Zusammenfassung
Die Gabe von Infusionen ist ein wesentlicher Bestandteil stationärer und ambulanter Behandlungen jeglicher Fachrichtungen. Im Gegensatz zu Injektionen wird hier eine Flüssigkeit über einen längeren Zeitraum appliziert. Dies dient insb. dem Ausgleich von Flüssigkeits- und/oder Volumendefiziten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Anwendungsgebiete, bspw. die Gabe von Infusionen als Trägerlösung für Medikamente. Typische Indikationen für die intravasale Volumentherapie sind z.B. die Hypovolämie beim hämorrhagischen Schock oder die Dehydratation bei reduzierter enteraler Resorption. Die Hauptaufgaben der Pflege liegen in der Vorbereitung der Infusionslösungen, dem Anschließen und Überwachen der Infusionstherapie sowie in der Dokumentation der Maßnahmen. Auch das regelmäßige Wechseln der Infusionssysteme sowie die Bedienung von Spritzenpumpen und Infusomaten gehören zu den pflegerischen Tätigkeiten. Eine Sonderstellung in der Infusionstherapie nehmen die Transfusionen und die parenterale Ernährung ein.
Infusionslösungen und Zubehör
Infusionslösungen
- Kristalloide Infusionslösungen
- Kolloidale Infusionslösungen
- i.v. Antibiotikatherapie: Fertiginfusionslösung oder Lösungen zum Anmischen
- Medikamenteninfusionen
- Für weitere Informationen siehe auch: Infusionslösungen
Insb. bei hypo- und hypertonen Infusionslösungen sollte auf den richtigen Zugangsweg (periphere und/oder zentralvenöse Gabe) geachtet werden!
Infusionsbehälter
- Kunststoffflaschen
- Verschiedene Größen von 50 mL bis 1.000 mL
- Haben meist 2 Einstichstellen
- Kunststoffbeutel
- Verschiedene Größen von 50 mL bis 3.000 mL
- Haben meist 2 Einstichstellen
- Mehrkammerbeutel
- Glasflaschen
- Verschiedene Größen von 50 mL bis 500 mL
- Nur eine Einstichstelle: Gummiseptum mit Verschlusskappe
Arten der Applikation
Infusionszubehör
- Infusionsbesteck : Typischerweise mit
- Tropfkammer
- Rollenklemme
- Luer-Lock- Anschluss
- Ggf. Rücklaufventil im Luer-Lock-Anschluss
- Einstichdorn mit bakterienundurchlässigem Luftfilter
- Tropfenzähler
-
Infusomat
- Infusomat-Leitungen
- Infusionsständer
- Druckinfusionsmanschette
-
3-Wege-Hahn
- Mit oder ohne Leitungsstück
- Hahnbank
- Zusatzleitungen („Heidelberger Verlängerung“)
- Verschlussstopfen
- Y-Stück
- Spritzenpumpe mit Spritze und Leitungen
Funktionsweise von 3-Wege-Hähnen
- Definition: Adapterstück mit 3 Konnektoranschlüssen (Luer-Lock-Anschlüsse) und einem Drehventil, das zwischen den PVK bzw. ZVK und der Infusionsleitung eingefügt werden kann
- Bestandteile
- 3 Luer-Lock-Anschlüsse
- Drehventil: Mit 3 Ventilarmen (auf denen Pfeile die Richtung der Öffnung anzeigen)
- Formen
- 3-Wege-Hahn ohne Leitungsstück
- 3-Wege-Hahn mit Leitungsstück
- Hahnbank: Mehrere hintereinandergeschaltete 3-Wege-Hähne
- Funktionen
- Öffnen/Schließen eines Anschlusses: Durch Drehen des Ventils
- Anschluss geöffnet: Ventilarm zeigt in Richtung des Anschlusses
- Anschluss geschlossen: Ventilarm steht im 90°-Winkel zum Anschluss
- Mögliche Stellungen
- Alle Anschlüsse geöffnet: Alle Ventilarme zeigen in Richtung der Anschlüsse
- 2 Anschlüsse geöffnet : Gegenüberliegende Ventilarme zeigen in Richtung der Anschlüsse, 3. Ventilarm steht in entgegengesetzter Richtung zum seitlichen Anschluss
- Alle Anschlüsse geschlossen: Theoretisch durch 45°-Stellung der Ventilarme zu den Anschlüssen möglich
- Öffnen/Schließen eines Anschlusses: Durch Drehen des Ventils
Infusionslösungen vorbereiten
Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen
- Vorbereitung und Gabe nach ärztlicher Anordnung
- Anwendung der 6-R-Regel
- Haltbarkeit der Materialien und insb. der Wirkstoffe überprüfen
- Ampullen/Behälter auf Unversehrtheit kontrollieren
- Max. 60 min vor Applikation vorbereiten
- Hygienisches Arbeiten, insb. Wahrung der Sterilität
- Dokumentation der Maßnahme im Anschluss
Aufziehen aus Glasampulle
I.d.R. wird das Medikament aus der Glasampulle in eine Kurzinfusion gespritzt. Dann werden ggf. weitere Materialien benötigt, siehe auch: Herstellung einer Kurzinfusionslösung mit Wirkstoff.
- Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen beachten!
-
Hände und benötigte Flächen desinfizieren, Material bereitlegen
- Glasampulle
- Tupfer
- Aufziehkanüle und Spritze
- Sicherheits-/Kanülenabwurfbehälter
- Ggf. Ampullensäge/-feile
- Medikamentenetikett / wischfester Stift
- Unsterile Handschuhe anziehen
- Zunächst evtl. Wirkstoffansammlungen aus dem Ampullenkopf zurück in den Ampullenkörper befördern
- Durch vorsichtiges Beklopfen der Ampulle oder „kreiseln“
- Einen Tupfer zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und damit den Ampullenhals umgreifen
- Ampullenhals entgegen der markierten Sollbruchstelle abbrechen
- Ampullenkopf mit dem Tupfer in den Abwurf entsorgen
- Auf Glassplitter achten
- Aufziehkanüle und geeignete Spritze hygienisch einwandfrei zusammenstecken
- Wirkstoff mit Spritze und Aufziehkanüle aufziehen
- Aufziehkanüle von der Spritze entfernen
- Spritze mit Stöpsel bis zur Applikation verschließen und ggf. kennzeichnen oder
- Neue Aufziehkanüle anstecken, Medikament in Kurzinfusion spritzen und diese dann beschriften
- Ggf. Handschuhe ausziehen, Hände und benutzte Flächen desinfizieren, ggf. nicht-genutzte Materialien aufräumen
Sollte der gesamte Ampullenhals zersplittern oder Glassplitter in den Ampullenkörper gelangen und damit den Wirkstoff verunreinigen, muss das gesamte Medikament verworfen werden!
Aufziehen aus Stechampulle
Wird das Medikament in eine Kurzinfusion gespritzt, werden ggf. weitere Materialien benötigt; siehe auch: Herstellung einer Kurzinfusionslösung mit Wirkstoff.
- Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen beachten!
-
Hände und benötigte Flächen desinfizieren, Material bereitlegen
- Stechampulle
- Desinfektionsspray
- Aufziehkanüle und Spritze
- Medikamentenetikett / wischfester Stift
- Unsterile Handschuhe anziehen
- Schutzkappe von der Gummimembran lösen
- Gummimembran mit Desinfektionsspray benetzen
- Aufziehkanüle und Spritze hygienisch einwandfrei zusammenstecken
- Aufziehkanüle durch die Gummimembran stechen
- Stechampulle „auf den Kopf“ drehen, Gummimembran zeigt nach unten
- Medikament in der benötigten Menge aufziehen
- Stechampulle abstellen und Aufziehkanüle herausziehen
- Aufziehkanüle von der Spritze entfernen
- Spritze mit Stöpsel bis zur Applikation verschließen und ggf. kennzeichnen oder
- Neue Aufziehkanüle anstecken, Medikament in Kurzinfusion spritzen und diese dann beschriften
- Ggf. Handschuhe ausziehen, Hände und benutzte Flächen desinfizieren, ggf. nicht-genutzte Materialien aufräumen
Weitere Hinweise zur erleichterten Entnahme
- Zuvor Luft in der gleichen Menge wie das Medikament in die Spritze aufziehen
- Im Wechsel: Luft in die Stechampulle spritzen und Medikament aufziehen
- Ein leichter Überdruck durch die Luft erleichtert die Entnahme und verhindert einen Unterdruck in der Ampulle
- Mehrfachverwendung nur, wenn durch den Hersteller angegeben , unbedingt Datum und Uhrzeit der Erstentnahme auf Stechampulle vermerken
- Bei Mehrfachverwendung spezielle Entnahmekanüle für Mehrfachentnahmen nutzen
Pflegerische Infusionstherapie: Auflösen von Trockensubstanzen
Mittels Spritze
Wird das Medikament in eine Kurzinfusion gespritzt, werden ggf. weitere Materialien benötigt; siehe auch: Herstellung einer Kurzinfusionslösung mit Wirkstoff.
- Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen beachten!
-
Hände und benötigte Flächen desinfizieren, Material bereitlegen
- Stechampulle mit Trockensubstanz
- Geeignetes Lösungsmittel
- Aufziehkanüle und Spritze
- Medikamentenetikett / wischfester Stift
- Unsterile Handschuhe anziehen
- Aufziehkanüle und Spritze hygienisch einwandfrei zusammenstecken
- Lösungsmittel in der benötigten Menge in die Spritze aufziehen und Aufziehkanüle abwerfen
- Schutzkappe der Stechampulle mit Trockensubstanz lösen, ggf. Desinfektion der Gummimembran
- Neue Aufziehkanüle auf die Spritze aufstecken und durch die Gummimembran stechen
- Lösungsmittel in die Ampulle mit Trockensubstanz injizieren
- Ggf. Luft aspirieren
- Stechampulle kreisend bewegen, bis sich die Trockensubstanz völlig aufgelöst hat
- Stechampulle „auf den Kopf“ drehen, Gummimembran zeigt nach unten
- Medikament in der benötigten Menge aufziehen
- Stechampulle abstellen und Aufziehkanüle herausziehen
- Spritze mit Stöpsel bis zur Applikation verschließen und ggf. kennzeichnen oder
- Neue Aufziehkanüle anstecken, Medikament in Kurzinfusion spritzen und diese dann beschriften
- Ggf. Handschuhe ausziehen, Hände und benutzte Flächen desinfizieren, ggf. nicht-genutzte Materialien aufräumen
Mittels Überlaufkanüle
- Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen beachten!
-
Hände und benötigte Flächen desinfizieren, Material bereitlegen
- Stechampulle mit Trockensubstanz
- Geeignetes Lösungsmittel
- Überlaufkanüle
- Medikamentenetikett / wischfester Stift
- Unsterile Handschuhe anziehen
- Ggf. Gummimembranen der Stechampulle desinfizieren
- Überlaufkanüle zunächst in die Lösung, dann in die Trockensubstanz (mit der anderen Spitze) stechen
- Lösungsmittel in die Stechampulle mit Trockensubstanz laufen lassen
- Stechampulle kreisend bewegen, bis sich die Trockensubstanz völlig aufgelöst hat
- I.d.R. Überlaufkanüle zunächst aus der Ampulle mit dem Lösungsmittel entfernen (die aufgelöste Substanz sollte sich in der Stechampulle mit der Medikamentenangabe befinden)
- Kurzinfusion vorbereiten
- Kennzeichnen der Stechampulle
- Ggf. Handschuhe ausziehen, Hände und benutzte Flächen desinfizieren, ggf. nicht-genutzte Materialien aufräumen
Herstellung einer Kurzinfusionslösung mit Wirkstoff
- Pflegerische Hinweise zur Vorbereitung von Infusionen beachten!
- Ggf. bei Glasflaschen Desinfektion der Gummimembran
- Zuvor in eine Spritze aufgezogene Wirkstoffe in Infusionslösung mit geringem Volumen applizieren (bei Plastikbehältern über zweite Gummimembran des Infusionsbehältnisses)
- Kennzeichnung der Kurzinfusion mit Wirkstoff und Dosierung sowie Datum, Uhrzeit und Name der durchführenden Person
- Weiteres Vorgehen, siehe: Pflegerische Durchführung der Infusionstherapie
Medikamenteninfusionen und i.v. Antibiotika dürfen max. 60 min vor der Applikation vorbereitet werden!
