ambossIconambossIcon

Diabetische Ketoazidose im Kindes- und Jugendalter - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 11.1.2024

Grundlagentoggle arrow icon

Ziel der AMBOSS-SOP

Für die gewichtsbezogenen Berechnungen steht dir in der hinterlegten Quelle unser kostenfrei ausdruckbares Ketoazidoseschema zur Verfügung! [3]

Klinische Präsentation

Der Grad der Exsikkose kann aufgrund eines intravasalen Flüssigkeitsshifts klinisch unterschätzt werden!

Bei auffälligem Atemmuster, Erbrechen und/oder Bauchschmerzen muss der Blutzucker gemessen werden!

Definition

Bei V.a. eine diabetische Ketoazidose sollte sofort eine BGA mit BZ-Messung durchgeführt werden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

1 - Sofortmaßnahmentoggle arrow icon

Bei einer diabetischen Ketoazidose sollten zügig 2 periphere Zugänge gelegt werden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

2 - Flüssigkeitsausgleichtoggle arrow icon

Therapieprinzipien

  • Kreislaufstabilisierung durch initialen Volumenbolus
  • Azidoseausgleich und Normoglykämie durch
    • Insulingabe und
    • Bedarfsgerechte Elektrolytsubstitution und
    • Langsamen Flüssigkeitsausgleich und
    • Vermeidung von Therapiekomplikationen
    • Ggf. auslösende Faktoren therapieren

Der Azidoseausgleich sollte durch eine Infusionstherapie und nicht durch die Gabe von Bicarbonat erzielt werden!

Flüssigkeitsausgleich [1][2]

Berechnungsbeispiele für den Flüssigkeitsausgleich bei diabetischer Ketoazidose im Kindes- und Jugendalter
Aktuelles Körpergewicht (kg) Allgemeiner Flüssigkeitsbedarf (mL/24 h) Schweregrad der Ketoazidose Initialer Volumenbolus Benötigtes Gesamtvolumen Laufrate (mL/h)
Leicht Mittelschwer Schwer
Geschätztes Volumendefizit (% des aktuellen Körpergewichts in mL)
5% 7% 10%
4 400 200 mL 280 mL 400 mL 60 620 26
13 1.150 650 mL 910 mL 1.300 mL 195 1.865 78

I.d.R. sollte initial ein Volumenbolus von 10–20 mL/kgKG mit NaCl 0,9% über 1–2 h verabreicht werden!

Der weitere Flüssigkeitsausgleich erfolgt mittels Voll- bzw. Halbelektrolytlösung über 24 h: Allgemeiner Flüssigkeitsbedarf + geschätztes Volumendefizit – initialer Volumenbolus!

Die Laufrate sollte max. 500 mL/h betragen! Die tägliche Infusionsmenge sollte das 1,5- bis 2-Fache des allgemeinen täglichen Flüssigkeitsbedarfs nicht übersteigen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

3 - Insulintherapietoggle arrow icon

  • Beginn: 1 h nach Infusionsbeginn!
  • Dosierung: 0,1 IE/kgKG/h Normalinsulin
    • 0,05 IE/kg/h bei schwächerer Azidose mit pH >7,15 oder sehr jungen Kindern
    • Reduktion der Insulindosierung bei Blutzucker <200 mg/dL
  • Ziel: Langsame Blutzuckersenkung um ca. 36–90 mg/dL/h , da ein rasanter Blutzuckerabfall das Risiko für die Entstehung eines Hirnödems erhöht
  • Insulinperfusor (Therapievorschlag): Dosierung 0,01 IE/kgKG/mL
Laufrate des Insulinperfusors bei diabetischer Ketoazidose im Kindes- und Jugendalter
Blutzuckerwert Laufrate des Insulinperfusors Insulindosierung
>200 mg/dL (>11 mmol/L) 10 mL/h 0,1 IE/kgKG/h
150–200 mg/dL (8,3–11 mmol/L) 5 mL/h 0,05 IE/kgKG/h
100–149 mg/dL (5,5–<8,3 mmol/L) 2,5 mL/h 0,025 IE/kgKG/h
<100 mg/dL (<5,5 mmol/L) Pausiert

Kein Abbruch der Insulinzufuhr vor Azidoseausgleich! Bei zu schnellem Absenken des Blutzuckers und einem pH <7,3 soll 5%ige Glucoselösung zur Infusion gegeben werden!

