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Varikosis und chronisch-venöse Insuffizienz

Letzte Aktualisierung: 14.10.2024

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung, die als Folge chronischer Venenerkrankungen unterschiedlicher Ätiologie auftritt und die Venen der unteren Extremität betrifft. Häufigste Ursache ist die Varikosis, bei der sich im Laufe des Lebens Varizen (sackartig erweiterte oberflächliche Venen) entwickeln.

Während eine Varikosis initial vor allem eine ästhetische Beeinträchtigung für viele Betroffene darstellt, kann die chronisch-venöse Insuffizienz im Verlauf zu klinisch relevanten Komplikationen führen. Aufgrund einer Drucksteigerung im venösen System entstehen Veränderungen der Haut und weitere Umbauvorgänge des Venensystems. Das häufigste Frühsymptom sind Ödeme, bei schweren Verläufen können jedoch auch trophische Hautveränderungen und Ulzerationen (Ulcus cruris venosum) auftreten.

Die Diagnostik erfolgt i.d.R. mittels bildgebender Verfahren (meist Duplexsonografie). So können funktionelle und symptomatische Einschränkungen erfasst und eingeordnet und eine adäquate Therapie geplant werden.

Therapeutisch kommen konservative Maßnahmen (bspw. Kompression, Lymphdrainage) in Kombination mit endovenösen (bspw. Varizensklerosierung) oder operativen Verfahren (Venenstripping, Crossektomie) zum Einsatz.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Varikosis (Krampfaderleiden): Zylindrische Erweiterung und Aussackung oberflächlicher Venen mit Bildung von Knäueln und Schlängelungen
    • Primäre Varikosis: Idiopathische Insuffizienz der Venenklappen des oberflächlichen Venensystems, vermutlich bei zugrundeliegender genetischer Disposition
    • Sekundäre Varikosis: Erworbene Abflussbehinderung der tiefen Venen mit Ausbildung von Kollateralen
    • Lokalisationen
      • Stammvarikosis oder Seitenastvarikosis: Betreffen den Stamm oder Seitenäste der Vena saphena magna bzw. parva, zusätzlich können auch Vena saphena accessoria anterior und posterior betroffen sein.
      • Perforansvarizen: Funktionsgestörte Verbindungsvenen zwischen dem oberflächlichen und tiefen Venensystem.
      • Retikuläre Varizen: 2–4 mm durchmessende netzartige Venengeflechte, die sich häufig an der Außenseite des Beins befinden.
      • Besenreiservarizen: Varizen kleinster intradermal gelegener Venen (Durchmesser <1 mm). Sie liegen meistens an der Rückseite des Oberschenkels.
  • Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI): Folgeerscheinung im Rahmen von chronischen Venenerkrankungen der unteren Extremität, die mit Haut- und Venenveränderungen, Ödemen bis hin zu Ulzera einhergeht.

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Epidemiologietoggle arrow icon

Varikosis

Chronisch-venöse Insuffizienz [3]

  • Prävalenz: Ca. 5–10% der Allgemeinbevölkerung
  • Inzidenz: Zunahme mit steigendem Alter
  • Geschlecht: > (1,5:1)

Risikofaktoren

Varikosis und chronisch-venöse Insuffizienz hängen pathophysiologisch eng zusammen, daher gleichen sich auch ihre Risikofaktoren! Diese schließen insbesondere Einflüsse ein, die das Bindegewebe schwächen oder den venösen Blutdruck erhöhen!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Varikosis

Chronisch-venöse Insuffizienz

  • Häufig: Primäre oder sekundäre Klappenschäden (bspw. durch primäre Varikosis oder nach stattgehabter tiefer Beinvenenthrombose)
  • Selten: Angeborene oder erworbene (bspw. nach Traumata) arterio-venöse Fisteln
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Klassifikationtoggle arrow icon

CEAP-Klassifikation der Varikosis

Klinische Klassifikation nach CEAP
C0 Keine sichtbaren Zeichen einer Venenkrankheit
C1 Besenreiser und retikuläre Varizen
C2 Varikosis ohne Zeichen einer CVI
C3 Ödem
C4 Hautveränderungen
C4a Pigmentierung, Ekzem
C4b Dermatoliposklerose, Atrophie blanche
C5 Abgeheiltes Ulcus cruris
C6 Florides Ulcus cruris

Klinische Stadien der CVI (Einteilung nach Widmer)

Klinische Stadien der CVI nach Widmer

Stadium

Klinische Befunde
Stadium I
  • Reversible Ödeme
  • Corona phlebectatica paraplantaris

Stadium II

  • Dauerhafte Ödeme
  • Atrophie blanche
  • Purpura jaune d'ocre
  • Stauungsdermatitis (Stauungsekzem)
  • Dermatoliposklerose

Stadium III

Stammvarikosis-Klassifikation nach Hach

Stadieneinteilung der Stammvarikosis nach Hach
V. saphena magna V. saphena parva
I Insuffizienz der Mündungsklappen
II Reflux bis oberhalb des Knies Reflux bis zur Wadenmitte
III Reflux bis unterhalb des Knies Reflux bis zum Fuß
IV Reflux bis zum Fuß -

