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Zahnerkrankungen

Letzte Aktualisierung: 18.12.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Zahnkaries ist eine fortschreitende Zerstörung der Hartsubstanzen, nachdem der Zahnschmelz durch säurebildende Bakterien in der Zahnplaque geschädigt wurde. Zu den Symptomen gehören Zahnschmerzen und ggf. Mundgeruch. Die Diagnose erfolgt meist klinisch und kann durch bildgebende Verfahren ergänzt werden (bspw. Röntgen). Die Therapie beinhaltet häufig die Entfernung der Karies und die Zahnrestauration.

Parodontalerkrankungen umfassen verschiedene entzündliche Erkrankungen wie Gingivitis, Parodontitis, Perikoronitis und die akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis, die die zahnumgebenden Strukturen wie das Zahnfleisch (Gingiva), das parodontale Ligament und/oder den Alveolarknochen betreffen. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und umfasst oft Maßnahmen zur Mundhygiene, topische Antiseptika, systemische Antibiotika und/oder Zahnsteinentfernung.

Zahnabszesse können durch Infektionen und/oder Verletzungen der Zahnpulpa und/oder des Parodontalgewebes entstehen und breiten sich oft lokal aus. Symptome sind Zahnschmerzen, Zahnfleischschwellung und -rötung sowie eitriger Ausfluss. Anzeichen für eine regionale oder systemische Ausbreitung, was eine dringende Therapie erfordert, sind Dysphagie, Gesichtserythem und Fieber. Die Therapie kann eine Inzision mit Drainage, Zahnextraktion und Antibiotika beinhalten.

Zu Zahnverletzungen gehören Zahnavulsion (vollständiges Herauslösen aus der Alveole), Subluxation und Luxation des Zahns, Verletzung des parodontalen Ligaments und Zahnfraktur. Die Therapie hängt von Art und Ausmaß der Verletzung ab und kann aus manueller Replantation oder Reposition, Zahnschienen, Antibiotika, Wurzelbehandlung und Zahnrestauration bestehen.

Als Malokklusion wird eine Abweichung von der idealen Zahnstellung bezeichnet, die den Zahnkontakt beim Zubeißen beeinträchtigt. Sie ist i.d.R. asymptomatisch, kann aber in ausgeprägten Fällen Symptome verursachen. Die Therapie umfasst eine kieferorthopädische Korrektur und eine Repositionierung des Kiefers.

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Zahnkariestoggle arrow icon

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Parodontalerkrankungentoggle arrow icon

Zu den Parodontalerkrankungen zählen verschiedene entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparats (inkl. Zahnfleisch, parodontales Ligament und Alveolarknochen)! [3][8]

Ätiologie [8][9][10]

Erkrankungsspektrum [3][8][9][11]

  • Gingivitis: Reversible Entzündung des Zahnfleisches
    • Symptomatik
      • Zahnfleischschwellung und -rötung
      • Blutungen beim Zähneputzen oder bei der Anwendung von Zahnseide bzw. Interdentalbürsten
    • Therapie
  • Parodontitis: Irreversible entzündliche Erkrankung von Zahnfleisch, parodontalem Ligament und/oder Alveolarknochen
  • Perikoronitis: Entzündung und/oder Infektion des Zahnfleisches an der Stelle des Zahndurchbruchs [12][13]
    • Symptomatik: Schmerzen und lokale Zahnfleischschwellung, typischerweise im Bereich des dritten unteren Molaren
    • Therapie
      • Milde Erkrankung: Antibakterielle Mundspülung mit Chlorhexidin oder Wasserstoffperoxid [9][11]
      • Schwere Erkrankung: Systemische Antibiotikatherapie mit Penicillin oder Clindamycin [3][11]
      • Alle Patient:innen: Lokales Débridement und ggf. Zahnextraktion
  • Akute nekrotisierende ulzerierende Gingivitis (ANUG): Polymikrobielle Zahnfleischinfektion mit Nekrose

Red Flags bei Zahninfektionen [9][13]

Bestehen parodontale Schmerzen oder Blutungen,sollte eine angemessene supportive Therapie bei Zahnerkrankungen erfolgen!

