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Chorea Huntington

Letzte Aktualisierung: 1.1.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Chorea Huntington ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch extrapyramidal-motorische Störungen (Hyperkinesien) und psychische sowie kognitive Probleme gekennzeichnet ist. Die Erkrankung gehört zu den Trinukleotid-Erkrankungen, wobei eine Mutation zur vermehrten Wiederholung des Basentripletts CAG im Huntingtin-Gen führt. Die Folge ist ein stetig zunehmender Neuronenuntergang, insb. in den Basalganglien. Das Erkrankungsalter ist von der Anzahl der Wiederholungen des Basentripletts abhängig, liegt aber typischerweise um das 40. Lebensjahr. Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt.

Frühe Symptome sind psychiatrische Veränderungen, wie depressive Verstimmungen oder vermehrte Reizbarkeit. Im Verlauf kommt es zu den typischen choreatiformen Bewegungen mit plötzlich einschießenden Hyperkinesien des Gesichts und der distalen Extremitäten. In späten Stadien entwickelt sich meist eine zunehmende Demenz. Der Verdacht auf eine Chorea Huntington ergibt sich aus der typischen Klinik und einer positiven Familienanamnese, gesichert wird die Diagnose durch molekulargenetische Untersuchungen. Eine kausale Therapie der Erkrankung existiert nicht.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: Weltweit ca. 4–10/100.000 [1]
  • Geschlechterverhältnis: =
  • Altersgipfel: Um das 40. Lebensjahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Autosomal-dominante Trinukleotid-Repeat-Erkrankung: Vermehrte Wiederholung des Basentripletts CAG (Instabilität des CAG-Repeats)
  • Ursache: Wahrscheinlich ist ein sog. „slippage“ (Verrutschen) der DNA-Polymerase bei der Replikation
  • Penetranz: 100%ige Erkrankungswahrscheinlichkeit ab circa 40 CAG-Repeats , Kinder erkranken mit 50%iger Wahrscheinlichkeit
    • 36–39 Repeats: Verminderte Penetranz, d.h. nicht alle Patienten erkranken , Kinder der Patienten haben aber eine fast 50%ige Wahrscheinlichkeit zu erkranken
    • 27–35 Repeats: Patient selbst nicht erkrankt, Kinder der Patienten haben circa 5% erhöhte Wahrscheinlichkeit zu erkranken
  • Korrelation zwischen Genotyp und Manifestationsalter: Je mehr Triplettwiederholungen, desto früher der Krankheitsbeginn und/oder schwerer die Symptomatik
  • Antizipation: Zunehmender Schweregrad bzw. früherer Symptombeginn in aufeinanderfolgenden Generationen
  • Imprinting-Phänomen: Paternale Vererbung führt zu mehr CAG-Tripletts
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Instabilität der CAG-repeats im Huntingtin-Gen → Verändertes Huntingtin-Protein

  • Das veränderte Huntingtin scheint gewisse toxische Effekte zu haben und es kommt zu Amyloid-ähnlichen Ablagerungen, einem gestörten Glucosestoffwechsel und damit zu erhöhter Empfindlichkeit betroffener Zellen gegenüber oxidativem Stress und dem exzitatorischen Transmitter Glutamat
  • Es folgt zunächst ein irreversibler Untergang von GABA-ergen Neuronen im Striatum (langfristig auch Untergang von Thalamus und Kortex)
  • Der Untergang der striatalen Neurone führt zu vermehrter Hemmung des Ncl. subthalamicus, der dann hemmende Neurone im Pallidum (Pars interna) und der Substantia nigra (Pars reticulata) weniger aktiviert = es resultiert eine verminderte Hemmung des Thalamus. Dies führt zu überschießenden, unwillkürlichen Bewegungen
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Symptomatiktoggle arrow icon

Die psychopathologischen Veränderungen gehen der hyperkinetischen Symptomatik häufig voraus: anfänglich leichte Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten und Störungen des Affektes oder der Wahrnehmung möglich, später teils aggressives, teils gleichgültiges Verhalten, zuletzt regelmäßig demenzielle Entwicklung!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese und körperliche Untersuchung

Molekulargenetische Testung [2]

  • Diagnosesicherung: Bestimmung der Anzahl der CAG-Trinukleotid-Repeats im Huntingtin-Gen (Chromosom 4p)
  • Prädiktive Diagnostik: Bei volljährigen Patienten mit positiver Familienanamnese auf Wunsch möglich
    • Keine molekulargenetische Testung von minderjährigen Patienten angesichts fehlender therapeutischer Konsequenz
    • Durchführung nur von Ärzten mit Facharztbezeichnung Humangenetik oder Facharzt-, Schwerpunkt- oder Zusatzbezeichnung für genetische Untersuchungen

Die genetische Untersuchung wird i.d.R. erst nach Erreichen der Volljährigkeit durchgeführt, da keine therapeutische Konsequenz besteht! [4][5]

Vor Durchführung einer molekulargenetischen Testung bei Verwandten muss eine ausführliche humangenetische Beratung stattfinden! Betroffene können sich jederzeit auch gegen die Untersuchung bzw. Mitteilung der Ergebnisse entscheiden. (Gendiagnostikgesetz, GenDG) [6]

Weiterführende Diagnostik

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Symptomatische Therapie

Es ist keine kausale Therapie möglich!

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Prognosetoggle arrow icon

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Chorea Huntington

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Chorea major Huntington

  • G10: Chorea Huntington
    • Inklusive: Chorea chronica progressiva hereditaria, Huntington-Krankheit
  • F02.-*: Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

Sonstige

  • G25.-: Sonstige extrapyramidale Krankheiten und Bewegungsstörungen
    • G25.4: Arzneimittelinduzierte Chorea

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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