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Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom im Kindes- und Jugendalter

Letzte Aktualisierung: 6.7.2023

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Autoren: Dr. med. Anna Wings für AMBOSS, Dr. med. Alfred Wiater für die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) bei Kindern ist definiert als intermittierende komplette oder partielle Obstruktionen der oberen Atemwege im Schlaf, die sich klinisch meist in Form von Schnarchen und angestrengter Atmung im Schlaf äußern. In der Folge kann es zu Tagesschläfrigkeit, Hyperaktivität, emotionaler Symptomatik sowie Aufmerksamkeits- und Lernstörungen kommen, im Verlauf auch zu einer arteriellen Hypertonie und Rechtsherzbelastung. Da bei Kindern aufgrund ihrer geringen funktionellen Residualkapazität selbst kurze obstruktive Apnoen bereits zu Hypoxämien führen können, ist ein Erkennen und Behandeln der Symptomatik besonders wichtig. Diagnostisch kommt neben der symptomorientierten klinischen Untersuchung insb. die Polysomnografie zum Einsatz. Die Behandlung erfolgt kausal entsprechend den Ursachen; häufig ist eine Verkleinerung von Adenoiden und Tonsillen oder eine Gewichtsreduktion indiziert. Bei unzureichender Besserung erfolgt eine symptomatische Therapie mittels CPAP/BiPAP.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Im Schlaf auftretende Obstruktion der Atemwege bei Kindern ab Geburt bis zum 18. Lebensjahr als [1]
    • intermittierende, komplette obstruktive Apnoe oder
    • partielle obstruktive Hypopnoe oder
    • Kombination beider Formen der Atmungsstörung
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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Prädisponierende und auslösende Faktoren [2][6]

Die Ätiologie der obstruktiven Schlafapnoe ist i.d.R. multifaktoriell!

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Klassifikationtoggle arrow icon

Obstruktiver Apnoe-Hypopnoe-Index (oAHI) [5]

  • Definition: Durchschnittliche Apnoe- bzw. Hypopnoe-Episoden pro Stunde Schlaf bezogen auf die gesamte Schlafzeit, eine Apnoe-/Hypopnoe-Episode hat eine Dauer von mind. 2 Atemzügen
  • Graduierung
    • oAHI <1: Normal
    • oAHI 1–5: Milde OSA
    • oAHI >5–10: Moderate OSA
    • oAHI >10: Schwere OSA

Ab einem obstruktiven Apnoe-Hypopnoe-Index (oAHI) ≥3 pro Stunde besteht ein erhöhtes Risiko für eine arterielle Hypertonie!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Obstruktive Hypopnoe oder Apnoe [3][5][7][8]

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Symptomatiktoggle arrow icon

Säuglinge [2][9]

Kleinkinder

Schulkinder

  • Symptome im Schlaf: Schnarchen und angestrengte Atmung, Apnoen
  • Tagessymptome: Morgendliche Kopfschmerzen, Mundatmung, Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Lern- und Schulschwierigkeiten
  • Verhaltensauffälligkeiten: Aggressives oder hyperaktives Verhalten, sozialer Rückzug
  • Emotionale Symptome: Depressivität, Angstsymptomatik
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Diagnostiktoggle arrow icon

Symptombezogene klinische Untersuchungen [11]

  • Allgemein- und neuropädiatrische Untersuchung: Prädisponierende Faktoren (bspw. neuromuskuläre Erkrankung)?
  • HNO-ärztliche Untersuchung: Kehlkopfinstabilität? Anatomische Anomalien?
    • Ggf. Endoskopie zur Beurteilung einer OP-Indikation
  • Kieferorthopädische und/oder Mund-Kiefer-Gesichts-chirurgische Untersuchung: Malokklusion? Mittelgesichtshypoplasie?
  • Logopädische Untersuchung: Orovelopharyngeale Dysfunktion?

Polysomnografie (PSG) [2][11]

Diagnosekriterien für OSA bei Kindern nach der „International Classification of Sleep Disorders, 3rd Edition“ [2][12]

Zur Diagnosestellung müssen sowohl die klinischen als auch die PSG-Kriterien erfüllt sein.

