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Periphere Fazialisparese

Letzte Aktualisierung: 1.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Eine periphere Fazialisparese tritt oftmals idiopathisch auf, kann aber auch zahlreiche andere Ursachen haben. Neben erregerbedingter Genese kann sie z.B. auch traumatisch oder iatrogen verursacht sein. Die Gesichtsmuskulatur ist ipsilateral in unterschiedlichem Ausmaß gelähmt. Bei einer vollständigen Lähmung hängt der Mundwinkel, die Stirn kann nicht gerunzelt und das Auge nicht geschlossen werden. Die idiopathische Fazialisparese wird für einige Tage mit Prednisolon behandelt. Kann das Auge nicht geschlossen werden, ist ein Schutz der Hornhaut mit Salbe notwendig. Die Prognose ist relativ gut. Bei erregerbedingten Fazialisparesen wird antibiotisch (bei Neuroborreliose) oder antiviral (bei Zoster oticus) behandelt.

Die periphere Fazialisparese ist von der zentralen fazialen Parese abzugrenzen. Bei der zentralen Form bleibt das Stirnrunzeln sowie der Lidschluss aufgrund der motorischen Innervation beider Großhirnhemisphären erhalten, die mimische Muskulatur fällt kontralateral aus.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Idiopathische Fazialisparese [1]
    • Inzidenz: 20–30 Fälle/100.000 Einwohner pro Jahr
    • Geschlecht: =
  • Sonstige periphere Fazialisparesen
    • Keine Zahlen aufgrund heterogener Ätiologie

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Je nach Läsionsort kann die Fazialisparese in eine periphere oder zentrale Parese eingeteilt werden. Eine periphere Fazialisparese resultiert meist aus einer Schädigung des Nerven in seinem Verlauf nach Austritt aus dem Hirnstamm bis zum innervierten Organ oder (seltener) aus einer isolierten Läsion der motorischen Kerngebiete im Hirnstamm (nukleäre Fazialisparese). Der zentralen fazialen Parese liegt eine Schädigung der Bahnen zwischen Kortex und motorischen Fazialiskernen (supranukleäre Fazialisparese) zugrunde.

Peripherer bzw. infranukleärer Verlauf des Nervus Fazialis

Fasern aus Kerngebieten des Pons sowie des Übergangsbereiches zwischen Pons und Medulla oblongata umrunden den Nucleus nervi abducentis → Austritt an der Unterkante des Pons, aufgeteilt in den eigentlichen N. facialis und den N. intermedius Zieht durch den Porus acusticus internus ins Felsenbein → Canalis nervi facialis → Innerhalb des Kanals liegen das äußere Fazialisknie und der Abgang folgender Nerven

  1. N. petrosus major: Parasympathische Fasern für Schleimhautdrüsen in der Nase und für die Tränendrüse
  2. N. stapedius: Motorische Fasern zum M. stapedius
  3. Chorda tympani: Via Ganglion geniculi als Geschmacksfasern und via Ganglion submandibulare als parasympathische Fasern für die Speicheldrüsen Glandula sublingualis und Glandula submandibularis

Ende des Canalis nervi facialis und Austritt durch das Foramen stylomastoideum mitsamt der A. stylomastoidea → Danach Abzweigung des N. auricularis posterior → Danach Bildung des Plexus intraparotideus mit Abgang der motorischen Fasern für die mimische Muskulatur, den M. stylohyoideus und den M. digastricus

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Symptomatiktoggle arrow icon

Die Kaumuskulatur ist von einer Fazialisparese nicht betroffen, sie wird durch den N. trigeminus innerviert!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung

Weitergehende Diagnostik

Die idiopathische periphere Fazialisparese ist eine Ausschlussdiagnose!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Zentrale faziale Parese („Zentrale Fazialisparese“)

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

  • Schutz des Auges vor Austrocknung bei unzureichendem Lidschluss
    • Dexpanthenol-Augensalbe
    • Tränenersatzmittel
    • Uhrglasverband in der Nacht
    • Bei persistierendem fehlendem Lidschluss (nach 1 Jahr)
      • Implantation von Gewichten in das Lid für Lidschluss („Lidloading“)
      • Mikrochirurgische Reinnervation durch Nervenanastomose etwa vom N. hypoglossus oder als Cross-Face-Nervennaht vom kontralateralen N. fazialis
  • Physiotherapie der mimischen Muskulatur

Maßnahmen nach Ursache

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Prognosetoggle arrow icon

  • In 80% der Fälle vollständige Ausheilung der idiopathischen Fazialisparese
    • Ungünstige prognostische Faktoren
      • Hohes Alter
      • Komplette Lähmung
      • Keine Besserung unter Therapie in den ersten drei Wochen
    • Teilweise Defektheilung mit pathologischen Mitbewegungen (Lidspalte bei Mundbewegung), Kontrakturen oder Krokodilstränen beim Essen (durch nervale Fehleinsprossung)
  • Sekundäre periphere Fazialisparese
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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Schwangere [4]

  • Insb. 3. Trimenon
  • Prednisolontherapie nur stationär in Klinik für Geburtshilfe, sonst keine Abweichungen in Diagnostik und Therapie
  • Regelmäßige Blutzuckerkontrollen unter Therapie
  • Etwas ungünstigere Prognose als in der Normalbevölkerung
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Periphere Fazialisparese im Kindes- und Jugendaltertoggle arrow icon

Ätiologie

Diagnostik

Bei Kindern mit peripherer Fazialisparese muss IMMER eine Liquorpunktion zum Ausschluss einer Neuroborreliose erfolgen!

Bei Liquorpleozytose und Nachweis von Anti-Borrelia-burgdorferi-IgM im Serum ist die antibiotische Therapie der Neuroborreliose bereits indiziert!

Therapie

Prognose

  • Allgemein: 90% Symptomrückbildung
    • Idiopathische Fazialisparese: 90% innerhalb von 6 Monaten, nahezu 100% nach 1 Jahr
  • Selten Spätfolgen
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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