Klinische Stadieneinteilung der Varikosis nach Marshall

Einteilung der klinischen Ausprägung einer Varikosis (modifiziert nach Marshall)
Grad 1
Grad 2
Grad 3
Grad 4
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Pathophysiologietoggle arrow icon

Pathophysiologische Kaskade bei Varikosis und CVI

  • Entstehungssequenz von Varizen
    • Venöse Abflussstörung → Insuffizienz der Venenklappen
    • Reflux vom tiefen Venensystem ins oberflächliche Venensystem
    • Venöse Hypertonie mit verzögertem Rückstrom des Venenblutes
    • Ausbildung von Varizen
  • Entstehung einer CVI und Folgeerscheinungen
    • Varizen → Verstärkte transendotheliale Filtration von Eiweiß und anderen korpuskulären Blutbestandteilen ins Bindegewebe
    • Verminderte Reabsorption von Gewebeflüssigkeit → Weitere Schädigung und zunehmende Durchlässigkeit der Venenwand
    • Überlastung der lymphatischen Transportkapazität → Ödembildung
    • Reaktive Bindegewebsproliferation → Minderperfusion des Gewebes (Hypoxie)
    • Ausbildung eines Ulcus cruris
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Symptomatiktoggle arrow icon

Varikosis

Chronisch-venöse Insuffizienz

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Diagnostiktoggle arrow icon

Eine spezialisierte Diagnostik soll nur bei symptomatischen Varizen erfolgen!

Die Prüfung der Durchgängigkeit des tiefen Venensystems ist vor jeglicher Intervention unerlässlich!

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Venenfunktionsteststoggle arrow icon

In der standardisierten phlebologischen Diagnostik sind bildgebende Verfahren obligat! Die folgenden Tests sind vergleichsweise aufwendig und daher in der klinischen Praxis nur noch von geringer Bedeutung!

  • Trendelenburg-Test: Prüfung der Funktion der oberflächlichen Venenklappen sowie der Venenklappen der Perforansvenen
    • Durchführung
      1. Person liegt, Beine werden hochgelagert → Aufgrund der Schwerkraft entleeren sich die Varizen (ggf. zusätzlich ausstreichen bis vollständig entleert)
      2. Anlage einer Staubinde mittig am Oberschenkel, die die oberflächlichen Venen (V. saphena magna) komprimiert
      3. Bein wird gesenkt (ggf. aufstehen lassen) → Bei suffizienten Perforansvenen kommt es nicht zur Füllung der oberflächlichen Venen, da das Blut physiologischerweise vom oberflächlichen zum tiefen Venensystem fließt
        • Trendelenburg I positiv: Bei liegender Stauung kommt es zu einem schnellen Rückstrom vom tiefen zum oberflächlichen Venensystem → Insuffiziente Perforansvene
        • Trendelenburg II positiv: Nach Abnahme der Stauung kommt es zu einem Rückstrom innerhalb des oberflächlichen Venensystems → Insuffizienz der oberflächlichen Venenklappen (Stammvarikosis)
  • Perthes-Test: Prüfung der Durchgängigkeit der tiefen Venen, um gleichzeitig auch die Operabilität nachzuweisen
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Bei pAVK treten an der Außenseite des Unterschenkels schmerzhafte Ulzera auf ("Aua!")! Bei chronisch-venöser Insuffizienz treten am Innenknöchel eher indolente, schmerzlose Ulzera auf!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemein

  • Vorgehen
    • Indikation für Diagnostik und Therapie nur bei Symptomen
    • Häufig Kombination aus konservativem und invasivem Verfahren sinnvoll, um geringere Invasivität zu erreichen
  • Therapieziele: Möglichst dauerhafte Normalisierung der venösen Hämodynamik → Verhinderung der Progression der CVI

Eine Therapie der Varikosis ist nur bei Symptomen indiziert!

Konservativ

Die konservative Therapie ist in jedem Stadium der Erkrankung sinnvoll!

Endovenös

  • Ziel: Umwandlung der Vene in einen bindegewebigen Strang, der nicht rekanalisieren kann
  • Prinzip: Erzeugen eines lokalen Gefäßwandschadens (bspw. chemisch oder thermisch) → Obliteration und Fibrosierung der Varize

Endovenös thermische Verfahren (EVTA)

Endovenös chemische Verfahren

Operativ

Indikationen

Kontraindikationen

OP-Prinzipien

Operative und interventionelle Maßnahmen können nur bei primärer Varikosis eingesetzt werden – bei Insuffizienz des tiefen Venensystems sind diese Methoden nicht geeignet!

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Studientelegramme zum Thematoggle arrow icon

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • I87.-: Sonstige Venenkrankheiten
    • I87.2-: Venöse Insuffizienz (chronisch) (peripher)
      • I87.20: Venöse Insuffizienz (chronisch) (peripher) ohne Ulzeration
        • Venöse Insuffizienz (chronisch) (peripher), o.n.A.
      • I87.21: Venöse Insuffizienz (chronisch) (peripher) mit Ulzeration
      • Exklusive: Ulcus cruris varicosum (I83.0, I83.2)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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