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Polymyositis und Dermatomyositis

Letzte Aktualisierung: 29.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Polymyositis und Dermatomyositis sind seltene Autoimmunerkrankungen, die als idiopathische inflammatorische Myositiden zu den Kollagenosen gezählt werden. Bei beiden Erkrankungen treten eine proximal betonte Muskelschwäche und Schmerzen der Schulter- und Beckenmuskulatur auf – bei der Dermatomyositis zusätzlich Hautveränderungen meist in Gesicht und Dekolleté (sog. „Lila-Krankheit“). Diagnostisch sind neben einer Erhöhung der Muskelenzyme (Kreatinkinase, AST, LDH) ein auffälliges Elektromyogramm sowie spezifische Veränderungen in der Muskelbiopsie wegweisend. Die Behandlung beinhaltet Glucocorticoide und weitere immunsuppressive Medikamente.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Polymyositis: Entzündliche Erkrankung der Skelettmuskulatur mit proximal betonter Muskelschwäche und ggf. Organbeteiligung
  • Dermatomyositis: („Lila-Krankheit“): Symptome einer Polymyositis mit Hautbeteiligung
  • Amyopathische Dermatomyositis: Hautsymptome der Dermatomyositis ohne Muskelbeteiligung [1]
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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Klassifikationtoggle arrow icon

Klassifikationskriterien der idiopathischen inflammatorischen Myositiden nach ACR/EULAR von 2017 [3]

  • Klassifikation der Myositiden insb. zu Studienzwecken mithilfe eines Punktesystems
  • Berücksichtigt werden bis zu 16 Variablen verschiedener Kategorien wie Alter, Symptome, Laborparameter und Ergebnisse der Muskelbiopsie [2]
  • Berechnung: Siehe Quellen für einen IIM-Calculator [4]

Ältere Klassifikationskriterien

Klassifikationskriterien der Polymyositis und Dermatomyositis nach Bohan und Peter (1975)
Kriterium Polymyositis Dermatomyositis Details
Sichere Diagnose Wahrscheinliche Diagnose Sichere Diagnose Milde oder frühe Verlaufsform
Muskelkraft Myopathische Muskelschwäche Myopathische Muskelschwäche Myopathische Muskelschwäche Scheinbar normale Muskelkraft Progrediente, symmetrische, proximale Muskelschwäche der oberen und unteren Extremität mit oder ohne Dysphagie
EMG Myopathisch Myopathisch Myopathisch Myopathisch oder unspezifisch Kurze niedrigamplitudige, polymorphe Einheiten, Fibrillationen, komplexe repetitive Entladungen, scharfe positive Wellen
Muskelenzyme Erhöht (CK bis 50-fach) Erhöht (CK bis 50-fach) Erhöht (CK bis 50-fach) Erhöht (CK bis 10-fach) oder normal CK, AST/ALT, LDH, Aldolase
Muskelbiopsie Pathologisches Muster im Sinne einer Polymyositis Unspezifisches myopathisches Bild Pathologisches Muster im Sinne einer Dermatomyositis Unspezifisch oder pathologisches Muster im Sinne einer Dermatomyositis Perivasale, interfaszikuläre oder endomysiale entzündliche Infiltration, Phagozytose, Nekrose und Regeneration von Muskelfasern, Kapillar- und endotheliale Schädigung
Hauterscheinungen Keine Keine Vorhanden Vorhanden Typische Hautveränderungen: Heliotropes Erythem der Augenlider mit periorbitalem Ödem, Gottron-Zeichen, Gottron-Papeln
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Trigger sowie genetische Disposition → Humoral bzw. zellulär vermittelter Endothelschaden der muskulären Arteriolen → Kapillarrarefizierung → Hypoxischer Muskelschaden → Atrophie der betroffenen MuskelfasernNekrose und Degeneration der Muskelfasern

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Symptomatiktoggle arrow icon

Gemeinsame Symptome

Hautsymptome bei Dermatomyositis [8]

Das heliotrope Erythem ist pathognomonisch für die Dermatomyositis!

Fakultativer Befall innerer Organe

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Neben der Poly- und Dermatomyositis existieren weitere Unterformen der idiopathischen inflammatorischen Myopathien.

