Zusammenfassung
Die Syndrome der Schädelbasis können entzündlicher oder tumoröser Genese sein und sind schlichtweg deshalb in einer Gruppe zusammengefasst, weil sie allesamt an der Schädelbasis lokalisiert sind. Die Schädigungen erfassen benachbarte Strukturen und äußern sich dementsprechend häufig in relativ charakteristischen Ausfällen, die wiederum Rückschlüsse auf den Schädigungsort zulassen.
Keilbeinflügel-Syndrom
- Ätiologie: Meningeom im Bereich des Os sphenoidale (Keilbein)
- Symptomatik
- Mediales Meningeom
- Schmerzen in der Orbita- oder Stirnregion [1]
- Nicht-pulsierender Exophthalmus
- Optikusatrophie → Visusverschlechterung
- Syndrom der Fissura orbitalis superior: Ipsilaterale Parese der durch die Fissura orbitalis superior ziehenden Hirnnerven: N. oculomotorius (III), N. trochlearis (IV), N. abducens (VI) und N. ophthalmicus (V1)
- Mögliche Symptomatik: Ophthalmoplegie, Ptosis, Exophthalmus, Sensibilitätsstörungen, Akkommodationsstörungen, Ausfall des Kornealreflexes und retroorbitale Schmerzen [2][3]
- Laterales Meningeom
- Erstes Symptom ist meist unilateraler, temporaler oder orbitaler Kopfschmerz
- Nicht-pulsierender Exophthalmus
- In der Regel kein Befall des N. opticus (II)
- Stauungspapille
- Mediales Meningeom
Foster-Kennedy-Syndrom
Das Foster-Kennedy-Syndrom wird häufig auch als Kennedy-Syndrom oder Kennedy-Krankheit bezeichnet (nicht zu verwechseln mit der spinobulbären Muskelatrophie, die ebenfalls häufig Kennedy-Krankheit genannt wird!). Der namensgebende irisch-amerik. Neurologe Robert Foster Kennedy (1884–1952) war Befürworter der Eugenik sowie der Zwangssterilisation und Tötung geistig behinderter Kinder. Ein alternativer Name für das Syndrom existiert aktuell nicht. [4][5]
- Ätiologie: Meist mediales Meningeom des Os sphenoidale (Keilbein)
- Symptomatik
- Ipsilaterale Atrophie des N. opticus (II) → Visusverlust
- Kontralaterale Stauungspapille [6]
Syndrom der Olfaktorius-Rinne
- Ätiologie: Frontobasales Meningeom der Olfactorius-Rinne bzw. der vorderen Schädelgrube
- Symptomatik
- Initial unilaterale, dann bilaterale Anosmie
- Erblindung bei Atrophie des N. opticus (II)
- Dazu psychopathologische Auffälligkeiten im Sinne eines Frontalhirnsyndroms
Sinus-cavernosus-Syndrom
- Ätiologie
- Sinus-cavernosus-Thrombose
- Sinus-cavernosus-Fistel
- Paraselläre Raumforderungen
- Aneurysmen
- Symptomatik
-
Schädigung aller Strukturen, die durch den Sinus cavernosus laufen
- Läsionen aller Hirnnerven für die Okulomotorik: N. oculomotorius (III), N. trochlearis (IV), N. abducens (VI)
- N. ophthalmicus (V1) und Nervus maxillaris (V2) → Hirnnerven-Syndrome
-
Schädigung aller Strukturen, die durch den Sinus cavernosus laufen
Syndrom der Felsenbeinspitze
- Definition: Meist entzündlicher Prozess im Bereich der Pars petrosa des Os temporale (Felsenbeinspitze)
- Ätiologie
- Vom Innenohr ausgehender, fortgeleiteter (meist entzündlicher, selten tumoröser) Prozess
- Fortgeleitete Entzündung
- Fortgeleiteter tumoröser Prozess: Cholesteatom
- Symptomatik: Trias bestehend aus:
- Parese des N. abducens (VI) [7]
- Parästhesien im Versorgungsgebiet des N. trigeminus (V)
- Otitis media
Kleinhirnbrückenwinkel-Syndrom
- Ätiologie: Neurinom des N. vestibularis (Vestibularisschwannom bzw. Akustikusneurinom)
- Symptomatik: Schädigung von
- N. facialis (VII) → Einseitige Fazialisparese
- N. trigeminus (V) → Parästhesien im Versorgungsgebiet
- Häufigster betroffener Nerv: N. vestibulocochlearis (VIII) → Hörminderung und Tinnitus sowie Gangunsicherheit und Schwindel
Garcin-Syndrom (Halbbasis-Syndrom)
- Ätiologie: Entzündliche oder tumoröse Prozesse der Schädelbasis
- Symptomatik: Unilaterale Parese des N. trigeminus (V), N. abducens (VI), N. facialis (VII), N. vestibulocochlearis (VIII), N. glossopharyngeus (IX), N. vagus (X), N. accessorius (XI) und N. hypoglossus (XII) → Hirnnerven-Syndrome
Austrittsstellen der Hirnnerven aus der Schädelbasis
Die Schädelbasis ist von Durchtrittsstellen und Kanälen geprägt, durch die eine Vielzahl von Leitungsbahnen ziehen (vgl. Schädel).
Foramen jugulare
- Foramen-jugulare-Syndrom
- Ätiologie
- Metastasen an der Schädelbasis
- Glomustumor
- Symptomatik: Foramen-jugulare-Syndrom mit Ausfall der Nerven, die durch das Foramen jugulare ziehen: Nervus glossopharyngeus (IX), Nervus vagus (X) und Nervus accessorius (XI) → Hirnnerven-Syndrome
- Ätiologie
Foramen rotundum
- Schädigung des N. maxillaris (V2) → Trigeminusparese
Foramen ovale
- Schädigung des N. mandibularis (V3) → Trigeminusparese
Foramen stylomastoideum
- Schädigung des N. facialis (VII) → Periphere Fazialisparese
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