Die Therapie der Ketoazidose beginnt mit dem Flüssigkeitsausgleich! Erst nach 1 h wird die langsame Blutzuckersenkung mit Insulin i.v. begonnen!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

4 - Kaliumsubstitutiontoggle arrow icon

  • Kaliumdefizit: ca. 3–6 mmol/kgKG
  • Kaliumsubstitution
    • Beginn
    • Wirkstoff: Kaliumchlorid-Lösung
      • Ggf. Kaliumphosphat-Lösung zur Phosphatsubstitution
        • Bei schwerer Hypophosphatämie: 50% der Kaliumsubstitution mittels Kaliumphosphat-Lösung statt Kaliumchlorid-Lösung
    • Verabreichung: Zusatz zur Infusion mit max. 40 mmol/L
    • Dosierung: Je nach Kaliumwert im Serum
    • Maximale Laufrate: 0,5 mmol/kgKG/h
Therapievorschlag: Kaliumsubstitution bei Ketoazidose im Kindes- und Jugendalter
Aktueller Kaliumwert Kaliumsubstitution
Bedarf in mmol/kgKG/24 h Laufrate in mmol/kgKG/h
>6 mmol/L Kaliumsubstitution pausieren
>5,0–6,0 mmol/L 2 mmol/kgKG/24 h 0,08 mmol/kgKG/h
3,5–5,0 mmol/L 4 mmol/kgKG/24 h 0,17 mmol/kgKG/h
<3,5 mmol/L 6 mmol/kgKG/24 h 0,25 mmol/kgKG/h

Während der Therapie einer Ketoazidose besteht ein hoher zusätzlicher Kaliumbedarf!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

5 - Überwachungtoggle arrow icon

Blutzuckerkontrollen, BGAs und Vigilanzprüfungen sollten initial stündlich durchgeführt werden!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Komplikation: Hirnödemtoggle arrow icon

Hirnödem im Rahmen einer diabetischen Ketoazidose im Kindes- und Jugendalter

  • Häufigkeit: Bei 0,3–1% aller Ketoazidosen [2]
  • Assoziationen
    • Manifestation
    • Alter <5 Jahre
    • Ausgeprägte Dehydratation
    • Schwere Azidose (pH <7,1)
    • Niedriger initialer pCO2
    • Mangelnder Anstieg oder Abfall des Serumnatriums
  • Warnzeichen
  • Therapie
    • Verlegung auf die Intensivstation
    • Mannitol-Gabe [1][2]
    • Reduktion der Infusionsmenge auf ⅓ des Gesamtvolumens und Kopfhochlagerung
Diagnosescore für das symptomatische Hirnödem [2]
Direkte Kriterien
Indirekte Kriterien Hauptkriterien
  • Wechselnde Vigilanz
  • Anhaltender, unklarer HF-Abfall um >20 Schläge/min
  • Neu aufgetretene Inkontinenz
Nebenkriterien
Diagnose: Wenn 1 direktes Kriterium oder 2 indirekte Hauptkriterien oder 1 indirektes Haupt- und 2 Nebenkriterien zutreffen

Das Hirnödem ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation der diabetischen Ketoazidose!

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Ausdruck: Pädiatrisches Ketoazidoseschematoggle arrow icon

Für die gewichtsbezogenen Berechnungen steht dir in der hinterlegten Quelle unser kostenfrei ausdruckbares Ketoazidoseschema zur Verfügung! [3]

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

E10.11: Diabetes mellitus, Typ 1: Mit Ketoazidose

E10.01: Diabetes mellitus, Typ 1: Mit Koma

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

Icon of a lock

Anmelden oder Einloggen , um den ganzen Artikel zu lesen.

Probiere die Testversion aus und erhalte 30 Tage lang unbegrenzten Zugang zu über 1.400 Kapiteln und +17.000 IMPP-Fragen.
disclaimer Evidenzbasierte Inhalte, von festem ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.