Vorbereitung intravenöser Antibiotika
- „Ready-to-Use“-Infusionslösungen
- Weiteres Vorgehen, siehe: Pflegerische Durchführung der Infusionstherapie
- Antibiotika aus Trockensubstanz und Lösungsmittel zum Anmischen
- Auf richtiges Lösungsmittel achten
- Infusion nicht >1 h vorher vorbereiten
- Mindestlaufdauer nach Herstellerangaben beachten
- Siehe auch: Pflege bei Antibiotikatherapie, Pflegerische Infusionstherapie: Auflösen von Trockensubstanzen
Die erstmalige Antibiotikagabe ist i.d.R. Aufgabe des ärztlichen Personals; beachte hausinterne Standards!
Durchführung der Infusionstherapie
Grundsätzliches
- Überwachung jeder Infusionstherapie hinsichtlich des Volumenstatus der Patient:innen und auf Komplikationen
- Hautturgor
- Ödeme
- Urinausscheidung
- Hinweise auf ein Lungenödem
- Weitere Informationen, siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Komplikationen bei Infusionstherapien, AMBOSS-Pflegewissen: Periphere Venenverweilkanüle - Verbandswechsel
- Kurzinfusionen sollten vollständig verabreicht werden
- Maximale Gesamtinfusionsdauer beachten
- Dokumentation des Infusionsbeginns, der Applikationsdauer und ggf. der Applikationspausen
Die Indikation zur weiteren Infusionstherapie sollte regelmäßig überprüft und bei Auffälligkeiten das ärztliche Personal informiert werden!
Benötigte Materialien zum Anschließen einer Infusion
- Infusionslösung : Immer auf ungewöhnliche Farbe bzw. Trübung, Risse oder Lecks untersuchen, Verfallsdatum prüfen
- Infusionsbesteck
- Ggf. 3-Wege-Hahn (mit oder ohne Leitungsstück)
- Handschuhe
- Handdesinfektionsmittel
- Spritze mit Anspülflüssigkeit
- Ggf. Sprühdesinfektionsmittel
Durchführung
Entlüften der Infusionsleitung
Jede Infusionsleitung muss vor Gebrauch entlüftet werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer Luftembolie! Hygienisch korrektes, streng aseptisches Arbeiten ist bei invasiven Maßnahmen besonders relevant. Bei Unsicherheiten sollten potenziell kontaminierte Materialien ggf. verworfen werden.
- Hände und benötigte Flächen desinfizieren, ggf. unsterile Handschuhe anziehen
- Materialien auf Haltbarkeitsdaten sowie Auffälligkeiten (z.B. Trübung, Farbveränderungen, Lecks) prüfen und 6-R-Regel durchführen
- Verschluss von der Einstichstelle der Infusion entfernen und ggf. bei Glasflaschen nach hausinternen Standards den Gummi desinfizieren
- Infusionsbesteck aus der Verpackung nehmen und Rollenklemme zudrehen, Sicherheitskappe vom Einstichdorn abziehen
- Einstichdorn durch die Gummimembran in die Infusion einstechen
- Infusionsbehälter an den Infusionsständer hängen
- Tropfenkammer 2–3× zusammendrücken, sodass diese mit der Infusionslösung gefüllt wird
- Bei Glasbehältern: Luftventil öffnen , dann die Rollenklemme aufdrehen und die gesamte Infusionsleitung mit Infusionslösung füllen
- Rollenklemme schließen, sobald gesamte Infusionsleitung luftfrei und mit Infusionslösung gefüllt ist
- Unsterile Handschuhe ausziehen, Hände und benutzte Flächen desinfizieren
- Ggf. Infusionsflüssigkeit mit Datum, Uhrzeit und Namen der durchführenden Person kennzeichnen
- Ggf. Tropfgeschwindigkeit berechnen
Jede Infusionsleitung muss vor Gebrauch entlüftet werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer Luftembolie!
Infusionen jeglicher Art und Injektionen sollten unmittelbar vor dem Verabreichen vorbereitet werden!
Tropfgeschwindigkeit berechnen
Tropfen werden in der Einheit „Guttae (gtt)“ angegeben (1 Tropfen = 1 Gutta, gtt). Bei einem normalen System entsprechen 20 Tropfen ca. 1 mL. Um die Angaben in Sekunden (s) zu erhalten, müssen Tropfen/min durch 60 s/min geteilt werden.
Tropfen/min = (Infusionsmenge [mL] × 20 Tropfen/mL) ÷ (Infusionsdauer [h] × 60 min/h)
- Beispiel 1: Eine Infusion von 1 L soll über ein normales System über einen Zeitraum von 4 h infundiert werden. Es werden Tropfen pro Sekunde benötigt.