Immunvermittelte nekrotisierende Myopathie

Overlap-Myositis

Einschlusskörpermyositis

  • Epidemiologie
    • Häufigste Myositis im Alter >45 Jahre
    • Geschlechterverhältnis: >
  • Symptome
    • Asymmetrischer Befall der langen Finger- und Handgelenksbeuger sowie des M. quadriceps femoris
    • Im Verlauf auch proximale Muskelgruppen betroffen
    • Dysphagie (ca. 60%)
    • Beteiligung der Atemmuskulatur
    • Sensorische Neuropathie
  • Diagnostik
    • EMG: Myopathisch, im Verlauf Mischbild aus myopathisch und neuropathisch
    • Labordiagnostik: Kreatinkinase meist nur leicht erhöht (bis ca. 15-fach)
    • Muskelbiopsie: Faseratrophie, Fibrose, CD8+-T-Zell-Infiltrate in Muskelfasern, β-Amyloid
  • Therapie: Kaum oder nur zeitweise Ansprechen auf Immuntherapie; ggf. Immunglobuline i.v. erwägen
  • Prognose: Meist chronisch-progredienter Verlauf
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Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung [9]

  • Proximal symmetrische Muskelschwäche
  • Im Verlauf: Beteiligung der Atem- und Nackenmuskulatur
  • Inspektion auf charakteristische Hautveränderungen und periorbitale Ödeme

Labordiagnostik

MRT der betroffenen Muskelareale

  • Indikation: Identifikation von betroffenen Muskeln zur Biopsie; Therapiemonitoring
  • Typische Befunde
    • T2-gewichtete Aufnahmen: Entzündlich veränderte Muskelareale mit Signalanhebung der befallenen Muskeln
    • T1-gewichtete Aufnahmen: Fettiger Muskelumbau

Elektromyografie (EMG)

  • Myopathische Potenziale bei Muskelaktivität: Potenziale motorischer Einheiten niedrig, polyphasisch und verkürzt; dichtes Interferenzmuster
  • Erhöhte Spontanaktivität: Fibrillationen, positive scharfe Wellen, repetitive Entladungen

Muskelbiopsie mit Histologie/Immunhistologie

  • Goldstandard zum Nachweis einer Myositis und Abgrenzung gegen neuromuskuläre Erkrankungen
  • Vorgehen: Offene Biopsie eines klinisch mittelgradig betroffenen Muskels, mind. 1 × 1 × 1 cm
  • Pathologie bei Polymyositis
  • Pathologie bei Dermatomyositis
    • Perimysiale (seltener perivasale) lymphomonozytäre Rundzellinfiltrate
    • Komplementablagerungen in Kapillarendothelien
    • Muskelfasernekrosen
    • Perifaszikuläre Atrophie von Muskelfasern

Die Muskelbiopsie ist entscheidend für die Diagnose einer Myositis!

Hautbiopsie

Kapillarmikroskopie

  • Indikation: Unterstützend bei V.a. Dermatomyositis
  • Veränderungen bei Dermatomyositis
    • Büschelkapillaren
    • Einblutungen
    • Ektasien
    • Gelegentlich Megakapillaren

Weitere Diagnostik bei V.a. auf Organbeteiligung

Tumorsuche [10]

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Medikamentös

Initialtherapie

Erhaltungstherapie

  • Unter langfristiger Corticosteroidtherapie
  • Dosisreduktion (Ausschleichen) der Glucocorticoide auf möglichst geringe Dosis innerhalb von 3–6 Monaten
  • Erneute Symptome beim Ausschleichen der Glucocorticoide oder unzureichendes Therapieansprechen → Immunsuppressive Langzeittherapie

Langzeittherapie

Therapie bei extramuskulären Manifestationen

Supportiv

Bei Tumorassoziation kann eine Tumorentfernung zur Besserung der Symptome führen!

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Prognosetoggle arrow icon

  • 5-Jahres-Überlebensrate: 70–90%
  • Ansprechrate: Nach 5 Jahren (unter Therapie)
    • Ca. 40% Vollremission
    • Ca. 45% Verbesserung
    • Ca. 15% Verschlechterung
  • Schlechte Prognosefaktoren
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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Polymyositis und Dermatomyositis

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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