) [11][12]
- Impfstoffart: Rekombinanter Subunit-Impfstoff mit Virus-like Particles
- Antigen: Oberflächenprotein (Circumsporozoitprotein) von P. falciparum [13]
- Trägerprotein: HBs-Antigen
- Adjuvans: AS01
- Indikation: Säuglinge und Kleinkinder im Alter von ≥6 Wochen bis ≤17 Monate in Malaria-Endemiegebieten
- WHO-Empfehlung: Anwendung bei Kindern ≥5 Monate in Gebieten mit mittlerem bis hohem Übertragungsrisiko
- Impfschema: 3 Impfdosen im Abstand von je 4 Wochen, 4. Impfdosis im Abstand von 18 Monaten
- Applikation: i.m.
-
Wirksamkeit: Reduktion symptomatischer Erkrankungen um 51% (Alter 5–17 Monate) bzw. 33% (Alter 6–12 Wochen) innerhalb eines Jahres nach 3 Impfdosen
[11][14] - Besonderheiten: Zusätzliche Prävention gegen Hepatitis B aufgrund des enthaltenen HBs-Antigens [11]
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen) [15]:
- Namentliche Meldepflicht bei Krankheits- und Todesfällen
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen) [15]:
- Labormeldepflicht
- Nach § 7 IfSG namentliche Meldepflicht an das RKI bei Erregernachweis von Plasmodium spp. [16]
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen):
- Namentliche Meldepflicht nur bei direktem Erregernachweis, soweit die Nachweise auf eine konnatale oder akute Infektion hinweisen
Studientelegramme zum Thema
- HOMe Studientelegramme Innere Medizin
- Studientelegramm 190-2021-2/3: Neue Probleme und neue Hoffnungen in der globalen Malaria-Bekämpfung
- Studientelegramm 94-2019-1/3: Schnellere Eradikationstherapie bei Malaria tertiana
- Studientelegramm 61-2019-1/3: Tafenoquin: Ein neues Medikament zur Rückfall-Prophylaxe bei Malaria tertiana
- Studientelegramm 52-2018-1/3: Drug-Free Holidays: Neue Ideen in der Reisemedizin
- One-Minute Telegram (aus unserer englischsprachigen Redaktion)
- One-Minute Telegram 93-2024-2/3: Promising malaria vaccine results
- One-Minute Telegram 64-2022-2/3: New weapon in the fight against malaria
- One-Minute Telegram 34-2021-2/3: Can a monoclonal antibody prevent malaria?
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Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Malaria
Malaria – Teil 1
Malaria – Teil 2
Malaria – Teil 3
Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- B50.-: Malaria tropica durch Plasmodium falciparum
- Inklusive: Mischinfektionen von Plasmodium falciparum mit anderen Plasmodienarten
- B50.0: Malaria tropica mit zerebralen Komplikationen
- Zerebrale Malaria o.n.A.
- B50.8: Sonstige schwere Formen oder Komplikationen der Malaria tropica
- Schwere Formen oder Komplikationen der Malaria tropica o.n.A.
- B50.9: Malaria tropica, nicht näher bezeichnet
- B51.-: Malaria tertiana durch Plasmodium vivax
- Inklusive: Mischinfektionen von Plasmodium vivax mit anderen Plasmodienarten, ausgenommen Plasmodium falciparum
- Exklusive: Als Mischinfektion mit Plasmodium falciparum (B50.‑)
- B51.0: Malaria tertiana mit Milzruptur
- B51.8: Malaria tertiana mit sonstigen Komplikationen
- B51.9: Malaria tertiana ohne Komplikation
- Malaria tertiana o.n.A.
- B52.-: Malaria quartana durch Plasmodium malariae
- Inklusive: Mischinfektionen von Plasmodium malariae mit anderen Plasmodienarten, ausgenommen Plasmodium falciparum und Plasmodium vivax
- Exklusive: Als Mischinfektion mit Plasmodium:
- B52.0: Malaria quartana mit Nephropathie
- B52.8: Malaria quartana mit sonstigen Komplikationen
- B52.9: Malaria quartana ohne Komplikation
- Malaria quartana o.n.A.
- B53.-: Sonstige parasitologisch bestätigte Malaria
- B53.0: Malaria durch Plasmodium ovale
- Exklusive: Als Mischinfektion mit Plasmodium:
- B53.1: Malaria durch Affen-Plasmodien
- Exklusive: Als Mischinfektion mit Plasmodium:
- B53.8: Sonstige parasitologisch bestätigte Malaria, anderenorts nicht klassifiziert
- Parasitologisch bestätigte Malaria o.n.A.
- B53.0: Malaria durch Plasmodium ovale
- B54: Malaria, nicht näher bezeichnet
- Inklusive: Klinisch diagnostizierte Malaria ohne parasitologische Bestätigung
- P37.-: Sonstige angeborene infektiöse und parasitäre Krankheiten
- P37.3: Angeborene Malaria tropica
- P37.4: Sonstige angeborene Malaria
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.