- Tropfen/min = (1.000 mL × 20 Tropfen/mL) ÷ (4 h × 60 min/h) = 2.0000 Tropfen ÷ 240 min = ∼83,3 Tropfen/min
- Tropfen/s = 83,3 Tropfen/min ÷ 60 s/min = ∼1,4 Tropfen/s
- Beispiel 2: 500 mL Infusion soll mit ca. 1 Tropfen/s tropfen. Wie lange läuft die Infusion in Stunden?
- 1 Tropfen/s × 60 s/min = 60 Tropfen/min
- Infusionsdauer [h] = [(Infusionsmenge [mL] × 20 Tropfen/min) ÷ Tropfen/min] ÷ 60 min/h
- h = [(500 mL × 20 Tropfen/mL) ÷ 60 Tropfen/min] ÷ 60 min/h = (10.000 Tropfen ÷ 60 Tropfen/min) ÷ 60 min/h = 166,66 min ÷ 60 min/h = ∼ 2,77 h = 2¾ h
Anschließen der Infusion an eine PVK
- Patientenvorbereitung
- Hände desinfizieren, unsterile Handschuhe anziehen
- Einstichstelle der PVK auf Auffälligkeiten überprüfen
- Bei Auffälligkeiten: Ärztliches Personal informieren, ggf. in Rücksprache Zugang entfernen und neuen legen (lassen)
- Ggf. keimarme Zellstofftupfer / (sterile) Kompressen unter den Luer-Lock-Anschluss des PVK legen
- Ggf. mit 2 Fingern die in der Vene liegende Kunststoffkanüle „zudrücken“
- Mit der anderen Hand Verschlussstopfen des PVK vom Luer-Lock-Anschluss lösen und ggf. das Ende der PVK desinfizieren
- CAVE: Es darf kein Desinfektionsmittel in das Lumen der PVK gelangen!
- Verschlusskappe vom Ende der Infusionslösung entfernen
- Luer-Lock-Anschluss der Infusionsleitung an den PVK schrauben
- Hand von der Vene lösen und Infusion in der gewünschten Tropfgeschwindigkeit aufdrehen
- Erfolgsprüfung
- Infusion läuft/tropft in der gewünschten Geschwindigkeit
- Keine Schmerzen, kein „Brennen“, keine Schwellung an der Einstichstelle bzw. in unmittelbarer Nähe der Vene
- Unsterile Handschuhe ausziehen, Hände desinfizieren
- Patient:in darauf hinweisen, sich bei Schmerzen, Schwellung, anderen Ungewöhnlichkeiten oder nach Durchlaufen der Infusion zu melden, Patientenrufanlage in Reichweite legen
- Dokumentation der Maßnahmen
Eine (hygienisch) einfachere und korrektere Handhabung ist mit verlängerten 3-Wege-Hähnen möglich! Daher sollten alle Patient:innen, bei denen es möglich ist, diesen Anschluss haben! Dieser muss jedoch auch regelmäßig nach Herstellerangaben gewechselt werden!
Checkliste für eine nicht-laufende Infusion
-
Infusion auf korrekte Handhabung überprüfen
- Ist Rollenklemme geöffnet?
- Ist Infusion geknickt bzw. eingeklemmt? Liegt Patient:in auf dem Schlauch bzw. dem Katheter?
- 3-Wege-Hähne offen?
- Klemme am ZVK offen?
-
PVK-/ZVK-Schenkel auf Durchlässigkeit prüfen
- Ggf. Position der Extremität bzw. der Patient:innen verändern, Position der PVK verändern
- Aspirieren, ggf. spülen
Anspülen einer PVK
Prinzipiell sollte jeder periphere Venenverweilkatheter vor dem Anschluss einer Infusionslösung gespült werden, um die Funktion und die intravasale Lage zu testen. Ist in einem Zeitraum von bis zu 24 h keine Infusion an den Zugang angeschlossen worden, sollte der PVK vorsichtig wieder gespült werden. Ab einem Zeitraum von >24 h sollte die Indikation des PVK überprüft und bei Bedarf ein neuer gelegt werden. So können das Thrombose- und Infektionsrisiko gesenkt sowie Paravasate verhindert werden. Nach einer Medikamentengabe über den PVK sollte dieser mit einer geeigneten Lösung nachgespült werden.
