Zusammenfassung
Die Leptospirose ist eine weltweit sehr häufig auftretende zoonotische Infektionskrankheit. In Deutschland ist sie selten. Sie wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Leptospira interrogans hervorgerufen. Erreger-Reservoir sind u.a. Nagetiere und verschiedene Nutztiere. Sie scheiden den Erreger mit dem Urin aus, wodurch Böden und Gewässer kontaminiert werden. Die Aufnahme des Erregers erfolgt u.a. über Hautläsionen und Schleimhäute. Nach einer Inkubationszeit von 7–14 Tagen kommt es zu einer Erkrankung mit variablem Krankheitsbild, das von milden grippalen Symptomen bis hin zu schweren Erkrankungen mit Organversagen reichen kann. Häufig verläuft die Krankheit biphasisch: In einer ersten Phase treten hohes Fieber und Allgemeinsymptome, in einer zweiten Phase erneut Fieber sowie Organmanifestationen auf. Der größte Teil der Fälle verläuft jedoch mild oder subklinisch. Die Therapie erfolgt antibiotisch und mit supportiven Maßnahmen bei Organkomplikationen. Ein Großteil der Leptospirose-Erkrankungen hat eine gute Prognose, schwere Verläufe können jedoch auch tödlich enden.
Epidemiologie
- Verbreitung: Weltweit (außer Antarktis)
- Inzidenz
- Geschlecht: Vor allem Männer betroffen (in Deutschland)
- Alter: Erwerbsfähiges Alter (in Deutschland)
- Risikogruppen
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger und Erregerreservoir
- Verschiedene Serotypen von Leptospira interrogans sensu lato, Bakterium der Gattung Leptospira [2] (aus der Gruppe der Spirochäten, nicht-sporenbildend, obligat aerob)
- Leptospira interrogans serovar icterohaemorrhagiae
- Leptospira interrogans serovar grippotyphosa
- Weitere
- Reservoir: Nagetiere wie Ratten und Mäuse, Nutztiere (Rinder, Schafe), Hunde
- Verschiedene Serotypen von Leptospira interrogans sensu lato, Bakterium der Gattung Leptospira [2] (aus der Gruppe der Spirochäten, nicht-sporenbildend, obligat aerob)
- Infektionsweg
- Infizierte Tiere scheiden den Erreger mit dem Urin aus → Kontamination insb. feuchter Böden → Kontamination von Wasser
- Aufnahme des Erregers über Schleimhäute, Hautläsionen, Aerosole
- Selten direkte Übertragung durch etwa Rattenbisse
- Sehr selten Mensch-zu-Mensch-Übertragung (Stillen, Geschlechtsverkehr)
- Pathogenese
Symptomatik
- Inkubationszeit
- I.d.R. 7–14 Tage
- Verlauf: Sehr variables Krankheitsbild (milde Verläufe mit grippeähnlichen Symptomen bis hin zu foudroyanten Verläufen mit Tod infolge Organversagens)
- Häufig biphasischer Verlauf
- Akutphase (Dauer bis zu 1 Woche, auch „septikämische Phase“)
- Grippeähnliche Allgemeinsymptome
- Akutes hohes Fieber
- Kopfschmerzen
- Gelenk- und Muskelschmerzen (insb. der unteren Extremität)
- Weitere mögliche Symptome
- Abdominelle Beschwerden
- Rötung der Bindehaut und anderer Schleimhäute (Hyperämie) [3]
- Masernähnliches Exanthem (Rumpf oder diffus verteilt)
- Aseptische Meningitis
- Grippeähnliche Allgemeinsymptome
- „Immunphase“ (nach 5–7 Tagen)
- Erneuter Fieberanstieg
- Häufig ausgeprägte Organbeteiligung
- Leber: Hepatitis und Ikterus (infolge intrahepatischer Cholestase)
- Nieren: Nephritis und akute Nierenschädigung
- ZNS: Lymphozytäre Meningitis, gelegentlich Meningoenzephalitis
- Herz: Peri- und Myokarditiden
- Lunge: Pulmonale Hämorrhagien
- Akutphase (Dauer bis zu 1 Woche, auch „septikämische Phase“)
- Hinweis: Die historische Bezeichnung „Morbus Weil“ umfasst einen schweren Verlauf mit der klinischen Trias aus Ikterus, Splenomegalie und Nierenversagen . Andere schwere Verläufe außerhalb dieser Trias sind möglich.
- Häufig biphasischer Verlauf
- Folgeerkrankung: Uveitis (ein- oder beidseitig) möglich (Abstand: Monate bis Jahre)
Diagnostik
- Stufendiagnostik: ELISA, zur Bestätigung Mikroagglutinationstest [4]
- Methoden
- Serologie
- ELISA
- Nachweis spezifischer Antikörper gegen Leptospiren
- Frühzeitige Diagnosestellung möglich (5–7 Tage nach Beginn der Erkrankung)
- Mikroagglutinationstest (MAT)
- Goldstandard in der serologischen Diagnostik
- Durchführung
- Verdünntes Patientenserum wird mit lebenden Leptospirenstämmen des Labors versetzt
- Sind im Serum Antikörper gegen Leptospiren vorhanden, bilden sich Antigen-Antikörper-Agglutinate, die mikroskopisch nachweisbar sind
- Positiver Befund: Titer ≥ 1:100
- Akute Infektion
- Nachweis eines Antikörpertiter-Anstiegs (mind. um den Faktor 4) bei wiederholten Untersuchungen (Abstand: 1–2 Wochen)
- Nachweis der Serokonversion
- Abgelaufene Infektion: Antikörper teilweise über Jahre persistierend
- ELISA
- Erregernachweis
- Serologie
Therapie
Antibiotische Therapie [5]
- Frühzeitiger Therapiebeginn bei klinischem Verdacht
-
Doxycyclin
- In reduzierter Dosierung Mittel der Wahl bei leichten Verläufen
- Penicillin G
- Ceftriaxon
- Cefotaxim
- Eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion wurde bei Antibiotika-Therapie (insb. mit Penicillin) wiederholt beschrieben; die Inzidenz ist unbekannt [5]
Sonstiges
- Therapie-Eskalation bei Auftreten von Komplikationen
- Supportive Therapie nach Bedarf (Hämodialyse, Beatmung)
Prognose
- Bis zu 90% der Infektionen verlaufen mit geringer Symptomatik bzw. subklinisch
- Häufig selbstlimitierender Verlauf
- Schwere Verläufe mit Letalität von bis zu 20%
Prävention
- Risikoberufsgruppen: Expositionsprophylaxe durch Schutzmaßnahmen (wasserdichte Kleidung, Handschuhe, Schutzbrille)
- Kein Kontakt von Wunden mit möglicherweise kontaminiertem Wasser
- Bei Erkrankten keine Isolationsmaßnahmen notwendig
- Keine nachgewiesene Wirksamkeit einer antibiotischen Präexpositionsprophylaxe [6]
- Tiere: Impfung von Hunden (bi- bzw. tetravalenter Impfstoff)
Meldepflicht
- Labormeldepflicht nach § 7 IfSG
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
Meditricks
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- A27.-: Leptospirose
- A27.0: Leptospirosis icterohaemorrhagica [Weil-Krankheit]
- Leptospirose durch Leptospira interrogans serovar icterohaemorrhagiae
- A27.8: Sonstige Formen der Leptospirose
- A27.9: Leptospirose, nicht näher bezeichnet
- A27.0: Leptospirosis icterohaemorrhagica [Weil-Krankheit]
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.