Im Falle von Red Flags bei Zahninfektionen sollten systemische Antibiotika erwogen werden und eine sofortige Überweisung zur chirurgischen Behandlung einer möglichen tiefen Halsinfektion erfolgen!

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Zahnabszesstoggle arrow icon

Überblick

  • Definition: Ansammlung eitriger Flüssigkeit innerhalb der Zahnpulpa oder des parodontalen Gewebes [13]
  • Ätiologie [13]
    • Zahnkaries
    • Unzureichende Mundhygiene
    • Trauma
    • Erfolglose Wurzelkanalbehandlung
  • Klassifikation [3]

Parodontalabszesse entstehen im parodontalen Gewebe, wobei der Zahn selbst gesund sein kann. Im Gegensatz dazu entstehen periapikale Abszesse in der Zahnpulpa und betreffen immer auch den Zahn!

Zahninfektionen können sich lokal auf das Zahnfleisch, den Alveolarknochen und die regionalen Strukturen (inkl. tiefe Halsräume) ausbreiten!

Symptomatik

  • Starke Schmerzen, i.d.R. Druckschmerz
  • Schwellung und Erythem der umliegenden Schleimhaut
  • Eitriger Ausfluss aus dem Zahnfleischrand
  • Betroffener Zahn kann verfärbt sein und/oder Zahnschmelzdefekte aufweisen

Diagnostik [11][13]

Therapie [11][12][13]

Zahnabszesse müssen immer mit Inzision und Drainage behandelt werden, eine alleinige Antibiotikatherapie reicht nicht aus! [3][16]

Im Falle von Red Flags bei Zahninfektionen sollte ein sofortiges MKG-Konsilerfolgen!

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Zahnverletzungentoggle arrow icon

Das Notfallmanagement bei Zahnverletzungen beinhaltet die Beurteilung von Begleitverletzungen, den Erhalt der Zahnvitalität und die Infektionsprävention. Eine zahnärztliche Nachsorge ist immer erforderlich! [12]

Zahnavulsion [11][12][18]

  • Definition: Vollständiges Herauslösen eines Zahns aus der Alveole
  • Therapie
    • Schnellstmögliches Wiedereinpflanzen eines bleibenden Zahns
      1. Zahn nur an der Krone berühren, nicht an der Wurzel
      2. Grobe Verunreinigungen für 10 s mit Kochsalzlösung oder unter fließendem Leitungswasser abspülen (keine manuelle Säuberung oder Sterilisation)
      3. Zahn vorsichtig in die anatomische Position einsetzen
      4. Zahn in der richtigen Position mit Wachs oder Zahnzement schienen
      5. Antibiotikaprophylaxe (Erwachsene: Doxycyclin; Kinder <12 Jahre: Penicillin)
      6. Tetanusprophylaxe bei Bedarf
      7. Zeitnahe zahnärztliche Behandlung
    • Bei unmöglicher Wiedereinpflanzung
      • Zahn in Frischhaltefolie wickeln oder in physiologisches Aufbewahrungsmedium legen (Hanks-Salze oder orale Rehydratationslösung, alternativ Kuhmilch )
      • Sofortige zahnärztliche oder kieferchirurgische Behandlung
    • Bei unauffindbarem Zahn

Milchzähne sollten nicht wieder eingepflanzt werden! [12]

Die Avulsion eines bleibenden Zahns ist ein zahnärztlicher Notfall! Eine manuelle Replantation sollte so schnell wie möglich durchgeführtund eine dringende zahnärztliche Behandlung angeschlossen werden! [18]

Zahnluxation und -subluxation [11][12][19]

  • Definition: Teilweise oder vollständige Unterbrechung des parodontalen Ligaments, was zu Zahnbeweglichkeit führt
    • Subluxation: Zahn ist beweglich, aber in korrekter anatomischer Position
    • Luxation: Zahn befindet sich nicht mehr in korrekter anatomischer Position
  • Therapie
    • Zahn bei Bedarf vorsichtig in die anatomische Position zurückbringen
    • Zahn in der richtigen Position mit Wachs oder Zahnzement schienen
    • Supportive Therapie bei Zahnerkrankungen
    • Serielle Röntgenaufnahmen zur Beurteilung möglicher Wurzelfrakturen
    • Zeitnahe zahnärztliche Behandlung