- Spritze mit 10 mL NaCl 0,9%
- Spritze entlüften
- Aufsetzen der Spritze an den PVK
- Zunächst langsam und mit vorsichtigem Druck auf den Spritzenkolben spülen
- Flüssigkeit sollte leicht und ohne großen Druck spritzbar sein
- PVK lässt sich leicht anspülen → Restlichen Spritzeninhalt in mehreren kleinen Dosen mit etwas mehr Druck spritze
- PVK lässt sich nicht oder nur mit Druck anspülen → PVK sicherheitshalber entfernen und neuen Zugang legen
Werden Katheter mit zu hohem Druck angespült, können Blutgerinnsel losgelöst werden und insb. kleinere venöse Gefäße platzen!
Wechsel der Infusionssysteme
Hausinterne Standards und Herstellerhinweise sollten immer beachtet werden!
- Bei kristalloiden/kolloidalen Infusionslösungen: I.d.R. alle 96 h
- Bei Blut und Blutprodukten: Alle 6 h
- Bei lipidhaltigen Lösungen : Spätestens nach 24 h
Vor jedem Gebrauch muss die Infusionsleitung entlüftet werden. Ansonsten besteht die Gefahr einer Luftembolie!
Entfernen/Abstecken der Infusion
- Hände desinfizieren, unsterile Handschuhe anziehen
- Bei Antibiotika- und Medikamenteninfusionen: Unbedingt darauf achten, dass keine Restmengen in dem Infusionsbehälter verbleiben , ggf. kristalloide Infusionslösung zum Nachspülen anhängen
- Rollenklemme schließen
- Ggf. Tupfer unter den Luer-Lock-Anschluss des PVK legen
- Ggf. mit 2 Fingern die in der Vene liegende Kunststoffkanüle „zudrücken“ und mit der anderen Hand die Infusionsleitung vom Luer-Lock-Anschluss lösen
- Verschlussstopfen auf den Luer-Lock-Anschluss des PVK drehen
- PVK ggf. entfernen, siehe auch: Entfernen eines PVK
Ist keine Infusionstherapie mehr nötig, sollte die Indikation zum Belassen des PVK überprüft und Rücksprache mit dem zuständigen ärztlichen Personal gehalten werden!
Pflegerischer Umgang mit ZVK
Allgemeines
- Definition: Venöser Katheter, der bis kurz vor den rechten Vorhof in die obere oder untere Hohlvene vorgeschoben wird
- Lumenmanagement
- Siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Zentraler Venenkatheter - Verbandswechsel
Anschluss einer Infusionslösung an einen ZVK
-
Desinfektion: Gründliche Sprühdesinfektion des verwendeten Schenkels
- CAVE: Nicht in das Lumen sprühen! Es darf kein Desinfektionsmittel in das Lumen des ZVK-Schenkels gelangen!
- Abklemmen des Schenkels via Klemme
- Verschluss entfernen
- Ansetzen einer Spritze mit 10–20 mL NaCl 0,9%
- Klemme öffnen und spülen
- Abklemmen und Spritze entfernen
- Infusion anschließen
- Klemme öffnen und Infusion in gewünschter Tropfgeschwindigkeit infundieren
Abstecken bzw. Wechsel einer Infusionslösung von einem ZVK
- Ggf. kristalloide Infusionslösung zum Spülen anschließen
- Rollklemme an der Infusionsleitung schließen
- Klemme am ZVK schließen
- Infusion abstecken
-
Desinfektion: Gründliche Sprühdesinfektion des verwendeten Schenkels
- CAVE: Es darf kein Desinfektionsmittel in das Lumen des ZVK-Schenkels gelangen!
- Ggf. nach Medikamentengabe und keiner vorherigen Spülung: Ansetzen einer Spritze mit 10–20 mL NaCl 0,9%
- Klemme öffnen und spülen
- Klemme am ZVK-Schenkel schließen
- Neue Infusion bzw. Verschlusskappe anschließen
- Bei neuer Infusion: Klemme öffnen und Infusion in gewünschter Tropfgeschwindigkeit infundieren
I.d.R. sollten die ZVK-Schenkel dauerhaft genutzt werden, um einen Verschluss des Lumens zu vermeiden! Meist wird dafür eine kristalloide Infusionslösung ohne Medikament in niedriger Dosis (bspw. 20 mL/h) verabreicht!
