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Milzbrand

Letzte Aktualisierung: 14.3.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Der Milzbrand (auch Anthrax) ist eine mittlerweile sehr selten auftretende bakterielle Zoonose, die durch die Aufnahme der Sporen von Bacillus anthracis hervorgerufen wird. Die Sporen gelangen meist über kleine Hautläsionen in den Körper, seltener über Injektion kontaminierter Drogen, oral oder aerogen. Je nach Infektionsweg kommt es zum Hautmilzbrand (Ulkus mit zentraler schwarzer Nekrose), Darmmilzbrand (etwa mit blutiger Diarrhö), Injektionsmilzbrand (großflächige Haut- und Weichteilinfektion) oder Lungenmilzbrand (Pneumonie). Septische Verläufe sind insbesondere beim Darm- und Lungenmilzbrand häufig. Die antibiotische Therapie erfolgt mit Ciprofloxacin und weiteren Wirkstoffen wie Clindamycin und Penicillin G. Während die Prognose des Hautmilzbrands vergleichsweise gut ist, ist die Letalität anderer Manifestationen trotz adäquater Therapie hoch.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Verbreitung: Weltweites Vorkommen, insbesondere in von Viehzucht geprägten Regionen
  • Inzidenz: Sehr selten (Fallzahlen weltweit stark rückläufig), in Europa sporadische Einzelfälle, gelegentliche lokale Ausbrüche in Zentralasien und Afrika
  • Risikogruppen: Berufliche Exposition (Landwirtschaft, Veterinärwesen), Heroinkonsum (mehrere Fälle in Deutschland um 2010) [1]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Erreger
  • Reservoir: Kontaminierte Böden
  • Infektionsweg
    • Aufnahme von Sporen durch Weidetiere über Futter oder Trinkwasser
    • Menschen infizieren sich über
      • Kontakt zu erkrankten Tieren/infizierten Kadavern
      • Kontaminierte Tierprodukte (Wolle, Fleisch u.ä.)
    • Aufnahme von Sporen meist direkt (Hautläsionen), seltener oral, über die Injektion kontaminierter Substanzen oder aerogen
    • Verbesserte Umweltbedingungen nach Aufnahme → Sporen entwickeln sich zu vegetativer Form → Beginn Toxinproduktion

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Symptomatiktoggle arrow icon

Manifestationen

Die Manifestationsform ist abhängig vom Infektionsweg. Darm- und Lungenmilzbrand sowie die Milzbrandmeningitis haben eine besonders schlechte Prognose.

Hautmilzbrand

  • Häufigste Manifestation (95%)
  • Inkubationszeit: Stunden bis 6 Tage nach kutaner Aufnahme von Sporen
  • Meist an Händen, Unterarmen, Hals oder Gesicht
  • Schmerzlose juckende Papel (Pustula maligna, Durchmesser wenige Millimeter)
  • Im Verlauf: Bildung seröser Bläschen, Ulkusentwicklung mit zentraler Nekrose („Milzbrandkarbunkel“)
  • Fieber und Allgemeinsymptome möglich
  • Abheilung nach einigen Wochen
  • Komplikationen

Lungenmilzbrand

Darmmilzbrand

Injektionsmilzbrand

Milzbrandmeningitis

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Diagnostiktoggle arrow icon

  • Anamnese
    • Seltenheit der Erkrankung und häufigere Differenzialdiagnosen (etwa für akutes Abdomen oder thorakale Symptome) erschweren Verdachtsdiagnose
    • Mögliche anamnestische Hinweise
      • (Berufliche) Exposition in Landwirtschaft, Veterinärmedizin, o.ä.
      • Aufenthalt in von Tierzucht geprägten Regionen wie Zentralasien
      • Heroinkonsum, insb. s.c. oder i.v.
  • Material
  • Erregernachweis
    • Kulturelle Anzüchtung und mikroskopischer Erregernachweis aus Untersuchungsmaterial
      • Resistenzdiagnostik
    • PCR-Diagnostik und molekulargenetische Typisierung
    • Nachweis spezifischer Antigene, etwa mit Immunfluoreszenztest
    • Serologische Verfahren bei V.a. abgelaufene Infektion

Die Erregeranzucht darf nur in einem Labor der biologischen Schutzstufe 3 vorgenommen werden! Bei Verdacht auf Milzbrand sollte das weitere Vorgehen frühzeitig mit dem nationalen Referenzlabor abgeklärt werden!

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Therapietoggle arrow icon

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Prognosetoggle arrow icon

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Präventiontoggle arrow icon

Allgemeine Expositionsprophylaxe bei Milzbrand

  • „In der Regel“ (RKI) keine Übertragung von Mensch zu Mensch (nur die Sporen sind infektiös)
  • Nachfolgend dargestellte Hygienemaßnahmen sind ohne Anspruch auf Vollständigkeit (spezifische Vorschriften beachten und Rücksprache mit der jeweiligen Krankenhaushygiene!)
  • Stationäre Patienten
  • Patienten im OP
    • OP unter Hygienebedingungen eines Eingriffs mit hohem Kontaminationsgrad (CAVE: Verzögerung des Eingriffs vermeiden)
    • Verwendung doppelter Handschuhe, wenn möglich Einwegmaterialien (Kittel, Abdeckungen, o.ä.)
    • Instrumente abgeschlossen zur zentralen Aufbereitung (Sterilisation ist sporizid)
    • Schlussdesinfektion des OP-Bereichs mit sporizidwirksamen Desinfektionsmitteln
  • Verstorbene Patienten
    • Leichen sind als infektiös zu betrachten!
    • Tragen einer persönlichen Schutzausrüstung beim Umgang mit Leiche, Kontakt von Angehörigen zu dieser minimieren
    • Obduktionen o.ä. nur unter Sicherheitsstufe 3, sporozide Desinfektion von Instrumenten und Oberflächen
    • Feuerbestattung bevorzugen
  • Labor: Biologische Sicherheitsstufe 3 (BSL-3) beim Umgang mit B. anthracis in Kultur obligat
  • Viehwirtschaft: Kein Kontakt mit infizierten und an Milzbrand verstorbenen Tieren bzw. Verwendung von Schutzausrüstung
  • Expositionsprophylaxe bei biologischen Gefahrenlagen
    • Lokale Isolation und Dekontamination von potenziell mit Milzbrandsporen kontaminierten Personen
    • Durchführung und weiteres Vorgehen gemäß RKI-Empfehlung „Vorgehensweise bei Verdacht auf Kontamination mit hochpathogenen und bioterroristisch relevanten Agenzien“ (siehe: Tipps & Links)

Milzbrand-Impfung

  • Anthrax-Totimpfstoff (BioThrax®)
    • Zulassung: Zur Präexpositionsprophylaxe bei Erwachsenen mit hohem Expositionsrisiko
    • Applikation: i.m. oder s.c.
    • Keine nationalen Empfehlungen zur Anwendung

Postexpositionsprophylaxe bei Milzbrand

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Meldepflichttoggle arrow icon

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Verwendung als biologische Waffetoggle arrow icon

  • Bacillus anthracis wurde in der Vergangenheit von mehreren Ländern als biologische Waffe getestet
  • Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer Waffen sind gemäß Biowaffenkonvention (1972) verboten
  • Verwendung im Rahmen von Anschlägen (Anthrax-Anschläge 2001 in den USA)
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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Milzbrand

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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