Zusammenfassung
Phytotherapeutika sind aus Pflanzen zubereitete Arzneimittel, die keine synthetischen Substanzen enthalten. Sie können als die ursprünglichsten Medikamente angesehen werden, da sie schon im Altertum Verwendung fanden. Beispiele für erfolgreiche, synthetisch hergestellte Medikamente, die ihren Wirkstoff der Pflanzenwelt verdanken, sind Morphin (aus der Mohnpflanze) und Digoxin (aus dem Fingerhut). Diese beiden Medikamente haben neben den erwünschten Wirkungen natürlich wie jedes Medikament auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen, woraus sich ableiten lässt, dass die Behauptung „pflanzliche Medikamente seien nicht giftig und können nie schaden“ nicht korrekt ist und sogar gefährlich sein kann. So wurde das Anxiolytikum Kava-Kava-Wurzel in Deutschland wegen potenzieller Lebertoxizität vom Markt genommen. Ein anderes Beispiel ist Johanniskraut, das bei Depressionen eingesetzt wird. Es kann durch Enzyminduktion (induziert CYP 3A4) zu gefährlichen Konzentrationsänderungen anderer Medikamente wie Phenprocoumon und Kontrazeptiva führen, weswegen die Komedikation immer auf potenzielle Interaktionen geprüft werden muss.
Ein Problem der Phytotherapie ergibt sich aus der Tatsache, dass der Wirkstoffgehalt in Abhängigkeit von Wetter- und anderen Wachstumsbedingungen sehr unterschiedlich sein kann. Weiterhin muss man, gemessen an dem Qualitätskriterium einer evidenzbasierten Medizin, anmerken, dass bei manchen beliebten Phytotherapeutika wie Ginkgo bisher kein therapeutischer Nutzen nachgewiesen werden konnte. Einige Phytotherapeutika zeigten in Studien eine Verbesserung der Stimmungslage und eine Linderung der Beschwerden, so dass der zusätzliche Einsatz in der medikamentösen Behandlung empfohlen werden kann.
Analgetisch wirksame Substanzen
- Afrikanische Teufelskrallenwurzel: Bei muskuloskelettalen und arthritisch-degenerativen Erkrankungen; zudem antiphlogistisch wirksam
- Arnikablüten: Bspw. bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden
- Weidenrinde: Enthält Salicinderivate; Salicin wird zu Salicylsäure (Grundstoff von Acetylsalicylsäure)
- Pfefferminzöl: Aufgrund seiner kühlenden Wirkung u.a. eingesetzt bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen
Adstringierend und antimikrobiell wirksame Substanzen
- Adstringens: Auf der Haut aufgetragen wirken diese Mittel austrocknend, blutstillend und entzündungshemmend
- Inhaltsstoffe: Hauptbestandteil sind Gerbstoffe
- Präparate (mit adstringierender und antimikrobieller Wirkung)
- Indikationen
- Leichte Blutungen
- Leichte Entzündungen
- Leichte dermatologische Krankheitsbilder
„Schwaches“ Immunsystem
- Mistel
- Häufig alternativmedizinisch eingesetztes Medikament
- Einsatz bei der Krebstherapie: Supportiv zur Chemotherapie oder Radiatio
- Studienlage zeigt bislang keinen eindeutigen Vorteil hinsichtlich Überleben, aber eine Verbesserung der Stimmungslage und Lebensqualität
- Purpursonnenhutkraut (Echinaceae purpureae herba)
- Wirkung: Unspezifische Stimulation des Immunsystems
- Verwendung: Erkältungskrankheiten
Depression
- Johanniskraut
- Effekt bei leichten bis mittelschweren Depressionen
- Enzyminduktion (CYP 3A4) → Wirkungsabschwächung von Phenprocoumon, Kontrazeptiva u.a.