Blutentnahme aus ZVK
Blutentnahmen aus ZVKs sollten möglichst selten durchgeführt werden, da Blutentnahmen das Risiko der Thrombosierung und damit ein Verstopfen des Schenkels erhöhen.
Material
- Medizinische Unterlage
- Desinfektionsmittel
- Spritze zur Probeaspiration (5–10 mL)
- Spritze mit 10–20 mL NaCl 0,9%
- Blutentnahmeröhrchen
- Adapterstücke für Blutentnahmeröhrchen
- Sterile Tupfer
Durchführung
- Auswahl des geeigneten Schenkels
- Abklemmen des Schenkels via Klemme
- Verschluss entfernen
-
Desinfektion: Gründliche Sprühdesinfektion des verwendeten Schenkels
- CAVE: Es darf kein Desinfektionsmittel in das Lumen des ZVK-Schenkels gelangen!
- Ansetzen einer Spritze (5–10 mL)
- Lösen der Klemme und Probeaspiration von ca. 5 mL Blut
- Klemme schließen
- Ggf. Adapter und Blutentnahmeröhrchen bzw. BGA-Spritze aufsetzen
- Lösen der Klemme und Beginn der Blutentnahme
- Klemme schließen
- Wenn gewünschte Menge Blut entnommen wurde: Ansetzen einer Spritze mit 10–20 mL NaCl 0,9%
- Klemme öffnen und spülen
- Abklemmen und erneute gründliche Sprühdesinfektion
- Neuen Verschluss aufsetzen bzw. Infusion wieder anschließen
Häufige Blutentnahmen aus dem ZVK erhöhen das Infektions- und Thromboserisiko!
Nach jeder Blutentnahme oder Infusionstherapie muss mit Kochsalzlösung nachgespült werden!
Vor und nach jeder Manipulation sollte eine gründliche Sprühdesinfektion des verwendeten Schenkels erfolgen!
Komplikationen bei Infusionstherapien
Bei jeder Applikation von Infusionslösungen kann es zu Komplikationen kommen. Die Infusionstherapie sollte dann umgehend gestoppt und das ärztliche Personal informiert werden.
- Infusionslösung läuft/tropft nicht ein
- Dislokation des PVK/ZVK
- Thrombotisches Material im Katheter, siehe auch: Katheterassoziierte Thrombose
- Paravasation
- Schmerzen
- Allergische Reaktion: Insb. bei Antibiotika, Medikamenten oder Eisenpräparaten
- Infektionen
- Infektionen an der Einstichstelle
- Thrombophlebitis
- Katheterassoziierte Infektionen
- Katheterassoziierte Sepsis
- Transfusionszwischenfälle: Siehe auch Transfusionszwischenfälle - Klinische Anwendung
Pflege bei parenteraler Ernährung
Für weitere Informationen siehe auch: Künstliche Ernährung
- Definition: Intravenöse Verabreichung einer Ernährungslösung unter Umgehung des Gastrointestinaltrakts
- Arten der parenteralen Ernährung
- Totale parenterale Ernährung
- Supplementierende parenterale Ernährung
- Infusionslösungen
- Dreikammerbeutel
- Kammer mit Aminosäuren
- Kammer mit Lipiden
- Kammer mit Glucose-/Kohlenhydratlösung
- Zweikammerbeutel
- Kammer mit Glucose-/Kohlenhydratlösung
- Kammer mit Aminosäuren
- Spurenelemente und Vitamine werden separat gegeben
- Dreikammerbeutel
- Applikationswege: Bevorzugt zentralvenöse Gabe
- Haltbarkeit und Verwendung von parenteralen Infusionslösungen
- Reine Lipidlösungen spätestens 12 h nach Anbruch verwerfen
- Lipidhaltige Mischinfusionen 24 h nach Anbruch verwerfen
- Maximal 1 h vor Applikation zubereiten
- Hygienisches An- und Abstöpseln der Infusionslösungen
- Händedesinfektion, Tragen von Handschuhen
- Desinfektion der Konnektionsstellen
- Verwendung von sterilen Luer-Lock-Verschlüssen bei Infusionspausen
- Infusionsrate
- Nach ärztlicher Anordnung
- Kurzinfusionen sollten vollständig verabreicht werden
- Maximale Gesamtinfusionsdauer beachten
- Dokumentation des Infusionsbeginns, der Applikationsdauer und ggf. der Applikationspausen
- Komplikationen
- Stoffwechselstörungen
- Hyperglykämie
- Rebound-Hypoglykämie nach Beendigung parenteraler Ernährung
- Hypertriglyceridämien, Steatosis hepatis, Cholestase
- Störungen im Vitamin-/Spurenelementhaushalt
- Elektrolytveränderungen
- Verschiebung im Säure-Basen-Haushalt
- Mundsoor und Parodontitis
- Allgemeine Risiken der Infusionstherapie, siehe auch: AMBOSS-Pflegewissen: Komplikationen bei Infusionstherapien
- Stoffwechselstörungen
Hochosmolare Infusionslösungen (≥800 mosmol/L) dürfen nicht über einen periphervenösen Zugang verabreicht werden!
