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Morbus Dupuytren

Letzte Aktualisierung: 11.7.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Morbus Dupuytren bezeichnet eine idiopathische Fibrosierung v.a. der Palmaraponeurose. Daraus folgt ein oft beidhändiges Extensionsdefizit, was insb. die Finger IV und V betrifft. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung mit individuell unterschiedlichem Verlauf (ggf. progressiv bis hin zur Beugekontraktur der betroffenen Finger). Weltweit wird die Prävalenz auf ca. 8% beziffert. Zahlreiche Risikofaktoren können Entstehung, Schwere und Verlauf der Erkrankung begünstigen. Diskutiert werden u.a. eine familiäre Disposition sowie Vorerkrankungen, bspw. Diabetes mellitus. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Beschwerden oder Bewegungseinschränkungen können mit verschiedenen Therapieoptionen behandelt werden – allerdings sind konservative Verfahren langfristig meist wenig wirksam, sodass im Verlauf häufig auf ein chirurgisches Verfahren gewechselt wird. Durch die Pathophysiologie der Erkrankung sind Rezidive die Norm.

Ektope Manifestationen der Erkrankung sind bspw. der Morbus Ledderhose oder die Induratio penis plastica.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Generell: Genaue Ätiologie unklar [1][3][4]
  • Diskutierte Risikofaktoren
  • Dupuytren-Diathese [2][5]
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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikation nach Tubiana [6]
Stadium Extensionsdefizit der Finger II–V Abduktionsausmaß des Daumens
0 0°, keine Fibrosen >45°, keine Fibrosen
N 0°, tastbare Knötchen >45°, tastbare Knötchen
1 0°–45° 31°–45°
2 46°–90°

16°–30°

3 91°–135° 0°–15°
4 >135°
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Pathophysiologie

Die genaue Pathogenese ist unklar, kennzeichnend sind die Bildung von dysfunktionalen Myofibroblasten sowie der Umbau von Kollagen Typ I zu Typ III!

Pathoanatomie [10]

  • Phasenhafter Verlauf [3][6]
    • Proliferative Phase
      • Entstehung von Knoten
      • Keine Bewegungseinschränkung
      • Kollagen Typ III: >35%
    • Rückbildungsphase
    • Residualphase
  • Hypothese [3][7]
    • Entstehung aus faszialen Strukturen (sog. intrinsische Entstehung)
    • Befallsmuster evtl. abhängig von Belastungs- oder Bewegungsausmaß
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Symptomatiktoggle arrow icon

Morbus Dupuytren

  • Hautveränderungen
    • Hautverdickung
    • Einziehungen über der distalen Hohlhandfalte
  • Entstehung von Knoten und Strängen, meist beginnend im Bereich der Palmaraponeurose
  • Zunehmende Beugekontraktur der Fingergelenke
    • Hauptsächlich Finger IV und V betroffen
    • Häufig beidseitig
  • Schmerzen evtl. bei Irritation von Gefäßen und Nerven
  • Individuell sehr unterschiedlicher Verlauf

Ektope Manifestationen [11][12][13]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

  • Beschwerdebild
  • Vorerkrankungen und Medikation
  • Unfall oder Voroperation
  • Familienanamnese
  • Ektope Manifestation
  • Risikofaktoren, bspw. Berufsanamnese, Substanzabusus

Körperliche Untersuchung [6][14]

Morbus Dupuytren ist eine klinische Diagnose!