Wirkstoff | Johanniskraut (z.B. Laif®900) [1] |
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Applikation | |
Standarddosierung |
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Indikationen |
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Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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DANI |
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DALI |
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Gravidität/Stillzeit | Die folgenden Informationen richten sich nach dem Eintrag zum Wirkstoff in Embryotox. [2]
Siehe auch: Grundlagen der medikamentösen antidepressiven Behandlung in Schwangerschaft und Stillzeit |
Atemwege
- Antitussiva: Hustenstillende Mittel
- Eibischwurzel
- Huflattich: Von der Verwendung wird abgeraten, da eine kanzerogene Wirkung angenommen wird
- Expektoranzien: Mittel zur Förderung des Bronchialsekrets
- Kiefernsprosse
- Anisöl
- Latschenkieferöl
- Eukalyptusöl
- CAVE: Bei Säuglingen und Kleinkindern kann es aufgrund der Reizung der Atemwege zum Glottiskrampf mit Atemlähmung kommen
- Terpentinöl (Fichtennadel)
- Lavendelblütenöl
- Koniferenöl
- Efeublätter (bspw. Prospan®)
- Thymiankraut (bspw. Bronchicum®)
- Weitere Substanzen
- Bischofskraut (Ammi visnaga): Spasmolytische Wirkung bei Asthma bronchiale
- Menthol: Nach Pfefferminze riechender Stoff mit schmerzlindernder und kühlender Wirkung
- Heublume: Durchblutungsfördernd und spasmolytisch (CAVE: Kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu Atemstillstand führen!)
- Kamillenblüten: Antiphlogistische und spasmolytische Wirkung
Herz-Kreislauf-System
- Herzinsuffizienz
- Weißdornextrakt
- Einsatz bei geringgradiger Herzinsuffizienz → NYHA I und II
- Positiv inotrop
- Nachlastsenkung
- Weißdornextrakt
- KHK
- Knoblauch: Wirkt über Allicin als Inhaltsstoff Lipid-senkend und hemmt die Thrombozytenaggregation
- Chronisch-venöse Insuffizienz
- Rosskastanie: Wirkt venentonisierend und reduziert die Kapillarpermeabilität
- Mäusedornwurzel: Wirkt venentonisierend und antiinflammatorisch, reduziert die Kapillarpermeabilität
Gastrointestinaltrakt
Blähungen
- Karminativum: Phytotherapeutisches Mittel gegen Blähungen
- Kümmel
- Anis
- Pfefferminze
- Kamille
Obstipation
- Laxans: Mittel zur Beschleunigung der Stuhlentleerung, häufig handelt es sich beim Wirkstoff um Anthrachinonderivate
- Faulbaumrinde
- Leinsamen
- Flohsamenschalen
- Sennesblätter
- Rizinusöl (kein ätherisches Öl)
Appetitanreger
- Chinarinde
- Wermutkraut
- Enzianwurzel
- Condurangorinde
- Ingwerwurzelstock
Diarrhöen
- Karottensuppe nach Moro (Oligogalakturonide binden pathogene Keime)
- Heidelbeeren
- Brombeerblätter
- Tormentillwurzelstock
- Uzarawurzel
- Schlafmohn: Enthält Morphium, das neben analgetischen Effekten auch eine darmlähmende und somit Diarrhö-lindernde Wirkung aufweist
Weitere Medikamente
- Ingwerwurzel: Übelkeit, Reisekrankheit
- Schöllkraut: Gallenflussfördernd
- Mariendistelfrüchte (enthalten Silymarin)
- „Lebermedikament“: Bei Leberzirrhose und Hepatitis kann ein hepatoprotektiver Effekt erzielt werden
- Schützt vor bestimmten Lebergiften (bspw. bei Knollenblätterpilzvergiftung), wenn frühzeitig eingenommen
- Verdauungsbeschwerden → Wirkt anregend auf den Gallenfluss
- Iberogast®
- Für Magen-Darm-Beschwerden zugelassen
- Enthält Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Pfefferminzblätter, Schöllkraut, Angelikawurzel, Süßwurzel und Melissenblätter
- Beachte: Fälle von Leberschädigung bis zum Leberversagen berichtet [3]
Urogenitaltrakt
- Harnwegsinfekt: Bärentraubenblätter → Antibakterielle Wirkung
- Harnsteinkolik: Pestwurz-Wurzelstock
- Benigne Prostatahyperplasie
- Brennnesselwurzel
- Zwergsägepalme
- Kürbiskerne
- Menstruationsbeschwerden und Klimakterium: Mönchspfefferextrakt, Cimicifugawurzelstock
Haut und Hautanhangsgebilde
- Neurodermitis: Nachtkerze
- Nässende Ekzeme: Zinnkraut als Badezusatz
- Entzündungen und Wundheilungsstörungen
- Zaubernuss (hoher Gehalt an Gerbstoffen)
- Ringelblume
- Ratanhiawurzel
- Eichenrinde
- Kamillenblüten
- Stiefmütterchenkraut
- Schleimhautschutz: Eibisch
- Förderung der Durchblutung
- Senföl
- Rosmarinöl
- Bockshornklee-Umschläge
- Cayennepfefferfrucht (Wirkstoff ist Capsaicin)
- Hemmung der Schweißdrüsensekretion
- Salbei