Pflege bei Port
Insb. die Portpunktion ist eine ärztliche Aufgabe, die unter bestimmten Voraussetzungen an besonders geschultes Personal delegiert werden kann. I.d.R. unterstützen Pflegefachpersonen in der Vorbereitung der Portpunktion, überwachen die Infusionstherapie und achten auf Komplikationen.
- Portpunktion : Siehe auch Portkatheter - Klinische Anwendung
- Allgemeine Pflegemaßnahmen
- Einhalten der aseptischen Arbeitsweise
- Blutentnahmen nur nach strenger Indikationsstellung
- Verwendung von mind. 10-mL-Spritzen
- Auffälligkeiten am Port (bspw. Anzeichen einer Infektion) umgehend dem ärztlichen Personal melden
- Schutz des Ports
- Dokumentation im Portpass
- Komplikationen
- Portinfektion
- Portdysfunktion
- Materialprobleme
- Dislokation des Katheters oder der Portkammer
- Diskonnektion des Katheters von der Portkammer
- Abknicken oder Bruch des Katheters
Insb. die Portpunktion ist eine ärztliche Aufgabe, die nur an geschultes Pflegefachpersonal mit Weiterbildung und Erfahrung delegierbar ist!
Bei jeglichen Auffälligkeiten (bspw. Anzeichen einer Infektion) muss umgehend das ärztliche Personal informiert werden!
Pflege bei Transfusionen
Für weitere Informationen zu Transfusionen siehe auch:
- Transfusionen
- Transfusion von Erythrozytenkonzentraten - AMBOSS-SOP
- Transfusion von Plasmakonzentraten - AMBOSS-SOP
- Transfusion von Thrombozytenkonzentraten - AMBOSS-SOP
- Massivtransfusion - AMBOSS-SOP
Pflegerische Aufgaben bei Transfusionen
- Beteiligung an der Sicherheitsüberprüfung
- Ggf. Erwärmen der Transfusionskonzentrate in dafür zugelassenen Geräten
- Engmaschige Kontrolle der Vitalparameter
- Kontrolle des Transfusionssystems und der Einstichstelle
- Auf Hautreaktionen achten
- Aufbewahrung der leeren Konservenbeutel und des Infusionsbestecks für 24 h
Fehler oder Verwechslungen bei der Verabreichung von Transfusionen können lebensbedrohliche Konsequenzen für die Patient:innen haben! Die Verabreichung erfordert die volle Aufmerksamkeit aller Beteiligten!
Nicht-delegierbare ärztliche Tätigkeiten im Rahmen der Transfusionstherapie
- Indikationsstellung für Transfusionstherapie
- Zuordnung der Transfusionen zu den jeweiligen Patient:innen
- Bedside-Test
- Kontrolle von Papieren und Befunden, Dokumentation der ärztlich durchgeführten Tätigkeiten
- Anschließen der Transfusionskonzentrate und Starten der Transfusion
- Überwachung der Patient:innen in den ersten 5–10 Minuten
- Auf Folgeinfusionen umstecken (nur delegierbar auf Intensivstationen, wenn geschultes ärztliches Personal in unmittelbarer Nähe ist)
Die Transfusion von Blutprodukten ist eine ärztliche Aufgabe und darf nicht an pflegerisches Fachpersonal delegiert werden!