  • Klinische Kriterien [13]
    • Schnarchen oder angestrengte/behinderte Atmung im Schlaf
    • und/oder Tagessymptome: Tagesschläfrigkeit, Hyperaktivität, Verhaltensauffälligkeiten oder Lernstörungen
  • Polysomnografische Kriterien
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Bei einem schnarchenden Kind mit ≥1 zusätzlichem Symptom sollte immer eine PSG durchgeführt werden!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapie bei Kindern mit adenotonsillärer Hyperplasie ohne weitere OSA-Risikofaktoren (siehe: Ätiologie der OSA im Kindesalter) [4][11]

  • Verkleinerung der die Obstruktion verursachenden Strukturen
    • Antiinflammatorische Therapie (initial über 6–12 Wochen)
      • Nasale Steroide: Mometason-17-(2-furoat)
        • Kinder 3–18 J.
      • und/oder Montelukast
        • Kinder 6 Mon.–2 J.
        • Kinder >2–5 J.
        • Kinder 6–14 J.
        • Kinder ≥15 J. und Jugendliche
        • Siehe auch: Montelukast (pädiatrisch)
      • Die Medikamente sind zur längerfristigen Anwendung geeignet, werden aber unter der Fragestellung Schnarchen/OSA nur zeitlich begrenzt eingesetzt
    • Adenotomie mit Tonsillektomie bzw. Tonsillotomie (bei Persistenz unter konservativer Therapie oder initial bei moderater bis schwerer OSA)
  • Bei fehlendem Therapieerfolg : CPAP/BiPAP-Therapie zur Überbrückung der Obstruktion
    • Titration des optimalen Drucks im Schlaflabor während PSG
    • Dauer der CPAP/BiPAP-Therapie solange wie nötig; jährliche Auslassversuche
  • Ergänzend, insb. bei Gesichtsmuskelhypotonie: Logopädische oder myofunktionelle Therapie

Therapie bei Kindern mit zusätzlichen OSA-Risikofaktoren (siehe: Ätiologie der OSA im Kindesalter)

  • Behandlung einer zugrunde liegenden Erkrankung (z.B. Gewichtsreduktion bei Adipositas)
  • Weitere Maßnahmen je nach Ursache
    • Optimieren der Schlafhygiene
    • Allergenkarenz
    • CPAP/BiPAP-Therapie
    • Tracheostoma
    • Kieferorthopädische Behandlung
      • Bspw. Tübinger Gaumenplatte mit Sporn (bei Pierre-Robin-Symptomatik)
    • Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
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Prognosetoggle arrow icon

  • Abhängig von
    • Möglichen zugrunde liegenden Erkrankungen
    • Prädisponierenden Faktoren (siehe: Ätiologie der OSA im Kindesalter)
    • Zeitpunkt des Therapiebeginns; je früher eine Therapie beginnt, umso besser ist die Prognose für
      • Regredienz kardiovaskulärer Komplikationen [6]
      • Positive Entwicklung des Gesichtsschädelwachstums
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Komplikationentoggle arrow icon

  • Entwicklungsstörungen [2][9]
    • Wachstumsstörungen
    • Verformungen des Gesichtsschädels
    • Verformungen des Thoraxskeletts
    • Kognitive Störungen
  • Verhaltensstörungen
    • Hyperaktivität
    • Aggressives Verhalten
    • Emotionale Störungen
  • Aufmerksamkeits- , Konzentrations- und Schulleistungsstörungen
  • Kardiovaskuläre Komplikationen

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Exkurs: Schnarchen bei Kinderntoggle arrow icon

Definitionen [11]

Epidemiologie/Ätiologie

Prozedere

  • Bei schnarchenden Kindern im Alter von 2–8 Jahren mit adenoiden Vegetationen ohne Risikofaktoren
  • Primäre Polysomnografie (PSG) zum Ausschluss einer OSA
    • Bei schnarchenden Kindern mit ≥1 zusätzlichem Symptom
    • Bei Trisomie 21 oder komplexen Syndromen und Fehlbildungen (auch ohne Schnarchen): PSG schon im Säuglingsalter
    • Bei Patienten mit Risikofaktoren für eine OSA
      • Zusätzlich schlafmedizinische Untersuchung und Therapie in spezialisierten Zentren

Medikamentöse Therapie

  • Bei Kindern im typischen Alter (2–8 J.) ohne Risikofaktoren und/oder bei Ausschluss einer OSA: Antiinflammatorische Therapie (über 6 Wochen)
    • Nasale Steroide: Mometason-17-(2-furoat)
      • Kinder 3–18 J.
    • und/oder Montelukast
      • Kinder 6 Mon.–2 J.
      • Kinder >2–5 J.
      • Kinder 6–14 J.
      • Kinder ≥15 J. und Jugendliche
      • Siehe auch: Montelukast (pädiatrisch)
    • Die Medikamente sind zur längerfristigen Anwendung geeignet, werden aber unter der Fragestellung Schnarchen/OSA nur zeitlich begrenzt eingesetzt
  • Bei Vorliegen einer OSA: Siehe Therapie der OSA bei Kindern

Auch ohne Nachweis einer adenotonsillären Hyperplasie kann bei habituellem Schnarchen eine antiinflammatorische Therapie erfolgreich sein!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

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