Zahnfraktur [11][12][19]

  • Definition: Partieller oder vollständiger Kontinuitätsverlust der Zahnhartsubstanz, ggf. mit Absprengung eines Zahnteils
  • Klassifikation und Symptomatik: Zahnfrakturen können die Krone, die Wurzel und/oder den Alveolarknochen betreffen
    • Schmelzriss: Riss im Zahnschmelz ohne Beeinträchtigung der Zahnstruktur
    • Kronenfraktur
      • Ellis I (auf Schmelz begrenzt): Schmerzlos, keine Blutung
      • Ellis II (Dentin ist freigelegt): Bruchstelle erscheint gelb, keine oder minimale Blutung
      • Ellis III (Pulpa ist freigelegt): Bruchstelle erscheint rosa, Empfindlichkeit gegenüber Hitze und Kälte, mögliche Blutung
    • Wurzelfraktur: Zahn ist mobil, druckempfindlich und blutet häufig
    • Alveolarknochenfraktur: Kann zu segmentaler Verschiebung mit Bewegung mehrerer benachbarter Zähne führen
  • Bildgebende Diagnostik
  • Therapie [20]
    • Zeitnahe zahnärztliche oder MKG-chirurgische Behandlung: Dringlichkeit je nach Klassifikation
    • Supportive Therapie bei Zahnerkrankungen
    • Ggf. Zahnzement anwenden (z.B. Calciumhydroxid-Paste) bei Ellis-II- und Ellis-III-Frakturen bis zur zahnärztlichen Behandlung
    • Antibiotika i.d.R. nicht erforderlich
    • Definitive Therapie
      • Schmelzriss: I.d.R. keine spezielle Therapie der Pulpa nötig
      • Kronenfraktur
        • Ellis I und II: Restaurative Therapie mit optimaler Abdichtung der Dentinwunde
        • Ellis III
          • Bei kleinflächiger Eröffnung der Pulpa: Direkte Überkappung
          • Therapie der Wahl: (Partielle) Pulpotomie
          • Ggf. Wurzelkanalbehandlung
      • Wurzelfraktur: Schienung, möglicherweise Wurzelkanalbehandlung
      • Alveolarknochenfraktur: Repositionierung und Schienung
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Malokklusiontoggle arrow icon

  • Definition: Jede Abweichung von der idealen Zahnstellung, die zu irregulärem Kontakt zwischen den oberen und unteren Zähnen beim Schließen des Kiefers führt
  • Häufigste Formen: Engstand, vertikaler Überbiss, sagittaler Überbiss [21]
  • Symptomatik
    • I.d.R. asymptomatisch
    • In schweren Fällen
      • Beschwerden beim Beißen oder Kauen
      • Häufiges Beißen der Wangen oder der Zunge
      • Sprachprobleme
  • Therapie: Korrektur der abweichenden Zahn- und Kieferstellung durch kieferorthopädische Behandlungen
  • Prognose: Ggf. positiver Einfluss auf Zahngesundheit [22][23]

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Nicht-odontogene Ursachen von orofazialen Schmerzen [12][24]

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Supportive Therapie bei Zahnerkrankungentoggle arrow icon

Zahnschmerzen [11][25][26]

Das Auftragen von Zahnzement (Calciumhydroxid-Paste) kann Schmerzen durch einen freiliegenden Zahnnerv lindern!

