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Vorgehen bei akuten Psychosen - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 30.5.2023

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Akute Psychosen können infolge einer Vielzahl somatischer und psychiatrischer Krankheitsbilder auftreten oder medikamenteninduziert sein. Daher ist ein sicherer Umgang mit dieser komplexen Symptomatik für alle Fachrichtungen sehr wichtig. Dem Erstkontakt kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da bereits im Zuge dessen eine therapeutische Beziehung aufgebaut werden kann. Im Rahmen des Kontaktaufbaus ist jedoch auch die Einschätzung einer etwaigen Gefährdungslage unabdingbar, insb. aufgrund des realitätsfernen Erlebens der Betroffenen, was oft verbunden ist mit einem ausgeprägten Misstrauen. Von großer Wichtigkeit ist zudem eine weitere multiprofessionelle diagnostische Abklärung der psychotischen Symptomatik inkl. einer Ausschlussdiagnostik organischer Ursachen. Medikamentös kommen im Akutfall v.a. Antipsychotika und Benzodiazepine zum Einsatz, wobei sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Ursache richten sollte.

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Vorbereitungtoggle arrow icon

Akute Psychosen gehen häufig mit einer krankheitsbedingten akuten Eigen- und/oder Fremdgefährdung einher. Sofern möglich, sollten daher bereits vor Erstkontakt präventive Maßnahmen getroffen werden (siehe auch: Fremdaggressives Verhalten - AMBOSS-SOP).

Akut psychotische Patient:innen sind häufig angespannt und/oder agitiert, sodass immer mit unvorhersehbaren Handlungen gerechnet werden muss! [1]

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Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Kontaktaufbau [1][2]

Häufig führen akute Psychosen zu einer misstrauischen Einstellung gegenüber Fremden, was begründet ist durch eine fehlende Krankheitseinsicht sowie dem realen Erleben realitätsferner Wahrnehmungen. Aufgrund dessen sollte beim Erstkontakt Folgendes beachtet werden:

  • Ruhiges und authentisches Auftreten
  • Empathische und positiv wertschätzende Grundhaltung
  • Klare und strukturierte Kommunikation
  • Erklären der aktuellen Situation
  • Aktives, behutsames Eingehen auf paranoid-halluzinatorische Symptome
  • Interesse signalisieren und aktiv nachfragen

Psychotische Patient:innen erleben ihre Wahrnehmungen i.d.R. als real und stehen häufig unter einem erheblichen Leidensdruck!

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Explorationtoggle arrow icon

Anamnese [1][3]

  • Eigenanamnese
    • Exploration der aktuellen Problematik
    • Psychiatrische Vorerkrankungen, inkl. vorheriger medikamentöser Behandlungsversuche
    • Somatische Vorerkrankungen
    • Familienanamnese
    • Soziale Anamnese
    • Aktuelle Medikation
    • Drogenanamnese, inkl. klinischen Intoxikationszeichen
  • Fremdanamnese, falls möglich
  • Für tiefergehende Informationen zu o.g. Bestandteilen siehe: Psychiatrische Anamnese

Erhebung des psychopathologischen Befundes

Bei akuten Psychosen kommt der Verhaltensbeobachtung eine besondere Bedeutung zu, da Patient:innen häufig nicht von sich aus ihre Symptome schildern!

Einschätzen der Gefährdungslage

  • Hinweise auf eine Fremdgefährdung bei akuter Psychose [3][4]
  • Hinweise auf eine Eigengefährdung bei akuter Psychose [3][6]
    • Junge Männer
    • Frühes Krankheitsstadium
    • Hohes prämorbides Funktionsniveau
    • Großes Verständnis über die eigene Erkrankung und deren Verlauf
    • Fehlendes soziales Netz
    • Komorbider Substanzmissbrauch
    • Häufige und kurze stationäre Aufenthalte
    • Lange Krankheitsgeschichte
    • Aktuelle psychosoziale Belastungsfaktoren
    • Mangelnde Adhärenz
    • Gefühl der gesellschaftlichen Stigmatisierung
    • Suizidversuche in der Vorgeschichte
    • Psychopathologische Aspekte
      • Ausgeprägtes Grübeln
      • Freud- und Hoffnungslosigkeit
      • Minderwertigkeits- und Schuldgefühle
      • Vorhandene Krankheitseinsicht
      • Hypochondrische Ängste
      • Wahneinfälle
      • Imperative Stimmen mit Suizidaufforderung
      • Beeinflussungsideen
      • Ausgeprägte depressive Stimmungslage
      • Kognitive Einengung

Diagnostik [3]

Eine psychotische Symptomatik ist nicht primär „psychiatrisch“. Auch eine somatische Erkrankung kann als Ursache vorliegen und sollte unbedingt durch eine differenzierte Diagnostik abgeklärt werden (siehe auch: Differenzialdiagnosen von Psychosen)!

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Therapietoggle arrow icon

Pharmakotherapie

Grundprinzipien [7]

Bei unklaren Intoxikationen sollten keine Benzodiazepine gegeben werden!

Auswahl des Antipsychotikums je nach Indikation

Antipsychotika [3][7][8]

Benzodiazepine [1][8]

Bei intravenöser Anwendung von Benzodiazepinen ist auf eine langsame Injektion zu achten aufgrund der potenziell atemdepressiven Wirkung!

Planung der weiteren Behandlung

Möglichst wenig Maßnahmen sollten gegen den Patientenwillen durchgeführt werden. Stattdessen sollte man stets versuchen, Betroffene zu einer weiteren Behandlung auf freiwilliger Basis zu überzeugen!

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