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Norovirus-Infektion

Letzte Aktualisierung: 5.3.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Noroviren sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der Gastroenteritiden bei Kindern und Erwachsenen verantwortlich. Sie werden in der Regel über Kontakt- und Schmierinfektionen übertragen und lösen aufgrund der hohen Infektiosität und kurzen Inkubationszeit schnell Epidemien aus. Da Norovirus-Epidemien (insb. in stationären Einrichtungen) vor allem ältere Patienten und Kleinkinder gefährden und inzwischen auch eine ökonomische Belastung für die betroffenen Einrichtungen darstellen, sollte großer Wert auf die Einhaltung hygienischer Standards gelegt werden. Klinisch stellt sich die Erkrankung typischerweise mit akut einsetzender Übelkeit, schwallartigem Erbrechen und gleichzeitiger wässriger Diarrhö dar. Die Therapie ist rein symptomatisch, eine Impfung gibt es derzeit nicht.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Vorkommen: Weltweit
  • Häufigkeit
    • Ca. 50 % aller nicht-bakteriellen Gastroenteritiden des Erwachsenen
    • Ca. 30 % aller nicht-bakteriellen Gastroenteritiden des Kindesalters
  • Altersgipfel
    1. Kinder <5 J. (zweithäufigste Ursache der akuten Gastroenteritis im Kindesalter nach Rotaviren)
    2. Ältere Personen >70 J.
  • Epidemisches Risiko: Gemeinschaftseinrichtungen (bspw. Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten) aufgrund der unmittelbaren Nähe der Kontaktpersonen
  • Saisonalität: Oktober bis März

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Erreger: Norovirus (>20 humanpathogene Typen), Familie der Caliciviridae, RNA-Virus
    • Reservoir: Nach heutigem Wissensstand ist der Mensch das einzige Reservoir der humanpathogenen Noroviren
  • Infektionsweg: Fäkal-oral
    • Orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen, die beim schwallartigen Erbrechen entstehen
    • Kontakt- und Schmierinfektion
      • Direkter Kontakt zu Stuhl oder Erbrochenem
      • Kontaminierte Flächen
      • Lebensmittel (insb. Muscheln, (Tiefkühl‑)Beeren oder Salate) [1][2]
      • Trinkwasser
  • Infektiosität
    • Sehr hohe Infektiosität: Minimale Infektionsdosis (10–100 Viruspartikel) reicht aus
    • Höchstes Ansteckungsrisiko besteht zum Zeitpunkt der Symptomatik
    • Erreger können aber auch noch 1–2 (selten viele) Wochen nach Sistieren der Symptome über den Stuhl ausgeschieden werden
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Die Verfahren zur Diagnosesicherung sollten bei Epidemien, schwerem Verlauf oder immunsupprimierten Personen zum Einsatz kommen . Bei unkompliziert verlaufender Gastroenteritis ist keine Diagnostik nötig, da sich hieraus keine therapeutischen Konsequenzen ergeben (siehe auch: Klinisches Management der akuten Durchfallerkrankung).

Entscheidend ist das klinische Bild! Stuhluntersuchungen haben meist keine therapeutische Konsequenz und sollten daher unterlassen werden!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Siehe auch: Ätiologie von Durchfallerkrankungen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie erfolgt rein symptomatisch, da es keine kausale antivirale Therapie gibt.

Butylscopolamin (z.B. Buscopan®) wird im Kindesalter aufgrund des hohen Nebenwirkungspotenzials sehr zurückhaltend eingesetzt!

Antibiotika oder Antidiarrhoika (bspw. Loperamid) werden nicht empfohlen! Antiperistaltische Medikamente wirken sogar kontraproduktiv, da der erregerhaltige Stuhl ausgeschieden werden sollte!

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Präventiontoggle arrow icon

Impfung

Ein Impfstoff steht aktuell nicht zur Verfügung.

Präventive Hygienemaßnahmen

  • Einhalten von Hygienevorschriften in medizinischen Einrichtungen und Gemeinschaftseinrichtungen sowie in Küchen
  • Strenges Durchgaren von Gerichten mit Meeresfrüchten

Hygienemaßnahmen bei Norovirus-Epidemien

Für Patienten und Kontaktpersonen

  • Einhalten von Hygieneregeln
    • Händedesinfektionsmittel mit viruzider Wirksamkeit (z.B. Desderman® pure, Sterillium® Virugard, Skinman® complete pure) und Tragen von Handschuhen
    • Atemschutz beim Umgang mit Erbrochenem
    • Sanitär-Desinfektion
  • Isolation von Erkrankten
  • Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder <6 J. mit Nachweis oder Verdacht auf Gastroenteritis bis 2 Tage nach Sistieren der Symptome keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen
    • Ein ärztliches Attest ist nicht erforderlich
    • Fortführen der hygienischen Maßnahmen über mindestens 2 Wochen
  • Erkrankte Personen in Lebensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) sollten frühestens 2 Tage nach dem Sistieren der Symptomatik wieder arbeiten gehen
    • Fortführen der hygienischen Maßnahmen am Arbeitsplatz über 4–6 Wochen
    • Bei Wiederauftreten der Symptomatik erneute Freistellung

Für Gemeinschaftseinrichtungen

  • Allgemeine Maßnahmen
    • Abkochgebot für Trinkwasser
    • Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen (bspw. Hotels, Gaststätten)
    • Sicherstellung von Wasser- und Lebensmittelproben
  • Maßnahmen in medizinischen Einrichtungen
    • Isolation in Einzelzimmern
      • Ggf. als Kohortenisolierung
      • Schutzkleidung: Schutzkittel, Handschuhe, Mundschutz
    • Händedesinfektion mit einem gegen Noroviren wirksamen Händedesinfektionsmittel (z.B. Desderman® pure, Sterillium® Virugard, Skinman® complete pure)
      • Unterweisung des Personals, der Patienten und der Kontaktpersonen in korrekter Händedesinfektion
    • Flächendesinfektion kontaminierter Oberflächen und Sanitäranlagen

Mitarbeiter mit Symptomen sollten unverzüglich nach Hause geschickt werden!

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Meldepflichttoggle arrow icon

  • Arztmeldepflicht
    • Nach § 6 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei Verdachts- oder Krankheitsfall einer Erreger-bedingten Lebensmittelvergiftung oder einer akuten infektiösen Gastroenteritis, wenn:
      • eine Person aus der Lebensmittelbranche betroffen ist oder
      • ≥2 Personen von einem möglichen epidemischen Zusammenhang betroffen sind
    • Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Namentliche Arztmeldepflicht bei Krankheits- oder Todesfällen sowie bei Ausscheidern
  • Labormeldepflicht nach § 7 IfSG
    • Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis (nur direkter Nachweis aus dem Stuhl)
  • Meldepflicht für Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen nach § 33 und § 34 (6) IfSG
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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Norovirus

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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