Blutstillung [12][28][29]

Folgende Maßnahmen können nacheinander durchgeführt werden (bis zur ausreichenden Blutungskontrolle):

  1. Direkter Druck für 15–30 min
  2. Topische Tranexamsäure
  3. Injektion eines Lokalanästhetikums mit Adrenalin
  4. Verschluss der Blutungsquelle mit einer Naht

Bei schwieriger Blutstillung sollte an eine zugrunde liegende Gerinnungsstörung gedacht werden! [12]

Bei Therapieversagen der lokalen Maßnahmen sollten MKG und interventionelle Radiologie für eine chirurgische Therapie bzw. Embolisation konsultiert werden! [12]

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Komplikationentoggle arrow icon

Zahninfektionen sind die häufigste Ursache für tiefe Halsinfektionen! [3][11]

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • A69.1: Akute nekrotisierend-ulzeröse Gingivitis
  • K02.-: Zahnkaries
  • K04.-: Krankheiten der Pulpa und des periapikalen Gewebes
    • K04.0: Pulpitis
      • akut
      • chronisch (hyperplastisch) (ulzerös)
      • irreversibel
      • reversibel
      • o.n.A.
    • K04.1: Pulpanekrose
      • Pulpagangrän
    • K04.2: Pulpadegeneration
      • Dentikel
      • Pulpa:
        • Kalzifikation
        • Steine
    • K04.3: Abnorme Bildung von Zahnhartsubstanz in der Pulpa
      • Sekundäres oder irreguläres Dentin
    • K04.4: Akute apikale Parodontitis pulpalen Ursprungs
    • K04.5: Chronische apikale Parodontitis
    • K04.6: Periapikaler Abszess mit Fistel
    • K04.7: Periapikaler Abszess ohne Fistel
      • Abszess o.n.A.:
        • dental
        • dentoalveolar
        • periapikal
    • K04.8: Radikuläre Zyste
      • apikal (parodontal)
      • periapikal
      • residual, radikulär
      • Exklusive: Laterale parodontale Zyste (K09.0)
    • K04.9: Sonstige und nicht näher bezeichnete Krankheiten der Pulpa und des periapikalen Gewebes
  • K05.-: Gingivitis und Krankheiten des Parodonts
  • K07.-: Dentofaziale Anomalien (einschließlich fehlerhafter Okklusion)
    • Exklusive:
    • K07.0: Stärkere Anomalien der Kiefergröße
    • K07.1: Anomalien des Kiefer-Schädelbasis-Verhältnisses
    • K07.2: Anomalien des Zahnbogenverhältnisses
      • Distalbiss
      • Kreuzbiss (vorderer) (hinterer)
      • Mesialbiss
      • Offener Biss (anterior) (posterior)
      • Posteriore linguale Okklusion der Unterkieferzähne
      • Sagittale Frontzahnstufe
      • Überbiss (übermäßig):
        • horizontal
        • tief
        • vertikal
      • Verschiebung der Mittellinie des Zahnbogens
    • K07.3: Zahnstellungsanomalien
      • Diastema
      • Engstand
      • Lückenbildung, abnorm
      • Rotation
      • Transposition
      • Verlagerung
      • Impaktierte oder retinierte Zähne mit abnormer Stellung derselben oder der benachbarten Zähne
      • Exklusive: Retinierte und impaktierte Zähne ohne abnorme Stellung (K01.‑)
    • K07.4: Fehlerhafte Okklusion, nicht näher bezeichnet
    • K07.5: Funktionelle dentofaziale Anomalien
    • K07.8: Sonstige dentofaziale Anomalien
    • K07.9: Dentofaziale Anomalie, nicht näher bezeichnet
  • K08.-: Sonstige Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates
    • K08.0: Zahnverfall durch systemische Ursachen
    • K08.1: Zahnverlust durch Unfall, Extraktion oder lokalisierte parodontale Krankheit
    • K08.2: Atrophie des zahnlosen Alveolarkammes
    • K08.3: Verbliebene Zahnwurzel
    • K08.8-: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates
      • Alveolar-(Fortsatz‑)Spalte
      • Irregulärer Alveolarfortsatz
      • Vergrößerung des Alveolarkammes o.n.A.
      • Zahnschmerz o.n.A.
    • K08.81: Pathologische Zahnfraktur
    • K08.88: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Zähne und des Zahnhalteapparates
    • K08.9: Krankheit der Zähne und des Zahnhalteapparates, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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