Apparative Diagnostik

  • Konventionelle Röntgenaufnahme
    • Präoperativ sinnvoll
    • Betroffener Finger in zwei Ebenen
  • Sonografie [16]
    • Diagnosesicherung in frühen Stadien
    • Unterstützung der Therapie
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapeutische Grundsätze [9][17]

  • Individuelles Vorgehen, abhängig bspw. von
    • Anamnese und Nebenerkrankungen
    • Zielen und Wünschen
    • Akzeptanz der funktionellen Beeinträchtigung
  • Stadienhaftes Vorgehen
  • Prognosefaktor: Dupuytren-Diathese
  • Nur symptomatische Behandlung möglich
  • Komplikationsrate steigt bei Rezidiveingriffen
  • Keine Evidenz hinsichtlich der Nachbehandlung
  • Therapiebeginn: Bei progressivem Verlauf idealerweise nicht zu spät [14]

Konservatives Vorgehen [6][14][18]

  • Orthesenbehandlung
    • Indikation: Fibrosierung ohne ausgeprägtes Extensionsdefizit
    • Vorgehen: Anpassung eines gepolsterten, druckverteilenden Handschuhs mit Fingern in Extensionsstellung
    • Prognose: Keine Aussage möglich, unklare Studienlage, kein evidenzbasiertes Vorgehen
  • Ergotherapie
    • Indikation: Fibrosierung ohne ausgeprägtes Extensionsdefizit und postoperativ
    • Vorgehen: Meist in Kombination mit Orthesenbehandlung
    • Prognose: Keine Aussage möglich, unklare Studienlage, kein evidenzbasiertes Vorgehen
  • Medikamentöse Behandlung
    • Indikation: Fibrosierung ohne ausgeprägtes Extensionsdefizit
    • Vorgehen: Unterschiedliche Versuche, bspw. mit Corticosteroid-Injektion oder Vitamin-E-Gabe
    • Prognose: Keine Aussage möglich, unklare Studienlage, kein evidenzbasiertes Vorgehen
  • Strahlentherapie [19]
    • Indikation: Fibrosierung oder adjuvant postoperativ (individuelle Risikoabschätzung!)
    • Vorgehen: Unterschiedliche Fraktionierungsschemata mit 21–30 Gy
    • Prognose: Kurzfristig gute Wirksamkeit in frühen Stadien, keine evidenzbasierten Daten zur adjuvanten Therapie vorhanden
    • Nebenwirkungen: Lokale Hautreaktion, kanzerogen
  • Kollagenase-Injektion
    • Indikation: Fibrosierung mit ausgeprägtem Extensionsdefizit (in Deutschland nicht verfügbar)
    • Vorgehen: Injektion von Kollagenase (gewonnen aus Clostridium histolyticum)
    • Prognose: Gute initiale Wirksamkeit, hohe Rezidivrate [20]
    • Nebenwirkungen: Hautatrophie, Hautnekrose, Beugesehnenruptur

Operatives Vorgehen [3][6][7][14][21]

  • Perkutane Nadelfasziotomie
    • Indikation: Fibrosierung mit Strangbildung
    • Vorgehen: Perkutane Durchtrennung von Strängen mit einer Nadel
    • Prognose: Kurzfristig gute Wirksamkeit, hohe Progress- und Rezidivrate
    • Nebenwirkungen: Neurovaskuläre Schäden, Hautdefekt, CRPS, Beugesehnenruptur (selten)
  • Fasziektomie
    • Indikation: Schmerzhafte Fibrosierung mit oder ohne Extensionsdefizit
    • Vorgehen: Offene Entfernung von Knoten und Strängen
    • Prognose: Gute initiale Wirksamkeit bei ggf. länger dauernder Wundheilung und Narbenbildung, hohe Rezidivrate
    • Nebenwirkungen: Wundheilungsstörung bis hin zur Hautnekrose, Narbenbildung, neurovaskuläre Schäden, Bewegungs-/Funktionseinschränkung, CRPS
  • Dermatofasziotomie
  • Amputation
    • Ultima Ratio bei Fibrosierung mit stark ausgeprägtem Extensionsdefizit
    • Vorgehen: Offene Amputation und Deckung
    • Prognose: Gute Wirksamkeit bei Verlust des entsprechenden Fingers
    • Nebenwirkungen: Phantomschmerzen, Wundheilungsstörung, Funktionseinschränkung, CRPS
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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